1972 - 1973

1972 beginnt Reinhardt die Aufzeichnung des Tages häufig mit dem Mantra. Im Tagebuch notiert er stichwortartig Ideen für seine Kunst sowie diverse gestaltete Objekte, dazwischen finden sich zwischen den Reflektionen eingestreut. Er beschäftigt sich Anfang des Jahres 1972 intensiv mit der Kunst, insbesondere mit dem Zeichnen des Ornaments, und übt sich auf der Gitarre. Mit den Ergebnissen ist er jedoch nicht recht zufrieden. Er versucht es eher erfolglos mit einigen Jobs und träumt von der eigenen Bar. Ab Juni werden die Pläne für den eigenen Laden konkreter und schließlich Wirklichkeit: Die Jazzgalerie eröffnet im Herbst 1972. Es läuft gut an, doch die Anfangseuphorie weicht schnell der ersten ernüchternden Erkenntnis, wie viel Arbeit die eigene Gastronomie bedeutet – und nun doch wieder keine Zeit für die Kunst zu haben. Hinzu kommt die Einsamkeit. Er schreibt wehmütige Gedichte und formuliert viele Einträge poetisch. Nach kurzen, lyrisch erzählten Passagen, die von seiner Liebe zu „Prinzessin Rada“, einem jungen Mädchen, handeln, klagt er wieder darüber, einfach kein Glück bei Frauen zu haben.

5.1.72
Eine Steckwand aus Styropor, auf der Probleme und Arbeitsziele etc. in Zetteln aufgesteckt werden, oder eine hierarchische Zielordnung oder Antizielordnung
Charakterschwächen usw.

6.1.72
Um wirklich Blues zu singen, muss man auch den Blues stilgerecht leben. Ich glaube, das ist mit allen Dingen so, die echt wirken und echt sind. Der Blues ist genauso unsterblich wie, sagen wir, die Malerei.
Wenn jemand sagt, dass die Malerei tot ist, so meint er die Historienmalerei o. ä. Porträt in abgewandelter Form und Malerei, deren Sinn im Ausdruck von Emotion und Sinnzusammenhang liegt und deren Bezug in Ausführung ihre gemäße Realisation findet, wird immer stark sein. Das ist auch meine Stärke. In der Musik suche ich noch meine mir gemäße Form.
Man muss sich eben mit dem vorliegendem Material befassen, es aufnehmen und dann wirken lassen.

Gären und ausreifen.
Ich muss und will und werde beides schaffen. Es ist erstaunlich, was für ein weites Feld sich auftut. Langsam beginne ich eine gewisse Konstanz in meinen Bildern an Qualität zu entwickeln. Darüber bin ich sehr glücklich!

12.1.72
Ornament: Nach Atomstruktur o. Ä.
auf dem Grund ein geometrisches Grundschema eintragen und dies dann mit Mustern, Gesichtern etc. beleben.
Verschlungene Systeme wie bei Sullivan müssen konstruiert werden. Labyrinth etc. Üben durch Vorschieben und räumliche Struktur über 3 zur 4ten.

17.1.72
Es ist zum Kotzen. Jede Möglichkeit, dieser Unsicherheit zu entfliehen, ruft bei mir  dieses verdammte Gefühl hervor, etwas falsch zu tun. Dabei immer das Gefühl, etwas in den Augen anderer Leute verloren zu haben. Mich reizt im Grunde genommen alles, bloß nicht dass, was ich gerade tue. Westerland ist eine Möglichkeit etwas zu erreichen, wonach ich mich schon lange sehne. ½ Jahr arbeiten, ½ Jahr frei. Die Pension schaffe ich mit normalen Mitteln nicht, und schon gar nicht als Reisender.
Auf der anderen Seite ist es immer verlorene Zeit. Zeit, die immer knapper wird. Ich habe bestenfalls noch 50 Jahre vor mir. Davon 40–48 in geistiger Klarheit. Das, was ich bisher vorgehabt habe, muss ausgeführt werden. Dazu brauche ich Zeit.
Auf Gewinne brauche ich mich gar nicht verlassen. 23 Sachen habe ich fertig, davon kommen nur bestenfalls zehn in Frage, der Rest sind Beigaben.

Wenn ich nur einigermaßen Zeit habe. dann komme ich bestenfalls auf  40-50 gültige Arbeiten im Jahr, und das ist zu wenig.
In meinem Alter beginnt das Dilemma. Ich bin froh, wenn ich 58 und pensioniert
bin! Das ewige Auf + Ab von Depression + Größenwahn.

18.1.72
Heute Nachricht von Zamek.
Hoffentlich klappt es. Dann wäre ich aus dem Schneider raus. Ich könnte in Ruhe arbeiten und die Ausstellung vorbereiten.
Ich glaube an meinen Erfolg, aber Arbeiten heißt die Devise, und ich muss mich gut verkaufen.
Ich muss das Ornament bewältigen.

24.1.72
Eigentlich habe ich gar keinen Grund zum Klagen.
Wenn ich mein Schicksal betrachte, dann geht es mir ja ganz gut. Ich habe Ideen, verdiene einigermaßen und schaffe mir langsam Arbeitsmöglichkeit und einen Fundus an Arbeiten. Dass dies nicht so einfach geht, war ja von vorneherein klar. Man muss abwarten, was die Zukunft bringt.
Das S.-Problem wird sich auch demnächst zu voller Zufriedenheit lösen. Wobei Brigitte die optimale Lösung darstellen würde. Dafür musst du aber finanzielle + Status-Grundlagen auf die Beine stellen, die das ganze System in Frage stellen würden. Sollte ein Kompromiss möglich sein, wäre das eine fast unverdiente Gunst der Götter. Aber ich kenne das Spiel ja schon, oder nicht? Ich habe mich ja auch verändert.

26.1.72
Bis jetzt habe ich mich nur mit dem Kopf beschäftigt, weil mir dies als der wesentliche Körperteil erschien, bis ich zum Kopf zurückkehre, muss ich mich der Vollständigkeit halber auch mit den anderen Körperteilen befassen. Am besten, ich befasse mich mit den einzelnen Chakras und gehe darüber zum gesamten Körper über. Damit überblicke ich auch den unmittelbaren Zusammenhang von Geist und Materie und evtl. noch mehr.
Es ist schwer, diesen ein Körper zu begreifen, ohne Anleitung eines Menschen, der diese Erfahrung bereits hat. Aber es ist offensichtlich mein Los, es alleine tun zu müssen in einem Leben.

29.1.72
Worte müssen eine Kraft haben, die von etwas Wirklichem ausgehen, die wie Feuer den Brennstoff zur Grundlage haben. Das können sie nur, wenn sie auf etwas Wirklichem beruhen.
Bilder müssen eine Kraft haben, die von etwas Wirklichem ausgeht. Musik muss eine Kraft haben, die von etwas Wirklichem ausgeht.

Wer gerade geht, hat eine Strecke Wegs vor sich.
Im Frühling Knospen, die Stürme des Herbstes und der Winter glaubt dem Tod den Schrecken genommen zu haben. Aber erst der Sommer ist die Sehnsucht, die die Erfüllung bringt.

6.2.72
Ich gehe schon wieder Job schwanger, es muss ja langsam was daraus werden. So wie es jetzt ist, habe ich zu wenig Zeit, und ich muss mich auf die Malerei konzentrieren. Aber so ist das, erst wünscht man sich ein wildes Leben, und dann hat man eins und dann kriegt man es gleich ganz dick. Auf jeden Fall muss ich mich ertüchtigen, dass ich keine Angst mehr habe.

7.2.72
Was vom Himmel stammt, fühlt sich verwandt mit dem, was droben ist.
Was von der Erde stammt, fühlt  sich verwandt mit dem, was drunten ist. Jedes folgt seiner Art. Om nameh shiva. Mehrung heißt Zeit nutzen. Das Böse bekämpfen durch energischen Fortschritt im Guten.


Nach der Farblehre von Albers Bilder von Untergründen fotografieren und mit der Art der Unité-Plastic von Vasarely neue Bilder schaffen, die auch im Aufbauzustand gezeigt werden
Im Atelier müssen dann auch farbig eingefärbte Flächen aller Nuancierungen vorhanden sein, ebenso Körper. Und der Riemannsche Raum. Dann müssen alle Exzerpte ausgewertet werden. Dass muss bald geschehen.
Arbeit ist Norm ohne zwingende Notwendigkeit.

8.2.72
Nur wenn man den Dingen so wie sie sind ins Auge zu schauen vermag
ohne jeden Selbstbetrug und Illusion, entwickelt sich aus den Ereignissen
ein Licht, dass den Weg zum Gelingen erkennen lässt.
Was vom Himmel kommt, fühlt sich mit dem verwandt, was von droben kommt. Was von der Erde stammt, fühlt sich verwandt mit dem was von drunten kommt. Jedes folgt seiner Art.
Om nameh shiva.
Mehrung heißt Zeit nutzen. Das Böse bekämpfen durch energischen Fortschritt im Guten.

Es ist eigentlich lustig, wie sich dieses Gefühl aufbaut, bald wieder einmal eine Freundin haben zu müssen. Bis jetzt ist es wie ein Kunstwerk. So langsam gedeiht das Problem zu seinem Höhepunkt. Ich bin wirklich gespannt, wie es sich löst. Dasselbe mit dem Job.

Gestern habe ich die alten Sachen herausgeholt und mal aufgehängt. Ich will sie überarbeiten. Ich kann das  auch noch mit den älteren Sachen  machen.
Dabei habe ich eingesehen, dass ich immer mehrere Möglichkeiten brauche. Wenn ich den Plan für ein Bild fertig habe, und die Ausführung bis zu einem gewissen Grad gediehen ist, dann muss ich mich schon mit der Entwicklung eines anderen beschäftigen, sonst entsteht unweigerlich eine Pause zwischen den einzelnen Bildern und es dauert unendlich lange, bis ich die erforderliche Anzahl zusammen habe. Außerdem wird die kontinuierliche Entwicklung unterbrochen. Dasselbe gilt für die Musik. Ich habe gerade auf dem Gebiet noch viel nachzuholen.
Ich muss das so machen, dass ich die Instruktionsplatten in der Zeit abspiele, in der ich male. Damit ich in dieser Zeit das Material aufnehme. Das ist  sehr wichtig. Wenn man über Dinge nachdenkt, muss man in der rechten Weise nachdenken.

17.2.72Walter Reinhardt Tagebücher 1972
Ich muss diese ganze Lernerei intensivieren. Der Effekt ist bis jetzt zu schwach. Auf beiden Gebieten.

25.2.72
Räume= Möglichkeit
von Filmen ohne großen szenischen Aufwand, dazu selbst gespielte Musik. Mit und ohne Menschen, ohne große Kostüme, nur Gesichter + Masken. Porträtfotografie  mit bemalten Gesichtern, verwundet + glatt. Das verwundete Gesicht. Damit Gefühlszustände ausdrücken.
Ballett + Pantomime.

Raum + Zeit einbeziehen, Farben nummerieren und dann einsetzen
Elemente nummerieren, Vasarely + Albers, Fläche aufteilen, in Schwarzweiß, später in bunt. Fotografie, Filmen

Steine und Material in Gips eingebettet isolieren.
Kristalle! Mosaik!
Riemannscher Raum
Rhombus – bewegtes Quadrat, Ellipse, Kreis
Walter Reinhardt Tagebücher 1972
Vasarelys Arbeiten in Schablone + als Hintergrund.
Wellenförmig Korpuskular
Farbplatten Baukastensystem
Unité plastic mit Gesichtern, alle in verschiedenen Farben durch Schablonen aus Farbpapier ausstanzen.

Time is?
Ursache + Wirkung relativiert die Stunde.
Veränderung der Zeit durch Musik.
Passiv-langsam; aktiv-schnell  = Zeitablauf: Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft
Dichtheit der Folge entscheidend für Merken Biologische Uhr.
Alpha-Rhythmus, 8-13 Schwingungen in der Sekunde
Traumbilder Lichtblitz

Mit zunehmenden Alter geht die biologische Uhr langsamer.
Kalt langsam, heiß schnell.
Zeit das Maß der Bewegung.
Was ist Bewegung?
Gleichzeitigkeit von Ereignissen von verschiedenen Positionen.
War Zeit vor Entstehung des Universums?
Gibt es für die Zeit nur eine Richtung? Antimaterie Zeit Rückwärts
Chronomen! Zeitfolge aufgehoben, Zeit in 2 Dimensionen
Zeit in mehreren Dimensionen
Nachtschatten, Alraune
Sucht durch Überträgersubstanzen.
Serotonin LSD Meskalin

29.2.72
Ich muss, um mich zu wiederholen, unbedingt das Studium der Musik intensivieren.
Ich muss den Rhythmus im Zusammenhang mit der Gitarre bringen.
Gute Musiker werden immer gesucht.
Das ist zwar ein Stück Arbeit. Musik macht Spaß. Malen auch.

3.3.72
Ob ich es will oder nicht, ich muss mich jetzt auf eine Tätigkeit konzentrieren, die mich ernährt und die mir genügend Zeit gibt, um dem Baum die Blüte und Blätter zu geben die er braucht, damit er sich in seiner Umgebung entwickelt und Platz zum Atmen und Kraft zum Wachsen hat.

13.3.72
Ich muss auf beiden Gebieten eine Systematik entwickeln, die meiner Lust zum Ausbrechen genügend Freiheit lässt und trotzdem schnelleren Fortschritt bringt. Der Anfang ist gemacht mit den beiden Arbeitspapieren, aber ich muss beides weiterentwickeln.

Psychoanalytischer Lebenslauf                               extra Buch!
sämtliche Umstände  beschreiben, Träume, Levitation etc.
Neid, Hass, Bewunderung, Antrieb, Vernichtung systematisch aufbauen

Design im Haus
mit Kunststoff Spanplatte
Malen + Konstruieren mit Plexiglas, Folien, Ballons, Lampenschirm
Blumenhalter nach Stativart

Es ist schon ein Fortschritt in der Musik zu bemerken. Immer dranhalten. In der Malerei auch. Bloß weiß ich in der Malerei den Weg schon besser. Zeit spielt zwar keine Rolle, wenn man eine limitierte Zeit meint. Es ist auch kein Ende der Entwicklung abzusehen. Aber in absehbarer Zeit zeichnet sich eine Beherrschung des Instrumentariums in beiden Ausdrucksformen ab. Und das ist ermutigend. Ein Jahr üben und nachdenken in Ruhe macht sich doch bemerkbar.
So wie es jetzt geht, sollte es eigentlich weitergehen, aber alles auf einmal!
Konsequent weiterarbeiten und auch im Broterwerb fleißig sein, das müsste mich ich in ein paar Jahren on the Top bringen. Hinzu kommt noch meine enorme Bildung, die ich aber noch vertiefen muss, vor allem auf gesellschaftspolitischem und kommunikativem Gebiet (Logistik + Mathematik).
Es dreht sich hierbei vor allem um Gebiete, die für die Entwicklung der geistigen Kapazität von Bedeutung sind.

15.3.72
Mehrheit – Minderheit-Problem
richtig?            richtig?
volontée general?
Wille des Volkes – Marx?
Multi-Media !!!!

Gegen Medien-Subzeitung man kann ein Business betreiben und damit die  Revolution finanzieren. Aber kein revolutionäres Business. Die Köpfe des Kapitals sind nicht so gut organisiert wie die Köpfe der Revolution, obwohl das Kapital alle Mittel in der Hand hat.
Die Medien sinnvoller anwenden.
Verhinderungsmechanismus der etablierten Gesellschaft auf Untergrund.
Was macht unglücklich, wie könnte eine glückliche Wirklichkeit aussehen?

Ich glaube, ich bin bald dran, in Öl zu malen. Die Farben, die mir vorschweben, die feinen Nuancierungen, sind, glaube ich, nur in Öl möglich. Bis dahin muss ich aber den Strich pflegen und vor allem mit Rötel und Bleistift und Feder umgehen können.
Zeichnen, zeichnen und nochmals zeichnen. Spielen, spielen und nochmals spielen. ...

Gehirn
Spezialisierung der Sehzellen
Filterwirkung – energetische Ströme in Bildern
Das Phänomen des Sprechenlernens: Anlage oder reines Lernen
Autistisch – Behaviorismus?

Was ist Sprache?
Die Sprache der diversen Niveaus?
Interpretationen verschiedener Nerven, die mit dem, was wir riechen schmecken etc.
Wie entsteht etwas?
Wie arbeiten Nerven und wie lassen sie etwas entstehen?
------------
Was ist Bewusstsein?
Zahl der Schaltungen entscheidend für Bewusstsein, und zwar das Niveau. Das Bewusstsein einer Amöbe entspricht ihrem Grad der Schaltung.

Glasmalerei und die Veränderung
Fotografieren
Monotypie
Glasmosaik aus Kristallglas
Mit Schablonen arbeiten nach der Art des Spiralographen. Pendelgerät.
Kosmos-Spielzeug, Entwürfe mit dem Pendelgerät als Hintergrund für Siebdrucke, ebenso für Litho-Sketch

Hoffmann bezahlt gut.
Manchmal habe ich so den Eindruck, als wenn es mir so ähnlich geht.
Nur meine Arroganz verhindert, dass ich klein beigebe.
Was ich dringend herbeisehne, ist meine Pensionierung, egal durch welchen Glücksumstand, auch dass ich endlich malen kann, wann ich will ... 1200,- monatl. reicht mir.

20.3.72
Wenn’s um die nackte Existenz geht, fängt die Geldverdienerei wie auch alles andere an recht ordinaire zu werden.
Es bleiben einem nur die wenigen Minuten am Tag, wo man träumen kann. Es dauert halt sehr lange, bis man seine Ruhe hat. Ich sehe vor allem dieses Plagen um Status, um Geld, das die Vorratskammer der Bauern ersetzt, und wofür? Man vergeudet seine Zeit mit Dingen, die letzten Endes doch nutzlos sind. Besser würde ich meine Zeit anwenden wollen, wenn ich lernen könnte. Die Gesellschaft erwartet von einem etwas und automatisch ist man tätig, um etwas zu tun.
Sich mit diesem Broterwerb zu befassen ist einfach eine lästige Angelegenheit. Jetzt muss ich doch noch Barmann werden.
Was will ich eigentlich? Der Job, den ich suche, muss noch gebacken werden. Es ist aber auch zum Verzweifeln. Meine eigene Trägheit lässt diesen Job scheitern. Aber er war es ja von vornhinein. Die Seefahrt war es auch. Der Abteilungsleiter auch nicht. Seitz wäre gut gewesen
Also was?

25.3.72
Man muss malen lernen, wie man schreiben lernt, und man Gitarre lernen, wie man schreiben lernt und dann muss man spielen als wenn man malt und malen, als wenn man spielt.
Ich habe so den Eindruck, als wenn ich jetzt überhaupt nichts mehr kann und je mehr ich in die Malerei eindringe, umso mehr entfernt sich das Ziel.
Ich möchte malen aus der Hand, ohne Vorzeichnung und dann übe ich mich formell und ich möchte spielen, was mir gerade einfällt ...

Wie soll das weitergehen?
Der einzige Optimismus, der mich dazu befähigt weiterzumachen, ist der, dass doch manche schöne Dinge in der Malerei herausgekommen sind, und dass ich in der Musik beginne zu verstehen.

Bar mit Eisstockschießen und Minigolf!

Manches Mal bin ich doch schon ganz schön desparat. Kein Job, kein Geld, ich kenn das schon langsam zu gut. In solch einer Situation habe ich nicht die Ruhe, um zu arbeiten. Ich bin da noch nicht so abgebrüht.
Die Versicherung mach ich nicht ums Verrecken. Das ist auch so eine windige Angelegenheit. Es ist zum Kotzen. Wann bekomme ich wieder eine Chance?

31.3.72
Ich muss mehr arbeiten, viel mehr. Üben leben und nochmals üben. Ich sehe das an der Gitarre. Ich mache Fortschritte.
Ich muss so weit kommen, dass ich die kompliziertesten Ornamente aus der Hand ohne Hilfsmittel erstellen kann. Der Zeitpunkt der Bewährung ist in 15-18 Jahren. Bis dahin muss ich  es geschafft haben. Denn dann muss ich davon „gut“ 30-40 Jahre leben.

3.4.72
Die Wege zur Freiheit sind verschlungen wie der Gordische Knoten. Sie führen durch ein Labyrinth von Irrtümern und so wird es noch lange dauern, bis ich zur Freiheit gelange. Unter Freiheit verstehe ich, mich in der Malerei + Musik so auszudrücken, in Sprache und Habitus, wie ich es fühle.
Bis jetzt war dieses nur ein Wunsch, verschwommen und unklar.

Soweit ich es sehen kann, kommt man nur zur Klarheit, indem man arbeitet. Ein Ziel, nämlich Freiheit, es dauert bloß so unendlich lange. Manchmal scheint es zu lange.

Manchmal kommt es mir so vor, als wenn die ganze Angelegenheit sinnvoll wäre. Und dann über lange Zeiträume hinweg nur Finsternis und Verwirrung. Zu viel zu tun und kein Anfang, in der Musik und der Malerei. Das sind die Stunden, in denen ich fast den Glauben an mich verliere.
Ich kann die Leute verstehen, wenn sie ihre persönlichen Papiere nach ihrem Tod vernichtet sehen wollen. Mir geht es auch manchmal so. Zu bedeutungslos, was ich in meinem Tagebuch geschrieben habe. Es zeichnet immer nur den persönlichen  Leidensweg auf. Und wenn man ein Tagebuch liest oder das Gedicht und Persönliches über einen Maler oder berühmten Menschen, der es verdient oder nicht, so genannt  zu werden, zu erfahren sucht, so ist das doch nur, um evtl. ein Rezept zu bekommen, wie man es schafft, es zu schaffen von einem, der es geschafft hat. Dabei gleicht sich nichts in dieser Welt, auch wenn es manchmal den Anschein hat.
Und beim Lesen von Tagebüchern sucht man die Parallelen zum eigenen Leben, ob man nicht ähnlich gedacht hat oder ob man über die eigene oder andere Eigenschaft verfügt und aus all diesem braut sich dann etwas, was man in Selbstverblendung eigenständig nennt!

Kein Weg in dieser Welt ist leicht. Hinzu kommt noch meine persönliche Trägheit, aus der ich mich sporadisch aufraffe, um mich nach kurzer Zeit wieder auf das Bärenfell der Selbstgefälligkeit, etwas getan zu haben, zu legen. So komme ich nie weiter. Je weiter ich aber in die Materie eindringe, umso ratloser werde ich gegenüber den sich ausbreitenden Möglichkeiten.
So sitze ich nun hier und halte Gericht und suche einen Job, der mir noch die Möglichkeit einer persönlichen Entfaltung gibt. Ob ich da nicht doch etwas zu viel erhoffe. Es werden immer Durchhalteparolen sein bis zum Ende.

17.4.72
Ich kann mein Leben nun bester Hoffnung nicht einmal sehen.
Heute ist es nicht so schwer, aber dafür muss man gewahr sein, vom Rachen der Zivilisation und Bequemlichkeit verschlungen zu werden. Und ich wende mich gegen das Verschlingen und vielleicht auch gegen den Verlust der Jugend. Die Jugend und der Tod. Sie wirken lähmend auf meine Arbeit.

20.4.72
Es ist zum Kotzen, immer noch nicht das Richtige. Es wird langsam Zeit, diese Scheiße muss langsam aufhören. Ich bin wie gelähmt. So ungefähr muss einer Maus zumute sein, wenn sie vor dem Rachen der Schlange hockt. Und meine Angst ist, von dem gefräßigen Rachen der Zivilisation verschlungen zu werden.

22.4.72
Ich müsste schon arbeiten, aber ich traue mich nicht. Ich will, aber diese fortgesetzte Folge von Frustrationen sind unerträglich. Ich lebe zu sicher, und das ist mein Fehler. Ich verkomme langsam im Schmutz meines Sicherheitsbedürfnisses und das Nessos-Gewand der Trägheit verbrennt den inneren Strom des Schöpferischen. Ich interessiere mich nur noch für Musik und Malerei. Da hilft auch nicht das Tor zur Hölle und Apollo. Es muss etwas geschehen, so geht es nicht weiter. Job – Geldverdienen ist die erste Pflicht, alles andere wird sich fügen.

25.4.72
Jetzt habe ich das alles zusammengetragen, und nun beginnt sich etwas aufzulösen. Aber Auflösung heißt nicht Zerstreuung. Ich hoffe, ich werde noch die Möglichkeit finden, mich zu verwirklichen. Es ist nur so schwer, der vorgezeichneten Bahn zu folgen, die so wenig mit den Vorstellungen von einem Leben, wie es meine Umgebung führt, zu tun hat.

29.4.72
Na ja, jetzt habe ich wieder mal Zeit zu überlegen und dann werden wir sehen. Aber ich muss das schaffen, in die Malerei und die Musik habe ich so viel investiert, dass ich nicht mehr zurück kann. Außerdem muss ich damit ein Geschäft machen.

5.5.72
Ich bin mal gespannt, was jetzt wird. Habe gekündigt und bei Norda – mal sehen.
Die schönste Kombination wäre, der Phantasie freien Lauf zu lassen und dann ein Bild dazu machen, so weit muss ich kommen. Nur so kann ich. So langsam beginne ich auch zu hören. Die Vogelstimme, die lockt und singt für ihre Art. Es ist schizophren, aber wie der Mensch sein Organ profaniert hat, ist schlimm. An der Sprache kann man am besten den Verfall sehen.

7.5.72
Ich muss mich ganz auf  die Malerei konzentrieren und arbeiten. Es sind so viele Bilder da, die gemalt werden wollen und bis zum Ende werde ich malen.
Es sind so viele Stücke da, die gespielt werden wollen.
Es sind so viele Gedichte die gedichtet werden wollen.
Es sind so viele Holzschnitte, die geschnitzt und gedruckt sein wollen. O Gott, gib mir  Kraft, damit ich dieses untätige Leben durchstehe.
Gib mir Gelegenheit, mich zu verwirklichen.

12.5.72
Der Leib hat edle und unedle Teile. Wer die edlen Teile seines Wesens pflegt, ist ein edler Mensch, wer die geringen Teile seines Wesens pflegt, ist ein geringer Mensch.
Worte sind von innen nach außen gehende Riemannsche-Raum-Bewegung.
Essen und trinken sind von außen nach innen gehende Bewegung.
Beide Arten von Bewegung sind durch Stille zu mäßigen. Dadurch wird der Charakter gepflegt.

Die 7 Meditationen in 7 Bereiche und die 7 Bereiche in 7 Äußerungen teilen und darstellen mit 7 versch. Farben und 7 versch. Formen (Kundalini) 7 Naturen der Chakras


Die Zahlen von 1-0 in ihrer magischen Bedeutung
Skizze
0 Anf.
1 Ende
2 das Doppelte und mehr
3 die Einheit des Schizophrenen
4 die Endlichkeit des Zusammenseins
5 das Konglomerat
6 die runde Geschmacklosigkeit
7 die Auflösung – Lösung
8 der männliche Aspekt des Todes
9 der Tod in seinem fragwürdigen Bereich
      
28.5.72
Das Buch der ostasiatischen Lackkunst. Econ, von Dr. Kurt Herberts: anschaffen!
Was Peter Buch macht, ist nicht wertvoll genug, Kabinettstückchen auf billigem Papier.

Ich muss nur auf wertvollen Materialien arbeiten. Preziosen schaffen.
Dinge von einmaliger Faszination in Verbindung mit wertvollem Material: Gold, Edelsteine, Silber, Platin, Kristalle, Marmor Arnold, Dolor + Königslack

Bei allen Fragen immer oder besser bei allen Zukunftsplänen immer fragen: Was ist möglich? Was ist unwahrscheinlich? Je mehr Formen man kennt, umso reicher wird das Potential.

12.6.72
Wolf Pfanni, fehlt bloß noch Zotte, dann ist das Maß voll.
Aber ich will mich nicht beklagen, bis jetzt ist alles gut gelaufen. Ich habe Zeit zum Nachdenken gehabt, und es wird sich alles zurechtlaufen. Am besten wäre natürlich der Laden. Keinen Boss, aber dafür Freiheit und das Muss, etwas daraus zu machen. Als Vertreter Reise aber nur mit Wohnwagen. Dann könnte ich malen.
Aber Wolf wäre doch besser, dann hätte ich eine Werkstatt, und wenn der Laden gut läuft, dann eine Hilfe, mit der ich in schwachen Zeiten mich beschäftigen kann. Die Malerei nimmt ja doch überhand + die Musik auch.
Und so kann ich am besten meine Ideen in die Wirklichkeit umsetzen. Von morgens 8 Uhr bis 4 Uhr kann ich einen Haufen Sachen erledigen, vor allem kann ich einen Laden auf die Beine stellen, der in ganz Niedersachsen bekannt wird.

13.6.72
Heute bei der Brauerei gewesen, vielleicht klappt es. Es kommt mir noch so unwahrscheinlich vor, obwohl der Optimismus immer noch die Grundtendenz ist.

16.6.72
Ich muss vorsichtig rangehen, mit Skepsis und Aktivität. Jetzt muss die Brauerei geregelt werden, dann die Statik, und dann an den Bau rangehen und dann eröffnen, und dann langsam bergauf. Auf jeden Fall langsam und konzentriert auf das Ziel.
Ernst soll kein Hinderungsgrund sein.
Manches Mal möchte ich verzweifeln. Es ist auch nicht die geringste Aussicht auf Besserung, nun habe ich gedacht, das wäre meine Chance.
Aber das I Ging ist zumindest nicht dafür, es rät mir ab zu handeln. Dabei könnte ich so schon für die Mutti sorgen und malen. Es würde, ich weiß, sich eine Idylle entwickeln. Aber ist das falsch.
Der Knoten wird sich lösen, aber wann?
So eine Stimmung lähmt mich für den Augenblick, ich will ja gar keine Millionen, aber die Geschichte mit dem Atelier würde mich fördern. Man muss sich so etwas  erarbeiten. Und der Teufel soll's holen, wenn ich das nicht mit allen Mitteln schaffe. Bloß verkaufen für einen augenblicklichen Vorteil willen, das tue ich nicht. Wie aber ist es für einen dauernden Vorteil? Das wäre zu überlegen, es kommt darauf an, was für einen Vorteil.

1.7.72
Ich muss sehen, wo ich 5 m herkriege, 7 oder 8 wären besser. Damit könnte man  schon etwas anfangen. Und dann ganz klein anfangen.
Dann kannst du Dir etwas aufbauen. Später hast du die choice und dann kannst du machen, was du willst. Erst musst Du Dir einen Namen machen mit Mix-Drinks und Snacks.

4.7.72
Ob ich zu Werner hingehe? Oder woher kriege ich 5 her?
Es ist zum Kotzen, alles hängt von so ein bisschen Kohle ab. Ich wollte, es wäre schon auf und das erste Jahr wäre vorüber, dann kann ich mich auf die Malerei stürzen. Ich muss das schaffen – und wie?

4.8.72
Prinzessin Rada,
dein Wort kann beleben und vernichten. Nun, da du mich vernichtet hast, lege ich mein Haupt in den Staub und beuge mich dem Schluss der Götter.
Zwang und Besitz sind das Ende der Liebe, ich wollte und will dich lieben. Vielleicht später oder nie, werde ich dich im Herzen bewahren, als eine Erfahrung der Liebe, die mich treibt, ein umfassendes Verständnis dieser Welt zu suchen. Wohl wühlt der Schmerz in mir, und er wird sich sobald nicht legen. So hab dann wohl meiner Liebe gewiss entbiete ich den Göttern und meiner geliebten Rada meinen Dank, dass mir der Genuss eines unerwarteten Verliebtseins zuteil werden konnte.

13.8.72
Es geht vorwärts.

30.8.72
Ich möchte mich in den Wind verlieben, er umrahmt mein Gesicht mit ungewohnter Heftigkeit. So etwas ist allemal ein Fest.
Im Gras liegen und den Wolken ihr Orakel entlocken.
So wie ich es wollte, mein Verlangen, so geht es nicht.
Aber kann man die Unruhe des Herzens bezwingen?
Ein Baum weiß, wann die Zeit des Blühens ist und wann der Reife, den Baum verstehen, heißt die Herzen der Menschen gewinnen.
Ich möchte wieder von dem Brunnen der Glücks Versunkenheit trinken.
Jede Faser meines Leibes drängt in diese Wildnis.
Keiner kommt ungeschoren heraus, aber es sollen schon welche zu zweien Hand in Hand erschienen sein.

3.9.72
So langsam geht es dem Ende entgegen und ich bekomme Furcht im Herzen, ob es gelingt. Aber Furcht im Herzen bedeutet, dass man sich des Risikos bewusst ist, Fehler zu begehen. Indem man überlegt, was man für Fehler begehen kann, bleibt man sich seiner eigenen Unzulänglichkeit bewusst.
Prinzessin Rada – ein Herz drängt nach Erfüllung und es lechzt nach Liebe. Doch ich glaube, Erfüllung gibt es nur im Tod.
Was ich suche, ist nicht mehr das Männchen zu sein, sondern ein Mensch, der sein Verhalten zum anderen im Zusammengehen sucht. Wie lange schon gehe ich einsam, ich möchte wieder mit einem Mädchen schlafen und mich am warmen Quell der Zärtlichkeit reiben wie eine Katze am sonnenbeschienenen Stein. So lange schon, das ich ein runder Block ohne Öffnung wurde. Ich spiele wieder den Unverletzlichen, und schon bei der geringsten Berührung durch eine Mädchenhand platzt dieser mühsam aufgetragene Putz ab. In Jahren meiner Einsamkeit, wo sich die Ablehnung immer wieder wie ein festes Netz um meinen Körper legte, dachte ich nach.
Warum? Ich wollte es immer so weiterlaufen lassen, ohne besondere Mühe, und wenn du dir keine Mühe gibst, verlierst du jedes Ding. Um wie viel mehr Mühe muss man für einen Menschen aufwenden, mit dem man lange zusammenbleiben will? Lässt sich das vereinbaren, ein Mensch, ein Mädchen, jung und voll von Lebenslust, und die Malerei und Musik, mühsam und voll von Entbehrungen, zeitfressend und gedankenschwer. Ist es nicht unverantwortlich, jemand an sich zu ziehen, wenn man weiß, das man ihm doch nicht die ganze Liebe schenken kann? Wie ist die Liebe zur Malerei und Musik unterschieden von der zum Menschen – es ist beides schöpferisch.
Vielleicht liegt der Grund meiner Sehnsucht nach vielen Frauen auch darin, dass ich mich nicht binden will, weil ich weiß, dass es nicht möglich ist, drei Dinge zu betreiben: Musik, Malerei und Familie.
Wenn man etwas richtig machen will, muss man sich mit jeder Faser seines Körpers darauf konzentrieren. Die Zersplitterung der Kräfte lässt immer Mittelmäßiges zustande kommen. Das mag bei jedem anders sein, aber wie ich mich kenne, wenn ich verliebt bin, kann ich nichts anderes tun. Mit diesem Zwiespalt habe ich schon immer zu kämpfen gehabt. Hinzu kommt mein ewiger Kampf gegen das Fett, das Ringen um den starken Willen, um etwas zu vollbringen. Warum muss man etwas vollbringen? Selbstbestätigung? Ich glaube, der Nachvollzug ist wesentlich.

22.9.72
Das Werk ist getan und mein Herz ist leer.
Versiegt ist der Strom der Hoffnung und Aufbauens, nun kommt die Zeit des Bewahrens. Wie einfach ich sein möchte, alle Blumen dieser Welt den Menschen.
Meine ganze Liebe gehört Rada!

So erstand ich aus den Sümpfen der Zeit, und die Fliegen, die zeitlosen, summen ihr Lied in meinem dumpfen Schmerz.
Prometheus, der Geier labt sich an der Leber – und nun?
Ein sehnsuchtsvolles Ahnen denkt an runde Brüste und an sanfte Schenkel sehr real. Und doch soll es nicht sein. Ich beuge mein Haupt den Herrn zu, die mir wohl wollen, aber auch denen, die mir nicht gewogen sind, und nicht zuletzt Rada, meiner kleinen Prinzessin, entbiete ich meinen Gruß in der Hoffnung, dass sie meiner mit Nachsicht gedenkt!

Den Göttern meinen Dank zuerst, für hilfreiche Unterstützung. Wahrhaft großmütig sind sie zu mir! Ich bitte sie mir für mein Unternehmen weiterhin die Unterstützung und ihr Wohl wollen angedeihen zu lassen, sie mögen ein Auge darauf haben, dass dieses Unternehmen freundlich und erziehend wirkt. Auch bitte ich sie darauf zu achten, dass meine Bemühung nicht erschlafft und ich großem Ärger aus dem Wege gehe.
Ich bitte sie, mir alle Streitlustigen und Neider fernzuhalten, außerdem bitte ich um Verzeihung, dass ich so vermessen war, um Prinzessin Rada anzuhalten.
Ich liebe sie noch immer, aber der Schmerz ist verflogen.
Ich liebe sie in einer heiteren Art.
Ich bitte später um Zeit für Gitarre und Malen.
Vielleicht, wenn es möglich ist, um ein Hotel garni mit Bar, um einen Reisebus und um eine gute Rente.

5.10.72
Bei den Göttern, ich weiß, wie schwierig es ist, Erfolg zu haben, und ich bitte euch recht, mir Erfolg zu gönnen. Ich bitte um Umsatz und Gewinn, möge mir das F (Finanzamt) nie auf die Spur kommen und möge mir Erfolg bei den Mädchen vergönnt sein. Ich bitte die Götter um Beistand, Gruß an Prinzessin Rada

Über die Unschuld des Wartens
über die Ungeduld des Wartens.
Ho Ho, die lange Nase kommt,
und nach Heulen und Zähneklappern kommt Erfolg.
Nur nicht aufgeben, es kann nie so schlecht kommen, dass dir die Erkenntnis vergißt, und diese ist das Tao.

Wachs als Platte gießen und dann mit einer unendlich feinen Zeichnung besetzen negativ + positiv. Und dann mit Blei ausgießen oder vorher mit Sand und Kalk + Gips abgießen und dann mit Blei von der Platte, dann Abzüge auf Bütten und Japan.

13.10.72
Mojo works
I need some
what I need
nothing but
progress in
everywhere that's what I need

15.10.72
I don’t won’t fight
what I seek
is the right way
what I m looking for
is love
like a warm and homelike store
there I wanna stay
that’s what I pray
O Lord have mercy

Ich bin eigentlich von Christiane beeindruckt. Sie ist schön, nicht zu mager und intelligent. Eine für mich berauschende Illusion. Sie wird mich vergessen haben.

Man kann soll dagegen nichts unternehmen. Warum habe ich kein Glück mehr bei Frauen? Es muss irgendein Grund sein, nicht nur alleine das Alter. Man muss halt eben warten und es wird sich lösen.

20.10.72
Das empfangend Ich muss auch einmal die Erfahrungen während eines Eso aufschreiben. Ich glaube, es sind doch Gedanken, die sich lohnen, vor allem muss ich abnehmen und so weiter.
Ich muss im Grunde herausfinden, warum niemand mit mir ...
Es ist zum Kotzen.
Es ist zum Jammern, ich möchte so gerne (...)
aber niemand, weder schwarz noch blond noch brown will mich. Alle sind freundlich, aber das reicht mir nicht, ich will besitzen und lieben.

21.10.72
Das mit I. wird wirklich gefährlich. Sie teast so lange, bis ich hinlange und dann kommt’s zu Schwierigkeiten und ich möchte so gerne alles mit ihr anstellen.

Irgendwann muss ich wieder anfangen zu malen und schreiben. Es drängt sich zusammen und muss gelöst werden – bald. Vorher muss ich das Küchenproblem lösen. Ich muss mir das genau überlegen. Werner kann dass ja auch machen, aber wenn ich nur mixe + Küche mache, dann habe ich auch noch Zeit für Konversationen und die anderen sind ausgelastet.

24.10.72
Nur wenn man den Dingen, so wie sie sind, ins Auge zu schauen vermag, ohne jeden Selbstbetrug und Illusion, entwickelt sich aus den Ereignissen ein Licht, das den Weg zum Gelingen erkennen lässt.
Ich bitte Euch ihr Götter, mich in Frieden leben zu lassen und Erfolg bei der Arbeit haben zu lassen. Ich bitte euch darum auch um Gesundheit und Gelingen.

25.10.72
Ihr Götter verleiht mir die Kraft und Mut eines Berserkers, wenn es zum Kampf kommt, aber wenn es geht, erspart mir diesen Kelch.

28.10.72
Lobpreisen und wehklagen.
Am Ende findet er sein Heim, der Tod,
für immer, hallt in ihm noch nach, nach
Äonen.

24.11.72
Blumen, die Orchidee
der Frauenschuh in seinem Tod, so zart und durchsichtig
Blumen im Verwelken malen, die verschiedenen Stadien
der Tod der Blumen schnell
der Tod eines Steines langsam
der Tod eines Menschen ewig
die Erholung für Äonen.

25.11.72
Man weiß genau, was man zu tun hat, aber es ist so unendlich schwer, diesen Weg zu beschreiten. Es ist deshalb so schwer, weil der Körper etwas fordert und der Geist etwas anderes, vielleicht ist das, was Jimmy tut, das rechte und was ich tue, das Falsche  – es ist zum Kotzen.
Ich müsste so vieles tun und was bleibt – nichts. Den Sanftmut einer Frau müsste man haben, die einen Teil der Last abnimmt.

3.12.72
Klassische Sujets
Apollo Belvedere
Gesicht verfremden

Robert Jungk: Jede Ideologie ist Ausschnitt, der Mensch in Beziehung zur Umwelt.
Der Mensch hat sich verändert, mutiert, mit zunehmender Information geistige Mutation.

Mandala
Graphik-Kunst
Technik – Botanik+ Zoologie

Das Kapital benutzt die Linksintellektuellen, um sich selbst zu reproduzieren.

5.12.72
Man soll jede Arbeit um ihrer selbst willen tun, wie Zeit und Ort sie verlangen, und nicht nach dem Erfolg schielen, dann gerät sie und was man unternimmt, hat Erfolg.
Wenn man etwas zusammendrücken will, muss man es erst sich ordentlich ausdehnen lassen.

25.12.72
Man richte sich
beim Reden nach den Urteilen
beim Handeln nach den Veränderungen
beim Kreativen nach den Bildern

24.1.73
Am Montag diese Geschichte ist auf mein eigenes Verschulden, weil ich die Winke des Schicksals missachtete, zurückzuführen.
1. am Morgen hatte die Klingel keinen Kontakt.
2. an der Haustür begegnete mir Horst
3. Erika hatte mir alles erzählt und trotzdem habe ich alle Winke des Schicksals von mir gewiesen und bin in eine Richtung der Zukunft vorgestoßen, die ich hätte leicht verändern können.
Nun muss ich diese Richtung einschlagen. Aber die Bilder Freia im Ringen mit Horst und dem Beil. Ich sehe mich selber, wie ich k.o. geschlagen wurde.

Dieser Schock des zerknallten Fensters und das Ende in der personifizierten Rache Gottes, das alles ist so schlimm. Ich sehe nur noch Bilder diese Sekunden des Ringens, und ich habe wieder mal eine schlechte Figur gemacht.

Was ist eigentlich Kampf?
Kampf ums Überleben?
Kampf um Besitz?
Kampf aus Gewohnheit?
Aggressivität kann Gewohnheit werden.
Ist Aggression ein Teil der menschlichen Psyche?

10.5.73
So langsam muss ich wieder etwas tun. Es war ja bisher immer nur ein Präludium auf Späteres, aber ich muss die Grundlagenforschung betreiben.

Trotz des Ornaments alle möglichen Beschläge sammeln für Abreibungen und Frottagen, evtl. aufkleben und nicht Gips vermodellieren und dann Abreibungen.

Es ist in der Tat so, im Ornament steckt der Teufel. Ich muss mir genau überlegen, was ich mache. E. Fuchs hat sich auch von den Dingen getrennt, weil er alles bewusst tun wollte, ich muss das auch schaffen.
 
(Abbildung S. 182)

Kein Europäer ist Logiker  F
Kein Logiker ist Europäer F
nicht alle Europäer sind Logiker W
nicht alle Logiker sind Europäer W

Logik = die Lehre vom Schluss.
Alle Menschen sind sterblich
Sokrates ist ein Mensch
Also ist Sokrates sterblich.
Alle Schlüsse dieser Art heißen deshalb „formal-logische Schlüsse“, weil die Gültigkeit des jeweiligen Schlusses ausschließlich von den Aussageformen abhängt, nicht jedoch vom jeweiligen Inhalt der entsprechenden Aussage.

Lederprägung, Holztafel mit Punzen beschlagen, den Rest des Bildes mit Ornament ausfüllen.
Grablegung von Holbein darstellen im Eso-Stil
Kalkplatten ätzen, Zeichnung aus der Säure.
Einen schönen Stein in die Ellipsoid in den Mittelpunkt eines Bildes einkleben, darum herum die absolute lautlose Ruhe mit Wirbel.

Alles darüber hinaus sehen, denken macht das Herz nur wund. Auf das konzentrieren, was gemacht werden muss, und Verhältnisse schaffen, die für den Wunsch, den man hat, günstige Voraussetzungen schaffen.

15.10.73
Es ist immer das alte Problem: einen Anfang zu finden, und das freie Ornament. Ich glaube, es hängt auch mit der Geburt zusammen. Ein Bild wehrt sich auch gegen die Geburt, wir können ja nichts dagegen unternehmen, dass wir gezeugt werden, aber wir können die Geburt hinauszögern.
Hundertwasser hat ein wirksames Konzept: Er geht von einem oder mehreren Punkten aus, und dann malt er eine Spirale. Ganz anders Fuchs und Brauer. Sie haben ein fertiges Kompositionskonzept.
Es ist im Prinzip das Gleiche, bloß dass bei Hundertwasser der Anfangspunkt festliegt und der Endpunkt von den verwandten Mitteln abhängt.
Bei Hausner, Brauer und Fuchs wird das Schwergewicht aufs Grafische gelegt.

13.12.73
Es hilft alles nichts, ich muss abnehmen. Meine Einsamkeit nimmt auch kein Ende.
Ich habe mir einen Füller gekauft, damit ich besser malen und schreiben kann. Fraglich, ob etwas daraus wird. Das Geschäft frisst mich auf.
Aber wenn ich woanders leben würde und arbeiten würde, dann ging es mir auch nicht besser. Es ist gehupft wie gesprungen. Mir gelingt es auch nicht zu sparen, aber nächstes Jahr muss ich sparen, damit ich in ein paar Jahren meine Pension zusammenbekomme.
24 Betten sind genug oder nur 24 Zimmer für 300 000,- aber woher nehmen, ich habe ja noch nicht einmal genug Geld für den Mercedes. Na ja, mal sehen.

 

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