28.09.1995 - Sommer 1997

In den Jahren 1995 bis 2001 schreibt Reinhardt sein Tagebuch ausschließlich am Computer. 1996 führt er wieder das bereits praktizierte Grundschema mit Eintrag von Datum, Wetter, Essen, Zucker- und Gewichtsmesswerten sowie Gymnastik ein, an das er allerdings nur sporadisch hält. Lange Passagen widmen sich dem Entwurf von Menüs und Geschmackserlebnissen, aber auch seiner Lektüre von Literaten und zeitgenössischen Kultur- und Gesellschaftswissenschaftlern. 1997 zieht er ein Resümee, das sich auch auf seine künstlerische Arbeit bezieht: „Ich bin froh, daß ich schon so viel hinter mir gelassen habe, jetzt kann ich mich auf das Eigentliche konzentrieren. Auf dieses Dasein, nicht den Grund zu finden, sondern die Vielfalt zu erkennen. Nicht vervielfältigen, sondern abtauchen in die Dimension, in der alles gleichzeitig ist. Da gibt es keinen Grund und keine Ursache. Dieses Elend in dieser Welt kommt von den Fragen, die sich auftun, wenn sich alles voneinander trennt. Dabei fühle ich mich wohl in dieser Welt und genieße sie.“


Nach dem Kampf mit Dr. Fritzsche und Birgit über IQ und EQ diskutiert. Ich habe dabei eine bemerkenswerte Theorie aufgestellt.
Hormonelle Botschaft – emotionaler IQ – chemoelektrische = Intellektuelle 

Der Horkheimer beschäftigt mich immer noch. Dem Recht auf den Grund gehen. Der Haken liegt irgendwo in der Gewaltenteilung. Aber man muß ihn aufmerksam lesen. Außerdem ist es sehr anregend aufregend. Der Mann hat Ideen. Diese Interpretation von der Odyssee. Fast ein Grund, sie noch mal zu lesen. Ebenso die Ilias. Und aufpassen, daß einem nichts entgeht. Es wird also Zeit, daß ich mich auf mein Schreibtischdasein vorbereite.

Der Punkt, an dem man die Welt aus den Angeln heben kann, wird vom Determinismus eliminiert. Denn je größer die Informationsdichte, je kleiner die Informationsdestillierung. Man kann das so ausdrücken, daß je größer die Information, desto mehr geht die Erkenntnis auf den Nullpunkt zu. Weil die übergreifende Wissenschaft den Eingriff einer anderen Dimension darstellt. Jede Philosophie mit einem deterministischen Denkansatz wird so scheitern. Das ist auch der Grund, warum die geregelten Volkswirtschaften zugrunde gehen. Weil sie die Eingriffe immer mehr vom stabilen Zentrum wegführen.

Kundenorientiert und produktorientiert. Dazu fällt mir ein, daß ein großer Teil dessen, was heute als Kunst verkauft wird, kundenorientiert ist. Danach produzieren auch die Künstler. Oder sie verhungern und machen, was sie wollen. Da kommt meist nichts Monumentales heraus. Nischenkunst.

Merkwürdig, es ist bei Robert de Quincy, bei Baudelaire, bei Jean Paul Richter nachzulesen, daß sie alle nicht glauben, daß zwei und zwei gleich vier ist. Mir ist das auch passiert, ohne daß ich davon gewußt hätte. Ich habe damals mit meinem Freund nächtelange Diskussionen gehabt über dieses Thema und selbst heute, nachdem er tot ist, ist dieses Thema noch lange nicht ausgestanden. Es ist die Auflehnung Prometheus gegen seine Bestimmung, den Tod. Es ist eine Auflehnung gegen diesen Widersinn dieser Zivilisation. Wir leben in einer Gesellschaft, die immer organisierter wird und in der die Freiheiten immer kleiner und geringer werden. Am Ende sitzen sie in der Ecke und wimmern vor sich hin und wissen nicht, warum. Weil sie nicht wissen, wie das war, die Freiheit des Geistes, die wir noch ahnten. Der Albatros auf dem Schiff.

Träumen, jeden Morgen träume ich am Tag und bis in die Nacht hinein. Ich weiß gar nicht, wie ich es aushalten würde, wenn ich nicht täglich die Zuflucht in den Traum nehmen würde und meiner Seele ein Versteck gebe, in dem sie sich ausbreiten kann. Da kann sie sich ausleben. Ich kann meinen krudesten Ideen Leben einhauchen, um sie im nächsten Moment vergehen zu lassen. Und ich kann mir immer neue Umgebungen schaffen, in denen ich immer gewinne, um diesen frustrablen Situationen meines Lebens ein Gegengewicht zu verleihen. So stelle ich mir auch das Ende vor. Wie einen Traum. Nur ein kurzer Moment zwischen dem Traum und der Sauerstoffeuphorie, dann geht's endlich in die unscharfe Verschmierung der Zeit, um an anderen Enden des Kontinuums ein streunendes Umher zu zelebrieren.

Ich werde mit Aphorismen, mit Illuminations, mit den Koans der Gleichzeitigkeit beginnen und mit dem kurzen Blitzen der inneren Niederlage aufhören zu existieren. Und dann werde ich in den kleinen Gäßchen, den schmalen mit den schiefen Fensterluken, spuken.

Die Einsamkeit des Junkies rührt von den tiefen Einblicken in die Struktur einer Organisation her. Intelligentes Leben ist immer organisiert. Diese Strukturen werden von anderen Steuerelementen überlagert, bis nur noch ein Fadengewirr von Organen den Blick in die Anfänge verschleiert – Maya –
(Hier fehlt offenbar ein Teil)

... nichts mehr zu tun haben. Ebenso mit cd. Das tangiert mich eigentlich gar nicht. Oder ist es der Reiz des Unbescholtenen? Ich glaube noch nicht einmal. Es ist die verlorene Jugend. Sentiment. Bullshit. Ich weiß genau, es gibt kein Zurück. Und doch versucht man das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Verlorene Gelegenheiten. Möglichkeiten, um sie zu transponieren. Ich glaube es ist auch der Thrill, dem man sich aussetzen will, damit die Kreativität in Gang gesetzt wird. Hinterher ist einem alles lästig. Dabei genießt man das Bad in der Masse. Der Geruch von Schweiß und Pheromonen geht in die Substanz des Denkens. Es hängt ja alles so eng zusammen, die Erkenntnis und der Anus. Fressen und scheißen, aber auf eine geistige Art. Aber manchesmal kommt hinter dem Geruch von Fäkalien dieses phantastische Pheromon einer einheitlichen Konvulsion des Weltalls zustande, die einen für den Bruchteil eines Äons diese Welt begreifen läßt.

Man stelle sich vor, Wagner-Opern als Computeranimation!
Aber es ist wie mit dem Licht in den barocken Kirchen. Wie hätten Guercino oder Pontormo, Fiorentino Romano etc. gemalt, hätten sie das elektrische Licht gekannt! Darum ist die heutige Musik auch anders.
Siebenkäs und seine Marie, Jean Paul Richter, wie gewinnt man das Herz einer Frau? Das Schönste an dieser Beziehung war die Werbung.

Frühstück: Danach war es nach einer Zeit des Kennenlernens langweilig. Die Kohle, das Essen, die Kinder. All das ruft Sehnsucht in einem wach. Aber es ist zu spät. Ich glaube, die intellektuellen Vergnügen eines Symphosions, eines Gastmahls sind relevanter als irgendeine Koksparty. Man sucht ja immer Gesellschaft, die mitmacht, die Impulse in diese sterile sexistic bringt. Nicht wissend, daß Vergnügungen nicht materieller Art dem Nukleus am nächsten kommen. Oder es ist der Orgasmus der großen Flamme, wo man verbrennt in einem einzigen Kuss, in einer einzigen Verausgabung. Oh Antonin. Mir ist so weh ums Herz, so traurig im Aug. Dem Ende nahe und der Seligkeit am nächsten. So lebe ich in den Tag und dem Augenblick entgegen, an dem alles ein Ende hat. Keine Sorgen, kein Kampf, Vergehen im Mikrosound des "Was soll's".

Immer noch todtraurig. Amygdala geschädigt. Dabei wäre alles so einfach. Wenn es binär wäre. Aber mit zunehmender Komplexität taucht unvermeidlich der Sex auf. Das ist eine Urkraft wie die Gravitation. Keine Formel vermag dieses Monster zu bändigen, keine mathematische Berechnung, sie zu begründen. Sie ist da und sie ist schön. Man muß sich mit ihr auseinandersetzen. Wie schön, ein Leben anzunehmen, welches keiner Reproduktion bedarf und keines Stoffwechsels. Eigentlich ist es das Universum in seiner Ausdehnung. In seiner Kompression ist alles auf den Punkt. A point gebraten. Keiner kommt damit klar. Ich werde Nica's Dream begreifen müssen, um diesen Schmerz im Sonnengeflecht zu beherrschen.

Der Priester – Krieger – Künstler – wissen – schaffen – töten –

Man muß viel mehr fragen. Man nimmt alles so gegeben hin. Warum ist ein Platz ein Platz? Warum ist ein Denkmal an diesem Platz? Wie paßt das Denkmal zur Kirche? Wie ist die Kirche zum Ensemble gestellt? Wie ist die Kirche innen? Wenn man in einer Kirche ist, muß man immer daran denken, daß das eine Kirche ist und nicht ein barockes Environment. D. h. Fragen der Kunst und des Lebens kann man nur in komplexem Zusammenhang klären.

Heute ist mir der Vergleich mit der Inquisition und dem Staatsanwalt bzw. Steuerfahndung eingefallen. Druckmittel des Staates. Was ist das eigentlich, der Staat. Wenn man jung ist, stellt man zwar viele Dinge in Frage, aber ich habe versäumt, den Staat in Frage zu stellen. D. h. ich habe die Seite der Verteidigung des Systems eingenommen. Ich war eigentlich Zeit meines Lebens konservativ. Jetzt im Alter tauchen die großen Gegenfragen auf. Fragen, mit denen man das ganze System in Frage stellt. Irgendwie stellt sich mit der Frage nach dem Sinn des Lebens auch die Frage nach dem Sinn des Systems. Natürlich weiß ich, daß System und Organisation notwendig ist. Aber ich komme mir immer übervorteilt vor. Mein Glaube an die Gerechtigkeit und an die Wahrheit war schon seit jeher von Zweifeln durchwühlt. Weil ich wußte, daß diese Absolutheitsansprüche nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben.

Kulturindustrie – Horkheimer – hat schon lange den Sport vereinnahmt. Aber nun wird es mir bewußt. Es ist eine Industrie dahinter, die ihre eigenen Interessen verfolgt. Der Boxkampf Schulz–Botha ist nichts anderes. Maske eine Frage der Ehre. Kulturindustrie, die Adorno und Horkheimer vorausgesehen haben, was heute eigentlich erst wirklich wird. Ekelhaft, wie man vereinnahmt wird. Funtastic, sie gucken einen aus. Dabei geht's um den Punch. Punch punch ist eine gute Zigarre. Aber warum, es ist der Kampf Mann gegen Mann. Den man sich selbst wünscht. Z. B. gegen den Finanzmann, gegen den Steuermann, den Polizeimann, gegen den Kripomann. Gegen die Gesellschaft, von der man vereinnahmt wird. Alles, was einen kaputt macht, zerschlagen. Es geht eigentlich um die Existenz, um die Essenz, um das Überleben, um das Triumphieren, um welche Viren es geht, ist egal, es geht vorbei, es ist egal, man identifiziert sich mit dem Idol, was ist das? Und später möchte man nicht verlieren. Was soll man dann in diesem Leben? Was soll man vom Staat. Die Rechtfertigung des Staates, der Verwaltung, für Menschen, die andere verwalten, Menschen, die Menschen zerwalten, und später geht man unter ... Ich sehe nicht ein, warum ich Steuern zahlen soll, weil er mich beschützt. Wo denn? Er nimmt so viel von mir, wie ein privater (hier fehlt ein Teil)

Reinhardt spürt 1996 zunehmend, dass die Führung des Restaurants in Braunschweig an seinen und Birgits Kräften zehrt. Für einen Verkauf erscheint es ihm jedoch zu früh. Er schreibt hauptsächlich Gedichte, notiert Themen für Geschichten und philosophiert in seinem Tagebuch über das Schreiben. Er äußert auch die Idee, Birgits Rezepte und seine Gedichte aufzuschreiben und illustrativ zu  gestalten.

Frischer Fitze frängt flische Frische
Strizi Fritze filzt flittchens flaume
Fischers Flittchen filzt Fritzes frimel
flische friche frängt flischers flitze
flitze fränger flingt frilze ftritzel

Albert Ayler oder Die Entfleischung des Vanitas
Die Geschichte von Ingo und Albert Ayler, Ed Blackwell, Don Ayler und der Bassist und der Geiger
Die Geschichte von Chet Baker in der Jazz Galerie und Lakerschmidt
Die Geschichte der alten Russin
Die Geschichte des gefallenen Tabletts im Schwabinger Nest
Die Geschichte von Savo und Hannes Rupp in der Galerie am Kaiserplatz
Wakki Zöllner oder die Liebe zum Rock 'n' Roll
Die Geschichte vom Henneberg im Schwabinger Siegesgarten  als Schlagzeuger
Mühl und kein Ende
Friedhofsession mit Hartwig Barz

Bomarzo – eine Rechtfertigung von Vicino Orsini: „Ja, ich bin das Ergebnis einer berühmten Familie.“ Dieses Lehen bekamen wir vor langer Zeit. Bomarzo, der Übergarten, der alles in sich barg, was ein italienischer Garten haben mußte. Er war vertikal angelegt, er war ein erweitertes Wohnzimmer. Die Vasen, die klassischen Skulpturen. Alles verzerrt und bis ins Unkenntliche vernatürlicht.

Die kollektive Dummheit – eine Ableitung der kollektiven Schuld und von daher gerechtfertigt, und als ein Teil der Exekutive aufgenommen als Folge der Nürnberger Prozesse. Die kollektive Dummheit manifestiert sich am besten in den Politikern. Etwas muß immer etwas Besonderes sein in dem Gesicht dieser kollektiven Bösewichte. Für sich alleine sind sie ja harmlos und sie geben sich im allgemeinen immer sehr leutselig. Hinter dieser freundlichen Maske steckt immer – dessen sollte sich man sich immer gewiß sein – die kollektive Dummheit. Die kollektive Dummheit resultiert aus einer annähernd gleichförmigen Abstrahlung von ziemlich dumpfbackigem Megabiederem.
Eine Echostrahlung aus den Anfängen des Universums. Keine Masse, keine Ladung, Durchmesser unendlich, Internetanschluß.

Die Geschichte von Babette. Vom Boden bei Wolfs bis zum Jugendstilsofa. Illustrieren mit Bildern. Nun. Ja. Nun. Nein.

Gedicht!!!!!

Das Quantum ist legal
Das Quantum ist letal
Jeder braucht sein Quantum
die kurantrum, die kurantrum
seerum seerum
darum darum

bisi filum, bisi filum
Der Nachbar meint:
Recht besteht im Quantum
an Abkaufe und Eingrenzung
das Gegenüber meint
aufzupassen auf ein Nichtzufasssen
und dann meint ein jeder
der IM-Nachbar
verrucht im ganzen Land
der Denunziant.
Aber auch der Denunziant braucht sein Quantum
weil sein Ego
braucht die Anerkennung von jedem.
Ohne Ansehen von Person
wie ein Politiker – die ohnehin jeden akzeptieren, der ihnen verspricht zu wählen
Das Quantum, das Quantum
ich muß es mir überlegen
klamm zu einem Roman verkommen lassen
oder
zu einem Poem
Das Quantum, das Quantum
und rechts und links
das Glück dir winkt
das Säuseln ins Ohr
vom schwarzen Mohr
geboren in Bottrop
man nannte ihn Hans
wenn du den Tango tanzt
da sieht man, was du kannst
das Quantum als deutscher Rap


Schwierigkeiten über Schwierigkeiten. Und keine Aussicht auf Besserung. Vor zwei Jahren, als ich den Laden hier aufmachte. Da konnte ich nicht ahnen, daß ich dereinst so dünnhäutig werden würde. Nun ist es so. Ich sollte mir mit den Formulierungen des Tagebuches ein wenig mehr Mühe geben. Dieses In-Form-Bringen einer kühnen, wilden Idee ist ein Stück Geniework. Denn mit dem Filtern von Ideen tritt eine bilaterale Veränderung ein. Du wirst durch den Text, den du in Form bringst, verändert. Das ist die Veränderung durch sich selbst. Funtastic. Veränderung durch In-Form-Bringen. Das ist auch das Wesen der Versuchsanordnung. Du bringst eine Idee in eine Form und dadurch, daß du sie in Form bringst, hast du die Idee verändert und dich selbst als den Inventor der Idee auch verändert. Danach ist alles nicht mehr so, wie es war. Man falsifiziert Raum und Zeit. So entstehen Universen. Universen, persönlich und unendlich. Um zum Ende den umgekehrten Weg einzuschlagen, bedarf es der Findigkeit des Deterministen. Von daher ist alle Wissenschaft ein Auftrag des Bourgeoise, die Wahrheit zu finden. Die Wahrheit ist der Tod. Keiner will es glauben, und alle wissen es. „Das Quantum macht glücklich.“ Den IM-Nachbarn wie das Lederhosenanscheißerschwein.

Schreiben ist ein merkwürdige Sache. Man bringt seine Gedanken aufs Papier. Von da an haben diese Worte ihr Eigenleben. Jeder, der es liest, wird es anders interpretieren. Und dann entsteht daraus eine Religion, die weltumfassend universell wird. Im Weltenraum tätig und auf dem Mond. Die Macht eines Wortes oder eines Satzes, eines Buches. Da haben wir's: Die Träne im Ozean. Natürlich ändert sie ihn. Bloß reicht unsere Erkenntnis von den Dingen des Ozeans und unsere Zeit, die wir haben, nicht aus, um diese Auswirkungen zu determinieren. Ob ich mich durch meine Texte auch schon verändert habe? Bin ich, der seine Gedichte so oft liest, noch derselbe wie der, der sie schrieb?? Wahrscheinlich führen solche Gedanken in den Wahnsinn. Vielleicht in den Tod. Auf jeden Fall, das Quantum macht glücklich. The last words from dutch Schulz.

Dacapo oder ein ähnliches Medium als Podium für Lyrik

Die Geschichte der Bruchstraße – eine Liebeserklärung
Bilder vom Foto abgemalt und mit dem Recht der Veröffentlichung.

22. März 1996
Heute Morgen um ca. 5 Uhr bin ich noch einmal eingeschlafen. Da hatte ich einen Traum. Ein Mädchen mit rötlichen Haaren, blassem Teint und Sommersprossen stand in einer Ecke. Ich ging auf sie zu und griff ihr, ganz gegen meine Art, an die Brüste. Sie waren voll und ziemlich groß, nicht zu fest. Man merkte, was für ein schwammiges Gebilde das war. Dann küßte ich sie auf den Mund und sie drängte sich an mich. Sie war ganz in Schwarz gekleidet, sogar der BH war schwarz. Ich wachte dann auf und konnte mich ganz genau daran erinnern. Sie sah aus wie die Schlampe, die zuletzt mit Dieter Dölle zusammen war. Bloß, als wenn sie so 17–18 Jahre alt wäre. Morgens beim Rasieren fiel mir dann auf einmal ein: Das war der Engel des Todes. Ganz schön geil, so ein Engel. Aber man stirbt danach. Sie hat mich geküßt. Also bin ich des Todes. Oder ist das alles nur Einbildung? Mal sehen. Wir werden es sehen.

23. März 1996
Irgendwie habe ich das Gefühl, daß der Löffel am Ende seiner Kräfte ist. Er hält nur noch aus Solidaritätsgründen aus. Schade, aber ich kann's verstehen, weil ich selber langsam ans Ende komme. Aber ich weiß im Augenblick keinen Ausweg. Die Zahlen sind zu schlecht, um einen ordentlichen Preis zu erzielen. Vielleicht sollte man mit Wolfgang sprechen. Daß es zumindest, wenn der Garten nicht auf ist, einen Mietnachlass gibt. Daß man auch eine reale Chance hat, seine Kohle wieder rauszukriegen.
Ich bin im übrigen auch ganz schön fertig. H. G. Meier war heute Abend auch nicht in Form. Und ich schon gar nicht. So schlapp. Wie heut Morgen beim Verputzen der Wand. Da muß man alle halbe Stunde eine Pause einlegen, weil's einem schwindlig wird. Das finde ich zum Kotzen. Man will ja, aber man kann nicht mehr.


29. März 1996 – 13.13 Uhr
Wetter: neblig trüb mit Schneefall
Geschäft: mal sehen
Gewicht: 115
Blutdruck: 148-79-76
Zucker: unmittelbar nach dem Frühstück 164 – nach einer Stunde 138.
Gym: Ja

Allgemeinbefinden: so lala. Am liebsten wär's, wenn wir keine finanziellen Sorgen hätten
Frühstück: Ordentlich, also Tee, Wurst. Ich halte mich zurück mit Zucker jeder Art. Werde auch in Zukunft keine Brötchen mehr essen, weil mein Zucker nicht in Ordnung ist.
Alkh: nur Alk und davon auch nicht zu viel. Wenn wir erst in Denstorf wohnen, werde ich mit Alk. noch weniger machen. Denn dann habe ich den Grund des Autofahrens.

Meine Gedichte und die Rezepte von Birgit sofort gestalten und als DIN A4 in die Karte bringen und verkaufen.

30. März 1996
Heute habe ich die Bankauszüge bekommen. Am Montag müßte ich 17.000 an die Bank einzahlen, wenn ich wenigstens auf 60 landen will. Natürlich werde ich das alles irgendwie hinkriegen. Aber es ist einfach nicht zu schaffen. Jetzt habe ich Personal eingespart, wo ich nur kann. Ich bin von 19.000 auf 9000 runter. Aber ich kann das der Birgit auf Dauer nicht mehr zumuten. Was sie verdient, muß sie immer wieder reinschießen, weil ich nichts mehr außer meiner Lebensversicherung habe. Mein Verdienst geht auch immer wieder drauf. Jetzt bekomme ich zwar 16 und 18 vom Finanzamt zurück. Die gehen aber gleich an Erhard zurück. Und die 27 von der Bausparkasse auch. Dann habe ich zwar keine Schulden mehr beim Vati, aber auch keine Kohle mehr. Wenn jetzt der Sommer noch verregnet ist. Dann kann ich mich begraben lassen. Dabei haben wir so eine schöne Wohnung. Ich werde im Sommer durchmachen. Aber im Herbst werde ich zwei Tage in der Woche zumachen. Im Zweifelsfalle, wenn Birgit damit einverstanden ist, werde ich einen Koch einstellen und Birgit nur zur Aushilfe holen. Vielleicht kommen wir dann besser klar. Und sie ist auf jeden Fall schon mal draußen. Ich selber muß mein Gehalt erst einmal runtersetzen, damit die Personalkosten im Rahmen bleiben. Nach der ersten Hochrechnung bin ich am Osterdienstag runter auf 50. Dann kommen die Bilanzen, und wenn alles gut geht, bin ich am Ende des Jahres 50 bis 67 gut. Die kann ich mit dem Verlustvortrag verrechnen, und brauch keine Körperschaftssteuer bezahlen. Außerdem kann ich dann meine Investition entnehmen und haue mich dann eben ab 1. Januar aufs Fell.
Ich war sowieso schon mißtrauisch, das ging mir alles zu glatt. Na ja, wenn ich's bis Ende des Jahres schaffe. Dann habe ich wirklich noch ein paar schöne Jahre vor mir. Ich gönn's mir.

EIN BILD IST EINE GESAMTAUSSAGE
ÜBER ETWAS,
WAS SICH MIT SPRACHE
NICHT DARSTELLEN LÄßT.


Für Werner Eggers emeritus von
am 31.03.1996


Datum: 3. April 1996 –  14.43 Uhr
Wetter: Kalt, Minusgrade, Teich zugefroren
Geschäft: mies bis beschissen.
Gewicht: 115 kg
Blutdruck: 138-82-70
Zucker: 104
Gym: ja

Allgemeinbefinden: Mir geht's heute nicht gut. Schwächeanfall. Kommt evtl. vom Zucker. Auf jeden Fall nicht gut. Schwindelig, ich könnte mich ins Bett legen und tagelang schlafen.

Wie ich diesen Sommer durchstehen soll, ist mir noch ein Rätsel. Aber hinterher, wenn alles vorbei ist, wundert man sich immer. Heute rief die VB (Volksbank) wieder an, ich stehe auf 70. Es ist zum Kotzen. Jetzt haben wir gute Geschäfte und wir kommen auf keinen grünen Zweig. Ackern wie ein Tiger und Kohle wie ein Mäuschen. Dabei ist dieses verdammte Geschäft so Cockteaser. Wenn wir mal tagsüber oder sonst Bankett haben und man denkt, so jetzt haben wir es geschafft. Dann ist das Tagesgeschäft so schlecht, daß es auch nicht mehr ist, als wenn man normales Geschäft hat. Ich habe schon mit meinem Schicksal gehadert, aber im Augenblick komme ich nicht raus.

6. April 1996
Gestern taute das letzte Eis auf dem Teich. Ein Winter vor dem Herrn – vom 17. November bis 5. April unter null.

Ich dachte eben über die Funktion unserer Sinne nach. Sprache diente eigentlich der Richtigstellung der Begriffe. Höhepunkt der Sprachentwicklung sind die Lyrik und die Scholastik. Sprache ist weniger Logik. Sprache ist die Auflehnung gegen das Schicksal, gegen die Bestimmung. Sprache sucht zu begreifen, weil ihr die immerwährenden Fragen innewohnen.
Musik ist Kontemplation. Wir begreifen sie nicht, wie man so sagt, über den Bauch, sondern Musik ist paralogisch. Musik ist eine Veränderung der Mikro-Wellenstruktur und daher prägend für den Zustand des Universums. Der Umstand, daß Sprache über vielfache Umwege kleinste Einheiten programmiert, entspricht dem Materiecharakter, Musik entspricht dem Wellencharakter.
Bildhauerei: der ohnmächtige Versuch einer Schöpfung. Malerei nutzt Sprache und die Poesie der Farben zu einem Kunterbunt.
Geruch: der Sinn mit dem unmittelbarsten Zugang zu unserem Gehirn, dem Schöpfer unser Welten. Geruch, eine Erinnerung, und schon entsteht die Vergangenheit vor unseren Augen, und wir können sie ändern in eine angenehme oder eine Zukunft, in der man immer gewinnt.
Tasten ist etwas anderes als ein Universum zu schaffen, es ist ein Nachfühlen der sensiblen Art. Darum sind die, die einer Skulptur entlang der Hüften tasten, anders als der Steinhauer, sie fühlen eine Linie und erschaffen damit eine Figur auf die sanfte Art, die passive. Nichts Neues, es war ja schon alles da, nur Bekanntes so abfühlen, daß es sich wie neugeboren vorkommt.
Überhaupt, was soll das alles mit dem Kreativen. Ich will ein Abbild dieser Welt in mir schaffen, damit ich im Anblick des Todes diese eine Welt in mir hochkommen lassen, sie mit allen meinen Farben bekleiden kann, bis sie blasser werden, und immer blasser, diese wunderbaren Farbabstufungen in Pastell, ewig möchte ich in dieser Landschaft ruhen, aber das Yin und Yang ruft, und so werden die Schatten grauer, bis zum Schluß nur noch die Schwarz-Weiß-Kontraste übrig bleiben. Von dort aus verschwimme ich im Mikro-Wellensound des Urknalls, um über das Perdido nachzudenken. Ich habe dem nichts mehr hinzuzufügen, außer daß ich erwarte.

7. April 1996 –11.58 Uhr
Heute ein geniales Bild von einer Pflaume auf – aus der Not geborenen – Behelf, einer Planzeichnung der Wohnung – ein Geniestreich: ein Polaroidfoto, betitelt "Die BPF laume kam lau oh, me"

Oh Bepeeff
das ist der Treff
im Knäuel im Knäuel
a little woil
verbringt der Single
Im Zingel
im Gesäuse der Dendriten
was he squizing her titten
weder Milch noch Saft
gaben ihm die Kraft
aus dieser Gravitation zu brechen
mit der Wut des Irrsinns.
Mehr als totmachen ist,
die Mikrostruktur zu zerstören,
sind doch Enzyme die heimlichen Herrscher des Gedächtnisses.
Sie registrieren die Abweichungen vom Mittelwert und entscheiden für Dich
ob du ein Freak,
ob Du gut für eine Anstalt bist
oder besser tot.


Und dann ist da noch die Pflaume.
Sie ist diagonal nach rechts unten ein Stück verschoben.
Das bewirkt, daß sie sich in der Diagonalen von rechts unten nach links oben einigermaßen hälftig teilen lässt.
Diametral wird nur ein Drittel zu zwei Dritteln geteilt. Und da fängt die Chose an zu schwingen.

7. April 1996
Gestern im Theater gewesen und Don Quichote als Ballett vom Staatstheater Kasan angeschaut. War sehr unterhaltsam und von der Dekoration sehr schön. Das Ballett war konservativ, aber gekonnt. Hat viel Spaß gemacht. Von den Kostümen eine Anregung für Ornamente auf der Haut bekommen.

I and you
Müller's Kuh

Müller's Esel
ist, wer stirbt. 


But not for me.
und so kombiniert man Antagonist mit Antagonist und die Abstände der Black-outs werden immer kürzer, bis einem eine einzige falsche Durchtriebenheit, mit der man den Lebensprozeß auszutricksen sucht, mißlingt und schon liegt man im Koma. Coito ergo – na ja, so einfach ist es nicht, aber es wäre einfacher, wenn es so wäre. Dabei läuft das alles so komplex, und man meint kompliziert. Der Unterschied ist in der Dimensionierung. Kompliziert sind Gleichungen, komplex sind vierdimensionale Vernetzungen.

Gestern Abend beim Gassigehen überlegt:
Das Tagebuch eines Connaisseurs, in dem die nicht gekochten Rezepte erscheinen, über Geschmack und Geruch reflektiert wird und über die Borniertheit und Ignoranz der Leute.

Über den Sinn dieser Welt denken nur Metabolisten nach, die sich bewußt sind, ein Teil des Ganzen zu sein. Das Ganze denkt nicht, es ist.

In der FAZ zu Pfingsten war der Abdruck einer Predigt von Meister Eckhard aus dem Mittelhochdeutschen, übersetzt von Kurt Flasch. Eine Predigt, die für mich eine neue Welt eröffnet. Ich habe es immer schon geahnt, die Scholastik ist der Schlüssel zum abendländischen Denken. Von hier geht ein geradliniger Weg zu Cartesius. Alle Philosophen, vor allem Hegel und Marx, aber auch Fichte kommen von der Scholastik. Diese ist natürlich für Menschen schwer zugänglich. Manche ergreift es jung. Und manche ergreift es im Alter. Das ist wie ein Talmudstudium. Aber bis jetzt hatte ich zu diesen Texten keinen Zugang. Die Bibel ist mir ein Quell der Unverständlichkeiten. Deshalb bewundere ich Horkheimer in der Dialektik der Aufklärung, wo er eine für mich völlig neue Interpretation der Odyssee, aber auch von Marquis de Sade bringt. Der Text von Eckhard ist der erste Text, der mich gefesselt und ergriffen hat.
Ich habe vor, diesen Text zu illustrieren. Ich glaube, das ist ein Schlüsselerlebnis. Ich werde darauf zurückkommen.

Kauft er oder kauft er nicht. Kirschner, die große Hoffnung, ist ausgeschieden. Übrig bleibt Becker und heute war Martina Voigt da. Ich habe sie angeschoben wg. Magni-Vino (Weinhandlung in Braunschweig). Mal sehen, was dabei rauskommt.
Was mir dabei am meisten auf den Wecker geht, ist die Warterei. Das nervt. Außerdem gehe ich mir selber auf den Wecker, weil ich wie gelähmt dasitze und versuche, meine mentalen Kräfte einzusetzen. Aber mir gelingt da nur Großflächiges. Spezifiziertes ist nicht möglich, weil ich dann zu viel an der Einzelstruktur, die in einer Gesamtmatrix eingebunden ist, verändern muß. Von dieser Warte muß man auch die Lottogewinnerei sehen. Man muß die Zahlen in einer Matrix eingebunden sehen. In einer Matrix, die mit jeder Zeit verbunden ist. Diese Werte stehen nicht fest, sie entwickeln sich aus den Möglichkeiten der Zeittunnels, sie entwickeln sich und vergehen. Und das in Zeiteinheiten, die wir nicht begreifen können, weil sie schnell und langsam zugleich sind. Sie sind ein Verrechnungsprozess, bei dem Zonen des Gleichgewichtes die Ummantelung eines Tunnels bilden, in dem ein Datenaustausch über alle Universen stattfindet. In diesen Zeittunneln liegen alle Ergebnisse und die ordnen sich zufällig und sind jeden Augenblick Veränderungen ausgesetzt, so daß eigentlich keine exakte Aussage gefunden werden kann. Die Ausnahme sind manche Gehirne oder ähnliche Strukturen. Die besitzen einen Detektor, der diese vorliegenden Ergebnisse einer gewissen Raumzeit zuordnen kann. Das Gesetz des Zufalls ist universell. Das Erkennen einer Zuordnung ist eine Fähigkeit, die eine besondere Fähigkeit voraussetzt. Es ist anders als der Bohmsche Zeitpfeil. Es ist der Quantensprung. Das Quant hat holographische Eigenschaften und spiegelt an jeder Stelle des Kontinuums die Gesamtheit wieder. Weil sich das Quant entweder als Welle oder als Teilchen darstellt, kann man entweder den Datensatz erkennen oder den Zeitpunkt bestimmen, wo er auftritt. Mehr ist nach der Unschärferelation nicht drin. Und das Ganze bleibt uns verschlossen, weil es zu groß ist. Bleibt also nur Näherung an den Stellenwert übrig. Er wird immer ungenau sein, und daher ist die  Voraussage immer verschwommen.

Datum: 26.5.1996
Wetter: kühl und sonnig
Gewicht: 93 kg
Blutdruck: no
Zucker: nix
Gym: jea, gearbeitet.
Frühstück: Eine wohlschmeckende Suppe von Birgit und Baguette mit Thüringer und Eichsfelder und Ziegenkäse und Marmelade.
bis 17 Uhr: Suppe
Abends: Mettklößchen mit Spargel und Ziegenkäse.

Mit dieser Datei, die ich TGB nenne, werde ich den neuen Computer einweihen. Morgen Abend kommt Tjaden und wird die Vernetzung vornehmen. Heute habe ich einen neuen Lüfter gekauft, habe aber vergessen, Quetschverbindungen mitzubringen. Morgen muß ich noch mal zu Conrad und muß sehen, daß ich die bekommen und dann muß ich meinen alten zusammenbauen, damit ich beide benutzen kann.
Am 7.5. kommt Julius zu Besuch. Endlich muß ich das studio 2 einrichten. Dann habe ich meine Benutzeroberfläche fertig. Dann kommt die Bewährung. Bis jetzt habe ich mich ja vom Eigentlichen immer durch neue Projekte abgelenkt. Diese Ersatzhandlungen, indem man die Frucht der Arbeit in die Möglichkeit zur Kreativität investiert, ohne wirklich in der Lage zu sein, so etwas auszunutzen. Aber jetzt kommt es drauf an. Die letzte Investition ist die in den Arbeitsplatz, und dann muß ich an die Front. Es geht nicht darum, Prestige zu erlangen, sondern es geht um ja um den Sinn des Lebens. Mein ganzes Leben habe ich darauf hingearbeitet, um meinem Leben einen Sinn zu geben. Dabei kam es mir immer darauf an zu erkennen, weniger um zu präsentieren. Jetzt ist ohnehin alles zu spät und jetzt komme ich an den Punkt, an dem ich mir sage, war alles eine Illusion? War alles umsonst?

19. Juni 1996
Gerade habe ich in der naturwissenschaftlichen Beilage der FAZ gelesen, daß der Komet Wirtanen wiedergefunden wurde. Ein 2 km großes Objekt, welches von einer Raumsonde angeflogen und untersucht werden soll. Das Andocken der Sonde muß sehr vorsichtig geschehen, weil die Schwerkraft so gering ist. Wie, wenn nun ein wahnsinniger Programmierer der Nasa die Sonde so programmiert, daß der Komet seine Bahn verläßt und auf Kollisionskurs mit der Erde gebracht wird? Ein kleiner Racheakt mit großen Folgen.

Mein Traum heute nacht: Es war alles dunkel, die Luft war beißend wie Schwefel. Ich war in meiner Wohnung in Denstorf und Birgit und ich hielten uns umklammert, weil wir dachten, das Ende der Welt sei gekommen. Der Spuk war nach drei Stunden vorüber. Das könnte dieser Komet gewesen sein, im Radio hörte ich, daß große Teile Rußlands und Chinas verwüstet worden seien. Wahrscheinlich war es die Verarbeitung des Brandes.


3. September 1996
Heute den Artikel über die gewandelte Arbeitnehmerstruktur. Lopez ist nur der Ausdruck einer Tendenz. Der Verfall der sozialistischen Staaten des Ostblocks ist ja in der Dialektik der Geschichte begründet. Stalin, Ulbricht, Tito, Ceaușescu und wie sie alle heißen, die gestürzten Diktatoren, sie alle werden ersetzt durch das Model des verantwortlichen Arbeitnehmers. L'Egalité ist nichts anderes als das, was heutzutage in den Büros und den Betrieben passiert. Der Kapitalismus hat verloren. Es entsteht auf den Trümmern des Sozialstaates westlicher oder östlicher Prägung ein völlig neues Model, wo nicht das Produkt im Vordergrund steht, sondern seine Effizienz in Bezug auf das Betriebsergebnis. Das geht weiter bis in die Mitbestimmung und die Zukunft eines Betriebes.
Die Kurzlebigkeit eines Unternehmens oder dessen Überleben.
Ein Unternehmen ist Obsession oder ein Synonym – darunter kann man alles vortragen, was der Bürger als versteckte Entartung verbirgt. Darüber kann man schreiben und über die abendländische Auffassung von Wissenschaft spotten. Die Juristerei, der Versuch, Unpassendes zu kitten. Medizin – der Sieg über den Tod. D. h. die Macht über das Universum, sein wie Gott.

Betriebs- und Volkswirtschaft, der Versuch, menschliche Irrationalität zu beherrschen. Ich sehe nur Unsinn um mich herum. Um sich selbst und um sein eigenes Seelenheil kümmert sich niemand. Nur ein paar Künstler. Und die werden als harmlose Spinner abgetan. Eigentlich bin ich mit dieser Erkenntnis mit dem Abendland fertig. Wohin der Weg noch geht, weiß ich auch nicht, aber so geht es nicht weiter. Dies ist auch der Grund, aus dem sich immer mehr Sekten ausbreiten. Auch in Japan. Der Islam versucht sich dagegen aufzulehnen, aber auch er hat keine Chance, denn wie will er die hungrigen Mäuler stopfen? Die Menschen sind faul, unverschämt und an keinerlei Gesetz gebunden, außer was ihnen zu nutzen frommt. Im Islam wie im Christentum. Die Buddhisten werden hoffnunglos unterworfen. Am besten wär's, wenn nichts entstünde.

Neulich war eine Serie im Spiegel über Che Guevara. Und da war eine Aufnahme vom Tod. Die hat mich seltsam angerührt, bis ich wußte, es war "Der Schläfer im Tal" (Gedicht von Arthur Rimbaud, Anm. d. L.). Da muß ich ein Poster und eine Mappe draus machen. Danach kommt Hendrix dran. Habe mit Wolfgang Gau gestern drüber gesprochen, und er könnte es verkaufen, weil es auch sein Stil ist. Außerdem hat er einen Riecher für Verkäufliches. Mal sehen. Außerdem Gedicht über Che. Aber da brauche ich Weißwein zu, und evtl. Rotwein und Alkh.

Das Triumvirat – Rimbaud – Pound – Guevara
Beides waren Rebellen, Mitleid wandelte sich in Hass auf Unabänderliches. Dabei hatten beide Sinn für die Schönheit in dieser Welt. Es war eben Ästheten. Das Gesindel um sie herum störte sie in ihren Überlegungen, diese Welt nach ihren Maßstäben zu gestalten. Nachdem sie erkannten, dass das nicht ging, schwieg der eine, der andere suchte den Tod, bevor er verwaltet wurde. Anders als bei Raspe, Ensslin, Baader und Meinhof. Sie sahen nicht ein, daß ihr Ideal zum Scheitern verurteilt war. Da wollten sie den Doomsday herbeizaubern. Hätten sie einen roten Knopf gehabt, sie hätten gedrückt.

Unsere Gedichte sind ein Netz,
unsere Behausung,
in dem wir unsere melancholischen Fäden spinnen.
diese bunten Perlen aus dem Nichts
sind Tranquilizer,
damit wir nicht merken,
daß wir von lauter Idioten umgeben sind.


Noesis – Noesien – Noema – Noemae

Heute, auf der Rolltreppe, den Fuß eines jungen Mädchens betrachtet. Das war das höchste Gut. Das summum bonum, die Fotze einer kleinen unbedarften jungen Gans. Sie zieht sich an wie ein Sternchen im Fernsehen oder im Film und schon saftet die Hypophyse und ruft dieses zwiespältige Gefühl zwischen den Beinen hervor, dem man nicht widerstehen kann. Die Sehnsucht nach dieser einen überwältigt dich. Mein Glück bei dieser abgeschmackten Geschichte war nur, daß mich keine dieser angebeteten Kleinfotzen für würdig erachtete, mich zu erhören. Weil, es ist dies wie auch in aller Welt, diese keine einseitige Angelegenheit, sondern eine Vernetzung von vielfältigen Interessen. Das sind Kind und Brut und die Zuverlässigkeit des Kandidaten. Zumeist von den Eltern begutachtet. Schön muß er nicht sein, aber zuverlässig und ordentlich konditioniert.

Das hat mich immer gewundert, all diese Mädchen, für die ich mein Leben geopfert hätte, haben sich einen unscheinbaren Typen ausgesucht. Er, er nur allein garantierte die Versorgung und sie hatte das Monopol, weil sie, nach dem gängigen Schönheitsideal, gut aussah. Sie hat einen Vorteil, er konnte stolz auf sie sein, und es verbrämte sein trübseliges Dasein mit der Glorie einer schönen geistreichen Frau. Und davon habe ich mittlerweile die Schnauze voll. Ich bin froh, daß ich einen Löffel habe.

Jetzt ist es genug. Ich muß auch meine Memoiren, meine NOEMA auswerten.

1. Dezember 1996 / 24. November 1996
An diesem Sonntag war ich bei Wolfgang Gau, um bei dieser Vernissage dabei zu sein. Alles scheiße. Die Leute, die Vernissage. Verplemperte Zeit. Ohne zu übertreiben, ich bin eine Nummer zu groß für Wolfgang und alle, die da waren. Dieser Maler, dieser Ahnungslose, hat ein System gefunden, indem er Module in beliebiger Reihenfolge zusammensetzen kann, und das tut er auch. Orse ist eigentlich ganz nett, aber ein von Existenzängsten getriebener Psychopath. Und ich selber? Unfähig, mich zu vermarkten, mach ich Dinge, die eigentlich unverkäuflich sind. Ich könnte ja was Gefälliges machen, aber ich will den Dingen auf den Grund gehen. Dazu gibt es viele Wege. Meiner ist, in den Atavismen herumzustochern, um etwas von diesem Urschlamm aufzuwühlen und ihn wie eine Droge zu verinnerlichen. Mir ermangelt es an bedeutungsschweren Formulierungen. Was ich will, ist das stupende Erinnern an meine genetische Herkunft. Da ist nichts symmetrisch, aber auch kein Fraktal. Was mich mißtrauisch bei diesem Chaos macht, ist diese gottverdammte Symmetrie. Darum suche ich zwei Striche und ein paar Farben zu einer Aussage zu verdammen, wo eigentlich gar keine ist. Dieses Leben braucht keine Beschreibung und keine Begründung. Es ist und damit basta. Aber irgendein idiotischer Triebdefekt hat bewirkt, daß man dauernd eine Begründung dafür sucht, was man gerade macht – was es auch ist. Ob man der Frau erklären will, warum man sie gerade bumsen will. Aber das ist es ja, das Empfangende ist zugleich das Bewahrende. Und damit bist du gefangen. Das Schöpferische gibt und will dann woandershin und geben. Das einzige, was er vom Leben erwartet, ist, daß etwas da ist, dem er's geben kann. So gesehen ist das deterministische Prinzip im Weiblichen seit dem Urknall festegelegt. Das Männliche ist die Verausgabung. Spritzen und verschwinden. Keine Frau hätte eine gotische Kathedrale gebaut. Aber ohne das Weibliche wäre kein Kapital entstanden. Da gibt es keine Wertung. Eins so viel wert wie das andere, das eine ist ohne das andere nicht möglich.
Es gab eine Zeit, wo Kien versuchte, alleine den Lauf der Dinge zu bestimmen. Im Kirchenstaat. Da versuchte man es ohne das Weibliche. Was für gigantische Werke sind da entstanden. Leider hat das alles nicht lange gedauert. Da kam Luther und hat die Herrschaft des Männlichen beendet. Irgendwo war er eine Tunte.

Mir ist zumute nach Jean d'Arc mit Antonin und Maria Falconetti, Orfeo negro, Ballett und andere subversive Darstellungen. Eigentlich habe ich Angst, daß ich mich verliere, daß ich aus diesem Spiel Ernst mache und alles um mich herum zerdrehe. Eigentlich zurückhaltend, bezichtige ich mich des onanierenden Spanners.

Ich bewundere Leute, die wie Thomas Mann den Faustus oder der Süskind das Parfum so darstellen können, auf das Wenigste reduziert und das für sie Wichtigste herausgefiltert. Ich würde in diesem Universum des Unendlichen vergehen wie eine schöne Blume, blaß, gespinstartig würde ich mich meiner Umgebung entblößen, ihnen zeigend dieses kosmische Geklöppel, das man in sich sieht, wenn man dieses ganze Universum in sich hat.

Stichwort Globalisierung
Die Globalisierung hebt zwar manchen Schleier der Nationalitäten auf, aber nur, um die schrecklichere Folklore zu zeigen, die sich nun ungehindert ausbreiten kann. Ein Schleier kann auch einigen. Dieses Internetsurfen öffnet dem menschlichen Erfindungsgeist ein Cyberuniversum. Es ist der Gang nach innen. Es ist die Befreiung von der Obsession. Der Mensch der Zukunft lebt seine Triebe im Internet. Er kann alles und alles bleibt ohne Folgen. Man läßt Welten sterben und erschafft welche. Man ist Gott und möcht immer weniger mit dieser Welt der Realität zu tun haben.

19. Februar 1997
Deng Xiaoping ist gestorben, der kleine Kaiser von China. Er reformierte China, öffnete den Markt und behandelte das Volk wie ein Gottkaiser. Die strikte Einhaltung der Parteilinie zeigt den eiskalten Taktiker, der sieht, daß nicht mit Liberalität, sondern mit dem Abnehmen der öffentlichen Funktion der Mensch sein privates Himmelreich pflegen kann, wenn er wirklich will. Die, die aber nicht wollen, werden erkannt und umgebracht, weil sie stören. So sind Kriegerkaiser, die kühne Projekte erdenken und dabei nichts mit der Realität zu tun haben wollen. Sie erfinden den perfekten Staat, der Störendes beseitigt.

Mein Gott, bin ich abgeschlafft – ich muß – bald wird´s ...

Portraits durch den Schleier oder eine Maske.

Ja, es sind Maskenbilder. Man macht durch den Prozess des Verschleierns eine Maske. Ein Idol, einen Gott, einen Halbgott. Was wir suchen, ist Beständigkeit, und was wir finden, ist ein erstarrtes Universum, an jedem Punkt zeitverschieden. Dieses unschuldige Genießen eines Frühlingstages am tauenden Bach, die ersten Blumen und Gras, Käfer, die ganze Welt erfaßt Besitz von einem und danach, schon damals, der wehmütige Gedanke an etwas, was einem immer wieder entgleitet wie ein Lichtstrahl aus längst vergangener Zeit, der eine bunt schillernde Schmeißfliege trifft, oder einen frühen Marienkäfer.

Mit Photoshop Portraits mit Bildern von mir oder Masken überlegen und richtig modellieren. Solche Portraits müssen sensationell sein.
Kabbala mit kleinen Texten, Aphorismen
Strichzeichnungen worauf auch immer als Capriccio
z. B. auch möglich Kabbala und Landschaftshintergrund als Komposition
z. B. realer Hintergrund und davor meine Figuren
z. B. Künstlerportraits, z. B. Bill Evans spielt, noch jung und mit Photos. Später wird er ganz Auge Gottes, der über die Schöpfung schaut.

Die Entscheidung:      Kabbala und Texte als Multiple und Original
                                   Kraftfelder von Bildern als Capriccio, der Rest bleibt Experiment

Nichts ist schlimmer, als wenn einen der Tod unvorbereitet trifft. Ich mißtraue der Idylle. Alleine, vollgedröhnt und besoffen, vollgefressen pudelwohlfühlend. Ich habe heute „Rossini" gesehen. Ich kenne sie alle. Ubu, Oscar und Bodo. Die Weiber und vor allem Schneewittchen. Silke usw. Wohin sind unsere Träume? Unsere unterschwellige Rebellion? Wohin sind sie? Man ist selber so ein fettes Schwein geworden wie die, die man früher bekämpft hat. Mit welcher Unschuld und welchem Elan habe ich meine ersten Gedichte geschrieben. Das Aufbäumen eines zum Scheitern Verdammten, wenn man es so sehen will. Was bin ich geworden? Eigentlich beginne ich jetzt, die ersten Fragen zu stellen. Und doch muß ich den Angepaßten spielen. Dabei kotzt mich das alles an. Aber es gibt keine Alternative. Ich weiß nicht, was mich dazu treibt, mich bildlich auszudrücken. Aber das geht mittlerweile. Aber für diese Musik reicht es nicht. Sie ist genauso eine strange Geliebte wie die Malerei. Man muß sich ihr ganz ergeben, dann wird sie einem in den heiligen Taumel fallen lassen. Diesen heiligen Taumel werde ich mit Hilfe von göttlichem Ambrosia erhalten und den unerklärlichen Zustand –

„Noemae - Aggregationen“

Dieses Inferno werde ich über meine Leser gießen, weil ich jetzt alles in Schrift und Bild ausdrücken kann. Die Musik überlasse ich einer Zeit größerer Spülung. Ich bin wirklich froh, daß ich ein Organ für diesen Verfall der eigenen Persönlichkeit einübe. Diese kühnen Träume, die Männer in meinem Alter nun mal haben, die jungen schlanken Rehchen, mit dem kleinen Arsch und den unterentwickelten Titten. Hast du eigentlich einen Schwanz, um sie zu ficken? Natürlich nicht. Aber begehrlich kann man ja schauen. Ich muß. Warum eigentlich nicht. Technik muß her. Und damit malen, was das Zeug hält. Wie hat Picasso gesagt: Der Schwanz geht so lange zu Kruge, bis er wässert. Das Ausweglose liegt in der Geschlechterfixierung. Und du liegst immer mit den Händen zwischen den Beinen. Schon meine Mutter hat mir das mit 4 Jahren verboten. Da dachte ich mir noch nichts dabei. Später lastete dieses Verbot darauf. Noch heute. Eine persönliche Enzyklopädie. So deduktiv wie induktiv. Zwei Welten, makro & mikro, sind nur zwei Seiten des gleichen Dimensionsmodells.

Angesichts solcher Perzeptionen ist es schwer, eine Entscheidung zu treffen. In diesem Dilemma verbleibt mancher schöne, weltverändernde Ansatz bei dem Auswurf in dem Ozean der Verwässerung. Dort fügt der Brownsche Attraktore künftige Gedankengespinste zusammen. Sie vergehen wieder in dem Wirbel von Vergessen und Erinnern, um in einem kurzen Blitz zu vergehen. So etwas verändert nicht die Masse, aber die Anordnung der Matrix. Es sind n Ordnungen möglich und n Matrizen. Also werden so viele Matrizen entstehen, bis alles mit Energie gefüllt ist. Alle zukünftigen und vergangenen Ereignissen auf engstem Raum. Ein neues Universum mit der gleichen Zukunft. Oh Lethos, du Gnädige. Warum sind wir hier und müssen diesen Verfall mitansehen und haben keine Möglichkeit, ihn zu dokumentieren. Die einzige Möglichkeit, mit diesem Leben fertig zu werden. So kurz vor dem Umzug habe ich zu nichts Lust. Es ist eigentlich schon ein Verweigern. Dabei ist es so wenig. Aber ich will nicht mehr, bis demnächst. Hoffentlich haben wir noch viele Tage vor uns.

Rossini – diese Banker, die Buchhalter unseres Sozialungetüms, aus dem wir uns zusammenfügen. Aber bei den Bänkern sind die Defizite immer schon früh zu erkennen, und entsprechend handeln sie. Nur die Menschlichkeit bleibt auf der Strecke. Würde ich anders handeln als der Jung??? Nein, vielleicht ein bißchen schlauer. Ich weiß gar nicht, warum ich mich so aufblase. Es ist doch angesichts der Schöpfung alles vergeblich.

Die Ausschnitte bestimmen nicht nur die Sicht des Universums, sondern auch die Anpassungsgeschmeidigkeit. Diesem Drang, sich auszudrücken, misstraue ich zutiefst. Da steckt immer ein bißchen Unsterblichkeit drin. Natürlich möchte ich den Abdruck meines Seins als elektromagnetisches Muster so komplex ausstatten, daß noch zu Lebzeiten eine verwandte Seele Interesse daran findet, an meiner Monade anzudocken. Ich grüße auch euch, die ihr nicht einmal mehr in Schwanz und Fotze denkt. Ich grüße euch. Wenn ihr genauso leer und verbrannt seid wie ich, dann laßt mich in Ruhe, ich brauche die Honigröhre, um wieder der Tiger zu werden. Ich bin schon lange vor Paolo der Tiger. Schneewittchen – sie will den Erfolg um jeden Preis, und die Typen schaffen sich und geben ihr Herzblut, um sich von dieser Circe in hörige Trotteln verwandeln zu lassen. Werner, der göttliche Marquis, die Vollbeschäftigung. Überall die Schöpfung, dieser reine Akt im ZNS wird durch trüben Schleim in Auge und Wiege profaniert. Dabei versuche ich schon seit langem zu ergründen, was das mit dem Orgasmus ist. Wo findet er statt? Ein Spasmus im Unterleib ist nicht alles. Ist es die göttliche Schlange, ist es Kundalini, die vom Steiß in den Tausendblättrigen Lotus klettert. Ob du onanierst oder ob du ihn in die Fotze oder sonstwohin steckst. Am Ende dieser Massage ist etwas, was alle beschreiben können, bloß nicht in ihrer Konsequenz erklären. Ein Asket der Schöpfung, in dem Schmerz und Lust vereint, sich in eine Spirale das Rückenmark emporwinden, um im Blitz im Hirn eine zeitgleiche Implosion hervorrufen. Nicht mehr als einmal täglich. Diese Königreiche davor. Welche Frauen, Kinder und alle Tabus gebrochen.

Als Plan: Erst alle Figuren genau beschreiben und auskotzen lassen. Und dann in der höheren Ordnung eines Drehbuchs oder Textes zusammenfügen.
Mit den Fotos ist es dasselbe. Man muß es etikettieren können, Themen zusammenstellen oder Zusammenhänge. Dann kann man's verkaufen.
Mir ist die zusammenhängende Story irgendwann abhanden gekommen. Seitdem lebe ich ohne Schatten. Ganz undramatisch, ich hab´s noch einmal gemerkt. Da sah um mich herum nur isolierte Gestalten und entkleidet ihres sozialen Umfeldes suchte ich ihre Fehler bei mir und ich wurde fündig. Als ich alle Eigenschaften in mir fand, begann ich den Versuch, über andere zu herrschen. Auch dies mißlang, ich bin im Museum zu Hause und in der Realität immer allein. Diese ganzen Polaroidaufnahmen müssen doch einen Zweck erfüllen, wenn sie schon sinnlos sind. Mit der digitalen Kamera gibt's noch mehr Möglichkeiten, z. B. Liebesstorys. Ich will, bevor ich verlösche, noch von der Schönheit dieser Welt singen. Vielleicht kann ich meine Geschichten verzeichnen. Ich glaube an meine Begabung, ich glaube an meine Fülle –

Montag und heute in Hannover gewesen. Die Wohnung macht Fortschritte, es ist noch so viel zu tun, und das Geld ist immer noch beim Rechtsanwalt, meins geht bald zu Ende. Ich bin mal gespannt, ob da noch eine linke Schau kommt. Gestern waren wir beim Jens und Melanie Dannenberg zum Essen. Es war alles sehr gut, aber auch ein bißchen letschert. Aber der Deutsche versteht ja unter Grand cuisine Krankenhauskost auf Meißner, schön dekoriert und mit einem Ritual, unter dem er wirkliches Vornehmsein versteht. Wir fühlten uns ganz wohl, das Essen hat gut geschmeckt und der Wein, ein 1988er Clos l'Oratoire, war sehr gut und schmeckte sogar zum Steinbutt. Hinterher der Käse und der Delamain war gut. Den Abschluß bildeten eine Punch Punch und ein sehr nettes Gespräch. Sie waren deutlich zurückhaltend, irgendwie haben sie auch von hinten was gehört.

Eigentlich freue ich mich auf Hannover. Da kennt mich keiner und ich kann mich so geben, wie ich wirklich bin. Und ich kann machen, was ich will. Ich möchte aber auch noch ein bißchen Geld verdienen. Dazu soll mir das Internet helfen. Ich bin mal gespannt, wie das wird. Ich werde mich auch um das Literarische kümmern. In Hannover habe ich ein formidables Studio und ich habe die technischen Möglichkeiten, etwas Neues zu machen.

Ein Menu imaginiert:
1. Nikolaschka von Stopfleber mit Quitten – Sauternes – Gelee
2. Lasagne von Kohlrabi mit getrüffelter Artischocken-Leber
3. Melonengelee mit Hummerscheren mit Parmaschinken
4. Filet à la Chèvrefeuille oder Zickleinkeule
5. Crouton mit Crotin
6. Crème Caramel à la Schweizer Emmentaler
7. Mocca und und und ...
           
So manchesmal, wenn ich über diese Zeit und ihre Phänomene nachdenke, erschaure ich in Angst dieser vielen Atavismen wegen.
Ich kann zwar eine Menge dieser Primitivismen erkennen und sie beim Namen nennen. Wenn man´s richtig macht – viel Macht ausüben.
Mir sind solche Träume fremd. Ich gehe lieber um neue Ecken, um das Alte zu suchen. Stunde um Stunde.
Vor dem Bahnhof verhallt ein Schlager.
Das sind die wahren Lieder, die Enden ohne Anfang.
Oft besungen über alle Zeiten, zeigt sich die Wirkung als kalter Bier-Mief beim Öffnen der Haustür. 
Da sind die morgendlichen Pollutionen etwas Handfestes, eingekerbt in eine imaginierte Erinnerung. Dieser schmale Grat zwischen Vorstellung und Tun. Die meisten merken's nicht einmal. Nur wenn ein Amokschütze, ein verrückt gewordener Diktator, Bandenchef und Chairmen Kriege, feindliche Übernahmen oder den Tod sinnlos in wohlgeborgene Gemeinschaften hineinbringen.
Oh Angst, oh Panik und die Erhaltung der Art. Das sind die wahren Triebe. Und wer darüber hinaus ist, hat gut lachen, auch wenn es der Bitternis entspringt.

Ab einer gewissen Stufe gibt's in der Musik nur die Hingabe an den Gesamtausdruck.

Diese Emotionen verstricken sich zu einem elektromagnetischen Feld der Größe null und der Frequenz unendlich.

Ich sehe zwischen Proust und Musil gewisse gemeinsame Eigenschaften. Dabei ist die Armut Musils für einen Künstler wie ihn etwas Sekundäres. Dafür hatte er seine Frau, die sich mit der Umwelt herumschlug. Er saß in seinen Träumen wie ein Gott und dirigierte seine Figuren nach seinen eigenen Gesetzen, er ließ sterben und werden. Ob man dazu Alkohol, Genie oder Opium  braucht, interessiert keinen der Leser. Proust, der Lichtscheue, hat ein besonderes Organ für das Aufspüren von Beziehungen entwickelt. Er legte sich hin und saugte die Leere der Wände und die opake Dichte seines Zimmers in sich auf, bis aus diesen seine Figuren erschienen. Musil spielte ein unverständliches Spiel ohne Regeln. Seine Wäscheleinen mit den Zetteln waren Ganglien einer unsäglichen Einsamkeit. Er konfigurierte neu und anders, bis er sie selber nicht mehr verstand. Dann war er am Ziel seiner Bemühungen angelangt. Was er nicht mehr verstand, war seiner Kontrolle entglitten und fing an, selbständig seine Geschichten zu verändern. Sie besuchten ihn und luden ihn zu einer Tasse Kaffee ein. Ende.

Manchesmal ist es komisch mit mir.
Da bereite ich mich vor.
Am besten aufbauen.
Aber was, wenn die Vorbereitung vorbei ist?
Dann muß man etwas machen
In der Musik ist es am komischsten.
Ich übe alle Lieder, die ich mal spielen möchte können.
Aber keins kann ich richtig.
Bei der Musik ist doch ein gehöriger Teil an Exhibitionismus gefordert.
Es ist einfach die Aggression herauszuposaunen – hier bin ich,
wer gleicht mir.
Irgendwo habe ich die Angst vor der Niederlage.
Darum bin ich als prädestinierter Extravertierter
den Weg in mich gegangen.
Die Malerei und das Schreiben, aber auch die Musik ist Ausdruck einer introvertierten Eskalation.
Ich schiebe das alles so vor mich hin.
Dabei habe ich nicht mehr viel Zeit.
Also, wenn alles abgeschlossen, werde ich an die Schriften und die Malerei gehen.
Parallel dazu geht die Musik.
Gesichter, Landschaften, Einsichten
die sind zusammen das Universum,
Geruch, Gehör, Geschmack und Fühlen.
Wie viele Sinne hat der Mensch,
wie viele gebraucht er?
Und alle zusammen, geht das?
Gibt es koan
oder
nichts.

Was sind Zwischenräume, wenn Raum eine Einbuchtung ist ?
Es sind die fragilen Ziselierungen der Siebe, die die Dinge ins rechte Licht rücken.
Gebrauch der Organe ist eine andere Sache als das Gespinst des Feuerns der Neuronen.
Sie bewirken ein Gleiches, aber der Verstand ist ein anderer.
Ihr seid alle aus Feuer und Pisse gemacht, ihr Arschkriecher.
Was würdet ihr machen ohne unsere Imagination.
Verkaufen, tauschen und verrecken.
Ohne Sinn und Verstand.
So ist's recht.
So ist's am einfachsten.
Wehe, ihr fragt nach einer Begründung.
sie ist fragil wie ein verschlissenes Hemd.
So ist mir zumut
65ter –
Das sind Gedichte, und wann,
so frage ich euch, werde ich sie vollenden?
Mir fehlt ein Plan.
Der Plan zum Gesamtkunstwerk.
Ich hecke etwas aus und bin nicht in der Lage, es zusammenzubringen.

Wenn ich Proust lese, bin ich fasziniert.
Wenn ich Cioran lese, bin ich fasziniert, und wenn ich Montaigne lese, bin ich hingerissen.
Ich bleibe auf der Stecke, weil ich von anderen fasziniert bin.
Ich erkenne bei anderen, daß ich so denke – aber es nicht ausdrücken kann.

Das Kopieren alter Meister. Knochen, Seide, Pinsel.
Der Gott, der mich ausgekotzt hat.
Numquam Ixpe
Qumquam. Quamquam.

Es ist jetzt hier schon zu schön. Wenngleich, ich mißtraue der Idylle. Aber ich werde mich hier auf mich zurückziehen. Und machen und tun, solange ich kann. Ekelhaft, wie viel ich hinterlasse. Kein Geld, aber meinen Einfallsreichtum.
Ich bin froh, daß ich schon so viel hinter mich gelassen habe, jetzt kann ich mich auf das Eigentliche konzentrieren.
Auf dieses Dasein,
nicht den Grund zu finden,
sondern die Vielfalt zu erkennen.
Nicht vervielfältigen,
sondern abtauchen in die Dimension, in der alles gleichzeitig ist.
Da gibt es keinen Grund und keine Ursache.
Dieses Elend in dieser Welt kommt von den Fragen,
die sich auftun, wenn sich alles voneinander trennt.
Dabei fühle ich mich wohl in dieser Welt und genieße sie.
Es entspricht ja alles den Gesetzen des Zufalls.
Die Kombinationen entstehen ohne einen moralischen Stellenwert.


Ich habe begonnen, Gedichtpapier zu machen. Am Anfang mache ich meine Gedichte oder besser Noemae - Aggregationen, beginne sie zu schreiben bzw. herzustellen. Davon kann ich unbeschränkt herstellen, aber es wäre gut, wenn ich davon Disketten anlegen würde. Daher würde mir ein neuer Computer gut anstehen. Vor allem mit Plotter. Damit ich Auflagen herstellen kann. Die Sammlung heißt wie oben und das Gedichtpapier heißt?? Poesiepaper.


Ich glaube, es gehört nicht nur Mut dazu,
sich zur Ziselierung zu bekennen,
nein, auch Können und ein Ziel.
Es ist nicht der Horror vacui,
sondern das aufgeschäumte Vakuum.
Ein fraktales Muster,
erkannt vom Seher.

Die Wut zur Ziselierung
Horror vacui

Schleier der Maja,
der im göttlichen Schlummer
jeden Doppelblindversuch
gelingen läßt.

Die Erklärung

Gedichtpapier – das ist die Hirnwindung zum Nächsten.
Manche glauben,
der Weg, ein Herz zu gewinnen,
geht übers Portemonnaie.
Manche glauben überhaupt nicht,
aber wahrlich, ich sage euch,
ich predige dem,
der sein Herz in einem Gedicht entblößt.

Ein schüchternes Lächeln auf dem Antlitz
ein fragiles Hinwenden zum Duktus
dann der Quantensprung der Gefühle.
All dies
nur ein Blatt
Gedichtpapier


Wittgenstein und Eco
die Grenzen der Interpretation
jedes Wort
war zu viel,
vergeblich
weil
nichts
etwas aussagt für – aussagt für etwas – für etwas aussagt
Endgültig ist nichts
die Wahrheit
Grundlage des Zusammenlebens
eine Farce.
Angesichts der unendlichen
Möglichkeiten

der Interpretation

Quo usque tandem. Ich könnte aus allem ein Gedicht machen, aus den banalsten täglichen Dingen. Ich bin hin- und hergerissen. Die Investition in meine Zukunft ist der Computer. Weil meine Zukunft liegt nicht in dem, was ich bisher gemacht habe, sondern in dem, was ich noch machen will. D. h. in ein Universum des Geistes eintauchen, bis man am anderen Ende des Tunnels angekommen ist und sieht, es war nicht der Mühe wert. Am besten macht man's wie Oblomow, auf der Couch und träumen. Träumen von Dingen, die man machen möchte. Legal oder strafwürdig. Privatklage oder Offizialdelikt. Ist doch nur für die Organisation, nicht für die Träumer. Der göttliche Marquis war einer von unseren. Er sah die Bandarbeit voraus und die praktizierte Vollbeschäftigung. Warum erheben die Gewerkschaften ihn nicht auf ihr Schild? So konservativ denken nur Verlierer. Eliten sind die ewigen Gewinner.

Heute um ca. 13 Uhr im Sprengel gewesen. Einen Haufen Eindrücke bekommen. Diese Buchhandlung ist wirklich gut und hat so mein Genre.

Portrait Hans Arp von Bellmer – den Hintergrund strukturieren.
Malerei als Rauminstallation – gute Idee, Vredemann de Vries oder die Barocken Kirchen als Raumentwurf mit meinen Vorstellungen. Hell – dunkel invertieren.
Die Essenz eines Aktes oder eine Bildes wie bei dem Portrait von Hilde – immer mehr abstrahieren.
Kalligraphien im weitesten Sinne – die Stimmungen von Itten.
Jede Vorlage, wild drauflos, auch Zeitung oder was da ist.
Hinterlegen von Strukturen wie Kachelmuster hinter Portrait, auch fotografieren.
Fotografien von Nan Goldin –Akira.

Das Restaurant mit seiner Spiegelung von dem Platz aus, wo ich saß. Interessant. Mit digitaler Kamera oder Video und daraus die Essenz.
 
Heute ist mir gekommen, wie ich diesen Anfechtungen meiner Geschäftszeit entgegentreten kann. Zum Beispiel der Brief von Frau Gramm. Ich werde eine qualifizierte Antwort als Tagebucheintragung fertigen und dies ihr zuschicken. Mal sehen, was darauf kommt. Irgendwie werde ich mich für diesen Brief rächen. Und nicht nur an sie. Auch an Dr. Curdt und Monika Friedrich usw. Heike Schmidt. Sie erinnert mich an Circe, sie verwandelt ihre Umgebung in Schweine, und mit diesen lebt sie und fühlt sie sich offensichtlich wohl. Und Bernd. Trivialen Namen folgen triviale Gedanken und triviale Taten. Triviale Taten aber sind in ihrer Endkonsequenz faschistisch.

Alles so sein lassen.
Veränderungen finden sowieso nur im Kopf statt.
Im Bauch entsteht die Software
und im Kopf wird sie den gegebenen Verhältnissen angepaßt.
Diese Unstimmigkeiten zwischen Wollen und Tun
erzeugen natürlich die mannigfachsten Krankheiten
bis hin zur Sucht.
Das Abtauchen aus der Wirklichkeit in eine zirkuläre Abstinenz
ist noch keinem bekommen.
Diese Leere, diese Weite.
Die allumfassende Nullfunktion
wird dich nicht in eine imaginäre Zahl verwandeln
denn du bleibst, was du bist.


            Schwarzes Kätzchen,
            du gehst über Wiesen und Wege,
            der Augenblick führt Dich.
            Der Mensch, der dich sieht,
            fragt nach dem Schicksal.

            Du,
            kleines schwarzes Orakel
            feierst inzwischen
            Orgien mit der Nacht
            und blickst mit großen Augen
            auf die glänzenden Perlen des Taus,

            die die Nacht aus Ihrem        Haupte schüttet


















Die Wut zur Ziselierung
Horror vacui

 Schleier der Maja
der im göttlichen schlummer
jeden Doppelblindversuch
gelingen läßt.



Die Erklärung
Gedichtpapier  –  Das ist die Hirnwindung zum Nächsten.

Manche glauben,
der Weg, ein Herz zu gewinnen
geht übers Portemonnaie – die Vernunft
manche glauben überhaupt nicht – wesenlose monotonie -

aber wahrlich, ich sage euch
Ich predige dem,
der sein Herz in einem Gedicht entblößt.


ein schüchternes Lächeln auf dem Antlitz
ein fragiles hinwenden zum Duktus
dann
der Quantensprung der Gefühle.
All dies
nur ein blatt

Gedichtpapier


Ich beginne mich in den leichten Zustand des Trunkenseins hinübergleiten zu lassen.
Wir reden gerade über Parmaschinken.
Ich könnte mir vorstellen – nach der Art der Pekingentenbrust – eine Modifikation.
Dieser Purismus der Rezepte riecht mir zu sehr nach Gewohnheit und Betriebsstoffwechsel.
Meistens, wenn Menschen etwas Fremdes ablehnen, sind sie in einem geschlossenen System, und lehnen eine Änderung der Gewohnheit ab, weil dies eine Öffnung des Systems impliziert.

Überhaupt, die Gastronomie ist ein rätselhafter Komplex.
Die wenigsten verstehen etwas davon und alle reden darüber.
Und gerade hier ist Sartori von der leichten Art möglich, weil hier der Bauch über das Gehirn spricht, und nicht intellektuelle Scheiße.
Überhaupt diese Fäkalien von den Akademikern, sie kommen sich ja vor wie etwas Besseres. Dabei unterscheiden sie sich eigentlich nur durch die Terminologie und die tägliche Qual der Arbeit vom Penner in der Stadtpassage. Wer sich niemals heimlich wünschte, in Gemeinschaft mit diesen Ausgeflippten ein Zehnerpack zu trinken und diese Gespräche, die nur ums Essentielle gehen, mitzumachen, der wäre besser nie geboren.

Mir kommt es eigentlich nur darauf an, etwas Zeit zum Atemholen herauszuschinden. Ich habe die Hoffnung aufgegeben, aus diesem Kreislauf von Zufall und Irrtum herauskatapultiert zu werden. Ich glaube nicht mehr an die Eruption. Ich kotze jeden Tag mein Spiegelbild an und heiße mich hirnloser Idiot, der nicht den Mut hat, Schluss zu machen. Eigentlich bin ich froh, daß ich mir meine Zeit mit der Interpretation dieser Welt vertreibe. Ich weiß, diese Form des täglichen Orgasmus werde ich nie mehr erahnen in meinen anderen Existenzen.

Genauso, wie ich nur eine blasse Ahnung habe, was mich in anderen Daseinsformen erwartet.
Und so ist das Nächste die Essenz. Der rothaarige Rathausfreak, der Nachbar, dem man begegnen muß. Für mich gibt es nur eine Form des gesellschaftlichen Lebens: entweder ernsthaft Farbe bekennen oder blödeln. Ich habe einfach keinen Zugang zu Menschen.
Wenn man in dieser Situation überleben will, kann man sich nur zum Narren machen.
Und so gehe ich abends ins Bett und lausche dem Rhythmus meines Herzens. Schon die Extrasystole macht mich daran denken, wie es ist, wenn man tot ist. Ist dann alles aus? Oder lebt man weiter in den Kraftfeldern der Dendronen? Wie ist eigentlich ein Orgasmus vereinbar mit dem mathematischen Kalkül? Da sind Mandelbrotmengen eine Krücke, weil sie dimensionsgebunden sind.
Der Orgasmus ist in erster Linie eine Ejakulation. Der Auslöser ist eine Peristaltik, die zwar mechanisch  darstellbar ist, in ihrer lebensauslösenden Form jedoch ebenso wenig begreifbar ist wie die Selbstorganisation des Lebens.
Watson & Crick.
Diese niederen Götter eines Details, welches sie nie verstehen werden.
Der Nobelpreis als die Krone des Determinismus.
Viele suchen die Wahrheit in der Selbsttäuschung.
Solche Spolien sind die Spur eines Durchblickers, der ersehnt, daß eines Tages der Druck so groß wird, daß es sich nicht mehr lohnt zu leben. 

Ich glaube, jeder sucht in seinem Leben Kontakt zu seinem Antipoden.
Früher suchte ich die Nähe von Privilegierten, um zu begreifen, was das ist, ich nahm mir wahllos alles vor. Mit Mädchen war ich ähnlich wählerisch und versäumte manche Gelegenheit, glücklich und zufrieden zu werden.
Aber nein, ich suchte die Wahrheit, von Jugend an eingetrichtert. Wenn man Outsider als Freunde sucht, bewegt man sich von der Nähe der Normalität weg. Und ebensowenig wie der Normalitätsbegriff ein Mittelwert ist, gibt es keine Wahrheit. Wenn man das begriffen hat, zerfallen die Werte der Gesellschaft.
Natürlich, in meiner Kunstwelt hat alles seinen Platz, aber meine  Position ist mir völlig unklar. Mich zieht es in meine eigenen Sicherungsfraktale, damit ich von dort aus über alles spotten kann.

Also, der Horkheimer kommt mir vor wie ein Anti-Cioran.
Dem Cioran ist jedes Mittel recht, diese Gesellschaft zu enblößen, damit die Dialektik der Selbstonanierung auf den Weg gebracht wird.
Er möchte in seiner fulgurativen Kraft einer Konvulivierung vorzubeugen
Beim Horkheimer und Adorno komme ich mir vor wie in Endzeiten.
Ihre Aussage ist tragisch und der Weg ist festgelegt. Wie ist es denn um euch bestellt?
Vielleicht ist der, der lebt, besser dran als der, der um den Tod weiß?
Wobei diese kurzen Phasen der Panik einer langen geregelten Atmung Platz machen.
Alle drei sind herrliche Sophisten.
Was wäre dies Welt ohne sie? Sie sind Jongleure besonderer Art.
Keine gleichwährende Kraftquelle kann eine Schwankung verhindern. Ein Kreisel kreist nun mal nicht umsonst, und dazu braucht er noch nicht einmal ein Naturgesetz. Und so sind sie insgeheim unzufrieden mit dieser Welt, weil sie sich nicht in die Richtung ihres Modells bewegt.
Die einheitliche Theorie in den Köpfen der Frankfurter Schule, ich lach mich kapott.
Aber das ist ja der Traum der Deterministen.
Cogito ergo sum. Dahinter steckt der Calvin und Zwingli. Und gerade die, haben hier in der Gegend zugeschlagen.
Diese Gegend – Südostniedersachsen – ist eine reiche Gegend. Ackerbau, Viehzucht, schöne Kulturdenkmäler, ehrwürdige Städte und Kirchen, eine Landschaft wie in der Bourgogne. Nur dort hat jedes Dorf hat seinen eigenen Käse und ist stolz darauf. Und hier, hier haben wir nur den Harzer Käse. Für den, der ihn mag, wohlschmeckend, aber jeden Tag ist er zum Kotzen. Wie die Südostniedersachsen.
Die konnte noch nicht mal Charlemagne leiden. 

Unter Einfälle vermerken "NACHRUFE !!"
Nachruf auf den Banker, Nachruf auf den Rechtsanwalt, auf den Arzt, auf den städtischen Angestellten, auf den Betriebswirt, usf.

Überhaupt zu viel gefressen, weil ich solche Sorgen um das Geschäft hatte. Ich mußte mit Dir. Schubert sprechen. Aber in meiner Angst habe ich das bis zum letzten Moment hinausgezögert, außerdem ist man in meiner Lage durchschaubar. An sich ist das ja einfach. In Notlagen herrschen Stressprogramme, die sich ähneln.
Da hat jede Zivilisationsgattung untereinander ähnliche Sequenzabläufe. Und die sind im Grunde ähnlich. Deshalb kommt man sich bei Bankern, Polizisten, Steuerberatern, Steuerprüfern und Gerichtsvollstreckziehern so durchschaut vor, weil diese immer den Delinquenten in dir sehen. Dies ist auch der eigentliche Grund, warum ich keinen dieser Berufe ausüben möchte.
Meine Welt würde kleiner werden. Das ist der Preis der großen Zahl. Die Welt eines jeden wird kleiner und Gott als Nachbar ist unglaubwürdig. Es ist auch anstrengend, in Bekannten die Buddha-Natur zu suchen. Natürlich ist Buddha gewöhnlich wie mein Nachbar. Alle Leute leben damit. Das Schlimme ist, wenn man in Gesellschaft  solcher Leuten ist, kommt man sich immer ausgehorcht vor. Das ist wahrscheinlich eine Projektion, aber in einem solchen Fall kommen die mir alle vor wie Denunzianten. Kafka hat das alles schon richtig gesehen, denn Kafka war ja auch Jurist. Und Jurist sein in einer Gesellschaft ohne besondere Eigenschaften ist genauso schwierig wie Menschsein in einer solchen. Das ist alles so musilesk. Am liebsten hätte ich immer Leute um mich, mit denen ich die Fragen, die mich bedrängen, besprechen kann.
Jeder eingebildete Kranke beansprucht seinen persönlichen Seelsorger. Ich bin zivilisationsüberflutet und beurteile daher gerne grobsinnliche Turnübungen wie Bumsen, mit den Augen des Deterministen.
Da ich Hemmungen habe, determiniere ich so lange, bis die Pheromone auf der Strecke bleiben und das Ganze keine augenblicksrelevante Gefahr mehr darstellt.
Danach einen Spott zu finden, ist ein Leichtes.

Jede Tour ist ein Schritt in den Blätterteig der Erstarrung, zum Bürger hin. Wie war das?
Wenn man weiß, was man tut, warum man etwas tut, beginnt man, nicht mehr seinen Instinkten zu gehorchen.
Wie gut haben es die Leute um mich herum, irgendwie haben sie es besser, sie kennen keinen Zweifel, und wenn, dafür haben sie Television und Rundfunk. Ihr Leben geht hin zwischen Arbeit und Zuhause, Schlafen und der Suche nach der Zäsur, die ihrem armseligen Leben die Würde der Schöpfung verleiht.
Was ist das auch für eine Kreativität, die sich in Verwaltungsakten erschöpft.
Architekten – Bauhaus. Bruno Taut und die Utopisten im Sinn, vergeuden sie die Ansätze eines Hochfluges in Zeichnungen für ein Konzept eines Menschseins, welches jenseits allen Anstandes den Schleim eines Stadtplaners und seiner Lakaien zur alles quälenden Daseinform masturbiert.
Ob Garnier oder treudeutsch, sie münzen jeden Funken Freiheit in falsche Fünfziger um. Und ihre Gleichmacherei macht jeden, der nicht mitspielt, verdächtig.
Aufmüpfige werden ins soziale Abseits gedrängt oder lächerlich gemacht. Keiner hält das lange durch.
Da verkommt die Schöpfung zur Ventilsitte, die Bumsbomber sind da wirklich das kleinere Übel.
Die tristen Moralisten in der Heimat sind die schlimmsten Hexenjäger. Zuletzt beunruhigt mich das alles nicht mehr, keine Form ist beständig, und nur wer sein Heil am Ende einer Vollmondnacht im Frühnebel einer Flußniederung sucht, wird die Erlösung finden. Die hohlen Entschlüsse dieser Schrumpfköpfe halten meinen Willen zur täglichen Erneuerung nicht auf.

Wenn man mit dem Rücken zum Publikum spielt, so hofft man auf eine Reflektion. Ich möchte in einem Canon spielen, ohne Zeugen, ohne Zuhörer.
Dieses Echo werde ich nicht vertragen. Die Amplitude wird mich auslöschen wie ein elektrischer Schock. Übrig bleibt Fleisch, welches verwest.
Wenn der Starosch stinkt, führt der Geruch seiner Heiligkeit zur Reduktion des Zerfalls.
HIC IACET, PULVIS, CINIS ET NIHIL.

Man sagt sich immer: "Ja, wenn ich will ..." Aber können vor Lachen. Man ist doch niemand anders als man selbst. Dort bei mir sind die Antriebe versammelt, und dort werden die Entscheidungen über des Weges Fulguration ausgerechnet. Welche Iteration brachte mich auf diesen Weg? Und welche Ordnungsgerinsel sind für die kristalline Struktur eines Infarktes notwendig, damit dieses tägliche Einerlei einen Sinn erhält?

Aber halt, was sind unterschwellige Verarbeitungen, vielleicht ist alles viel komplexer als vorstellbar.
Unterschwellige Einflüsse, Input der Werbung – ist denn Amok die einzige Verwirklichung?
Ich weiß nicht, aber der Suizid, oder der frühe Tod scheint der Königsweg zu sein.
Wie will man gegen ein Reglement angehen, welches allmächtig scheint.

Die wahren Menschen sind Künstler und Verbrecher. Der Rest sind Teile eines Gesamtorganismus.
Vielleicht sind gerade die Kreativen die Krebszellen der Gesellschaft. Ich bin immer hin- und hergerissen, wo der Ort ist, an dem ich meine Behausung aufschlagen kann. Ich trage diese Zweifel seit meiner Jugend mit mir herum.
Die Seite des Schwächeren ist der edelste Weg, sagte man mir. Du darfst dich nicht runterkriegen lassen. Bis zur letzten Kugel.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Das ist Opium für einfache Gemüter!

Aber zum Genuß zu kommen, der ungetrübt ist, durch augenblickliche Raumzeitverschiebungen, das sind Ziele, die dem Bürger zutiefst fremd sind. Sie enthalten keine Konstanten, alles ist relativ und wandelt sich augenblicklich. Was soll damit jemand anfangen, dessen Kreativität sich in Rückversicherungen erschöpft.
Aber die Sicherheit ist die Chimäre, die den Satten das Schlummerlied seiner Sehnsüchte als rolled eye movement überstehen läßt, und das jede Nacht.

Die Faulheit ist bei einem Epikureer etwas anderes als bei einem postmodernen Neuplatoniker.
Dabei ist diese Welt gar nicht so schlecht, wenn man sich darin einzurichten weiß. Man stelle sich vor, man hat die Wahl, was man in einer Strömung sein möchte – der Störfaktor oder die Folgen. Ist doch alles egal, Baby, Hauptsache es passiert was. Wenn man von der Dame absieht, kann man doch kaum ausdrücken, wie ein Genuß gewogen werden kann. Zumal Glück und Drüsen im coolsten Hotelzimmer das Wunder der Auferstehung sind eingedenk der Tatsache, daß es keine Hemmnisse gibt. Wer schreibt schon automatisch. Der göttliche Lautreamont und sein verkrüppelter Sohn, Antonin Artaud. Man fragt sich ja immer, wer man selbst ist. Wem wollte man nacheifern? Alles vorbei, nach einer gewissen Richtgeschwindigkeit ist der Kurs nicht mehr berechenbar, weil zu viele gravitationelle Störquellen die Ankunft im exakten Erwartungszentrum verhindern. Wo liegt da eigentlich der Unterschied zwischen Töten und nicht Töten??

Gautama hat das eigentlich klar gesehen. Was ist die Zweckbestimmung eines Apfelstrudels und wie kann er sich gegen sein Schicksal wehren? Natürlich, kein Mensch glaubt an Gott, und alle fürchten seine Strafen. Auch brauchst du nur ein Lied zu beherrschen, um zur Vollkommenheit zu gelangen. Komplexe Strukturen eignen sich jeweiligen Evolutionsstufen zu. Zielgerichtet sind nur Herrscher und nicht Träumer. Träumer sind auch keine guten Sklaventreiber. Träumer erwarten vom Leben die Nachsicht, die Verlierern gebührt. Wir, wir sind froh, überhaupt gelebt zu haben, und die Gedanken darüber artikulieren zu können. Ich, wir sind sprachlos vor den Wundern der Schöpfung und freuen uns jeden Tag auf das Aufwachen, welches uns das Bewußtsein gibt zu leben und denken. Ich, WR.

Frühstück: Müsli, 1 1/2 Scheiben Brot, genauer: 1 Scheibe Vollkornbrot und eine Scheibe Gersterbrot
Essen bis 17 Uhr dreißig: danach, ein bißchen mit schlechtem Pudding. Schlechter Pudding ist zu alt, Instantpulver, zu wenig Zucker, zu viel Stärke. Keine Vanilleschote, Temperatur und Konsistenz scheiße. Und ein lauwarmer Pudding, der gerade seine erste Haut zieht, diese ist zart und jungfräulich. Wenn ein Jungfernhäutchen schmecken würde, sollte es für mich den Geschmack nach Vanille und ein wenig fest werdender Stärke mit Sahne und einer Prise Salz schmecken. Dazu als Vollendung dieses Traumes eine ordentliches Glas Noccino, der göttliche Likör aus grünen Walnüssen.

Da muß ich an "Les Pas" denken, dieses kitschige Gedicht von Paul Valéry. Oft benutzt, um die Stunde der Vollstreckung zu vollenden. Ins Ohr gehaucht und gebrochener Widerstand brach, wie Illusionen brechen, wenn man sie riecht und schmeckt, schlimmer noch, wenn sie einem den Augenblick verderben mit ihren prosaischen Fragen und mich auf ihre ekelhafte Benutzeroberfläche bringen. Wenn die Hardware schon nicht stimmt, schlimm wird's erst, wenn die Software anfängt zu greinen. Dann kommen einen diese ewigen Wege ins Bewußtsein, die einen vom eigentlichen abhalten und Karma erzeugen. Ich meine – Samadhi und Sartori sind eigentlich nur einmal erzeugt worden. Und das reicht auch. Mögen doch die Bürger ihre Erlösung erhoffen, nachdem das Christentum sich nur noch in den Kavernen der Mikros erlebt.

Essen bis Feierabend: ein bißchen Käse, ein merkwürdiger, sah aus wie ein Chaource und hat geschmeckt wie dieser künstliche Eierstich mit Karamelsauce.
Eigentlich ist er mir egal, aber es ist wie mit dem Briefpartner, wie dieser Mr. aus den Philippinen, dessen Visitenkarte ich in der Taunusanlage gefunden hatte.
Du kannst Briefe an ihn schreiben, und er schafft sich persönlich.
Dabei bin ich nicht personenfixiert, nur prinzipiell.
Eigentlich bin ich froh, daß ich ein Schema gefunden habe, um mich auszudrücken. Der Computer ist ein Freund, solange man ihn als Tagebuch benutzt.
Mich hat immer schon gewundert, warum junge Leute ihr Leben lassen für ein Phantom.
Le Bon, Gustav, hat so etwas gesehen. Aber ich glaube, wenn, getrieben durch eine IDEE, die Jugend in den Tod mit Lust schreitet, dann ist das ein Softwareproblem. Wenn so viele davon ergriffen werden, dann ist das ein Virus, welches jungen Männern den Kopf verwirrt. Aber durch Rückkopplungen sind Verfehlungen der Software nicht ohne Einfluß auf den Zustand der Hardware.

Selbstregulierend, hohe Parameterdichte.
Und was bin ich? Wo, zwischen den Bits, ist mein Ich?
Die Welt am Draht oder noch schlimmer, der Orchideenkäfig.
Welch eine grundlegende Schönheit.
"Orchis und Idee" – der Käfig, eine deterministische Zutat, die weder nötig für den Ablauf ist noch etwas an Schönheit hinzugefügt hat.

Und dazwischen immer die Zweifel, ist der Weg richtig?
Alle Wege gleichen sich.
Und zum Schluß weiß man, daß Gerechtigkeit eine Fiktion ist, und das Wahre und Gute und Schöne ein Kaufhausbrand. Wenn die Revolution verkommt in Kronzeugenregelungen und die Drogenabhängigen immer noch nicht tun können für kleines Geld, wonach ihnen verlangt,
nach dem Vergessen
für die Untaten der arbeitsteiligen Gesellschaft.
Der Goldene Schuß
als Erlösung
gegen die Reintegration
durch Pastorenweibsen und glutvolle Emanzen.
Wie desintegriert man einen schwulen Staatsanwalt?
Er vertritt das Recht und tut Strafbares.
Aber ist er schuld ?
Da muß man das Recht teilen,
kanonisch – weltlich.
Keines hilft einem weiter,
wenn man wissen will.
Der Staat muß seine Untertanen beschützen.
Vor wem?
Vor sich selbst.
Der Staat, das ist die Software,
die weiß, was gut für einen ist.
Der Staat ist der Überbau,
der Außenseiter vernichtet.
Seien es Beknackte oder Unangepaßte.
Die Institutionen, die IHK, der Landtag, der Bundestag.
Nur Befehlsempfänger der übergeordneten Software.
Kein Big Brother,
nichts Persönliches,
nur die Bits, die wissen, was gut für einen ist.

Was veranlaßt mich Fragen zu stellen, die mich in Frage stellen?
Will ich mein Ende
oder will ich den Schleier der Maya lüften?
Die letzte Tat des Faust.
War es Erkenntnis oder Zynismus ?
Nur die, die nicht fragen, sterben überrascht.
Und am Ende wär's besser,
daß nichts entstünde.
Der Kreislauf hat nur dann ein Ende,
wenn man sich um nichts kümmert
und aus dem Zwitschern der Vögel
seinen eigenen Rhythmus braut.

Zu mancher Stunde bin ich ein Misanthrop,
aber ich tu's nur für die  Kunst.
Wie schön ist es, ein Schimpfwort zu erfinden
– Sohn eines Parisers und einer Monatsbinde -
ordinär und originell.
Der Homunkulus ist immer irgendwo Kloake,
wie der Mensch immer ein wenig überflüssig.
Ohne dieses saublöde Erklären einer Welt,
weil er, der Mensch, das Denken erfunden hat,
ohne dieses würde alles so vor sich hinexistieren
und man würde alles wissen,
ohne zu zweifeln.
Am Anfang war der Zweifel
und dann kam Dr. Pangloß und Candide,
Candido
der hatte es leicht,
a natural lover
und alles in time.
Entweder war man asexuell
wie Kant oder Spencer
oder geistesgestört wie Hegel oder Hölderlin.
Dazwischen Rimbaud oder Baudelaire und de Stael.
Erst wenn man seinem Schmerz
Ausdruck geben kann
wird man unglaubhaft
wie Cioran.
Diese Briefe von Artaud
oder die Geschichten von Nerval
die alles sehen, nur nicht den Gegenstand,
sie rühren einen an,
weil man selbst von Zweifel zerfressen
den täglichen Abort
den Fristenlösern in die Fresse spritzten möchte.
Millionen onanieren täglich
und keiner trauert den Genen nach.
Dabei sind sie so fragil und vergänglich,
fast steril.
Dagegen ein Kind, es stinkt nach Scheiße
und du weißt nie, was für ein Idiot es ist.

Aber sie verhindern ja auch
den bewußten Suizid.
Sie sind so schlimm
wie die permanente Weltrevolution,
sie verurteilen zum Leben
wo man sich doch einfach nur
vor solchen Scheusalen ekelt
die einem das Leben aufzwingen wollen.
Sie sind nur glücklich, wenn sie sozialisieren
und können sich in ihrer Einfalt nicht vorstellen,
daß es jemand beim bloßen Anblick
eines solchen geistigen Kleingärtners
kotzübelelend wird.
Ihr Biotop stinkt nach Selbstgefälligkeit und Mission.
Reine Biologie, sie pflanzen sich fort
und fort und fort bis zum jüngsten Tag,
Gott sei Dank, dann hat dieses Kausalitätsmonstrum ein Ende.
Aber mit so viel Karma
kann man keine Singularität sein.

Gladiator und Flamenco und Corrida.
Die Einengung und Freiheit finden und sich wohlfühlen. Das ist so eine rechte Macho-Einstellung. Der Stierkampf ist der ritualisierte Gladiatorenkampf. Bei der Corrida sind Publikum und Akteure eine Einheit. Es ist religiös. Die dunkle Stimme des Unheils schwebt über allen. Leben oder Tod. Leben und Tod. Die Minimalchance. Den Frauen ist's wie ein Intermissio – Degen, wenn der Stier getötet wird. Und sie fühlen zu widerstehen, aber meine Anpassungsfähigkeit sucht den Ausweg, um Zeuge einer gelebten Existenz zu werden. Denn halbe Dinge bleiben Stückwerk, und Stückwerk ist das Vergessen. Was ist es, die Seele? Sie offenbart sich im Stil. Man sagt Timbre, Phrasierung, Soul und meint Verinnerlichung von Seelenzuständen, die in Parametern nicht faßbar, aber so sehnsuchtsvoll sind wie frisch gebratene Flugenten. Die Schenkel, wo sie am zartesten, Karpfenschleim und Undine, fischig und unerträglich wahrheitsliebend in ihrem Gestank. Was stinkt mehr als Wahrheit? Ekelhaft der Geruch verwesten Fleisches, Ammoniak, Buttersäure. Missionare, Kopfschlächter, ihr seid die Manifestatoren eines Fleisches.
Oh, meine Lieder sind nicht neu, aber einzigartig. Weil ich sie als wahnwitzig befinde. Aber Verordnungen werden keine Werte hervorbringen als einen Pool in den Zeitläuften der Veräußerung. Die Flucht ist verbaut durch Schrödingers Katze. Und die Freude am Leben ist, wenn man anspruchsvoll ist, ein Kräutlein richtig angetrocknet und optimiert zu einem Essen, welches nicht Kritiker erstaunt, sondern Kenner verzückt. MGWR.

Ich finde, ich schlage in der letzten Zeit ein bißchen zu viel zu. Alko, essen bis zum Erbrechen. Irgendwie muß sich das ändern. Aber der Genuß von Schinken zum Beispiel. Er knüpft sich an Parameter, die unübersichtlich sind. Wie Genuß, der alle Dimensionsstufen umfaßt. Es sind subtile Dinge wie Körpertemperatur, das Angebot an zweiwertigen Eisen, Vitamine und der Zitronensäurezyklus, die zweckbestimmend wirken. Daraus entsteht der vollendete Genuß einer Punch Punch. Da kann man keine Lehrsätze ableiten. 8-9-8 aus der Lackkiste ist nicht zu ersetzen durch eine Lord Filter. Es fehlt die Anregung durch ein Erlebnis. Und jedes Erlebnis kann den Urgrund des Seins bedeuten. Eine Schrulle kann eine Zeitmaschine sein, weil sie durch die Brille der Beschränktheit eine universelle Sicht installiert. Erfindungen sind ja ohnehin nur in der Nuancierung zu finden. Wird es umfassender, sind es Naturgesetze, denen man ausgesetzt ist. Nuancierung, das ist Cassis gegen mûre, Zimt gegen Nelken, oder schon feiner, Melisse gegen Zitronenthymian. Das ist aber auch das Ausfrieren der Elemente, oder deren Teilchen. Manche machen daraus ihren Beruf, so etwas zu erforschen. Aber warum werden Naturwissenschaftler oft so religiös? Sie erkennen Gott in der Nuance. Und Gott ist atomos wie die Nuance einer Nuance. Man kann zwar Pheromone synthetisieren,  aber nur zu dem Zweck der Kopulation oder des Todes. Pheromone gegen den Borkenkäfer ist eine Verkehrung des Prinzips. Diese Leute glauben an Buddha  und bekommen ihre Inspiration von Kant. Der Kategorische kotzt mich an. In seiner Fratze erkenne ich den Punk und den Beamten. Die Sicherheit – das ist die Chimäre, die aus dem bedürfnislosen Allerweltsstudenten einen Ökofreak macht.

Ich danke Ihnen für Ihr zahlreiches Erscheinen. Nicht dass es mir egal ist, aber ich vermute, das wir nicht gleichen Sinnes hergekommen sind. Ich bin gekommen, um mich zu entlarven, Sie aber sind gekommen, um mich zu entlarven. Da sind zweierlei Dinge. Es sind Nuancen einer großen Gerechtigkeit, die sich nicht an den irdischen Gelüsten orientiert. In meiner Welt ist das Aufgeben einer Position normal, daher sind Amokläufe begründbar und nützlich. Wie schön ist es, durch den Zufall zu sterben, als einem Kismet anheimzufallen. Empfindliche Nüstern schnuppern Unerhörtes, ein kolossaler Körper gerät in eine Schwingung, die den Urknall auslösen kann. Und plötzlich diese Ruhe eines bleiernen Sommernachmittags – dup dup durupdi dup dup durupdi dup dupdurupdi dubap di dubabiumal dup dup durupdi dubap durupdidubap dururupdidarup usw.
Ein Nachmittag in der Villa Lante. Ein krasses Beispiel einer deterministischen Ergänzungsabgabe. Man gibt nicht nur seine Inspiration, sondern auch seinen Antrieb. Und ohne diese ist das Leben nutzlos. Das merkt natürlich der Bürger und Beamte, die beide ohne dieses ihr Leben fristen müssen. Für sie ist das Fernsehen gemacht. Wenn es für mich gemacht wäre, dann wären mehr Morde in der Bild-Zeitung.
Der Bubutiger hat zu geschlagen.

Ich habe mir ein Buch von Antonin Artaud bestellt, "Mexiko". Ich bin mal gespannt. Wenn man jemanden fragt, der ihn kannte, der sagt: "Der war doch immer schon verrückt." Natürlich war er immer verrückt, aber er ist von seiner Umgebung zu einem Antinous gestempelt worden, ein Rimbaud, ein bißchen frühreif, ein bißchen schwul, ein bißchen hetero, die überhitzten Phantasien eines pubertären Wildlings. Spätestens wenn er eine Freundin draufkriegt, wird er normal. Und dann der Unverbesserliche, der die Regierung um Geld für eine Expedition nach Mexiko anbaggerte. Jeder lachte ihn aus, und Barrault und lieh ihm das Nötigste. Und er kam zurück mit dürftiger Ausbeute. Am meisten profitierte er selber davon. Oder Henri Michaux, der berühmt gewordene Vertreter der Gattung der Outsider. Er selber, Antinous, wußte, daß seine Destination der Tod ist. Aber ein Tod, über Jahrzehnte hinweg, was ist da lebenslänglich? Er war immer im Zen, und seine Bilder sind der Test zur Kerbschlagzähigkeit eines Seelenzustandes. Wo er hinkam, war nur seine Fröhlichkeit. Die der anderen, die nur im Augenblick des Todes versuchen zu leben, weil sie alles begreifen wollen, war nicht die seine. Er starb immer, wenn er schlief, wenn er pißte oder wenn er deklamierte. Seine von Laudanum gefärbten Mundwinkel wollten nicht geküßt, aber geliebt werden. Er hielt sich für einen guten Menschen, was ihn nicht davon abhielt, gezielte Gemeinheiten über seine Sympathisanten zu verbreiten, Freunde wollte er nicht. Das waren doch nur Voyeure, die sich an seinem beständigen Todeskampf aufgeilten. Alle waren froh, daß sie nicht waren wie er, aber alle sprachen sie darüber, was sie alles machen wollten. Und was machten sie? Kinder, Bücher, Bilder zum Kotzen seicht. Postmoderne Kulturseicher. Zuweilen, wenn er einen ansah, kaute er eine rätselhafte Nahrung mit seinen Kiefern. Selbst ein Hamburger erfuhr in seinem übel riechenden Mund eine Metamorphose, eine Apotheose seines Seins. Im Mund eines Einzigartigen zu vergehen, ist das nicht genauso schön wie im Nil zu ertrinken? Auf der Blüte seines Seins. Es gibt eine Zeit im Leben eines jeden Menschen, da ist er nur schön und weiß nicht. Die Knaben bewegen sich mit der Grazie eines Epheben und wissen noch nicht, daß sie eines Tages ekelhafte Skatspieler oder Schützenbrüder werden, die sich nur in der Gruppe stark fühlen. Die Mädchen bewegen sich mit der provokativen Selbstverständlichkeit einer Vestalin. Erkenntnis ist grausam, vor allem wenn man durch den Frühling geht und sieht die Wirkung der Jahreszeiten im vorgestrecktem Hintern eben desselben Mädchens und die Verwandlung eines solchen in eine zum Kotzen langweilige schlampige Alte, die vor der Nord LB ihren Träumen nachhängt. Man kann ja so ein stahlblaues Rathaus verklären mit Skulpturen und so ein bißchen Drumherum. Aber was ein und aus geht, das bleibt.

Herbstlich schön. Es ist eine richtige Erholung von diesem heißen Sommer. Die Natur macht sich langsam für den großen Ball des Herbstes zurecht, und wenn im Sommer alles blendet, so setzt vor allem der Frühherbst Akzente in Licht eines dunstigen Sommerabends. Die Blätter lassen die Buntheit ihrer späten Tage ahnen. Man möchte schon manchesmal in den letzten warmen Sonnenstrahlen sitzen und das gehetzte Gesicht von ihnen verklären lassen.

Und dann die Sache mit dem Fasan. Fasanenbrust mit Weinkraut. Das hört sich so banal an und kann doch so raffiniert sein. Ein Fasan, recht viel Kräuter sollte er in seinem kurzen Leben gepflückt haben. Seine Leber zart und sein Herz stark und schmackhaft im Fasanenklein ruhen. Hierher gehören auch die Flügelchen und der Magen, wie bei einer Gans. Es sollten Totentrompeten in diese Brühe ihren Geschmack abgeben und der bodenständige Pfeffer, vereint mit etwas Thymian sollten diesem zweiten Gang im Verein mit etwas Ingwer und Chili eine gewisse Schärfe verleihen, welche zu einem süßen Reis Trautmannsdorf überleitet. Aber als Hauptgericht gibt es die Brüste des Fasans, dünne Scheiben von Sellerie unter die Haut geschoben und ordentlich gebraten auf einem Crouton, der die Säfte des Bratens von oben empfängt und von unten das Fett vom Geflügel einsaugt. Nun erwärme man im Steamer frisches Sauerkraut aus dem Fass und mildere die Schärfe des Krautes mit etwas Champagner und Sherry oloroso. Wenn alles schön warm und servierfertig ist, schwenke man welke, strohgetrocknete Weinbeeren in wenig Butter lauwarm und gieße dies alles über das Kraut. Die Brust des Fasans, kross gebraten, setze man auf den Crouton und esse diesen mit allem als Beilage. Dazu empfehle ich eine 1985 Clos de la Coullée de Serrant.

Das Menu: I. Fasan mit Weinkraut und Crouton. II. Fasanenklein mit Glasnudeln. III. Reis Trautmannsdorff mit Kumquats und Galliano IV. Vacherin mit Salsa Verde. V. Koriandermocca mit Pétit fours vom Café Hainer in Wien, oder Baklawa mit Rosenwasser und anderen Ingredienzien.

Menus aus dem Kopf. Keiner will sie, keiner kann sie machen. Keiner will sie, keiner möchte sie essen. Und doch, was in meinem Kopf geboren wird, hat eine Daseinsberechtigung. Wer sagt denn, daß dies ungenießbar ist. Es kommt doch keiner aus seinem Geschmacksniveau heraus als der Übersättigte. Wenn man Küche für Übersättigte machen will, dann müssen auch Übersättigte vorhanden sein. Und wenn sie übersättigt sind, müssen sie auch übersättigt sein wollen und können. Und bei dem Können hört es auf. Es gibt keine Übersättigten außer mir. Ich lerne jeden Tag vom Essen. Im Rathaus lernen sie jeden Tag, wie man einen Tag herumbringt. Und wie sie den Tag herumbringen, so sind sie auch. Überdrüssig. Sie langweilen sich, weil sie keine Alternative haben, nicht weil sie gesättigt. sind. Die Langeweile kann göttlich sein, wenn sie aus dem Überfluß kommt. Ekelhaft wird sie, wenn sie dem Unvermögen entstammt, diesem Leben einen Reiz abzugewinnen. Mir bleibt nur noch übrig, zu vergeben, all diese Sünden wider die Zeit. Wenn ich den Fasan genieße, dann fange ich Zeit, genieße ich die Langeweile, verzögere ich mein Ende. Das Lamento des Schusters vor seinem Tod. Alles nur verbrühte Milch und Langeweile. Alles nur Fiktion von armseligen Spießern. Sie haben nichts anderes zu tun, als den kleinen Vergnügen nachzujagen. Das große Vergnügen, das Leben, lernen sie nie kennen. Für sie war es das Größte, im Krieg ein Huhn zu schlachten.
Ich danke meinem Schöpfer, daß er mir meinen Kopf nicht zum Biertrinken gegeben hat.

Eigentlich habe ich das Buch von Antinous Artaud vorausgeahnt. Meine Auffassung von Artaud deckt sich in etwa mit der von Luis Aragon. Er geht aber nicht weit genug. Entweder hatte er keinen Peyotl oder er war zu christlich. Aber als Spanier ist er sicher zu orthodox, um sich andere Beispiele als die platonischen vorzustellen. Bei C. G. Jung scheiden sich die Geister. Das Rätselhafte ist ja, daß sich bei jeder Droge andere Archetypen einstellen. Sofern man ein Medium wie A. A. ist. Was er suchte, sind Ethiken völlig anderer Art. Stammesethiken die einem nur dann Sicherheit im Universum geben, wenn man Teil des Clanritus ist. Ist man Europäer, kann man zwar alles begreifen, aber nichts verinnerlichen. D. h. man ist auf sich selbst angewiesen. Antonin ist Einzelgänger mit der ganzen Verletzlichkeit einer hochsensiblen Antenne.

Ja, warum fresse ich eigentlich so viel und am besten so gut? Welchen Grund hat es? Ist es die Vorfreude auf ein Habensaldo oder ist es der Frust vor dem Überfluß, auf jeden Fall, es muß weg. Und ich bin persönlich darin engagiert. Bei mir ist es fürwahr nicht der Mehrwert, der durch negotiae entsteht, es entsteht auch ein geistiger Mehrwert, der sich in der Persönlichkeit niederschlägt. Es ist dieser Mehrwert, der einen Arne Krüger, einen Dr. Lufft, Arno Schmidt und V.O. Stomps oder auch mich zu Monstren der Gesellschaft werden läßt. Sie erzeugen einen nicht verwertbaren Mehrwert.

Das Kollektiv des Mittelalters vollbrachte Kathedralen universellen Ausmaßes.
Der Individualismus des Barock erzeugte die Blähungen der Renaissance. Zwiebeltürme sind der sinnbildliche Ausdruck des Furzes eines Gottes. Und so viele Götter, so viele Kuppelformen. In Rom und Venedig haben die Götter kräftig gefurzt. Und wenn man in die Dunstglocke eintaucht, wird man seiner Sinne nicht mehr Herr, weil die Pheromone diese kräftigen Gifte des Glaubens überlagern. Das eigentliche Gift ist der Glauben. Er war am Anfang und machte aus jeder Protozoe einen orthodoxen Juden, einen Fanatiker oder einen Katholiken, von Ogun und Django wollen wir nicht reden, weil keiner mehr weiß, was Guba ist. Dabei sind auch die, die im Nirwana schweben, weit davon entfernt zu begreifen, was der Tod ist. Das Ende allen Strebens und dem Gesetz der großen Zahl ausgeliefert. Im letzten Augenblick wird man begreifen, alles Hoffen vergeblich. Igitur, de Stael und Bellmer –Freunde, die sich im Dickicht der Nacht eine kurze Bleibe suchten – das nannten sie Leben – um darauf im ewigen Vergessen eine Erholung zu suchen von den Anstrengungen des Zitronensäurezyklus. Das Weltall braucht die Philisophie dieser Amöben nicht, diese Metastasen eines malignen Tumors können ein sauberes Urknallmodell nicht verändern. Verändern kann man nur durch Gleichmut oder ???

Zur Zeit mache ich so lockere Aquarelle. Ich beginne mich in dieser Technik heimisch zu fühlen. Allerdings ist das alles noch sehr undifferenziert. Als nächstes will ich mein Tagebuch ausdrucken und am Rand Zeichnungen in dieser Technik anbringen. Das macht Spaß und ich kann das alles auf lichtechten Karton aufmalen. So langsam glaube ich, daß ich für die Nachwelt arbeite. Dabei sollte einem immer bewußt bleiben: Den Trieb sollst du auf Erden regeln, im Himmel gibt es nichts zu vögeln. Aber wer ist denn schon so cool, daß er für den Augenblick lebt. Livin within the skin. Django, das war's. Aber warum ist er denn an einem Schlaganfall gestorben? Kann das nicht ein künstlich erhöhter Blutdruck gewesen sein. Ein Aneurysma wegen 280/110. Da kann man froh sein, wenn es schnell geht. Und Pat Martino? Er hat Glück gehabt. Wenn's das Musikverständnis trifft oder ein naheliegendes Verrechnungszentrum. Wenn man keine Noten mehr lesen kann, keine Melodie erkennt. Und gestern noch dieser artifizielle Zeitraffer andere Wege öffnet. Da kann einem schon anders werden. Aber noch steht einem die Zukunft offen.

Dizzy ist gestorben. Ich habe ihn mit seinen makabren Scherzen und seinem gegenwärtigen Humor immer bewundert. Bei einem Interview sprach er mal über sein Privatleben. Da sagte er, ich muß jeden Tag spielen. Ich tu's nicht nur wegen der Technik. Nein, ich spiel so vor mich hin und entdecke immer etwas Neues. Die Musik ist so vielseitig, daß man sein ganzes Leben lang immer wieder eine andere Interpretation oder Improvisation eines tunes beginnt. Das ist es, Lover man oder so, jeden Tag und die eigene Stimmung an die Linie anfügen. Das ist timbre und feeling oder die vielen Anordnungsmöglichkeiten eines Universums in einer Melodielinie, da kann man ... Da kommt mir der Eco in den Sinn. Der Unterschied zwischen Improvisation und Interpretation. Improvisation ist die Auslegung über den Bauch. Interpretation ist die Auslegung übers Hirn (ZNS).


Ginger und danach einen 88er Maucaillou. War ein bißchen flach nach dem, was ich in letzter Zeit genossen habe. Birgits Bruder war da. Er hat gleich erkannt, daß wir den Teppich von den Eltern rumliegen hatten. Birgit hat ihm die Hälfte angeboten, durchgeschnitten. Eigentlich möchte ich mit solchen Leuten nichts zu tun haben. Die Doris versucht zwar immer noch zu vermitteln, aber das sind Abgründe dazwischen. Natürlich habe ich ihn als Erster beleidigt, und er erwartet den Kotau oder das Friedensangebot von mir, damit er es höhnisch ausschlagen kann. Aber mir ist gar nicht zumute danach. Eigentlich ist mir das fremd. Frühzeitig habe ich ihn als Arsch durchschaut und habe gesehen, daß er sich nicht im Geringsten geändert hat. Sein Alter Ego, die Doris, wird ihn nicht von der selbst auferlegten Beschränkung der Moneygeilheit entbinden. Auch sie ist drogenabhängig von Kohle. Na ja, mir ist das eigentlich gleichgültig, denn ich habe genug mit mir selbst zu tun.

Wenn ich mich so mit dreißig vergleiche, habe ich heutzutage weniger Leerlauf und genieße das Leben intensiver. Früher bin ich hinter einem Phantom hergelaufen. Hinter mehreren. Keines habe ich konsequent verfolgt. Sonst hätte sich eines dieser Phantome in der Form einer Familie mit drei, vier Kindern materialisiert oder ich hätte dazu noch eine Direktorstelle. So bin ich ein radikaler Selbstverwirklicher geworden, dem es gelungen ist, die Apfelmännchen jede Lebensäußerung bestimmen zu lassen. Seitdem genieße ich mein fraktales Dasein und in jede meiner chaotischen Lebensäußerungen habe ich als ethischen Virus mein unauslöschliches Kichern eingebaut. Natürlich gebe ich bei jeder Begegnung mein ganzes Herz, aber kann ich verlangen, daß die Entäußerungen eines beiseitestehenden Freaks akzeptiert werden als fabrikneue Designerdroge? Wohin soll ich mich fallen lassen? Der Boden ist zu nahe, als daß ich mir weh tun könnte. Hundert Stockwerke hoch, ich weiß genau, ich würde anfangen zu fliegen. Am besten man wartet sein Ende ab und ist bis dahin guter Dinge. 

Was ist eigentlich Lyrik? Ist es eine rhythmische Sprache oder ist es der Inhalt? Gedrängter Inhalt, komprimiert. Wie aber entsteht Lyrik? Ist es das Gestammel des Analphabeten oder steckt ein System dahinter? Gibt es einen zureichenden Grund, Lyrik zu produzieren? Wofür ist sie gut? Hat sie die Welt verändert? Wie viel Leute lesen sie? Wird sie ernst genommen?

Du willst mit deiner Neuerungssucht nur der göttlichen Langeweile entgehen. Das bewegungslose Nachdenken über Werden und Vergehen. Natürlich habe ich das alles zu Ende gedacht. Aber ich habe es nie verinnerlicht. Ich wechsle zwar immer die Position, bleibe aber immer auf der gleichen Laufbahn. Mein Spin ist gegenläufig, ist links. Drum fällt mir so vieles in meiner Umgebung auf. Der Rest geht im Symmetriebruch flöten. Wenn's einen nicht so weit verwirrt, daß man einen Weizenbaum für einen Irrtum eines Neutrinos hält, kann man beruhigt seine Patiencen legen. Tarok - die Hoffnung der todesverängstigten Bundesbahnbediensteten im Paketdienst. Romeo, du selbstsüchtiger Narziss. Narziss – du Gott in mir – alles wurde zu deiner Apotheose geschaffen. Marx – Idol der Hoffenden. Hoffnung – Idol der Mission. Fraternité – die Gleichmacherei. Das Denken – der Irrtum der täglichen Mutation der DNS – Egalité – ich will mit euch Arschlöchern nichts zu tun haben. 
Irgendwann, als der Tango starb, starb auch die Freiheit.
Liberté – die Freiheit die ich meine –


Die große Liebe
einmal reinschauen.
Pheromone,
ein bißchen ZNS,
Hypophyse, Hypocampus, Hypothalamus
süß bitter sauer salzig.
Geruchskomponenten.
Großes Neuronenfeuerwerk
und die Hoffnung mit den welken Brüsten.
The complete waste of time.

Gedicht!!!!!

Das Quantum ist letal
Jeder braucht sein Quantum
die kurantum, die kurantrum
seerum seerum
darum darum

bisi filum,  bisi filum
Der Nachbar meint
Recht besteht im Quantum
an Abkaufe und Eingrenzung
das Gegenüber meint
aufzupassen auf ein Nichtzufassen
und dann meint ein jeder
der IM-Nachbar
verrucht im ganzen Land
der Denunziant.
Aber auch
der Denunziant braucht sein Quantum
weil sein Ego
braucht die Anerkennung von jedem.
Ohne Ansehen von Person
wie ein Politiker – die ohnehin jeden akzeptieren, der ihnen verspricht zu wählen
das Quantum, das Quantum
ich muß es mir überlegen
es zu einem Roman verkommen zu lassen
oder
zu einem Poem
Das Quantum das Quantum
und rechts und links
das Glück dir winkt
das Säuseln ins Ohr
vom schwarzen Mohr
geboren in Bottrop
man nannte ihn Hans
wenn du den Tango tanzt
da sieht man, was du kannst
das Quantum als deutscher Rap


Für Christian Burchardt zum 50 Geburtstag.
I and you
Müller's Kuh

Mjuller's Easel
ist wer stirbt. 

Dieing in the dark
there is no hope
and is no lark



8.5.97
Heute Abend mit Birgit nach dem Essen zusammengesessen und geredet. Sie hat auf ihr Fernsehen verzichtet. Ich komme mir richtig interessant vor. Wenn jemand auf dieser Welt jemand anderen, auch wenn er ihm sehr nahe ist, vom Verkonsumieren, sprich Fernsehen, abhalten kann. Damit habe ich eigentlich den Sinn für dieses Leben erfüllt.
Neben diesen Gedanken kamen wir durch das Sprengel-Museum auf Kokoschka, Beckmann, Brüning und Nolde zu sprechen. Wenn man sich jemandem erklären muß, muß man auch Farbe bekennen, vor allem Birgit, die mir immer gut zuhört.

Es gibt zwei Dinge im Denken bei mir.
Erstens, wenn meine Phantasie mit mir durchgeht. Dann erfinde ich die wildesten Kombinationen.
Widersprüchliches bringe ich unter einem Hut. Ich steuere mit Hilfe eines Attraktors das Zentrum des Nichtwissens an, um mich darin zu verlieren. Dort, nur dort kann ich alles Wirklichkeit werden lassen, was sich mein wissensdurstiges Hirn wünscht. The black hole. 
Dort, nur dort wird alles und ist gleich wieder Vergangenheit.
Es ist nicht alles gleichzeitig.
Jedes Schicksal läuft in der Singularität einem Zeitpfeil nach. Die Folgen davon sind aufgehoben durch Polarisation der Zeitwellen. Eine einzelne Träne verändert den Ozean.

Was hilft das alles, wenn keiner da ist, der es statistisch begreift.
Tristan und Isolde, es sind die Mischfarben – in denen alles enthalten ist, die ihre Bilder zum Glühen bringen.
Es ist wie ein Genie, leuchtet inmitten des Mittelmäßigen.
Aber, Michelangelo oder Bellmer, Klee oder Pontormo. Fremde Universen.
Wie sagt man in Tashilhunpo? Sphären, die ineinander komplexe Figuren bilden, sind immer noch sie selber.
Sie verändern ihre Struktur und haben kein Gedächtnis. Ihr Weg ist der Zufall und ihr Wunsch ist, von der Insel der Ordnung in dem Chaos aufzugehen, von dem sie stammen.
Ich glaube, die Systematik, die Analyse ist der größte Irrtum. Die Analyse ist eine Krücke zum Weltverständnis. 

Jetzt habe ich zwei Computer, einen alten und einen schnellen. Ob mich das weiterbringt, bezweifle ich. Ich bin Oblomow. Projekte und Welten, Universen und Fluchtlinien. Eskapismus bis zum Ende, und dann ist nicht die Frage über den Nutzen, sondern wie man dieses Puzzle zusammengelegt hat. Je vollständiger das Bild, umso glücklicher das Ende. Ob ich im Arm meiner Frau sterbe oder in einer Kirche, ändert nichts an der Tatsache, daß ich sterben muß. Beide liebe ich und beides wird mich zur Konzentration meiner Mikrosicht befähigen und die Reinkarnation in meinen Zeichnungen bewerkstelligen. Es sind die Kraftlinien meiner Striche, die meiner Malerei die Struktur geben, die mich befähigen, im Bindu die Möglichkeiten zu sehen, die Kraft, die ihn zum Universum aufblühen läßt aus einer psychischen Konstellation. Kraftmetall. Energieknatsch.

Ich bin mal gespannt. Ich werde mich beobachten, wie ich mich beobachtet habe beim Orgasmus. Ich habe noch nicht herausgekriegt, wo es herkommt. Es ist ein rhythmisches Ziehen in den Lenden, es kommt vom Kopf. Aber es zieht sich an der Seite durch die Hüfte in die Testikel. Es ist schön. Wenn es vorbei ist. Kann man träumen. von Verbotenem, ja vom Weiterleben im gezeugten Kind. Es sind Träume, die eigentlich vorbei sind. Und ich weiß wirklich nicht, ob ich es will.

Die Texte von Wittgenstein und Eco in eine Tabelle für zwei. In der zweiten Spalte folgende Erklärung:

Ich mißtraue der Idylle. Noch habe ich es gut. Aber ich bin mir noch nicht sicher, ob es so bleibt. Ich wünsche es, Birgit, daß wir bis zum Ende so glücklich sind. Ich genieße das Leben, als wenn es die letzte Stunde wäre. Jetzt werde ich bald schlafen gehen. Ich werde Bilder sehen, die ich nicht malen kann oder die so kompliziert sind, daß ich sie nicht realisieren kann. Aber trotzdem ich werde es versuchen.

Dieser Eco ist ein kluger Kopf. Er ist so witzig und spirituell. Irgendwie ist er mit der Erkenntnis von Cioran ausgestattet, aber er ist in seinem Sprachausdruck enternstet. Er stellt alles in Frage, um so mehr seine Verzweiflung über den Sinn dieser Welt im Hintergrund herumspuken zu lassen.
Wittgenstein ist Lyriker. Er suchte die umfassende Theorie. Präzision in der Beschreibung des Alltäglichen. Er wollte alles verstehen, ohne sich emotional zu engagieren,  so was muß in die Hose gehen. Der Mystik verweigerte sich sein entarteter Verstand. Er wollte die Grenze der Determination überschreiten. Er verstand nicht, daß die Anal-lyse  die Geisteskrankheit des Europäers ist. Eigentlich bleibt einem nur noch, sich in die Hölle eines abstrusen Idylls zurückzuziehen; und ab und an den Lockungen von Circe nachzugeben. Dann wird man in ein Schwein oder einen Menschen verwandelt und darf den atavistischen Gelüsten des Nachdenkens über den Sinn des Lebens frönen.
 
Fremder Glauben hat nur eine Chance, wenn der eigene tot ist. Was helfen Sant' Andrea della Valle, Il Gesù oder Santa Maria Maggiore – nur die Inspiration des Hl. Geistes hilft gegen Häresie. Oh Sant Antonio, dein Traum vom Weltfrieden in Ehren, aber was wär's ohne den Widersacher. Diese Arschlöcher von kleinbürgerlicher Herkunft. Die Langweiligenträume von Kleinbürgeraussteigern wie Meinhof und Baader. Oh diese Thesen, die uns verführten, diese Phrasen, die uns motivierten. Für'n Arsch. Die Mitläufer wurden Verkaufsleiter, Verlagsleiter, Betriebsleiter, Arschleiter. Ich selber Versagerleiter. Einer, der immer aufs Minus setzt. Und immer gewinnt. Nur der, der das kleine Minus erkennt, kommt aus dem Kreislauf des Wissens, kommt vergeblich, wie immer, im Nowhere an. Die Zeit – nichts ist weniger, als wenn man sich nicht erinnern kann. Nichts ist weniger, als wenn man sich nicht erinnern will. Zwei Möglichkeiten und keine Alternative. Wenn Alternative, die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten. Der Wahrscheinlichkeitsrechnung nach ist es egal, was man wählt oder ob man wählt. Der Mensch aber glaubt, er ist das Schicksal. Kismet – deduktiv –

Erst verlor er seine anorganische Unschuld.
Organische Chemie – wie ekelhaft. Zitronensäurezyklus – Enzyme – Fermente – Salycilsäure-Abkömmlinge. Sekrete einer Jungfrau. Grenouille – gefragt ist dieser schmale Grat zwischen Stinken und Duften. Dieser schmale Grat, auf dem nur Profis tänzeln. Wir wollen nicht über Düfte reden.

Dann verlor er seine Identität
er selber, wer  –
Dann verlor er sein Bewußstsein

Nicht wissen
nicht sein
nicht.
Identität
Der große Gong
wie bei den Cham

Das große Arschlecken, wie beim Steuerzahlen.
Der große Ekel bei den Berufen mit schlechtem Karma – Steuerprüfer, Gerichtsvollzieher, Polizysten, Steuerfahndung und ähnliches Gelichter, hinter dem sich das primitive Gelichter der Untermenschen verbirgt.
Und ich selber, warum bewundere ich Alexander VI., Julius II., Paul V., Sixtus X., Urban VIII.?
Ich bewundere sie, weil sie ihre Macht in den Dienst der Schönheit stellten, wobei Schönheit nicht nur Borromini, Bernini, Raffael, Michelangelo bedeuten – der Namen ohne Zahl, sie bauten die Schöpfung nach und wollten sie schöner machen als Gott.
Ihr findet das vermessen, ihr Krämerseelen, ihr geistigen Kleinrentner. Dabei sind Kathedralen – der steingewordene Mehrwert – nichts als das Opfer des Koofmichs an den Profit.
Warum soll ich denn nicht mal die moralischen Werte in Frage stellen? Ich habe mein ganzes Leben gefragt, ohne daß ich eine Antwort erwartete. Keine Religion der Welt gab mir Trost zu dieser Erkenntnis.

Circe
Heute Abend während der Dämmerung,
Da sangen die Vöglein so schön.
Listen to the birds.
Wem Gott wohlgesonnen ist, dem schickt er interessante Riffs.

Wenn einen irgendeine Verwaltung ärgert, und man ärgert sie ein bißchen zurück, so ist das ein kurzfristiger Triumph. Diesen Moloch bewegt keiner. Organisationsstrukturen sind statisch und inhuman, obwohl sie für den Menschen gemacht wurden. Es ist wie mit dem Zentralnervensystem. Mit der Zunahme der Neuronen organisiert sich ein Plateau nach dem anderen. Diese Plateaus sind notwendigerweise vernetzt und doch autonom. Dadurch entstehen Differenzen im Entscheidungsprozess, die mit ihrer Verzögerung dem Allgemeinwohl dienen, für das Individuum aber eine Unterordnung unter ein System bedeuten, welches den Grundbedürfnissen einer selbstverantwortlichen Einheit zuwiderläuft. Und darum hasse ich Banker, Politiker, Gerichtsvollzieher, Betriebsprüfer, Ordnungsamt, eben alles, was mir die Zeit raubt, diese Welt in ihrer Schönheit zu betrachten und Bilder, Melodien zu schöpfen, Gedichte zu machen, Lyrik als Grundgesetz zu postulieren. Diese Welt hat nur Sinn für den, der nach den Gesetzen lebt. Für Banker, Politiker, Gerichtsvollzieher, Betriebsprüfer, Ordnungsamt, usw. Ich habe mich immer als Fremdkörper betrachtet und mein Leben macht nur Sinn in der Verausgabung.

Ich muß langsam aufpassen, damit ich nicht auftauche in dem, wo so viele untergegangen sind. Die Schlafdrogen und so. Es ist zum Kotzen mit mir. Auf jedes Pendel folgt das Gegenpendel. Darum interessiert mich auch Eco so, wg. Pendelschlag. Wir haben alle eine Wellenlänge. Piech und Wittgenstein eine Wichse. Beide unangenehm, weil sie immer recht haben.

Ich bin müde und nun gehe ich schlafen. Wie so oft. Ich glaube, ich werde erst Ruhe finden, wenn ich den Arsch zukneife. Eigentlich mache ich alles für Birgit, vor allem die Askese. Sie ist ja so ein pietistischer Asket. Das sind sie alle. Verständlich, daß sie Schwierigkeiten mit mir, dem Hedonisten, haben. Bei ihnen ist alles Beherrschung, weil sie ihr Alter Ego fürchten. Ich liebe meines, bringt es mir doch Genuß. Ich könnte den ganzen Tag fressen, saufen, vor allem lesen. Diese unersättliche Informationssucht ist doch nur eine Ausflucht, weil ich nicht immer fressen kann. Und diese Anhäufung von Wissen in meiner Bibliothek ist doch auch nur ein Eskapismus. Weil ich schon seit dem Tod meines Vaters wußte: Es ist alles vergeblich. Als der Engländer mit dem Fuß den erschossenen Polizisten berührte, da wußte ich bereits. Hund, Katze, Vogel, Maus und Insekt. wenn sie tot sind, ist da nichts mehr. Wir wollen die Unsterblichkeit und sind gefangen in unserer Erkenntnis. Diese ganze Naturwissenschaft, alles, was der Mensch unternimmt, ist vergeblich angesichts der Tatsache, daß wenn man geboren wird, einem das Ende schon vorgegeben ist. Das ist doch entmutigend. Da hilft einem keine Erkenntnis oder Flucht. Einfach schön sein wie eine Blume, einfach sein Ego entfalten, Prometheus und der Adler. Dieser Mensch ist ein Phänomen. Ich muß sagen, ich fürchte mich vor ihm.

Die Poesie des Weins. die Landschaft, die Jahreszeit, ein Menschenleben. Der Kork, diese poröse Rinde, gibt ihm die Möglichkeit zum Erfinden von neuen Gerüchen und Bouquets. Die Gewürze, die Kräuter, die Kombinationen – wer ahnt es schon! Die gehen in geheiligte Stätten, den heiligen Hain eines Restaurants, wo ein Hohepriester mit Weihrauch und Salböl die Zeremonie vorbereitet?
In den Katakomben werden rätselvolle Mixturen zu Speisen für überirdischem Genuß zubereitet. Wie Hephaistos die Waffen für die Götter schmiedet. Dabei fließt Schweiß, dieser Ausfluß der Konzentration auf das Machbare, draußen eine gläubige Gemeinde, die die Offenbarungen des Orakels, dieser geheimnisvollen Aufbereitung einer Emanation der Neuronen erwartet, wilde Gerüche, Parfums, Haute Couture, zierliche Schuhe, bereit, sich zu öffnen für die Münzen Jupiters. Minze, stark, und Oregano, herb und süß wie der Gerüche einer Jungfrau. Einhörner und Chamäleons ...

Ich bin froh, daß ich schon so viel hinter mir gelassen habe, jetzt kann ich mich auf das Eigentliche konzentrieren. Auf dieses Dasein, nicht den Grund zu finden, sondern die Vielfalt zu erkennen. Nicht vervielfältigen, sondern abtauchen in die Dimension, in der alles gleichzeitig ist. Da gibt es keinen Grund und keine Ursache. Dieses Elend in dieser Welt kommt von den Fragen, die sich auftun, wenn sich alles voneinander trennt.
Dabei fühle ich mich wohl in dieser Welt und genieße sie.
Es entspricht ja alles den Gesetzen des Zufalls.
Die Kombinationen entstehen ohne einen moralischen Stellenwert.

 

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