03.08.1997 - 12.11.2001

Im August 1997 geht Reinhardt in Rente. Er ist nun noch mehr in Sachen Kunst unterwegs, bereist Städte in Deutschland, besucht überall, besonders häufig in Hannover, Ausstellungen und Eröffnungen  – besonders häufig das Sprengel-Museum – und findet allmählich zu seinem Stil.
Er hilft Birgit gelegentlich und genießt es, sich seinen Interessen widmen zu können. Es mehren sich die Kontakte zu Freunden und Gleichgesinnten. Reinhardt fasst offensichtlich Fuß in Hannover und findet Kontakt zu Kunstkritikern, Galeristen, Kunstfreunden und Künstlern. Auch die Kontakte zu den alten Freunden werden gepflegt. Die Reinhardts laden ein und werden eingeladen, meist wird dabei wird gut gegessen und getrunken. Kummer um sein Gewicht, die mangelnde Disziplin und Depressionen quälen Reinhardt jedoch weiterhin.
1997 reift die Idee, mit den Pötzen die Potzlach-Welt zu erschaffen. Die Pötze werden in ihren Gestaltungsformen immer stärker ausdifferenziert, parallel entstehen Gedichte und illustrierte Speisekarten, auch für andere Gastronomen. Reinhardt stellt seine Bilder in eigenen Ausstellungen aus. Das Haus in Hannover erhält ein Atelier, in dem er arbeitet, studiert, am Computer arbeitet, Musik hört und gelegentlich Gitarre spielt. Ein Computercrash 2007 sorgt dafür, dass das am Computer geführte Tagebuch in der Zeit von November 2001 bis zum August 2007 gelöscht wird. Aus diesen Jahren existiert lediglich ein von 2002 bis 2003 handschriftlich geführtes Reisetagebuch sowie ein von 2009 bis 2011 geführtes Tagebuch mit Skizzen.



Datum: 3.8.97
Wetter: die letzten Wochen gemischt
Geschäft: Keins mehr
Gewicht: 97 kg again
Blutdruck: no
Zucker: nix
Gym: nevor
Allgemeinbefinden: es geht
Frühstück: Qomate und Tark eteec
Essen bis 17 Uhr: Erdebberkuchen und Sandkuchen bei Schweltern
Essen bis nachts: Nudeln und Pilze und Krautsalat
Alkh: Rotwein und Parfait von weißer Schokolade

Ich habe angefangen zu malen. Mein Tagebuch ist ausgedruckt und ich habe eine Menge Übungs- und Skizzenpapier. Aber ich fange an zu experimentieren. Wie wenn ich ganz frei wäre. Manchesmal habe ich so das Gefühl, als wenn ich Angst habe, keine Verpflichtungen mehr zu haben. Alles wehrt sich in mir, den letzen Exkurs in die Pflicht vorzunehmen. diese Pflicht bringt mich näher oder weiter von dem endgültigen Ziel ab. Jetzt wird es ernst. Die Pflicht ist vorbei und die Muse wird nun fordernd. Meine ganzes Leben hatte ich die Entschuldigung wg. der Pflicht der Arbeit und Pflicht usw. Jetzt oder dann, wenn ich alles hinter mich gebracht habe, wird alles andere, die Musen der Lyrik und der Malerei und der Musik eingefordert. Vorher diente ich einem Herrn, dem Finanzamt, danach den drei Musen. Und ich werde nicht ruhen, bis sie mir ein weiches Lager betten, auf dem ich mich in meiner Todesstunde den Schwingungen meiner Gedichte, den Quarks meiner Bilder und den elektromagnetischen Feldern meiner musikalischen Entäußerungen anschmiegen kann. Sie und meine Obermuse Birgit werden mich in ein besseres Dasein begleiten. Auf den Amplituden dieser oszillierenden Schwingung werde ich im Kontinuum eingehen als ein Wirbel im unendlichen Vermantschen genetischer Verirrungen.

Datum: 8. August 97
Wetter: Funtastic, A-Sonne Sonnenschein und
Geschäft: keins mehr
Gewicht: 98 kg, ich bin damit unzufrieden
Blutdruck:
Zucker:
Gym:
Frühstück:  zu Hause nichts, bei Gaby 2,1 Brötchen und um
Essen bis 17 Uhr: 2 Bratwürste. Eigentlich nicht nötig.
Essen bis nachts: zu Hause, 3 Sandwichses. In der Hahnenburg Camembert frites, bei Il Punto Penne al Arrabiata – auch nicht nötig, nun stehe ich hier vollgefressen und frustriert und zufrieden. Was will ich mehr
Alkh: einmal alles-

Darwin und kein Ende.
zum Kotzen.
Die bürgerliche Kultur
Rechtfertigung für alles und jetzt nichts mehr.

Heute Abend den deutschen Rap gesungen und betrunken und vollgedröhnt auf dem Rad zur Hahnenburg und zurück.


Datum: 21.8.97
Wetter: schön, wie in den letzen 14 Tagen
Geschäft: Keins mehr
Gewicht: 96
Blutdruck:
Zucker:
Gym:
Allgemeinbefinden: eigentlich ganz gut, ich muß ans Büro
Frühstück: Suppe und Quomate und Talk
Essen bis 17 Uhr:
Essen bis nachts:
Alkh

Eigentlich ist einiges passiert. Graf Matuschka Greiffenclau hat sich erschossen. 21 Millionen Schulden und die Bank hat Konkursantrag gestellt. Ich bin empört. Eine Apologie.
Zweitens: Das Tagebuch werde ich in Zukunft wieder per Hand führen. Die Texte jedoch werde ich weiterhin im Textsystem schreiben. Mal sehen.

22.8.97
Heute in Hamburg gewesen. Palladio, Museum für hamburgische Geschichte. Barlach, Reemtsma Stiftung, sehr beeindruckend. Museum für Völkerkunde. Schöner Art-Deco-Bau und voll mit den wertvollsten Künsten.

Sebastian
frierend in der Unterwelt
von allem verlassen
Da ist der Pfeil eine Erleuchtung
natürlich wird er für seinen Glauben sterben
Er wacht auf des Morgens
im Kerker seine Körpers


31.8.97
Heute in Kassel Documenta angesehen. Ich muß noch mal hinfahren. Mit Löffel war das ganz schön nervig. Ich konnte mich nicht fallen lassen in all den Schmutz. Bei G. Richter, konnte ich noch einige Informationen herausziehen. Die anderen haben mich nicht angemacht. ich konnte mich auch nicht darauf konzentrieren, weil ich immer um Birgit besorgt war. Solche Dinge muß man mit sich alleine ausmachen, auch wenn sei einem nicht mehr bringen. Ansonsten – ich kann noch lange Auto fahren und mich konzentrieren. Ich muß mir besorgen. Es wird langsam an der Zeit.
Dieser verdammte Computer raubt mir die Zeit, die er mir spart.

Datum: 2.9.97
Wetter: bedeckt, nicht mehr so heiß
Geschäft: Keins mehr
Gewicht: 96 kg
Blutdruck:
Zucker:
Gym:
Allgemeinbefinden: im Aufbruch
Frühstück: Tee, Apfelmuß mit Reis, Quomate mit Tark und eine sehr schmackhafte Suppe.
Essen bis 17 Uhr:
Essen bis nachts:
Alkh

So, ab heute ist die große Trägheit vorüber und ich gehe in den Endspurt. D. h. Bilanz, Rente einreichen und die Ausstellung vorbereiten.
Letzthin, als mit das Gedicht mit Sebastian einfiel, da merkte ich, daß der Computer einfach schneller ist. Für die Art und Weise wie ich schreibe, ist es das ideale Medium. Darum werde ich mein Tagebuch doppelt führen. Doppelte Tagebuchführung.

4.9.97
Wie kann man nur so labil sein. Gestern noch voll im drive, und später am Abend depressiv. Nur weil mein Computer nicht so wollte, wie ich will und weil mein Körper, mein Geist oder was es auch immer ist, nicht den Befehlen meiner Ratio gehorcht. Wie soll ich das zustande bringen. Ich kann noch so viel oder so wenig essen, wenn ich so viel saufe, dann macht das alles keinen Sinn. Und – ich bin immer noch nicht hinter das Verfahren gekommen. Nehme ich mit vor, besonders konsequent zu sein, folgt ein Ausschlag nach der anderen Seite, der mich entmutigt. Ich kann auch nichts dagegen machen, denn ich handle im vollen Bewußtsein und vorsätzlich. Ich fresse etwas in mich hinein, was mir gar nicht schmeckt. Oder ich scheue keine Mühe, mir ein opulentes Essen zuzubereiten, welches viel Mühe macht und auch einen durchschlagenden Erfolg auf mein Gewicht hat. Das alles läßt mich natürlich unbefriedigt zurück, weil ich über meine Schuld weiß und nicht den Willen aufbringe, etwas dagegen zu tun. Dabei bin ich mir noch nicht einmal böse. Ich genieße es, unmäßig zu sein. Vielleicht liegt es in meinen Lebensäußerungen, die unmäßig sind. Ich bin mit meiner Informationssucht auf einer ähnlichen Schiene. Dasselbe ist es mit Frauen. Obwohl ich mittlerweile fast impotent bin, macht mich jede Frau anders an. Ich denke immer ans Kopulieren und ich habe eigentlich immer schon so gedacht. Ich stellte mir die Frauen immer im Bett vor. Bis auf einige. Da kam das Prinzip der negativen Erfüllung zum Tragen, da schenkte ich Blumen und Gesten von unfruchtbarer Zartheit. Ich legte ihnen mein ganzes Universum zu Füßen, um letzten Endes nicht mit ihnen sprechen zu müssen. Ich hatte panische Angst vor der Desillusionierung. Darum wollte ich sie nicht anfassen. Von Ferne beobachten und ihnen mein ganzes Herz schenken, aber bloß nicht zu nahe kommen.


Datum: 12.9.97
Wetter: bedeckt und warm
Geschäft: Keins mehr
Gewicht: 95 kg
Blutdruck:no
Zucker: nix
Gym: no
Allgemeinbefinden: Champagner, sehr gut und 1983 Côte de nuits village Mommesin, gut, Apfelwein
Frühstück: Tee, Brötchen mit Tomate und Quark und Marmelade
Essen bis 17 Uhr: no
Essen bis nachts: Dorsch mit Ratatouille von Fenchel und Petersilienwurzel und Handkäs
Alkh: yeah

Es geht nicht weiter, Bilanz und Schreibtisch liegen brach und chaotisch. Jeden Tag nehme ich mir vor und jeden Tagen bummele ich so vor mich hin. Erst wenn der Druck erfolgt, dann komme ich in Schweiß.

13.9.97
Heute Nacht den Traum von der Vernichtung des Antipoden gehabt. Dieser Neuronensturm, dem alles unterliegt und dem am Ende nichts anderes übrig bleibt, als in Einsamkeit zu sterben.

Idee: Theater – masturbierende Männer, onanierende Frauen, als Modevorführung im Schaufenster. Ich muß ein Schaufenster gestalten und dann, wie die Frauen von Werner. Geil, Decamerone, de Sade. Der Werner hat´s kapiert, this is the thing to do. Die Fotos sind richtig schön.


Datum: 19.9.1997
Wetter: Der Herbst ist mit Macht gekommen. Schöner Herbsttag.
Geschäft: Keins mehr
Gewicht: 96 kg
Blutdruck: 140/80
Zucker: 102
Gym: Tai Chi und Hanteltraining
Allgemeinbefinden: so lala, nach fünf Tagen Weißwein und heute ordentlich Rotwein da geht´s einem schon gut.
Frühstück: Müsli mit Früchten und Suppe, Kummerbrot mit Marmelade
Essen bis 17 Uhr: Brathering mit Butterbrot – eine Offenbarung – frisch auf dem Markt alt gekauft.
Essen bis nachts: Lachs mit Lauch-Fenchel-Gemüse und Anissauce, dazu ein 1994 Traiser Rotenfels von Crusius
AlkhRotwein: ordentlich

Schrecklich, diese Depressionen.
Man manövriert sich in eine Sackgasse und wartet auf den Druck, damit man sich aus dieser Situation befreit. Bis jetzt habe ich immer mit Gegendruck geantwortet. Aber ich bekomme Zweifel an der Wirksamkeit des Systems. Ich bin irgendwo müde.
Ich gehe jetzt schlafen.

Datum: 2.10.1997
Wetter: gemischt, heute Nachmittag habe ich auf der Trasse gesessen und die Sonne angebetet
Geschäft: Keins mehr
Gewicht: 95,5 kg
Blutdruck: 140/80
Zucker: 102
Gym: yeah
Allgemeinbefinden: gut, Sonne nachdenken und tun.

Die Architekten sind eigentlich die reaktionärstem von allen. Sie bauen für Menschen und wissen daher, wie Menschen sich wohlfühlen. Weit gefehlt. Darum geht es nicht. Es geht darum, den Menschen in eine Schablone oder bestenfalls in zwei einzupassen.  Sie sind die Exekutive der Aufklärer. Cogito ergo sorum oder sorum funktionieren muß er. Auch Le Corbusier oder F. L. Wright, Gropius oder Feldhaus? Es geht um die Achse und nicht um die Bewohner.
Architektur ist die Erforschung der dritten Dimension. Die Maler hatten mit der Illusion der dritten Dimension genug zu tun. Die Architekten oder Auftraggeber stellten in ihre Schöpfungen Menschen hinein. Wie grausam. 

Die Wetterlage
die Wolken ziehen nordostwärts
und vereinigen sich
mit anderen Wirbeln
und großflächigen Verwerfungen
zur Großwetterlage.
diese wiederum in eine Weltwetterlage
in eine Planetensystemwetterlage
in eine Spiralnebelwetterlage
in eine Universalienwetterlage.

Und ich sitze auf der Terrasse
sehe die Wolken vorüberziehen
kann's nicht so sein lassen
und brüte.


Der Stellen- und Rollenwert eines Kunstwerkes in der Umgebung, wofür es gemacht wurde.
Alles ist verzahnt, wie ein unglaublich verzwicktes Molekül mit bedarfsorientierter selbstregulierender Wertigkeitsanpassung. Mit zunehmender Komplexität werden Fragen gestellt und gelöst. Nachdem man eine Eins aus dem System entfernte, wurde durch Ungenauigkeit Näherungswerte erzielt, die Kunstwerken einen Stellen- und Rollenwert zuwiesen.

15.10.97

irgendwie ist das alles
etwas
was ich morgen machen möchte
doch die
machen alles einen Tag vorher
daher glaube ich
daß ich zum alten Eisen
gehöre.

Vielleicht möchte ich nur noch
die Einfälle genießen
Keiner
hat jemals
Alle Darstellungen getanzt
gemalt, visioniert

Ist Fortpflanzung und verbrannte Milch mit Hausmannskost
eigentlich alles, was das leben uns bietet?

Karriere?
Die Dienstleistung
die neue Form
der Leibeigenschaft
Die Gedanken sind frei
und keiner ist zufrieden:
Mehrwert, Gewinn, Profit.
Und keiner ist da
der Alte verzaubert mit seinen Geschichten

Das Hochamt die Liturgie, das Zeremoniell
Wem ist es schon gegeben, sich zu kasteien
Die Rahmenbedingungen
so sinnlos wie das Leben

Je ne veux pas
tes mains
et clair et compliqué

ein Verdurstender
nahe den Quellen
in denen er
ertrinkt



Datum: 7.11.97
Wetter: novemberlich
Geschäft: Keins mehr
Gewicht: 95 kg
Blutdruck: 145/80/58
Zucker: ??
Gym: no
Allgemeinbefinden:  eigentlich gut
Frühstück:  Knäcke und Salat
Essen bis 17 Uhr: Café und Käkse
Essen bis nachts.: Croutons und Saauerbreton
Alkh0: allerhand

Nun muß ich noch einen trinken.
Heute war Walter Severing bei uns zu Besuch. Er ist ein Netter. War immer zurückhaltend und Fan.
Jetzt ist er auf den Tod erkrankt und bringt das ganz gut. Ein Agreement verhindert, daß man darüber spricht. Keiner weiß, wo er hingeht. Deshalb spricht man nicht darüber. Aber warum eigentlich nicht ?
Ja, es ist irgendwie ein Exhibi weil man im Vorteil ist. Man hat´s hinter sich, während es die anderen noch vor sich haben.

Das Datum: 16.11.97
Wetter: novembrig
Geschäft: Keins mehr
Gewicht: 95,5 kg
Blutdruck: norm
Zucker: norm
Gym: muß ich Zukunft mehr betreiben
Allgemeinbefinden: Ein bißchen unter Druck, weil ich noch dieses Kochbuch machen muß.
Frühstück: Heute morgen
Essen bis 17 Uhr: 1 Weißwurscht
Essen bis nachts.: Schaweinebraton
Alkh. Genügend und so weiter.

Heute, nach dem ich mit der Trüffel gassi war, bin ich noch ganz kurz ins Sprengel gefahren und geschaut, mich mit Ideen aufgeladen. Manifest, Potlach, Potzlach Manifest, Kunsttext. So muß ich das machen. Gedichtpapier, Manifest. Also, Manifest ist mir zu anstrengend. Weil ich hier einen festen Punkt einnehmen muß, und daher bin ich angreifbar. Außerdem ist meine Position keine feste, sondern rudernd im Schleim der Ereignisse versuche ich zu erkennen, wohin die Reise geht. Ich glaube nicht, daß Fauna und Flora ein Ziel haben. Und vielleicht wollen sie so etwas gar nicht wahrhaben. Das Ziel ist Erhaltung der Art und Erhaltung des Selbst ohne Rücksicht auf die Umwelt. Man muß es so sehen, daß sich in bestimmten Bereichen diese Frage nicht stellt, weil diese ganze Sphäre in das Beziehungsgeflecht der Kausalitäten eingebettet ist. Der Mensch ist in seiner Fragestellung einmalig, denn er fragt nach dem Ziel und kann dies anderen seiner Art mitteilen.  Fragen implizieren Antworten. Zeit hat ein Ende. Zeitlos ist der, der sich im Bauch der Singularität befindet. 

Diese Manifeste und meine Texte beschäftigen mich. Was mir fehlt, ist ein Plan. Goethe, Baudelaire, alle hatten sie ein komplexes Sujet. Meins aber passt in keinen Rahmen. Es fällt mir so schwer, alles einzuzwängen in eine Beziehungskiste, und schon ist der Roman fertig. Was ich will, sind Sätze von zeitloser Schönheit, und ich glaube, dafür bin ich zu bitter.


Datum: 1.12.97
Wetter: wintrig naß, kalt
Geschäft: Keins mehr
Gewicht: 96 kg
Blutdruck: 138/70/69
Zucker: 104
Gym: no, aber ich fange wieder an
Allgemeinbefinden: naja, no honey und weniger alkh
Frühstück: 'n Klops mit Käse und Katchup sähr güt
Essen bis 17 Uhr: no
Essen bis nachts.: Heute Abend Melone mit Schinken, Blätterteigfich mit Pilzen
Alkh no seit einer Woche, und das bleibt so bis zur Operation

Die Ausstellung bei Wolfgang Gau war erfolgreich, aber jetzt muß ich weiter daran arbeiten. Ich will so eine Synthese von Schmuck und Bild erarbeiten. Da gibt´s noch viel zu tun. Die Ausstellung war am 26.11. und 2 Wochen vorher erfuhr ich, daß ich ein ganzes Kochbuch machen muß. Na ja, ich hab´s geschafft. Jetzt muß ich noch 11 Exemplare machen und ein paar EA und dann kann ich mich neuen Projekten zuwenden. Es kommt die Bilanz dran und dann muß ich mir den Becker vornehmen. Am 7.1.98 wird die Hüfte operiert und dann kann ich vorausschauen. Da ist noch eine Elsässer Woche mit Birgit und einige Projekte, wir werden sehen. Im April gibt es 130 und dann bekomme ich auch schon Rente.

Am 29.11.97 hat William Eggers geheiratet. Wir waren in Darmstadt zur Hochzeit. Es war sehr schön und lustig. Dann haben wir noch das Hessische Landesmuseum mitgenommen. Eine Besteckausstellung, wo Birgit ihr Märchenbesteck gefunden hat. Entwurf 1903 von Hugo Cauer, hergestellt bei Bruckmann, Heilbronn.
Tiere im Tiegel.
Sehr interessant. Malfedern, Ochsengalle, Farben: Purpur und Scharlach, Hornknöpfe, gelbe Farbe aus Rinderurin von Rindern, die mit den Blättern des Mangobaumes gefüttert wurden. Tinte von Oktopus-Sepia als Pigment, usw. Eine Jugendstilausstellung vor dem Herrn, mit Majorelle, Gallé, Delaherche, Larcher usf., Canaletto, Kölner Schatzkammer. Und Gemälde – ein wunderschönes Museum. Ein Grund, wieder dorthin zu fahren. Halt – die Korkmodelle nicht vergessen. Fast noch mehr als in Aschaffenburg. Hin- und Rückfahrt waren easy mit Birgits neuem Flitzer. Wir hatten viel Spaß miteinander.
Die kommende Woche ist sie voll im Streß. Montag Geffers, Dienstag bis Donnerstag bei Susanne, Freitag bei Weymann und Samstag bei Geffers.

5.12.97
Heute endlich die Geschichte mit Becker angeleiert. Jetzt muß ich auch mit der Bilanz in Schweiß kommen und dann trete ich aus dem Verein aus.
No Champagner, viel Honey.

Datum: 15.12.97
Wetter:  trocken, kalt mit beginnendem Schneefall
Gewicht: 96,5
Blutdruck:  140/80/84
Zucker: 118
Gym: noch nicht
Frühstück:  Knäcke 2 und Knäcke Mortadella 1
bis 17 Uhr: Orangen
Abends: mal sehen


K o c h e n    -      K u n s t

Birgit Jahn Reinhardt - Walter Reinhardt

Sehr geehrte Galeristen,
Viele von Ihnen kennen Walter Reinhardt und Birgit Jahn-Reinhardt als die beinahe legendäre Gastronomen
vom Gasthof Reinhardtshöhe in Salzgitter Lebenstedt. Wir kennen uns seit fast dreißig Jahren.
Walter Reinhardt stellte 1973 in der Jazz Galerie Fotografien von Wolfgang Gau aus.
Die malerische Seite von Walter Reinhardt und die künstlerische Seite von Birgit Jahn Reinhardt möchten wir Ihnen diesmal vorstellen.
Walter Reinhardt hat Rezepte von Birgit JR. illustriert, und Birgit JR wird während der Vernissage Kostproben verteilen.
Walter Reinhardt hatte viele Eisen im Feuer. Nachdem er alle seine geschäftlichen Aktivitäten beendet hatte, ging er auf Entdeckungsreisen ins Ich. Ein Abglanz dieser Erfahrung verdichtete sich zu Bildern, die immer rätselhaft bleiben, weil sie Mosaiksteine in anderen Welt sind. Die Bilder, die Sie hier sehen, sind diese Mosaiksteine. In verschiedenen Techniken tasten sie die Bereiche ab, die in uns allen wohnen und zu denen kaum jemand Zugang hat. Seiner Männlichkeit setzt er weibliches und Ungeformtes entgegen. Proportionen kennt er und ignoriert sie. Anfangen zu malen, als wenn man es erfunden hat. Der Ballast dieser Welt steht dahinter, das Wissen und die Hinwendung und Liebe zu dieser Welt, die ihm soviel ermöglicht, sich auszudrücken. Im Ideogramm in Wort und in der Musik.
 
Ich sah die Ultradimension der Linie.
 sich fortpflanzen in Hyperbeln
- keine Wiederkehr -
 der Beginn von rechts und links.
 Beliebig Teilbar
 ist jeder Punkt eine Singularität.
 Bereit für ein neues Abenteuer
.

*************
Der Beginn von rechts und links
beliebig teilbar
jeder Punkt eine Singularität.
bereit für ein neues Abenteuer.
Aus Chaos und Ordnung
komprimieren sich Bilder,
die rätselhaft bleiben,
Sie kommen aus Bereichen ,
die in uns allen wohnen
und zu denen kaum jemand Zugang hat.


Bindu
Entdeckungsreisen ins Ich.
Die Ultradimension der Linie
endlose Spiralen
– kein Ende –
der Beginn von rechts und links
beliebig teilbar
jeder Punkt eine Singularität,
bereit für ein neues Abenteuer.
Aus Chaos und Ordnung
komprimieren sich Bilder,
die rätselhaft bleiben.

Die Bilder dieser Ausstellung – Mosaiksteine – stellen unterschwellige  Bereiche dar,
die in uns allen wohnen, und zu denen kaum jemand Zugang hat.



Das war der Entwurf für die Ausstellung, den Wolfgang Gau Wolfgang für die Einladung zugrunde legte. Eigentlich macht er es ganz gut. Ich hätte ihm das nicht so professionell zugetraut. Genauso wie er bei mir.
Die Ausstellung ist gut gelaufen, ich hoffe bloß, daß das Geld bald kommt.

Ich habe die Wechsel RA. Riegel übergeben und dieser hat Becker contactet. Dieser hat mich heute Morgen angerufen. Ich habe ihn an Riegel verwiesen. Den Rest sehen wir ja. Ich muß langsam die Tagebuchreihe übertragen, damit ich nicht 3 Stellen habe, wo es aufbewahrt wird.


Datum: 16.12.97
Wetter:  Vormittags fing es an zu schneien
Gewicht: 97 kg – scheiße
Blutdruck: no
Zucker: nix
Gym: no
Frühstück: Chaotensuppe sehr gut
bis 17 Uhr: Essen bei Grashoffs
Abends: Hirschfiletgeschnetzeltes mit hausgemachten Rösti und Rotkohl

Heute waren wir im Hotel Bremer Tor bei Herrn Gefken. Die Aktion Elsäßer Woche läuft. Er hat immerhin 2.000 Adressen. Wein und Digestif läuft auch. Er müßte auch noch einen Fleur de Bière haben. So eine Flasche möchte ich auch wieder haben. Genauso den Walnußgeist von Hertel.
Dann sind wir nach Bremen ins Haus Grashoff. Platz in einer Stunde. Nachdem wir mit dem Junior gesprochen hatten, ging´s schon schneller. 5 Minuten bis 1 Stunde. Nach 15 Minuten hatten wir einen Platz. Ich 5 Belons und Schellfisch und Birgit Feldsalat mit Speck und Croutons und Hummer auf Spaghetti. Die Bedienung war sehr nett. Später stellte sich heraus, daß es Frau Schmidt war. Glas Sancerre getrunken und danach einen Capuccino.
Die Schmidts sind sehr gastfreundlich, soweit das in Bremen möglich ist. Alles sehr wohlerzogen und etwas unterkühlt. Nach dem Essen kam mir die Idee, ein paar Korrekturabzüge zu verschenken. Kam richtig gut an.

Auf dem Rückweg am Steuer eingeschlafen und Birgits Auto demoliert. Nur minimaler Blechschaden. Aber ärgerlich. Das hätte ins Auge gehen können. Ich war müde, aber nicht so sehr. Dann bin ich mit offenen Augen eingeschlafen, nur eine Millisekunde. Aber zu spät. Ich habe gut reagiert, sonst wären wir beide wenigstens im Krankenhaus oder tot. Wir haben unglaubliches Glück gehabt. Da war eine ganze Mannschaft von Glücksengeln richtig beschäftigt, ich habe mir das überlegt, die Steifftiere haben auch geholfen.
So jetzt gehe ich schlafen. Zum Essen gab´s eine 1981 Chateau Pavie.


Datum: 21.12.97
Wetter: grau in grau
Gewicht: 95 kg
Blutdruck: no
Zucker: nix
Gym: nevor
Frühstück: Knäcke und Tomate
bis 17 Uhr: Knäcke und Spaghetti mit Parmesan
Abends: Bandnudeln mit Tomatensauce.

Am Donnerstag, Magendarmgrippe bekommen, daß mir nur so schlecht war. Hat sich bis heute beruhigt und am Samstag hat Birgit sie bekommen. Der geht´s richtig schlecht. Wieder kein Blut. Jetzt muß ich am Montag um 12 Uhr hin. Na dufte. Da is der ½ Tag versaut. Die Hauptsache, es klappt. 
Am Sonntag Mittag im Kubus Lesung und Performance mit Chris Bezzel, eine Musikgruppe muß ich noch erfragen bei Galerie 13. Der Typ ist eigentlich ganz sympathisch. Mal sehen, vielleicht können wir was zusammen machen. Also, meine Texte und Gedichte können da mithalten. Die Bilder auf jeden Fall.
Aber ich habe festgestellt, daß meine Farbpalette sehr klein ist. Da muß ich dran arbeiten. Ich mische nur sehr sparsam, nicht daß ich es nicht könnte, aber fertige Farben sind eben auch sehr bequem. Aber ich habe das bei Kupka gesehen. Der hat´s drauf.

Riegel hat sich Becker vorgenommen. Angeblich will er 20.000,- DM morgen abdrücken. Schön wär's.
Dann kommt die Abrechnung mit Wolfgang. Dann muß ich die Karte fürs Bremer Tor machen, die Bilanz soweit fertig. Krankenhaus, Operation, Reha und dann geht´s weiter.
Ganz schön aufregend, so eine Rente. Die muß ich auch noch fertig machen und für die Öffentliche den E.-Schaden.
Ich habe aber das ganze Jahr die Geschichte vor mich hingeschoben und jetzt drängelt sich alles.

23.12.97

Aggregationen – Eis – Wasser – Dampf
Kondensat aus dem Dampf der stringenten Gedankenketten,
fließen wie ein Bach entlang der Landschaft,
sind kalt wie Eis.

Inseln der Ordnung.
Kraft aus den Knoten der spontanen Entscheidung,
so entsteht Zeit
um ihrer selbst willen.
Sage Bestimmung!
Ich sage sinnloser Zufall
wie das Leben.
Und wenn schon
Einatmen und Ausatmen.

Un coupe de Dés.
jamais
du un fond d'un naufrage
N'abolira

26.12.97
Gestern Abend Wolfgang Gau angerufen und Auftrag für 10 weitere Kochbücher bekommen.
3 kann er gleich haben oder 4 und 10 drucke ich aus und koloriere sie, wenn ich im Sanatorium bin.
Außerdem beginne ich Ideen für das Konditoreikochbuch zu sammeln.

Das Elsäßer macht mir Kummer. Ich muß mal sehen. Mal drüber schlafen, aber die Zeit wird knapp. Trotzdem nicht auf Krampf.

Weihnachten am ersten und zweiten gearbeitet.
Geht immer noch, aber ich reiß mich nicht drum. Ich muß mich mehr auf die Malerei und Poesie stürzen. Das sind meine Stärken. Und ich muß noch ein bißchen lesen.
Ich sitze immer öfter in meinem Studio. Und greife mir hier und da ein Buch heraus. Die sind immer wieder mal interessant. Cramer, Wichmann Kupka. Es gibt noch so viel zu lesen.
Noch mehr gibt´s zu tun mit den Dias und Bildern. Ich muß mir die Bildbearbeitung erarbeiten. Meine Gitarre wartet. Ein Universum an Möglichkeiten.

6.1.98
Gestern im Jazzclub Herb Ellis gehört. Er ist schon alt, 76 Jahre. Manchesmal spürte man noch die Pranke des Tigers. Aber man muß angesichts des Verfalls Nachsicht üben. Es nicht mehr der alte HE. Es ist ein Mann von 76 Jahren, der sehr gut spielt, dem aber die Finger nicht mehr so gehorchen wie früher.
Aber, man wird ja selber älter, jetzt 65, wer weiß, wie es mit 76 ist, wenn ich noch lebe. So schleift die Zeit Unebenheiten, die dann eine Persönlichkeit rund erscheinen lassen.
Den Termin mit Hüfte verschoben auf den 16. April. Zu viel zu tun. Dann habe ich auch noch Zeit, etwas abzunehmen. Heute muß die Rente raus und dann kommt die Bilanz und die Steuererklärung 97. Und dann bin ich endlich auf dem Laufenden. Das erste Mal in meinem Leben. Ich bin wirklich gespannt, ob das wahr wird.

Im Spiegel dieser Artikel über die Zeit. Das verblüfft mich. Diese Spiegel-Redaktion ist schon gewieft.
Ich habe vor einiger Zeit aufgehört, den Focus zu lesen. Das ist so eine Art Stern. Ein bißchen reißerischer. So wie der Stern vor zwanzig Jahren. Ich lese ja so wenig. Oder sagen wir mal gezielt. Art kaufe ich mir auch nicht mehr. Ich habe aufgegeben, berühmt zu werden. Eigentlich habe ich nie daran geglaubt. Natürlich träumt man in stillen Stunden davon, welche Macht man als berühmter Maler oder so hätte. Aber im Grunde genommen ging es mir immer um die Herausforderung. Als Kind wollte ich Forscher werden. Das bin ich heute noch. Die Denkwege nachvollziehen, damit ich Wege für mich selber finde. Ich bin keiner, dessen genetischer Code eine Spezialbegabung aufwies. Ich wurde mit Niederpaßfiltern ausgestattet

6.1.98
I'll never play again.
Sie definierten gerade einen Standard neu,
da sagte sich der Baß,
du spielst die changes
das ist dufte,
aber besser wär´s, du würdest den Grundton und die eins
zusammenlegen auf einen Punkt
daß die ganze Welt zusammenbricht,
verstehst du.


7.1.98
Ich habe mir gerade den Spiegel-Artikel über den Tod von Che Guevara wieder mal angesehen und habe ein Bild darüber gemacht. So wie ich den Schläfer im Tal dafür intoniert habe. Am liebsten würde ich einen Brief an Fidel Castro schreiben und ihm Mut zusprechen.

18.1.98
Die Zeit vergeht. Die Termine drängen. Irgendwie bin ich froh, wenn ich all diesen Kram hinter mich habe. Heute mit dem Elsäßer Kochbuch angefangen. Der Löffel ist heute beim Kochball. Ich muß das nicht haben. Saufen darf ich nicht, überhaupt muß ich die nächste Zeit kürzer treten. Und zum Unterhalten, ich habe heute andere Probleme. Außerdem hat es mich schon immer gelangweilt, mit all diesen Leuten zu kommunizieren. Meine Wohl und Wehe ist meine Frau, und wegen ihr ziehe ich mich nicht ganz aus der Welt zurück, obwohl es an der Zeit wäre, über mich und alles andere nachzudenken.

Was will ich eigentlich mit meiner Malerei bezwecken? Eigentlich nichts, wie mit meinen Schriften. Ich suche ein Publikum – gleichgesinnt. Das ganze Leben vergeblich gesucht. Man wird in einem Kokon geboren und lebenslang von ihm wärmend umhüllt. Bei vielen nimmt der Kokon Schaden, und so frieren Menschen oder ihnen wird schlecht von der Umwelt. Diesen Kokon darf man nicht vernachlässigen, er ist wie ein Anzug fürs Vakuum Weltraum – Mond. Ich achte darauf, daß meine Schutzhülle nicht beschädigt wird, und wenn, repariere ich sie mit Dope und Alkh. Andere können darauf verzichten, das ist nicht mein Weg.

Dieser Hancock ist ein Teufel. Er spielt wie ein Teufel.

Programm
Das Elend der Malerei – die Gebrauchsgraphik
Das Elend des Films – die Videoclips
Das Elend der Grand Cuisine – Der Convenience-Dukatenscheißer


Der Staat
dem es lieber ist
man parasitiert
als daß man sich
mit einem
um
zu
erfolg beim dritten Versuch
verabschiedet.

Der Jurist
– Vater der Verwaltung –
mästet sich
mit derben Honoraren,
wenn einer recht haben will.
Realität ist der Ausgleich.
Da ist kein Platz für
Wahrheit und Recht

Großer Jandl,
du hast Recht.
Recht hast Du.

Oder kann man
nicht einfach an Gleichgesinnte.
Aber das wär ja
wie einfach nur so
Gotteslästerung – Gratishandlung
Ohrfeige gegen 500.
Das geht nicht.
Kausalität.
Was man auch tut,
man verändert die Konstellation.
Und übrig bleibt
die Tat
deren Folge
fürs Ganze
unerheblich
ist.
 

Datum: 25.1.98
Wetter: Sonne scheint, kalt ist gesagt
Gewicht: 99 kg
Blutdruck: keiner
Zucker: keiner
Gym: keiner
Frühstück: keiner
bis 17 Uhr:
Abends: keiner
Alkh. Yeahaeaheah.

Heute darüber nachgedacht, wie man dahinter kommt, wenn man schlau wird.
Man wird nicht einfach schlau. Man ist schlau – oder nicht?
Walter Reinhardt Tagebücher 26.01.1998
29.1.1998
Gestern waren die Eltern hier und haben Birgit mitgeteilt, daß sie ein Haus verkaufen.
Ich behaupte, daß sie es verkaufen müssen. Erhard hat seine ganze Kohle in Erika gesteckt, und jetzt ist er fertig. Am meisten stinkt es ihnen ja, daß ich pünktlich den Kredit zurückgezahlt habe.
Dahinter steckt auch die Schwiegermutter. Als sie ging, hat sie mir noch gesagt, daß ich immer schlecht über sie geredet habe.
Birgit leidet darunter. Ihr ganzer Lebensplan, aber auch die Auffassung von den Menschen, geht hier den Bach runter. Diese hinterfurzigen Eltern. Einen in die Abhängigkeit treiben. Und dann vom hohen Roß befehlen. Ich werde mich da zurückziehen. Ich konnte sie noch nie leiden. Sie war immer eine schwammige Schlampe, der nichts gut genug war, und er ein bierseliger Haushaltstrottel.

Ich muß diesen Typus in Worte fassen.
Sagt man es ihnen direkt, können sie es nicht verstehen. Sie wollen herrschen ohne verstehen. Für die sind Hunde, wenn man in Urlaub fahren will, lästig – wech! Wenn man nach Hause kommt, sollen sie gefälligst mit Schwanz wedeln. Geht man fort, stellt man sie aus – off.
So ist´s auch am besten mit den Menschen. Es gibt Nahestehende nur, wenn man als Alphatier anerkannt wird, das man nie war.

Datum: 4.2.98Walter Reinhardt Tagebücher 02.03.1998
Wetter: schneekalthimmelblau
Gewicht: 99 kg
Blutdruck: no
Zucker: nix
Gym: no
Frühstück: Mäx-Plänck-Diäit
bis 17 Uhr: Diät
Abends: Diätchefsalat

Gerade, wie ich den gebackenen Spargel gemalt habe. Dieses Blatt aus dem Kochbuch.
Da dachte ich mir, was wohl Hans Hermann Baars  zu einem Pollock, de Stael, Mondrian oder Ähnlichem sagen würde. Im Hahn und im Spargel  sieht er noch einen Sinn. Die Hubertusjagd im Speisezimmer ist genehmigt. Eine Kunst zu produzieren wie de Kooning bedarf auch des Käufers. Maler und Käufer sind Symbioten.

Eine Kunst, die so weit von den Ursprüngen weg ist, bedarf eines ideologischen Überbaus. Der Künstler als Magier, Herrscher eines eigenen Universums, welche der Käufer um sich versammelt. Darum hat ein Sammler ein anderes Programm als zum Beispiel der Händler. Seit ich Elias gelesen  habe, weiß ich zwar, daß alles im Fluß ist und sich entwickelt und verfeinert komplexer wird. Altes wird verdrängt oder ist nur noch mit viel Mühe zu Walter Reinhardt Tagebücher 16.04.1996
rekonstruieren. Aber ich weiß immer noch nicht, wohin es geht. Der Square will immer eine Prognose. Wofür ist Wissen eigentlich gut?

Für mich ist es gut, wenn ich mich ins Forum Romanum setzte, mir eine Habana anzünde und dem Feuerwerk meiner Neuronen lausche. Irgendwie wird die Information zu einer Schönheit verrechnet, die mich diese Welt als komplexe Simulation  ...

Ich nehme eigentlich zu viel als gegeben hin. Warum frage ich nicht nach dem Wesen des Handels, nach dem Sinn von Werbung. Es sind so viele Fragen offen. Aber sie berühren mich nicht so sehr. D. h. ich gehe ihnen aus dem Weg, weil ich innerhalb der Gesellschaft keine eindeutige politische, moralische oder religiöse Stellung beziehen kann, weil ich keinen Standpunkt habe, oder keinen festen. Wie oft kommt es vor, daß man eine richtige Wut auf die Serben hat, wenn man an Jugoslawien der 90er-Jahre denkt. Aber da kauft man ein Buch von Scholl-Latour, und schon ist die Wut abgekühlt. Und macht Platz einem Quasi-Verständnis. Retter des Abendlandes vor dem Halbmond und so weiter. Wenn man nicht als Faschist gelten will, muß man sich für die Minderheiten einsetzen. Aber tut man's aus Überzeugung oder aus Räson?

11.2.98
Immer noch Rente. Oder schon. Wenig, aber alles zusammen werde ich gut hinkommen.Walter Reinhardt Tagebücher 25.04.1998
Ich bin fast mit den 10 Künstlerexemplaren für Wolfgang fertig. Das vorletzte Rezept ist illustriert mit einem der Polaroidfotos, welches ich im Computer farblich verfremdet habe. Die ursprüngliche Bedeutung des Bildes ist verfremdet, ein abgeschnittener Rehkopf auf einem Schneidebrett, er schaut immer noch wie ein scheues Reh, aber halt nur der Kopf. Der Rest ist blutiges Schneidebrett. Das wäre der Ansatz für eine Analyse der Überraschung im Bild – Concetto, oder auch grotesk. 

Aber eines sehe ich ganz genau, durch diese Farbverfremdung habe ich die Realität aus dem Bild herausgenommen. Ich habe es in etwas hinübergeleitet,  was auch immer das heißen mag, es führt von der  Realität weg in eine Apotheose. Und so schwimmt das Totemtier Dianas im blauen Licht des schweren Wassers der Verdrängung seinem endgültigen Vergessen entgegen.

Datum: 8.11.98
Wetter:  novemberlich
Gewicht: 100 bis 101 kg
Blutdruck: ?
Zucker: ?
Gym: noyes

Erstens such ich die Datei der Reise nach Florenz. Zweitens habe ich seit dem 4.2. kein Walter Reinhardt Tagebücher 29.04.1998
Tagebuch mehr geführt. Egal, aber ich sollte weitermachen.

Mir sind da irgendwann Zweifel gekommen übers Tagebuchführen. Aber heute Abend habe ich diesen Film über japanische Handweberei gesehen. Das hat mir wieder etwas Mut gegeben.
Es fällt mir sehr schwer, meinen Weg zu gehen. Ich werde immer wieder abgelenkt, durch die Nähe von Personen, die ich liebe, und denen ich einen Gefallen tun möchte, weil sie so nett zu mir sind. Sie bringen mich aber auch vom Weg ab. Und ich habe nicht mehr viel Zeit. Die Zeit rinnt davon, und ich möchte etwas machen, was mein ureigenstes ist. Das verstehen viele Leute nicht, daß man einen Weg geht, der sicher nicht zum Ruhm führt, aber zur inneren Vollkommenheit. So etwas ist in allen Lebensbereichen möglich, es hängt nicht vom Wollen ab, sondern vom Tun. Und dieses Tun heißt sich mit dem beschäftigen, was einen bewegt.

Unsere Reise nach Florenz diente mir vor allem dazu, die Proportionen in allen menschlichen Maßstäben auszuloten. Diese Spannweite von Fra Angelico bis Rosso Fiorentino durchläuft auch alle Täler und Höhen in einem selber.
Venedig – die Klarheit Palladios und die Grablegung Tizians, ein Werk vom Wissen der Vergänglichkeit und Verwesung.
Dann Italien von Villach bis Rom und zurück mit dem Auto. Das waren wilde Bergland-Walter Reinhardt Tagebücher 22.06.1998
schaften, Kaskaden von Wasser. Bilder, Städte und Gärten. Rom, die älteste Stadt der Erdkreises, mit allem drin die dreitausendjährige Geschichte. Die Wiederauferstehung durchs Christentum und jetzt Bruchstücke einer Eruption der Geschichte.
Und jetzt zurück. Ich werde jetzt konsequent weitermachen.

10.11.1998
Mit der Konsequenz ist das so eine Sache. Und mit dem Verfolgen einer einzigen Sache eine andere.
Ich entwickele lieber mich selbst durch das ständige Vervollkommnen der Information. Je mehr ich meinem ZNS zuführe, um so schneller komme ich zu Einsichten, die zwar keinen praktischen Wert haben, die mir aber erlauben in diesem Geraune, welches die Zeit als Informationsfluß von sich gibt, einige verständliche Sequenzen zu isolieren, die mir sagen, alles ist vergeblich. Da sind aber Dinge in dieser Welt, die ich nicht verstehe. Gerade in meinem Lebenslauf sind Fulgurationen, die nach dem Prinzip des Zufalls alles darstellen können. Das heißt, ich könnte glücklich oder unglücklich sein.
Wenn ich davon ausgehe, daß ich gewisse Dinge an diesem Leben mehr schätze als andere, dann muß ich sagen, ich habe in meinem Leben so viel Glück gehabt. Und nach den Dingen zu urteilen, die ich an diesem Leben schätze, geht es mir sehr gut. ich bon nücht güt droff. woil ich bin eun schloch

Datum: 17.11.1998
Wetter:  Gartenarbeit Schneig und Rägen
Gewicht: 101 kg höflich
Blutdruck: no
Zucker: no
Gym: no, Garten und Einkauf per pedes
Frühstück:  Blödchen, Wuast und Mamelatte
bis 17 Uhr: Quark
Abends:  Sarde in Saor Käse und Räucherfichsuppe

Heute Nachmittag in Carlos Sauras Film „Flamenco" gewesen. Das ist eine Musik, die noch nicht gestorben ist. Eine Musik, die vom Volk getragen wird. Damit kann man alle Stimmungen ausdrücken. Und für dieses Völkchen, das Flamenco macht, ist es das Leben. Wir, deren Wurzeln zum Leben verkümmert sind, die ihre Nahrung aus den Kanülen der Pharmakonzerne beziehen. Sie können den Schmerz und die Sehnsucht besingen, auch wenn  der Blues nicht bei ihnen ist. Sie haben den Blues, bloß dieser Blues hat einen Tageslauf.
Er fängt morgens an. Arbeiten oder wie ältere Flamengistas, sie stehen so um 8 Uhr auf, frühstücken und gehen auf die Piazza, um Zeitung zu lesen und das Neuste zu erfahren. Des Nachmittags sitzen sie bei Freunden oder zu Hause mit Freunden, um das Neuste zu besprechen und abends, wenn die Sonne am Rand der Welt steht, dann verwandelt sich ihr ganzer Körper in einen Resonanzboden, der alle traurigen, sehnsüchtigen, verzweifelten, in Liebesglut entfachten, melancholischen Schwingungen aufnimmt und in einen Schrei: „AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYY" packt und sein Lamento vom Leben und Sterben der Menschen erzählt, der von der Treue, von Betrug und Mord, von Liebe und Zärtlichkeit in seinen Schrei hineinpackt und seinen letzten Atem in eine Ode an die Freuden dieses Lebens hineinhaucht, um dann entseelt zu Boden zu sinken. Sie geben alles, und bei so viel Seele erwartet ein eiskalter Nordeuropäer, daß er nach solch einer Verausgabung seinen Körper aufgibt und stirbt. Weit gefehlt. Es sind nur Bruchteile dieser großen Seelen, bloß sie können sich ausdrücken.

Datum: 18.11.1998
Wetter:  gescheierig
Gewicht: 100 kg
Blutdruck: mal sehen
Zucker: mal sehen
Gym: Brötchen geholt muß aber angehen
Frühstück: Laugenbrötchen und Semmel, viel zu viel
bis 17 Uhr:
Abends:

Ich gehe heute Nachmittag nochmals in den Flamenco-Film. Das ist einfach sensationell.
Es erspart einen zwar keinen Besuch einer Veranstaltung, aber man bekommt eine Übersicht. Grandios. Ich muß meine Flamenco und Caribean-Scheiben auf CD aufnehmen Guilermo portables.

Zu den Freizeit- und Themen-Parks. Die Allegorie der Konsumgesellschaft. U. Eco.
Die Kulturpessimisten sehen den Untergang des Abendlandes. Auf der anderen Seite, woraus besteht denn die Kultur des Abendlandes? Die Grenzen sind aufgeweicht. Die Familien zerbrechen. Alte, kulturbewahrende  Einrichtungen müssen sich den modernen Medien öffnen, sonst gehen sie unter. Und da ist der Hund begraben. Es wird nie wieder wie zu Goethes und Winckelmanns Zeiten. Was ich mache, ist der reine Anachronismus. Ich mach mir die Mühe, alles selbst zu erforschen, wo ich doch alles mit einer Bildungsreise, wohlorganisiert und in bester Gesellschaft, haben kann. Fürs Volk wäre es gut, wenn die Freizeit und Themenparks auch Museen und sonstige Bildungsinstrumente einschlössen. Die Schule der Zukunft wird so aussehen. Wie ein großer Spielplatz, wo es den Kindern schwerfällt, in das triste Zuhause zurückzukehren. Ich muß mich mal bei Elias schlau machen.

Datum: 23.11.1998
Wetter:  kalt, -9°, Schnee
Gewicht: 101,5 kg
Blutdruck: no
Zucker: no
Gym: no
Frühstück:  wenig
bis 17 Uhr: Kohlroulade
Abends: Harzer

Ich arbeite mich zwar so vorwärts, aber es wird nichts Zusammenhängendes. Ich mache auch zu viel, Musik, malen, studieren. Eins von diesen wäre schon fast zu viel. Gigantisch. Aber ich muß alles machen und verzettele mich.
Mein Computer ist jetzt mit einem Grafiktablet A3 versehen und einer CD-Brennanlage, und ich komme nicht weiter. Mit der Malerei geht's ja vorwärts. Aber ich sehe immer wieder, ich male gegen den Strom. So wie ich immer schon war. Ein Gegendenker, ein Gegenhandler, aber nie konsequent. Scheiße, Scheiße, Scheiße.

Und trotzdem, ich werde weitermachen, bis ich es erreicht habe. Mich treibt eine Kraft, etwas zu machen, meine Nische zu finden, in der ich mich austoben kann.  Ich komme dem immer näher. Auch im Denken.

26.11.98
Warum soll ich nicht eine andere Seite der Kunstbetrachtung wagen. Horkheimer hin, Guardini her, ich sollte eine Bildbetrachtung nach meinem eigenen Gusto hervorrufen. Warum sollte ich nicht fragen, ob sich Roxane in der Hochzeit mit Alexander wohlfühlt. Oder ob es sich um eine modifizierte Form der Tempelprostitution handelt? Ich sollte vielmehr Fragen stellen, warum solche Bilder so gehandelt werden und nicht anders.

Eine andere Form der Kunstkritik. Kunstkritik oder Kritik ist ja ein sehr sensibles Medium. Man darf die Kritik nicht so weit treiben, daß sich die Leser wegwenden, man muß das Interesse wachhalten, und daher muß man an den Haaren herbeigezogene Argumente benutzen, damit man dem Feinsinnlichen eine Möglichkeit bietet, mit einigem Anstand in einer Nische dieser weitläufigen Anlage Platz zu finden, ohne daß er von irgendwelchen Schauern etwas abbekommt. Soweit zur Kritik.


Datum: 1.12.98
Wetter: Neblig, trüb, depressiv
Gewicht: 101 kg
Blutdruck: 126/63/73
Zucker: 110
Gym: no, höchste Zeit
Frühstück: Mal wieder richtig mit Wurst, Brot und Tee
bis 17 Uhr: no
Abends: Bregenwurst mit Grünkohl und Bayrisch Kraut

Am Montag bei Jens in Braunschweig. Essen war gut Menu für 39,- DM.
Er selber und seine Alte zickig. Brauchte bis 12 Uhr 15, um aus der Küche herauszukommen.
Ich glaube, er hat auch Sorgen, und sie auch. Aber es war einfach schlechter Stil, so spät herauszukommen und Vorbereitung vorzuschützen. Wille, Stänkertiger, hat recht, wenn er sagt, der braucht doch nur an den Tisch zu kommen und sagen, ich habe noch zu tun, nett daß ihr kommt, ich komme nachher, wenn ich Luft habe. Ich wollte schon vorher gehen.

In der Ausstellung "Buchlust" im Sprengel gewesen. War sehr interessant. Für Autoren schwierig. Aber man sieht, was so auf dem Markt ist. Ackermann kennengelernt. Koechert da. Ebenso bei der Ausstellung in der Galerie MÄRZ.  Idee: Siccer Buch, Bucheinband aus Handgeschöpftem mit Kordel.

Es war einmal ein König, der sah, daß alles in seinem Reich schlecht wurde. Die Sitten verfielen und die Leute waren nur noch um ihr eigenes Wohlergehen besorgt. Da beschloß er, in seine Krone zurückzuschlüpfen. Die Krone umschloß ihn und zog sich zu einer schimmernden Perle zusammen. Diese vergrub sich im Schlamm der Zeit und schlummert nun besseren Zeiten entgegen. Danach explodierte die Perle und ihr Bruchstück, lauter kleine Perlen, verteilten sich auf die ganze Welt. Und wenn ein Kind an seinem Geburtstag eine kleine Perle fand oder geschenkt bekam, so wurde daraus je nach Anlage ein Musiker, ein Poet oder ein Heiliger.

5.12.98.
Habe ein Erkältung gefasst und liege seit gestern flach.

10.12.98
Etwas subtiler, bitte!
Es war einmal ein Landmann, der konnte seine von den Vorfahren angelegten Odelgruben nicht mehr riechen. Und er begann sich Gedanken zu machen, wie man den Gestank, der davon ausging, wegbekommen könnte.
In der Nachbarschaft lebte ein älterer Mann, rundlich und agil, der immer wieder in den Odelgruben herumstocherte, damit diese von den Vorfahren des Landmannes angelegten Gruben immer wieder von Weitem wahrgenommen werden. Denn in diesen Gruben, die nach allen Seiten hin offen sind, sind schon viele Menschen umgekommen. Vor allem von seiner Familie. Da faßte der Landmann einen Plan. Er wollte die Gruben zwar nicht zuschütten, aber so weit befestigen, daß keiner mehr darin umkam. Zugleich wollte er durch eine Abdeckung erreichen, daß es nicht mehr bestialisch stank. Das paßte dem kleinen agilen, rundlichen Nachbarn nicht, denn er war mißtrauisch, daß die Abdeckung hielt. Und wie wäre es, wenn trotz aller Vorsichtsmaßnahmen wieder Menschen darin umkamen? Und er begann seinerseits die Abdeckung an gewissen Stellen zu beseitigen und kräftig in der Scheiße herumzurühren, damit sie wieder stank. Nachdem dieser Streit schon das ganze Dorf entzweit hatte, kam eines Tages der Bruder des Landmannes, der in der Stadt lebte und ein feiner Herr geworden ist. Er hatte die distinguierte Wesensart der feinen Leute in der Stadt angenommen und er mochte weder die Odelgruben seines Bruders noch mochte er die handfeste Art des k.r.m. Beide Kontrahenten waren auf ihre Weise intelligent, und er verstand die Motivation beider. Da er aber ein feiner Herr geworden ist, brauchte er keine Intelligenz und keine Impertinenz. Er war eben ein feiner Herr.

Datum: 10.12.98
Wetter: Schnee, Frost, kalt, -2° bis -5°
Blutdruck:
Zucker: no
Gewicht: 102 kg
Gym: no, wie ich mich dagegen sträube, ist eigenartig
Bemerkenswertes: Idee mit den Cäsarenbüsten, und Birgit ist der Tiga

Gerade fällt mir ein: Wenn ich wieder in Rom bin, werde ich ins Kapitolinische Museum gehen und die Kaiserbiographien mitnehmen, und mir die Gesichter genau anschauen und mit dem Lebenslauf in Verbindung bringen. Erstens kann ich mir die Gesichter mit den Daten besser im Zusammenhang merken, und zweitens ist ja jede Büste in solch einer Perfektion gemacht, daß sie nahezu mit mir spricht, bzw. ich mit ihr spreche. Egal, ob im Palazzo Spada, im Pilotta, Palazzo de Te – die Gesichter sprechen zu mir, ich verstehe bloß die Sprache nicht, in der sie zu mir sprechen.

12.12.98
Heute eine Idee von Ordnung. Die Fotografien ordnen. Ich habe das Innere der mißglückten Passepartouts, und da klebe ich sie mit Fotoecken ein. Ich habe etwa noch 2500, und die will ich jetzt mit dem Papier aufbrauchen und zugleich ordnen. Ich habe da noch die Klarsichtordner, wo ich mal meine Speisenkarten drin hatte. Dort hinein werden Gruppen und Motivweise abgelegt und vor meiner Nase plaziert, damit ich auch etwas damit anfange.

Immer nach neuen Ufern. Sammeln und Hinlegen für später, wenn ich mal Zeit habe. Jetzt habe ich Zeit. Erst die Fotos, dann die Dias. Dazwischen die Schallplatten. Hoffentlich habe ich noch Zeit, um all das fertigzumachen. Heut wieder 3 Artikel zum Ablegen. Es häuft sich an, und damit auch die Menge an Stoff, den man noch bewältigen will. Es ist fast unmöglich, was ich mir da aufgehalst habe. Dazu kommt noch die Dichterei und die Musik. 

Seit Montag ist mein Auto krank. Mal sehen, was es hat. Vor März nächsten Jahres gibt's kein neues. Bis dahin werde ich mich an Bus und Straßenbahn halten. Heute am Rathausplatz, Erinnerungen an München und Frankfurt. Da habe ich ja noch alles zu Fuß gemacht. Daran sieht man auch, wie bequem man geworden ist. Um die Ecke zu Beki mit dem Auto. Wenn ich ganz gut drauf bin, fahre ich mit dem F-rad. Das geht ja noch. Aber all das ist die Ausnahme. Die Regel ist das schnelle Auto.
Ich muß dieses Tagebuch als Schriftstück insgesamt gestalten. Wenn ich jetzt die Bilder ordne, fällt mir bestimmt manche Story ein.

14.12.98
Ich sitze hier, und eigentlich möchte ins Bett. Aber ich möchte auch hier bleiben im Atelier. Hier kann ich immer ins Volle greifen. Und immer gibt's neue Fragen, und auch irgendwie Antworten. Aber habe ich Angst, etwas zu versäumen, und hier unten schließe ich die Augen und meine Ideen sind wie ungebärdige Kinder. Nicht unter Kontrolle zu bekommen. Sie flitzen umher, und es macht Spaß, ihnen eine Weile zu folgen. Sind sie angedacht, kommt ein anderes dazwischen, und ich wende mich ihm zu. So bringe ich nichts zuwege und klammere mich an eine Ordnung, die verhindert, daß meine Genialität sich entfalten kann. Alles um mich herum ist dazu da, mich zu binden. Manchesmal bin ich verzweifelt.
Walter Reinhardt Tagebücher 22.12.1998
Datum: 26.12.98
Wetter: Wechselhaft 3°
Bemerkenswertes: Gestern 30-Jähriges Bluebbär.

Am Freitag im Ballett „ Der Nußknacker" in der Oper gewesen. Ein Ballett von Tschaikowski nach Geschichten von E.T.A. Hoffmann und Charles Dickens. Das Bühnenbild war zauberhaft. Eine konservatives Winterbild einer Stadt, später einer Landschaft und dann wieder der Stadt. Die Geschichte des Geizigen der durch den Weihnachtszauber wundersam gewandelt wird. Das Ballett war sehr schön. Ich habe leider noch keine  Vergleichsmöglichkeiten, weil ich zu wenig Ballett gesehen habe. Es ist aber erstaunlich, was man mit Tanz alles ausdrücken kann. Von der Pirouetten drehenden Zauberfee bis zum unbeholfenen tapsigen Geizigen, alles in großer Perfektion. Für mein Dafürhalten, dem eines Laien, könnten die Sprünge größer und auch leichter im Sinne einer zu Boden taumelnden Feder sein. Die Musik war sehr unterhaltsam und manchesmal, aber selten, rüttelte sie mich aus meiner Zuseher-Routine, aber eben nicht oft. Im Großen und Ganzen war es eine wundersame Einstimmung auf Weihnachten. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Ich wäre fast sentimental geworden. Lag es daran, das ich die ganzen vorherigen Weihnachten  wenig oder nicht gefeiert habe? Vielleicht auch daran, daß mir bisher der Sinn dafür abging. Vielleicht werde ich aber tatsächlich sentimental, im dafür  vorgesehenen Alter bin ich ja schon.

Am 25.12.1998, 20 Uhr, war dreißigjähriges Gedenken der Blubber-Eröffnung.
Es war so ähnlich wie die Klassentreffen in der Galerie am 25sten.
Holger Plath und Mike haben alles organisiert. Werner Eggers mit seinen beiden Frauen und William und Sandra waren auch kurz da. Auch Freddo. Aber es war wohl nicht das Richtige. Werner konnte nicht richtig herumgockeln und die beiden Ladys nicht richtig garderoben.
Viele Leute von früher getroffen. Alles ist ein wenig älter geworden. Conny, Änna, Edda, Haase, Hansi, Hoffmeister, Panther, Schlender, Erwin Schindlar, Hufenbachs, Fritze, Doris W. und viel andere. Sony und eine Menge. Alles sehr lustig und kurzweilig. Aber nicht zu oft.

Heute zu dem Entschluß gekommen, das Musikzimmer neu zu gestalten. Dann kommen die Schallplatten dran, die Dias und was noch so alles ist.

28.12.98
Heute alles fürs Musikzimmer gekauft.
Frühstück: Terrine, Fleischsalat, Frischkäse, Marmelade und Weißbrot.

Morgen werden die Schränke abgebaut und die Regale aufgebaut. Mit diesen Peterregalen ist es recht einfach. Birgit hilft mir. Sie ist mein Glücksfall. Da wartet man auf das Glück. Und man hat es an seiner Seite. Aber wie sagt man: „Ein Künstler ist ein Mensch, der immer das will, was er gerade nicht hat." Wie Horaz. War er im Landhaus, sehnte er sich nach dem Stadtleben mit seiner Aufregung und den affektiven Gemütsäußerungen. War er in der Stadt, sehnte er sich nach seinem Landhaus.
Zuerst nahm ich den Faust mit. Anschließend Laotse und das Bi-Yan-Lu. Und jetzt würde ich Montaigne mitnehmen. Er regt mich zum Nachdenken an.

Über eine bekannte Familie: An der Seite dieser Frau war es für ihn fürwahr schwierig, jung zu bleiben.

Ich höre gerade Richard „Groove" Holmes. Ein alter Orgelfreak. Es geht gut ab.
Aber Steve Colemann ist mit seinen raffinierten Rhythmen bei weitem nicht so abwechslungsreich und interessant wie Monk, z. B. Blakey, Silver. Ach, ich weiß immer nicht, wie weit ich so ein Kaputter bin. Der Holmes gefällt mir, aber der Colemann, Ornette und Steve Wayn Shorter, Leon Thomas, Coltrane und die ganze Scene. Mingus und Palmieri.

Ich fange jeden Morgen neu an und finde nie den Anschluss an gestern.
Gestern ist alles bestäubt vom Elixier der Verknüpfung. Und heute ist alles neu und fremd.
Ich weiß alles, aber das hilft mir im Heute nicht weiter.

Jeder Tag wird neu erfunden,
und abends
lege ich mich ins Bett
und schließe die Augen und sehe die Bilder, die ich morgen mache.
Sie verzaubern mich mit ihrer Inspiration
und schmeicheln meiner Eitelkeit.
Sie gehen, um nie wiederzukommen.

Der schlanke Hals meiner Gitarre
umschlossen vom wehmütigen Spiel meiner Finger
Musik für Morgen
Aber ich spiele wie ein Kind.
Ich ertaste die Seiten, erkenne Töne wieder
und erfrage in mir komplexe Rhythmen,
die ich irgendwann erdacht habe.

Alles vergeht im Gesang der Welt.
Im Leben ist so viel nebenher.
Oh schöne Melodie geboren von fremden Skalen
Ich lebte dafür, den Gesängen Form zu geben,
Und mein Herz schlug leiser, langsamer, bis es
aufhörte, die Erwartungen zu erfüllen
und vorwärts stampfte
dem klapprigen Ende entgegen. 


31.12.1998
So kurz vor dem Ende hätte es beinahe gebrannt. Birgit wollte Fett auslassen, welches sie von Gerda bekommen hatte, geht in den Keller und kommt nach einer Weile wieder hoch. Da brannte der Topf schon lichterloh. Und qualmte, daß es einen wahren Reiz für die Lunge hatte. Na ja, ist gut gegangen.

Gestern und vorgestern das Musik- und Diazimmer umgebaut. Die Schränke abgebaut, und jetzt habe ich zwei schöne Arbeitszimmer. Wenn ich denn nur mal was tun würde. Andere in meinem Alter reduzieren, ich aber baue aus und für schlechte Zeiten, wenn ich mal nicht mehr aus dem Haus kann. Jetzt wollen wir hoffen, daß das nächste Jahr ein gutes wird. Daß wir alle gesund bleiben und im Lotto gewinnen. Bis 1999!!!

3.1.99
War ein fabelhafter Abend, bis auf den Alkohol. 2 Fl. Champagner, 1 Magnum und ein 1988 Coulée de Serrant. Zu dritt eine gute Leistung. Ich hatte den Tisch mit UV-Licht geschmückt. Es war wunderbar. Am Montag, den 4.1.99, kommen die Meister zusammen. Und danach fange ich konsequent mit der Diät an. Mitte März muß ich auf 80 kg. runter sein, damit ich mir endlich mal ein paar neue Klamotten kaufen kann. Und evtl. ein neues Auto. Vielleicht kann ich mit dem alten noch die Flandern-Tour machen. Jetzt gehe ich schlafen, nachdem ich mit seit  Neujahr mit dem Alkohol deutlich zurückhalte.

Ja, Marlou Goetz hat angerufen. Sie will mich besuchen, ich bin mal gespannt. So am Telefon klang sie ganz lustig. Hoffentlich verstehen sich Birgit und sie. Das wäre funtastic. Gerlach heute angerufen.

5.1.1999
Die Meister waren da und wir haben ordentlich Alk. getrunken. Die Birgit und ich hatten die Krankheit  "Alkdranschuld".
Heute haben wir aufgeräumt, mir ist zum Schluß das Gebrösel auf den Keks gegangen. Aber heute Abend hat´s schon wieder ordentlich ausgeschaut. Jetzt gehe ich noch ein bißchen Tivien und dann ins Bett.
Heut mich schon zurückgehalten und ab morgen konsequent. Und diesmal runter auf 80.

Datum: 9.1.99
Wetter: Regnerisch, kälter
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 102 kg
Gym: wenig

Bemerkenswertes: Roger war hier und hat mir Lampen ins Musikzimmer gebaut. Ist sehr gut.
Im Atelier eine neue Anordnung der Bücher. Alles etwas gedrängter und systematischer. Computertisch auch umgebaut. Ich habe auch einen guten Drive im Malen.
Eigentlich ist mein Malprozess immer ein wenig in die Zukunft gerichtet. Ich habe keine großen Konzepte. Aber ich höre in mich hinein. Eigentlich male ich, was ich suche. Das Verständnis dieser Welt. Wie sagte Franziskus: Das, was man sucht, ist, was sucht.

Ich werde nie zu Ende kommen. In der Musik, in der Kunst, im Begreifen dieses Lebens. Irgendwie sind mir nie irgendwelche großen Würfe gelungen. Aber ich habe Spaß daran, einen guten Wein zu trinken, ein Bild zu malen, meiner geliebten Gitarre einen Gesang zu entlocken, Gedichte zu schreiben, Im Garten zu sitzen und diese Umgebung zu genießen.
Ich liebe Barockgärten, schöne Landschaften, Städte. Reisen ist schön, auch wenn man in immer neuen Städten das Altvertraute findet. Noch kann ich es nicht artikulieren, was mich an Cividale so anrührte. Es ist ein ähnliches Gefühl wie in Lucca oder auch Venedig.
All das erinnert mich an die Karibik. Rom: Man fällt von einer Kirche in den nächsten Platz, und am Ende wird man melancholisch, weil alles mich nicht recht befriedigt, weil immer noch etwas da ist, was es zu erforschen, zu entdecken gibt. Weil alles auch immer ein bißchen Flucht vor sich selbst ist. Und zugleich die Angst, am Ende nichts vollbracht zu haben. Die Vorstellung, daß dieses Universum holografisch ist, kann ich in mein Weltverständnis einbauen. Da ich aber nichts beweisen muß, kann ich auch Hypothesen aufstellen, die keine Beweisgrundlage haben.

Ich glaube nämlich, daß das ZNS nicht nur holografisch ist, sondern in sich telepathisch. Sage mir einer, das hat es nicht nötig, weil alles so schnell vor sich geht und alles so unvorstellbar klein ist. Ein großer Teil der Ich- oder Persönlichkeitsfindung spielt sich auf dieser Ebene ab. Dem steht die Auffassung, daß alles, was sich in der Persönlichkeit vor einer Aktion abspielt, nicht entgegen. Die hormonelle und chemoelektrische Übertragung von internen Botschaften ist nur die eine Seite des Spiegels, weil das ZNS tatsächlich dauernd mit sich in Verbindung auch zu den entlegensten Teilen des Körpers steht. Es kommt auf die Versuchsanordnung an, wann man dies einmal beweisen kann. Aber es kommt ja immer auf die Anordnung der Versuche an, was man für Ergebnisse erzielt. Die Wissenschaft dient zwar dazu, immer mehr über unsere Umgebung zu wissen. Bloß ob dies zu einem umfassenden Verständnis über uns und das Universum führt, bezweifle ich. Die Denker Indiens sind durch ihr nicht kausales Denken an eine Grenze gestoßen, die auch die Grenze des Determinismus bedeutet. Leibniz mit seinen Monaden ist wahrscheinlich ganz nahe an der Quelle. Ich glaube aber, daß niemand den Grund und das Warum unseres Lebens mit Hilfe eines wissenschaftlichen Determinismus findet.

Mit den Schwiegereltern sind wir seit dem Sommer im Clinch. Seit dem letzten Krach reden sie nicht mehr mit uns. Letzthin rief Erhard an, um sich für die Geburtstagskarte zu bedanken. Leider kam ich nicht dazu, mich zu bedanken, daß sie uns bisher mit Ihrem Gesülze verschont hatten.

14.1.1999
Heute habe ich mein Diktiergerät aktiviert. So ein teures Teil und wird nicht benutzt.

Habe endlich den Titel für meine Schriften:


„Potzlach"

Das Elend der Malerei – die Fettsteißvermarkter
Das Elend des Films – die Videosoaps
Das Elend der Bildhauerei – die Ytonbekloppten
Das Elend der Grand Cuisine – der gelernte Gast

Das Elend der Dichter – die Bürger

Am 19. bekommen wir Besuch von Otto Koch, Wagner usw. Bin mal gespannt, wie es wird.
So, jetzt gehe ich schlafen. Habe bis jetzt die Diät konsequent durchgehalten. 6 kg abgenommen.
2 Liter Wasser und 4 echte. Toll. Ich will weitermachen, bis ich auf 80 bin. Ich muß das noch schaffen, ich habe es mir seit 20 Jahren vorgenommen.
Die Party war ein echter Erfolg. Birgit hat gekocht wie ein Tiger.

Holunderblütenfrappé mit Champagner
*
Anchoviscroissants
*
Geflügellebermousse mit Aspik von roter Beete und Brioche
1981 Vin Jaune, premier cru, Arbois AC
*
Sarde in Saor
1996 Hochheimer Kirchenstück, Riesling, Kabinett, Weingut Franz Künstler
*
Exotische Kürbissuppe
*
Semmelknödeln mit einem Haché von Waldpilzen
*
Chicorée mit Spalten von der Pimpelmöse
*
Kulibiaka  mit Meerrettichsauce und rote Beete à la Crème
1985 Maximin Grünhäuser Herrenberg, Kabinett, Gutsverwaltung Schubert, Magnum
*
Käseauswahl mit Gänseschmalz und selbstgebackenem Brot
1990 Clerk Milon, Paulliac AC
*
Profiteroles mit Grand Marnier Crème
Nußgebäck, Rosmarinplätzchen, Spritzgebäck, Pralinen
1986  Malvasia delle Lipari, Carlo Hauner
Heimbs Café
Digestif – Punch de Planteur
*
Otto Koch hat uns versetzt. Ich glaube, es geht ihm auch nicht gut. Er hat Schulden und seine Alte ist ihm fortgelaufen. Und bei TUI muß er knechten. Ich glaube, er wäre gekommen. Aber er mußte weg. Ich habe ihm das Menu geschickt mit den Anwesenden, und daß wir ihn vermisst haben.

Datum: 2.2.1999
Wetter: trübe und kalt
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 97 kg
Gym: ja

Bemerkenswertes: Heute ist unser schöner Kirschbaum gefällt worden. Wenigstens hat er zweimal für uns geblüht. Nun mache ich einen Tisch draus oder eine Malerhütte. Außerdem krachte es heute Abend, ich war gerade auf dem Klo. Es sind zwei Bilder von der Wand gefallen. Hoffentlich ist dem Knatz nichts passiert. Ich habe erst an die Eltern gedacht. Birgit dachte an den Kirschbaum.
Unsere Eichhörnchen werden ihn vermissen. Sie sind immer zur Frau Frank auf den Balkon gegangen, um sich was zum Essen zu holen. Nun schauen wir mal, wie ich abnehme. Diesmal halte ich erstaunlich gut durch. Kein Alk-h. Aber am Sonntag werde ich kochen, damit Birgit was hat, wenn sie nach Hause kommt.

Am Samstag waren wir in Wolfsburg, haben diese Japanerin Mariko Mori o. Ä. gesehen. Sie hat mit extensiven Einsatz von Video, Computer usw. bemerkenswerte Animationen zusammengestellt, nahe am Kitsch.

Aber was ist Kitsch? Das ist doch alles subjektiv. Die messen an Raffael. Wir leben doch wo ganz anders. Für mich ist alles Kunst. Ich finde es immer erstaunlich, was es alles so gibt.
Bin ich im Kaufhaus oder im Supermarkt, begegnen mir die Environments von Kienholz. Ich bekomme da richtige Kicks. Wenn ich Flamenco höre, dann kommt mir der Jazz im Sinn. Die trivialen Dinge des täglichen Lebens haben ihren besonderen Reiz, genauso wie eine Heidelandschaft oder eine gotische Kathedrale. Und vor allem, es kommt darauf an, in welcher Stimmung ich bin.
Da kommt es schon mal vor, daß mir ein Ensemble von Abfall vom Wochenmarkt wichtiger ist als der Markt selbst. Ich leite nichts Allgemeinverbindliches daraus ab. Es macht mich nur unsicher im Umgang mit meiner Umgebung, weil ich nie sicher bin, was mich beim nächsten Gang in die Stadt fasziniert. Das ist auch der eigentliche Grund, warum ich so gerne in die Stadt gehe. Ich entdecke immer etwas Neues.
Es war  gestern noch bedeutungslos und kann es morgen wieder sein. Aber jetzt verwundert es mich. Das ist wie ein zweites Gesicht, und ich bin nie sicher, wann es mir geschieht. So etwas taugt natürlich nicht dazu als Grundlage für eine Ideologie. Und mir ist's auch recht. Die Hauptsache, ich sehe ...

8/9.2.99, Montag
Heute ist mein Wagen wieder stehen geblieben. Er glüht nicht mehr vor. Wir waren auf dieser komischen Messe. ABF. Wir haben eine Vakuumpumpe für Birgit gekauft. Und uns den Renault etc. angeschaut.

Ja, eigentlich erinnere ich mich wieder an diese Geschichte mit den dunklen Gassen, diesen versteckten Seitenstraßen und geöffneten Hoftoren. Ich betrachtete diese Szenen, wie auch im Leben immer wie für mich zur Unterhaltung hingestellt. Während ich hindurchschritt, veränderte sich die Szene. Wie in einem ganz langsam, ich glaube Zeitraffer genannten Film, aber dann komme ich eine Situation, in der ich mich in die Szene mischen möchte. So kam mir das auch beim Björen am Sonntag so vor. Dieser ehrwürdige Bäderkaufmann, dieser Weinfreak, Theo und Ulla, o Gott. Es war schlimm. Und so langsam läuft alles auf gemeinsame Akzeptanz hinaus, wonach ich dann gestählt aus diesem Kampf hervorgehe und still und stolz zu mir sage, "Du hast es wieder geschafft". Ich war halb integriert und schon machte es keinen Spaß mehr, wenn die Leute alsdann fragen, sodaß man keine Zeit mehr bekommt, um zu antworten.

So nun gehe ich ins Bett. Aber ich frage mich immer wieder, was treibt mich dazu, sogar im jetzigen Zustand, daß ich mich immer wieder neuen Fragen und Erkenntnissen opfern muß. Wenn ich die Augen schließe und ich sehe mich dann um, erkenne ich, wie schwierig es ist, all das zu übersetzen in eine Sprache, die mir geläufig ist.
Ich überziehe diese Erscheinungen mit den mir genehmen Vorstellungen und lasse sie überall, wo mein Blick hinschweift, erstehen, um, wenn sich mein Blick anderswohin wendet, neu und anders zu erstehen, während dahinter diese schöne Illusion zerfällt in das unzulängliche Spiel der Unzulänglichkeiten. Nun gehe ich endgültig schlafen. Ja, ja der Woyny ( Wein) is guat. I brauch koan neia Huat.


Datum: 13.2.99
Wetter: kalt und trübe, wenig Sonne
Blutdruck: 113/54/55
Zucker: 126 nach Marznanas und
Gewicht: 96,5 kg
Gym: no

Bemerkenswertes: Gestern Wilfried Lange, und neues Auto gekauft.  LV = 255 ein bißchen weniger, als ich dachte. Jürgen Brauerhoch war da. Da sieht man erst, wie alt man selber schon ist.
Und wie wichtig doch auch eine gute Figur sein kann. Also auf 80, weiter.
Jürgen hat sich drei Bilder ausgesucht, das ist ok. Antje Brinkmann wie Hannelore.
Ich gehe jetzt schlafen. Mir ist es kalt. 

Mit K geht alles etwas langsamer, aber ohne Alk ist es einfach gut. Auch Illu.
In der Zeit, wo ich ganz clean war, da konnte ich arbeiten und habe so eine ganze Menge Bilder gemacht. Aber mit Alk und so komme ich wieder in den alten Trott. Dabei kann ich nicht sagen, daß ich mich besser fühle, wenn ich wieder mal zugeschlagen habe. Mein Gewicht habe ich gehalten. Und ich muß sehen, daß ich noch ein bißchen Sport treibe, damit sich das Gewicht ein wenig schneller reduziert. Ich muß bloß aufpassen, daß ich hinterher nicht wieder so mit dem Alkohol zuschlage. Davon werde ich nämlich fett.
Aber mit allem gibt es heutzutage Probleme. Mit Alk nur noch 0,5 0/00 und die Geräte zeigen auch alles Mögliche an. Ich habe aber so viele Ideen, daß ich sehen muß, daß daraus noch etwas wird. Jetzt male ich noch ein bißchen und dann gehe ich schlafen

Misha Mengelberg Piano, sehr free und ein alter Freak aus Richtung Amsterdam natively

21.2.99
Heute das Hüttenbild an WGV verkauft. 6 gezogen. Der Urlaub wird umgeplant und wir fahren
nach Spanien und Portugal. Mit dem neuen Tigerauto. Da bin ich mal gespannt.

Am 21.2. abends in der Marlene gewesen und Ed Kröger getroffen. Er ist noch wie früher, macht viel Sport und spielt und doziert. Als er gespielt hat, dachte ich erst, der Aebersold spielt.

Am 22. im Jazzclub gewesen. Argentinische Band, Bass, Piano und Gitarre.
Ziemlich far out. Aber wundervoll. Endlich mal neue Wege in der Gitarre. Piazzolla, aber noch freier. Irgendwie war die Betty Carter auf so einem Trip. Vielleicht auch der Fado, wenn er modern ist.

Am Dienstag bei Pinis eingeladen, Schneesturm auf dem Heimweg.
Heute, 24.2., zu Hause und mit den Einladungen für Venn angefangen. 80 Stück is' ganz schön heavy. Aber nach dem 20sten hab ich's drauf, da geht´s wie von alleine.
2.3.: nicht ganz, ist viel Arbeit, die nervt. Es geht langsamer, als ich dachte, aber es geht.

Potzlach Rimbaud.
Potzlach Baudelaire.
Potzlach Lautreamont.
Potzlach Riegel und die Juristen.
Außerdem das I Ging angefangen.

Morgen hat Wolfgang Geburtstag. Ein paar Leute von früher getroffen. Norbert Förster und noch jemanden.
Die Party bei Wolfgang war ein voller Erfolg. Viel Dröhn mit Alkh und Fressen, das ging nach oben los – ausgerechnet während der Heimfahrt. Birgit mußte ganz schön schuften, bis sie alles wieder klar hatte. Das Auto wäre so wohl noch mal 5 weniger wert gewesen.

Hoffentlich ist der Klaus G. wieder gesund. Sonntag, Heute mußte Birgit  bei Scheißwetter nach Peine. Ich genieße das jeden Tag, daß ich in Rente bin.

2.3.99
Ich sehe eigentlich einen Sinn darin, meine Schriften ins Reine zu bringen. Aber ich weiß nicht wie. Irgendein System muß ich mir schon zurechtlegen. Potzlach, den Namen schützen lassen, Pini hat recht. Potzlachorismen – Potzlachsprüche – Potzlachlieder.

Mir ist heute die Idee gekommen: Meine Gesichter 3D und in drei Richtungen mit einem Holz, Papierschirm. Den Kopf und der Hintergrund ein Kaleidoskop von Möglichkeiten. Das Gesicht ein Oval auf dem Boden verströmend.

Datum: 4.3.99
Wetter: Sonne
Blutdruck: 165/169/64
Zucker: 110
Gewicht: 96 kg
Gym: no.

Eigentlich ist es komisch, wenn ich mir etwas vornehme, z. B. abnehmen oder no Alkh, fangen mein Körper und die Sääle an zu opponieren. Ich werde gezwungen, nein, es ist anders.
Ich finde gefallen daran zu opponieren. Ist es mein „Wille?"
Was auch immer dieses sei, irgend etwas überzeugt mich gegen meinen Willen, so zu handeln, als hätte ich keinen eigenen Willen. Irgend etwas macht in mir.
Da ich meinen Körper und dessen Lebensäußerungen seit einigen 40 Jahren aufmerksam betrachte und beobachte, muß ich allerdings sagen, mein Körper hat bisher meistens getan, was ihm selber frommt, d. h. als ich in München den Steinhäger literweise getrunken habe, war es gut für mich, weil ich in einem dunklen Seelenzustand war, der meine Sehnsucht nach ein Sedativum, ob Alk oder etwas anderes – überhaupt. Wie wäre es denn, wenn man für seinen augenblicklichen Seelenzustand die entsprechende Designerdroge hätte. Dann ginge es wie beim Parfum.
Für den Seelenzustand den richtigen Geruch. Für alles etwas und für nichts die Seele, dieser Zustand der Neuronen, der Gedichte hervorruft, der die Umgebung formt.

Wie wär's denn, wenn du am richtigen Ort, in der richtigen Stimmung, in der richtigen Jahreszeit, mit der richtigen Umgebung, das richtige Essen mit dem richtigen Wein, im richtigen Land, dem richtigen Koch, mehr Parameter und Deine Wünsche nackt auf dem Leinen der Sinnlichkeit,
Einmal, igitur,  der Irrtum Mallarmés
Einmal, mit singulärer Parameterdichte
zieht immer ein anderes Mal nach sich.
Deshalb will ich gar nicht wissen, wann ich dem Hauptgewinn aufgesessen bin, ich will unwissend dem Summum bonum beiwohnen
und
soweiterlebenwiebisher

Bemerkenswertes: Wege, über Wissen oder fassen. Was weiß ich, vermessen, die Wahrheit zu suchen und im Grunde sich anderer Gelegenheiten zu begeben, gehe ich den Weg der geringsten Abweichung vom Normalwert, bloß lande ich immer etwas outside. Ich weiß ja warum, wenn man ganz einfach und still die Wahrheit sucht, wird man immer der Lüge des Lebens aufsitzen. Die Wahrheit ist eine Information unter anderen. Weil Wahrheit im Universum nicht wichtig ist, wie z. B. Lüge. Darum sitzen wir immer der Suche nach etwas auf, um etwas zu suchen, was eine Fiktion ist, ein Wunschtraum, seine Existenz in eine bequeme Ecke der Rechtfertigung zu stellen. Und um mit diesem Beweis einfach Unanständiges zu unterstützen. Was ist man selber und was ist der Mensch für ein Monster?
Aber wo soll man seinen Platz in dieser Welt suchten, wo keiner ist. Wo es einfach egal ist, wo man steht, man steht immer richtig. Wer kann mit so etwas leben. Eigentlich ich. Da könnte ich meine schrecklichen Universen gewähren lassen.

Interviews. Mit fiktiven Partnern, und damit eine Welt aufbauen oder zerstören.

Datum: 7.4.99
Wetter: trüb mit Aufheiterungen
Blutdruck: 126/70/60
Zucker: 149, ich muß mich zurückhalten.
Gewicht: 99 kg
Gym: mehr Bewegung

Bemerkenswertes: Hochzeitstag am 5.4.99, 25 Jahre gefeiert bei Gaby Werner in Immendorf. Unsere Gäste waren sehr gemischt. Klein und groß, dick und dünn, alt und jung.
Wie Pini sagte, eine gelungene Mischung. Wie eine große Familie. Wer alles da war, steht im Gästebuch. Werner Eggers rief mich danach an und bedankte sich. Seinen 70sten hat er alleine gefeiert und seine beiden Frauen in Urlaub geschickt. Er ist dünner geworden, ich glaube, er ist sehr krank, und ich bin einer der wenigen, denen er sich durch die Blume anvertraut.
Es ist eigentlich über allem ein sehr zartes Verhältnis zwischen uns.
Das hängt mit Gesprächen zusammen, bei denen etwas vermittelt wird, was man nicht beschreiben kann.
Ebenso ein Gespräch wie mit Ulla und Björn und Heike. Das sind einfache Menschen, die bewundern, wie nachdenklich jemand sein kann.

Im Artikel über André Tomkins wurde er mit Kabbala und den Manieristen verbunden und daß Manieristen sich in immer neue Abenteuer stürzen, um die Wahrheit oder eine andere Fiktion zu suchen im Bewußtsein, daß es dies alles nicht gibt.

Ibn Ruschd (Averroes) sagt, daß Gott es gleichgültig sei, was geschieht, weil sowieso alles geschieht.
Aber es geschieht nur im Bewußtsein, ist dieses Bewußtsein nicht da, geschieht es ohne Definition.
Schrödingers Katze und die Unschärferelation in der maurischen Philosophie.
Werner ist so, nur so kann man ihn in seinen Wandlungen verstehen. Dabei nimmt er genauso wie ich den Standpunkt ein, in unserem Alter haben wir ein Recht auf Intoleranz und Vorurteile. Ich nehme es nur als rhetorisches Instrument, Werner spielt darauf Klavier.

10.4.99
Ich glaube, ich schnalle überhaupt nichts. Ich kriege nichts geregelt. Und ich werde so blöde sterben, wie ich geboren bin. Ich beklage mich nicht. Jetzt könnte ich sagen: "Weil ich dies erkenne, bin ich schlau.“ Aber nein. Wenn man weitergeht, gilt auch dies nicht mehr. Was ist eigentlich der Unterschied, wenn man immer strebend sich versucht oder wenn man sich einfach gehen läßt?
Ist das alles eine Fiktion? Hat es Charlie nicht besser gehabt? Die Sehnsucht beider war immer, der eine wollte wissen, der andere leben mit der Haut. Max und die Buddha-Natur des Arbeiters.
So wird´s wohl sein.

15.4.1999
Neulich nach dem Essen bei Armando Perrazza in Conjoperinio, ich war  satt und zufrieden.
Meine Frau baggerte mit einer Hoyo du gourmet, und ich dachte an die vielen schönen Stunden, die wir unseren Gästen bereitet haben.
Armando zelebrierte Espresso.
Wir sprachen über das Überflüssige, über den Luxus.
Seine Stopfleber macht er für Auguren, nicht für Veterinäre und gelernte Bürger.
Auch meint er, Momente des Genusses sind synchron mit den Apendices des Raum-Zeit-Kontinuums.

Solche einfachen Leute, die glauben, mit ihrem Geld die Welt verändern zu können, sollten bedenken, daß man erst mit dem Ruhestand ein Recht auf Intoleranz und Vorurteile erwirbt.

18.4.99
Heute im Sprengel Eröffnung Ausstellung Nolde. Mit einer jungen Dame, ca. 35, über Bilder geredet, es war die Enkeltochter von Dr. Sprengel. Lebt in Frankfurt.
Birgit war bei Eiseles, Geburtstag von Rita. Frau Wagner war auch da. Ich selber habe mein Gewicht gehalten, aber es geht auch nicht runter.

Wenn ich mir etwas vorgenommen habe, dann stemmt sich mein Kopf mit allem, was ihm zur Verfügung steht, dagegen. Ich brauchte Bewegung, jeden morgen Training und Tai-Chi will er nicht. Ist faul und bockig. Ich weiß nicht, wie ich es machen soll ohne Diät. Ich muß es immer wieder probieren, bis es klappt.

22.4.1999
Nun war ich gerade mal 48 Einheiten ohne Einheit, und mit Einheiten ist es schöner.
Einfach schöner. Es ist alles easy und ich weiß gar nicht, warum ich clean sein soll.
Ich habe keine Verpflichtungen. Birgit zu helfen macht mit und ohne Spaß, weil es mich von Dingen ablenkt, an die ich manchesmal denken muß. Ich habe auch manchesmal den Gedanken, wie es ist, wenn man stirbt. Wahrscheinlich ist alles einfacher, aber der Mensch, dem es gegeben wurde zu fragen, was morgen ist, frägt immer.

Das Opfer des Jaguars.
Überleben.
Versinken in die tiefen Wellen des Gestern
Charon fährt in den Hades.
Eine Brenta-Fahrt
Geschieht es
weiß niemand. 

23.4.99
Heut im Landesmuseum. Ich habe mir nur die Galerie angeschaut. Birgit arbeitete für 3 Tage in Wendeburg wg. Venn. In der Caféteria lernte ich Peter Winter kennen. Korrespondent der FAZ-Kultur. Ein witziger Typ.

24.4.99
Gestern in Braunschweig, Herb Ellis, Mundel Lowe und John Pisano.
War gut. Es immer dasselbe mit 3 oder mehr Giants. Störungen, und manchesmal geht es gut. Pisano war der exzellente Schrubbgitarrist, aber auch M. Lowe. Herbie war der Solist. Er konnte alles, war auch gesundheitlich besser drauf als das letzte Mal. 

25.4.99
Heute in Salder, Eröffnung der Ausstellung, der Sammler Neumann unsicher.
Karich unsicher. Er ist ein typischer Kritiker. Er muß Stellung beziehen. Und bringt sich in Kalamitäten mit seinem Urteil. Ein Kritiker muß urteilen, und da nimmt er sich die Möglichkeit, offen zu sein. Der Kritiker ist Kreativität aus zweiter Hand.
Er muß urteilen und verurteilen. Wie gut habe ich es. Darum fällt es mir auch so schwer, ein Urteil über jemanden zu fällen, zu geben. Weil ich mir nie sicher bin über die lauteren Absichten.
Es war auf jeden Fall profitabel für mich. Kritiker und Rezensent wäre für mich schrecklich. Dann lieber kreativ und große Klappe.

28.4.99
Noch ein paar Tage bis zum Venn, das ist alles sehr aufregend. Der Löffel ist schon angespannt wie ein Flitzebogen, keine falsche Bewegung.
Ich bin mal gespannt, wie lange ich noch gegen mich kämpfen muß wg. Figur. Es ist sehr schwierig, gegen sich selbst anzukämpfen. Ich weiß alles. Jede Zuwiderhandlung ist mir bewußt.
Irgendwie ist das auch diese Lemminggefühl. Du rennst in die falsche Richtung und weißt es, und du bist nicht in der Lage, bewußt deine Richtung zu korrigieren, zu verändern. Das ist schon eine komische Situation.

29.4.99
Dienstag war Eisele mit Frau zu Besuch. Wir wollten noch Winter und Wiebke Andresen etc. einladen, aber es hat nicht geklappt. Es war aber trotzdem schön.

Heute morgen kam der Hammer. Die Eltern haben geschrieben, und was für ein Brief. Nicht unterschrieben, und nur Vorwürfe. Nicht den geringsten Ansatz, daß der Fehler auch bei ihnen liegen könnte. Es war so schön ruhig im letzten Jahr. Und jetzt legen sie wieder los. Entschuldigung kommt nur in einer Form in Frage.

Datum: 24.5.99
Wetter: bedeckt, aber warm und schön, kain Rägen
Blutdruck:  136/76/60
Zucker: 108
Gewicht: 101 kg
Gym: no

Bemerkenswertes: alles oder nichts
Die Eltern waren am Muttertag zum Essen, ich habe den leichten Weg der Auseinandersetzung beschritten. Sein wie ein Bausch Watte. Ich habe eine schöne Zeichnung aus dem Tantra-Buch umgeformt und als Einladung gemalt. Eigentlich hatte ich gehofft, daß sie drauf einsteigen, und sie sind. Ungeachtet dessen habe ich auch ein trojanisches Pferd eingebaut. In der Umrandung der Einladung habe ich sie beschimpft und sie das geheißen, was sie meines Erachtens nach sind, und mit Gold übermalt.
Hinterher, um sich zu beweisen, haben sie uns überfallartig besucht. Birgit hat Spargel verkauft und ich habe abseits gestanden und war froh, als sie wieder weg waren. Ich wußte ja immer, daß Familienleben anstrengend sein kann.

Birgit hat in den letzten Wochen einiges an guten Geschäften gehabt. Das freut mich für sie, denn eigentlich ist aus ihr eine fürsorgende Mutter geworden, mir fehlt nichts. Sie ist so rücksichtsvoll. Ich bin froh, daß ich sie für mich gewinnen konnte. Ich stell mir immer vor, ich hätte so eine Freakschlampe bekommen. Entsetzlicher Gedanke. Lizzy oder so.
Hat sie nichts zu tun, beschäftigt sie sich. Ich darf abtauchen, ich habe zu essen, sie sorgt immer dafür, daß es uns gut geht. Und zweigt immer ein Leckerchen für mich ab. Ich komme mir vor wie der Sohn der Götter.

Mit der Malerei geht es weiter. Ich entdecke immer wieder Neues. Dabei geht es mir nicht darum, berühmt zu werden und Kohle zu scheffeln. Mir ging es eigentlich immer mehr um die Erforschung meiner Gedankenwelt, in der Dinge ablaufen, die mit dem organischen Leben nur das Organ gemeinsam haben. Das, was eines Tages das Internet sein wird, findet zu jeder Zeiteinheit im ZNS statt. Und das interessiert mich. So lange ich lebe und unverletzt den Operationen meines Gehirns beiwohnen darf, werde ich aus der Entschlüsselung der Symbole der Vernetzung den größeren Gewinn ziehen.

30.5.99
Heute Abend "Palettes" gesehen (Fernsehserie über Meisterwerke der modernen Kunst auf arte TV, 1995–2012). Bacon und Böcklin. Böcklin war interessant, Bacon hat mich schon immer angemacht. Dabei dreht es sich nicht um die Technik, sondern um die Motivwahl.

6.6.99
Heute Abend "Palettes" gesehen. Warhol war dran. Und er wurde sehr gut dargestellt.

Am 26.5.99 in der Oper. Gerda hat uns eingeladen. Nabucco von Verdi. Das erste Mal gesehen. Ich muß mich da reinhören wie bei Wagner. Der späte Strauß liegt mir.

Birgit hat noch Geschäfte. Montag Wendeburg, Spargel holen. Dienstag Stadt, einkaufen. Ich bin froh, wieder was zu tun.
Heute, durch Warhol inspiriert, mit dem Drucker eine Serie Selbstbildnisse angefangen.
Ich will Bildnisse malen ohne Gasmaske des Daseins. Ich will hinter mich schauen, in hinter mich.

17.6.99
Heute Brief an Nederlandse Socialverzekering. Arschlöcher. Sollen mich in Ruhe leben lassen, ohne aufmerksame Terminbeobachtung. Solche Ärsche wissen nicht, wie es ist, wenn man endlich von all diesen Mühen befreit ist. Ich bin froh, wenn ich meine Ruhe habe. Ich muß mich nicht mit solchen beamteten Idioten herumkorrespondieren. Da verzichte ich lieber auf diese lumpigen 50. Und wenn's ihnen nicht passt, sollen sie sich zum Teufel scheren.

Ich weiß bloß nicht, für wen ich so was schreibe. Eigentlich will ich mich nur befreien von all diesem Ballast, damit ich – no was? Damit mich die Welt am Arsch lecken kann? Was für ein Unsinn.
Keiner leckt dich, du leckst sie alle. Für kleines Geld. Manches mal empfinde ich das alles sinnlos. Vielleicht liest dies jemand, der merkt, daß da noch eine empfindsame Seele ist außer ihm.
Aber eigentlich sind diese Tagebücher sinnlos, wie man täglich Gitarre übt oder malt. Die eigene Existenz ist eine Frage der Einsamkeit

Datum: 20.6.1999, Samstag
Wetter: hat sich sehr gut gehalten, 2 Stunden gießen
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 101 kg
Gym: no bzw. Aufsicht bei Theo

Bemerkenswertes: Heute bei und mit Theo im Offizierskasino von H. L. Geburtstag gefeiert.
Trotz des erkannten Sinnes der Familienfeier Spaß daran gehabt. Alles war sehr homogen.
Theo, die Familie und die Gäste.

Wie oft muß ich noch sagen, die Wunder der Blüte, wenn sie aber niemand schaut?
Was wäre dann Schönheit ?
Wofür ?
Alles falsche Fragen – l'art pour l'art

In der Form offenbart sich die Schöpfung, die nicht frägt nach Schönheit oder Zweckmäßigkeit.
Die Schöpfung spielt die Möglichkeiten durch, egal was Schönheit sei, egal was zweckmäßig, die Information ist die Essenz und deren Leben.

Datum: 22.7.99
Wetter: bis gestern schwül und heiß, ab heute kühler, mir ist auch etwas besser.
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 103,5 kg
Gym: no

Bemerkenswertes: seit drei Tagen ohne und ohne Dope.
Mal die Unabhängigkeit testen.
Manchesmal stellt sich mir die Frage: Wie hat sich für dich die Welt verändert, seit ich das erstemal geraucht habe? Hat sie sich verändert? 
Ich glaube schon. War ich schön früh in Frankfurt mit sozialkritischen Tendenzen konfrontiert worden. Mein Interesse rührt aus meiner Jugendzeit, als ich in den Gruppierungen um Jürgen Brauerhoch, Renate Rhachowi, Elert Bode umherirrte. Ich war damals schon Außenseiter und engagierte mich meist überhaupt nicht. In Frankfurt war es so, auf meinen Schiffsreisen, in München und in Salzgitter ebenso. Ich wollte nie gebunden sein. Mit den Frauen hielt ich es genauso.

Ich erforschte mich und mich selbst. Woanders konnte ich nichts finden. Malen, was ich aufnehme, täglich, darum interessieren mich Blumen in der letzten Zeit. Blumen als begehrliches Objekt, wie Pilze.
Deshalb zieht es mich in die Stadt, dort ist der Blues am dichtesten. Hier in Bemerode ist auch der Blues, aber seltsam träge und einschläfernd.
Das ist kein zu beschreibendes Gefühl, wenn man durch die Straßen einer Stadt läuft. Irgendwo sucht man sein Glück, durch Zufall, dabei hat man sein Glück zu Hause. Ich habe so eine liebe Frau. Birgit ist ein Tiger, daß sie mich mit meiner Unruhe und meinem Charakter so liebt. Ich liebe sie ja auch. Heute ging ich mit ihr in der Stadt einkaufen. Da lief sie wie ein junges Mädchen, völlig unbekümmert, durch die Straßen und genoß das Leben. Aber ich glaube, sie braucht auch die Sicherheit des Zuhause.
Hoffentlich kann ich ihr wenigstens etwas zurückgeben, was sie mir gibt.

Mit der Musik, habe ich heute durch Steve Coleman einen Kick bekommen. Ich werde mir in Zukunft mehr meine Platten anhören. Wenn ich die alle durch habe, werde ich sehen, ob ich noch lebe.
Jetzt gehe ich schlafen, aber nicht, bevor ich die Platte von Miles Davis zu Ende gehört habe.

Ich erforschte mich selbst. Woanders konnte ich nichts finden.
Dabei schlang ich alles an Wissen in mich hinein, dessen ich habhaft werden konnte. Ich fraß mich durch das gesamte Abendland, Asien, Afrika, Amerika und das Universum, um immer wieder in der Möbiusschleife des bürgerlichen Denkens zu landen. Von Freiheit war nie die Rede.

Der Hang zur Idylle leitete zur Bequemlichkeit der Umgangsformen und ließ mich vergessen, was ich eigentlich wollte. Ich wollte mit dieser Anhäufung des Wissens einfach eine mechanistische Erklärung dieser Welt finden. Als mir dies nicht gelang, stürzte ich mich auf die Heilslehren.
Der Anblick lebender Gurus lehrte mich fürchten, und da ich nicht zum Fanatiker geboren bin, arbeite ich eigentlich auf den Augenblick hin, in dem ich vergehe und im Vergehen verstehe, dass jede Information hilft, das perfekte Bit mit Energie zu füllen, bis die kritische Masse alles zusammenfallen lässt, um als verwirbelte Verwerfung des Raumzeitgefüges zu inkarnieren.

Das Geheimnis der großen Zahl ist ja nichts als eine Verkettung von Zuständen, die Information wird.
Ein Seidenband um den Hals. 

Datum: 8.8.99
Wetter: bis jetzt schön, seit gestern kühler
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 102 kg
Gym: teilweise, müßte mehr sein

Bemerkenswertes: Heute im Literatursektor gesurft und fündig geworden.

Als es so heiß war, ging es mir nicht gut. Die Hitze und der schlechte Lauf machen mir zu schaffen. Ich weiß nicht, was schlimmer ist. Gestern Geburtstag von Frau Hillmer. Am Freitag letzter Woche Geburtstag von Heike K., seitdem ist fast jeden Tag was los. Das geht mir langsam auf den Keks. Ich bin froh, wenn es mal wieder ruhiger wird.
Am Freitag Gerdas Geburtstag. Am Samstag Mittag Englischkurs und abends Hufi, Eisele und Winter zu Besuch. Dann sind's noch 14 Tage bis Spanien. Dann zwei Monate in Spanien und November bis Mai gehört mir.

Winter ist ein interessanter Mensch. Der wunderte sich über meine Bandbreite. Ist aber selber sehr beschlagen, ist sogar besser als Baier. Weil er selber eine immense Bandbreite hat.

Trotz immer wieder neuem Anfang stehe ich am Ende immer da mit leeren Händen. Da ist etwas in mir, was mich nie und nimmer zufrieden sein läßt, was ich so mache.
Eigentlich wundere ich mich manchesmal über meine Bilder, weil sie mir so fremd geworden sind, daß ich manchesmal erstaunt bin, daß ich sie gemacht habe.
Etwas treibt mich vorwärts bis zur Erschöpfung, um die letzten Winkel meines Inneren zu erforschen. Das war mein ganzes Leben lang so. Das läßt mich alles versuchen, mit allen Mitteln die Nähe der Grenze zu erreichen, die das Jenseits bedeutet. Und mit jedem Male, wenn ich zurückkomme, bringe ich ein Stück von drüben mit. Dieses aber bringt mir keine Erkenntnis, sondern nur die Gewißheit, mit jedem Partikel von drüben immer schwerer zu werden, um eines Tages, schwer im Gemüt, in der eigenen Erkenntnis zu versinken.

Datum: 31.10.99
Wetter: schön
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 102 kg
Gym: no

Bemerkenswertes: heute Kornprobe, eigentlich schön, gestern Weinprobe - scheiße. Hohl.
Wir sind wieder zurück von Spanien, es war sehr schön und aufschlußreich.
Aber warum mache ich das alles? Eigentlich bringt es nichts mehr. Es ist eigentlich ein Ausweichen vor dem täglichen Absurden. Man wird in eine Rolle durch gedrängt, man fügt sich, und geht dabei unter. Das eigentliche Wollen bleibt im Geheimen. Ein Medium hat es schwer, sein eigenes Gesicht zu finden. So viele Gesichter gewichten sich in die Visage.
Wie soll man sich zu sich finden, wenn einem die Brandung all dieser Gedanken in die Fresse klatscht. Ich möchte mich unter einer Klippe verkriechen, um zu mir zu finden, dabei finde ich nur den unruhigen Schlaf des täglichen Daseins. Des Abends, wenn ich vor einem blanken Blatt Papier sitze, wird mir klar, daß alles vergeblich ist. Keine Technik der Welt kann mich von dem Zwang  befreien, ein blasses Abbild zu schöpfen von einer Welt, in der ich alle Freiheiten genieße, die diese mir nicht gibt.

Zerull, Winter, Hufenbachs, Gerda und wir.
Geburtstag von mir

Datum: 4.11.99
Wetter: Sonne, himmelblau, die Kälte lauert im Untergrund
Blutdruck: no
Zucker: 121/101
Gewicht: 103
Gym: no

Bemerkenswertes: Montag Besuch von Heike und Rolf, Roger + Ilona, Gerda, Gaby, Gobrecht. Wir, Herbie und Inge-Rose Lippok.
War wieder einmal Bombenstimmung, IRL war von mir begeistert, ich habe so den Eindruck, daß sie abkocht. Mit den Augen und mit dem Herzen? Vielleicht täusche ich mich. Auf jeden Fall interessant. Sie ist natürlich sehr von sich überzeugt, zumindest tut sie so nach außen. Innen sieht's wohl ganz anders aus. Aber das will ich gar nicht wissen.

Über das Portrait von Raffael Alberti

Ich selber taste mich seit Urzeiten an etwas heran und betrachte es von allen Seiten, bis ich sicher bin, daß nichts Unvorhergesehenes passiert. Mißtrauen und Vorsicht ist die Mutter des Überlebenden. Und so werde ich mich auch an Alberti heranpirschen.
Aber es ist mehr ein vorsichtiges Tasten, wie ein Blinder. Wie diese Blinden den Elefanten abtasten und jeder nur eine Teilwahrheit herausfindet. So taste ich mich auch selber ab. Ich bin mir selber blind gegenüber. Ich taste mich so lange an etwas entlang, bis ich die Gewißheit habe, daß alle Wahrheit dieser Welt ein Schleier ist, hinter dem nichts ist. Es sind die Sinneseindrücke, die diese Welt schaffen, und dennoch nur ein kleiner Teil der Gesamtheit sind. Selbst wenn man ein Maximum an Erkennen hat, fehlt einem zum Erkennen das Selbst, der Knoten in all den Beziehungen, der verhindert, daß man eine Gerade wahrnimmt.
Und so ist alles vergeblich. Man bekommt im Knoten die Nachrichten von allen Verbindungen und kann sie nicht verstehen, weil ein Absolue sich anders verhält als der Duft im Gewand des Windes.

Datum: 7.11.99
Wetter: herbstlich
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 104 kg
Gym: no, ich komm da nicht weiter. Irgendwie muß ich das endlich mal täglich schaffen, dann nehme ich auch ab.

Bemerkenswertes: Gestern im Opernball. Erwin Neu, Gerda hat uns eingeladen. Eigentlich war es sehr schön. Man müßte bloß mehr Leute kennen. Aber eigentlich ist alles ziemlich überaltert.
Aber ich bin ja schließlich selber schon ein alter Sack. Nach einem gewissen Quantum wurde ich lebendig, und hätte bis zum Schluß machen können. Aber Gerda hat geschwächelt.
Na ja, war ganz gut, daß wir nach Hause gegangen sind. Heute ausgeschlafen und ruhig.
Morgen wieder Besuch von ca 8, mit uns 10, mit Gerda 11. Mal sehen, wie's wird.

8.11.99
Es waren 11. Les Eiseles 4 Pers., Richard, Gisela, Milius, Angelika, Gerda und wir 2.
War sehr lustig und lautstark, Richard hatte auch einen im Asch. Ich selber habe geschwächelt und bin vorher ins Bett.

9.11.99
Dieter und Dagmar. Erwin Neu und Birgit, Gerda und wir 2. Durchgehalten und heute, 10.1., nach Celle in den Wald, Pilze gefunden und wieder nach Hause.
Die Gedanken sind frei, wer kann sie ertragen.

Datum: 11.11.99
Wetter: novembrig
Blutdruck: 141/73/72
Zucker: 137 nach 1 Stunde
Gewicht: 103 kg
Gym: na ja

Bemerkenswertes: bjn IRL hat angerufen und will einladen, oder kommen mit Reg und Deko
Heute den alten Rottweiler gesehen beim Gassi, er läuft wie unser Löffel kurz vor dem Ende, stolpert ein bißchen, aber Schnuppern macht noch Spaß. Birgit war heute morgen mit Rita beim Arzt. Ihr Hund hat Krebs und ist ein armes Schwein.
Anschließend ging sie bei KG arbeiten. Abends  um ca. 11 Uhr zurück, hat sie noch schnell eine Lachsterrine gemacht und dann endlich etwas gegessen.

Am 12.11.99 Vorbereitung für das Essen bei Grüners, bis ca. 11 Uhr.
Heute morgen, 13.11., um 9 Uhr aufgestanden, den Kangü beladen und ab fuhr sie nach BS zu Grüners, anschließend nach Peine zu KG und wahrscheinlich kommt sie so gegen 11 Uhr.  Champagner 1 Fl. sehr gut. Ich muß mir das einteilen.

Die Höger-Ausstellung angeschaut. Hat in Hamburg, Delmenhorst, Hannover und Dresden gearbeitet. Sehr schöne Entwürfe. Sein großer Gegenspieler oder besser Mitspieler war Hans Poelzig. IG-Hochhaus, Theater in Berlin. Höger und die Nazis, wie Hoetger und Nolde. Wer will heute noch rechten? Aber solange geschrieben wird, werden solche Dinge immer wieder hervorgeholt. Entweder wird man totgeschwiegen wie die verbrannten Dichter, um die sich auch niemand kümmert. So ist´s nun mal in dieser Welt.

Anschließend die Buchlust angeschaut. Köchert nicht da. Aber ein Künstler macht Bücher mit Epson, Schrift, mit den Ringheftern. Rechts links aufschlagen. Gutes Papier. Ich will es mit den bearbeiteten Fotografien machen. Auch drucken. Außerdem Farben rollen. Mal sehen, ich muß aktiver werden. Inhale – exhale - einatmen und ausatmen. Seit Beginn der Spanienreise habe ich eingeatmet. Ich suche die universelle Anwendung, verbunden mit meinem Stil. Die Grundlage ist schon da, jetzt kommt die Ausführung. Vibrieren muß es und zittern in der Hand des Betrachters, vor verhaltener Energie. Dazwischen meine Figuren. Formate A2 – A1 – noch größer, aber wohin damit und wo soll ich diese Formate machen? Nicht hier unten. Hier ist alles Experiment. Später muß eine Werkstatt her. Wo ich im Blaumann keine Rücksicht auf nichts nehmen muß.

16.11.99
Am 15.11.99 im GOP zum Essen mit Karsten Twiehaus. War gut, krieg ich zu Hause billiger. Alles ein richtiger Betrug. Die Leute am Tisch flach, ich konnte nicht mal richtig Birgit vorstellen, keine Ahnung und keine Knete. Und mit so was muß man sich rumschlagen. Nee, kommt nicht in Frage.
Ich sag ja immer, die Gastronomie ist zum Regenbogenpressenblatt verkommen. Sie ist vereinnahmt und mit den Restaurantführern, die keine Gnade kennen, ist's auch nicht zu machen.

Grande Cuisine

Man erwartet die Gratwanderung
von Geruch und Geschmack
Kompositionen Ton in Ton
Komplementär
Qualität und Quantität,
Und am Ende
ist´s
ein wenig Melancholie
und Überdruß.

Wenn sich viele Mühen
in einem Menu inkarnieren
Gedankenmüll
in Minuten gegessen und verdaut.
Grundumsatz plus Knete,
ein gelungener Abend.

Übrig bleibt eine vage Erinnerung
und Investitionen in ein Nichts.
Süß, sauer, bitter, salzig
Aber der Geruch
unendliche Andockmöglichkeiten
für wenige
Ohgottoottootto.

Nichts mehr, nobody, kein Fernsehen
keine Kontraktion, keine Substraktion
kein Ersatz, kein Ansatz,
Aber Hoffnung bis zum Abwinken
und Ackern ohne Ende.
Und zu guter Letzt
ein wenig zuschauen,
wie's die anderen machen.

Und nachdem man gesehen hat,
daß es auch ohne einen geht,
Abtauchen ins Selbst,
dahin, wo man niemals
jemanden hat reinschauen lassen.
Man stirbt mit seinen geheimen Wünschen
Wenn man Glück hat
werden sie wahr,
mit ein wenig Pech
schleppt man sie mit sich herum
aeonenlang.

Diese Sentenzen machen mich zum Narren.
wenn ich glaube, ich habe sie eingefangen
entgleiten sie mir
in die Vergangenheit. 
wie meine Bilder,
Sie gefallen mir, aber sie sind von gestern.
Mich interessiert eigentlich nur, was ich gerade mache.
Das Abenteuer einer Schöpfung,
ein Gesang,
wie ein Orgasmus

28.11.99
Heute und gestern am VHS-Kurs Digitalfotografie und Bildbearbeitung teilgenommen. Es hat eine Menge gebracht. Ich verstehe jetzt besser, welche Möglichkeiten man damit hat. Die Lehrer waren sehr nett, die Mitschüler na ja. Jetzt muß ich mich auf dem Schaltbrett von Photo Paint zurechtfinden.

Warum eigentlich nicht ein Stück, Roman oder Sprechstunde schreiben, in dem die Monologe nichts miteinander zu tun haben und auch wollen. Mal ausprobieren. Mit dem Schreiben und der Musik geht es mir wie in der Malerei. In der letzteren fühle ich mich einigermaßen zu Hause.
Ich sehe, daß es vorwärts geht. Bei den beiden anderen, der Musik und dem Schreiben, habe ich noch kein rechtes Konzept gefunden. Da muß ich noch daran arbeiten.

Datum: 6.12.99
Wetter: spätherbstlich
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 103
Gym: no

Bemerkenswertes: Rudel ist gestern gestorben.
Wir wussten es ja alle, und es war für ihn auch eine Erlösung. Mit welcher Gleichmut, ja Fatalismus er und seine Familie all diese Dinge, den Niedergang des Adlers, den gesundheitlichen Niedergang, ertragen hat!
Ich glaube, er hat sogar seinen geistigen Niedergang mit scharfem Auge beobachtet. Mit seinen wenigen Freunden, die noch zu ihm kamen, ging er am Ende behutsam um. Das Leben hatte ihn geschliffen. Julius geht es da ähnlich. Er und seine Sonja sind grün, aber mittlerweile so mild gestimmt, daß man mal blöde Sprüche machen kann, ohne daß er gleich ausflippt.

Beim Rudl war's auch so. Beim letzten Mal, da haben wir alle ein bißchen geblödelt und es war eine Bombenstimmung. Jetzt ist er tot und am Freitagabend fahren wir erst zum Schlachtefest zu Gerhards und so um 9, 10 Uhr rum fahren in Richtung Rastatt, übernachten in einem Hotel und sind um ca. 8 Uhr 15 bei der Knätzin. Sonntag geht´s zurück. Im Januar fahren wir hin, da ist es etwas ruhiger.

An einem Freitag waren wir bei Frau Lippok eingeladen. Es war sehr schön und sie hat sich mit dem Essen sehr viel Mühe gegeben. Es war alles gut, aber es fehlte überall ein wenig Säure und Schärfe. Die Gäste eine Psychologin, ein Regisseur, eine mittelalte Fuzzytante, und der polnische Literat.

Dann waren wir in der Galerie Schlehn zur Eröffnung von Degenhardt Andrulat. Wir trafen Hannes (Meinhardt) den Schmied. Reinhard Weber, den auch noch später in der Invetro. Den Richters geht's schlecht.
Zwischendurch war ich bei der Eröffnung  der Aborigines im Sprengel. Das waren gute Vögel. Und die Buchmesse im Sprengel. Der Konzil der Idealisten. Wenn man da fragt, wird man mit der Herablassung des verkannten Genies behandelt. Ein guter Anlass, wieder mal zur  Selbstbetrachtung  einzukehren.

Gestern, den 5.12., Sonntag, die Nachricht vom Rudl. Und abends die Einladung von Peter Winter.
Das ist ein Tiger, bei ihm ist alles hypertrophiert.

Datum: 7.12.99
Wetter: trübe novemberisch
Blutdruck:
Zucker:
Gewicht:
Gym:

Bemerkenswertes: In Neuguinea gibt es einen Stamm, der glaubt, daß das Universum vor Millionen Jahren endete. Was wir heute sehen, ist der Fallout. Unser Gehirn erschafft auf mathematischem Weg konkrete Realität, indem es Frequenzen aus anderen Dimensionen interpretiert. Durch diese Fähigkeit bekommen wir Informationen von einer Struktur, die Raum und Zeit transzendiert. Ich glaube an die geistige Fehlgeburt, und die Leute um mich herum sind eigentlich das beste Beispiel dafür.

Dieser Winter und seine Frau und diese Wohnung. Es ist, als wenn ich vorher nur normale Menschen kannte. Das ist die Höhle eines Mephisto, der mit seiner Großmutter im Inzest lebt. Der wütend durch die Bücherregale gleitet, um hier und da einen Fetzen Information herauszuschlagen. Er ist mit nichts zufrieden. Hat er seine Empfindungen, die immer den Hang zur Beschädigung in sich tragen, in eine Form gegossen. Entschwinden sie schnell seinem Ego, geht er daran in den verzweifelten Kampf mit seinen neuen Vorhaben .

Inge-Rose Lippok ist ein merkwürdiges Wesen. Es ist nicht nur ihre Gier nach Anerkennung und Zuneigung. Es ist so ein zwiespältiger Zug, der Unvereinbares in sich führt. Der große Wurf, Organisation und die Sehnsucht, sich fallen zu lassen, weil man nicht weiß, wofür dies alles.

Ich will auch mal Farbe bekennen, aber mir will es nicht recht gelingen, andere auf etwas festzulegen, was mir selber zuwider wäre. Ich könnte viel mehr machen, aber ich werde nie fertig mit etwas. Einmal sehe ich etwas in einer naturalistischen Weise, ein anderes Mal als Potzbold. Es ist so schwer, sich für einen Weg zu entscheiden.
Ich habe so viele Ideen in der letzten Zeit. Grotesken, die Obsessionen, Potzbolde, so viele Wege, so viele Stile, keine Einheitlichkeit. Das Problem ist, wie kriege ich es hin, daß all diese Wege aussehen, als seien sie von mir? Alles muß durch meinen Tunnel laufen und meine Handschrift annehmen. Mischung zwischen Handschrift und Druck. Kalligraphie.

Datum: 13.12.99
Wetter: kalt, klar und trübe naßkalt
Blutdruck:
Zucker:
Gewicht: 103 kg
Gym: no, wenn man von einem kurzen Spaziergang absieht.

Bemerkenswertes: Champagner vom Feinsten, aber ich kann nicht mit umgehen. Macht mir doch schon der Alk Schwierigkeiten.

Am Freitag bei Gerhards Schlachtefest mit Roger, Heikerolf, Gau Siebold und uns. Norbert Willy ist nicht gekommen, er wird sonderlich. Na ja, mir soll's recht sein. Um halb elf in Richtung Süden bis Bruchsal gefahren. In der Raststätte übernachtet. Früh aufgestanden und zur Beerdigung vom Katzenberger. Klink, Eiermann, sogar Paul Hagelberger war da. Danach im Storchennest und anschließend zum Julius. Von dort um ca. halb zwölf in Richtung Wendeburg zum Brunch bei Hans Werner Baars und dann nach Hause. 13 Stunden geschlafen und heute zu Hause geblieben.

Irgendwie geht´s mir mit dem Knatz wie mit Löffel, Trüffel, der Mutti und der Omi.
Ich kapier das erst eine Zeit danach. Er war schon ein toller Tiger.

Datum: 19.12.99
Wetter: winterlich, etwas Schnee
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 102 kg
Gym: no

Bemerkenswertes: Der Film mit den Tarahumaras von Axel Roscher. Der Film zeigt das Leben der Indianer und den Peyoteritus und wurde mit Texten von Artaud unterlegt. Eine reizvolle Idee, die keine Werktreue herausfordert. 

Ich komme doch mit dieser verdammten Gitarre nicht weiter. Aber mit der Malerei geht´s voran.
Ich sollte früher aufstehen und systematisch arbeiten. Aber wofür eigentlich. Am besten, glaube ich, ich lasse es so, wie es ist. Spielen bis zum Schluß.

Datum: 22.12.99
Wetter: winterlumpig
Blutdruck: na ja
Zucker: sichtlich übel sambal
Gewicht: 102 kg
Gym: na ja

Bemerkenswertes: Film von über S. Beckett. Sollte ich eigentlich auch machen. Mit all meinen Gedichten und all den Storys auf A3 mit den Sprüchen/Gedichten. Eigentlich weiß ich, daß das nicht von Belang ist. 
Einfach so vor sich hingesummt wie im Sommer am Wegesrand. Dort empfing ich die Botschaft, daß alles vergeblich ist. Und warum auch nicht? 

Als ich das Mädchen roch,
ist es nicht  berauschend?
Aber ich mußte einen Beruf erlernen.
Egal. Agal. Ogal. Ugal. Igal. Aigal.

Ich wußte noch nicht was Tromp-l'oeil war, aber ich schlummerte unter den Weiden mit Träumen, von denen ich im Alter zehre.
Alles umsonst.
Den Kopf abgeben in der Rezeption und abends abholen, um sich um die Entscheidung zu drücken.
Qualisorment
Es sind Dinge, für die man neue Worte erfinden muß, an die man sich hinterher nicht mehr erinnert.
Wenn man vergeblich lebt, braucht  man kein Gedächtnis.
Gratis ist nicht umsonst.
Gratis ist Aufhebung der Realität.
Umsonst ist ohne Bezahlung.
Ein Geschenk, dem man nichts schuldet, aber dem man verpflichtet ist.
Wir können uns nicht der großen Ordnung entziehen, der wir unsere Herkunft verdanken, aber wir müssen uns nicht entäußern, um unsere Dankbarkeit zu zeigen.
Unser Bewusstsein verdanken wir einem Sproß des Weizenbaums. Das heißt aber noch lange nicht, daß ich, wenn ich mich schon flach mache, Mitleid mit diesem Gesockse um mich herum haben muß.

Datum: 27.12.99
Wetter: regnerisch
Blutdruck: 133/67/64
Zucker: 126 um 15°°
Gewicht: 102 kg
Gym: no

Bemerkenswertes: Weihnachten hinter uns gebracht.
Am 23.12.99 mit Gerda bei André Rieu. Vorher noch in Riverdance. Birgit ein wenig geholfen. Am 25. geschwächelt. 26.12. ging's wieder einigermaßen. Das Essen, die Gans bekam mir nicht, ich hatte bis morgens um 5 Uhr mit ihr zu tun. Nach Fachinger ging's einigermaßen. Muß ich jetzt öfter machen. Einen Haufen neuer Ideen. Sonst alles ok.

Datum: 13.1.00
Wetter: winterlich. aber zu warm
Blutdruck: no
Zucker: manjana
Gewicht: 103 kg
Gym: no

Bemerkenswertes: Neues Jahr, nichts Besonderes. Birgit hat einen Haufen Geschäft.
Jetzt steigt sie sogar beim Baselitz ein. Mir geht's gut, ich habe neue Bilder angefangen und zu Ende gebracht.  Das macht richtig Spaß. Kreuzschmerzen sind nicht unerheblich. Bis bald.

Datum: 26.01.00
Wetter: diesig kalt
Blutdruck: 129/78/64
Zucker: 120
Gewicht: 104 kg
Gym: no

Bemerkenswertes: Ich habe einen bedeutenden Kick in der Malerei bekommen. So kann's eigentlich weitergehen. Ich habe lange darüber nachgedacht und experimentiert. So langsam komme ich auf den Weg, wo ich hinwill. Ich suche nach meiner persönlichen Methode, mit der ich unverwechselbar jedes Motiv, welches mir unterkommt, malen kann. Das habe ich gefunden oder bin zumindest nahe dran.

Bei Baselitz gewesen. Birgit hat gekocht und ich bedient. Hinterher war ich ganz schön kaputt. Er lebt wie ein Malerfürst, sehr kultiviert und leutselig. Ich würde gerne mal sein Atelier ansehen. Die Manieristen-Sammlung hängt zum Teil im Flur, wo Küche und weitere Wohnräume placiert sind. Einige habe ich entziffert. Pierin de Vaga, Guido Reni und noch einen. Zum 60. Geburtstag gratuliert und einen Augenblick mit ihm geplaudert.

Des Nachts quälten mich Winde
übelriechend
von den ich aufwachte mit schwerem Schädel.
Dräuendes Unheil schien mir in der Nähe.
Was ist's, was mich bedrückt, mir auf der Seele lastet wie ein Stein?

Ich aktivierte mein Virenprogramm, ging in den Quellcode, um das Betriebssystem mal ordentlich würg die Gürg, suchte Bugs in den Dateien. Modifizierte ein Hoisinrezept. Dann suchte ich im Rettungsgastronomen nach und wurde fündig: Der Pimp hat Geburtstag gehabt oder so.

Alte Dackelfalte,
ich wünsche Dir einen Haufen Penunse,
Egofood, Gesundheit und einen Arsch voll
Humor, damit alles ein wenig leichter wird.

Ich denke, das war's,
heute nacht werde ich wieder ruhig schlafen.

Am Freitag in Braunschweig gewesen im Landesmuseum, wg. Gästebuch etc. Anschließend Bummel durch BS mit A. Graff. Giganto. Dann Hertz, Kirschner, Schubert und Holland im Bistro Café getroffen, war lustik.
Danach Uhr abgegeben und die Apotheker besucht, war lustik. Blumen gekauft und nach Hause. Am Freitag, Rolf, Heike, Roger, Jan und Marion, war lustik. Am Samstag Wilscheks, war bißchen lustik.

Datum: 8.2.00
Wetter: Regen viel
Blutdruck:
Zucker:
Gewicht: 104 kg
Gym: no

Bemerkenswertes: Champagner
Am Sonntag hat Roger und Udo Willy (Grabstein vom Vater) gebracht und sie wollten dafür nichts haben außer einem ordentlichen Essen. Haben sie bekommen.
Heute bei Kalo und Champagner geholt und ordentlich getrunken. Geht gut.

Ordner Potzlach!!

Datum: 12. Februar 99
Wetter: kalt, kein Regen
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 104 kg
Gym: no

Bemerkenswertes: 2 Fl. Champagner, sehr gut. Ich glaube, er bringt auch was.
Heut den ersten oder den zweiten Computerkurs über Corel Draw. Aufschlußreich. Viel gelernt. Und trotzdem, es geht alles so zäh vor sich hin. Mich bedrückt vor allem die Sache mit der alten Firma. Man wird dünnhäutiger. Ich muß mich in irgendeiner Form sedieren. Aber das ist alles Flucht. Es wird vorübergehen und ich werd's überstehen. Aber ich muß mich auch beeilen mit Potzlach, damit ich es wenigstens noch anfange. 

Datum: 15.2.00
Wetter: trüb
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 103 kg
Gym: no

Bemerkenswertes: nach den 2 Fl. bin ich ausgelutscht. Nur noch schlafen. So langsam regeneriere ich mich, kommt der alte Lebenswille wieder durch, hoffentlich.
 
16.2.00
Ich komme voran. Woran ich seit Jahrzehnten arbeite, fällt mir jetzt zu.
Alles integrieren. Jetzt habe ich's auch mit China geschafft. Ich habe es gefressen und es kommt etwas völlig Verändertes heraus, von dem man immer noch ahnen kann, woher es kommt. Aber es ist untrennbar mit mir  verbunden. Das baut mich sehr auf.

26.2.00
Letzthin Filme über Karl. V zu seinem 500. Geburtstag gesehen. Beeindruckend „die Kontroverse von Valladolid" von Eco in den vier moralischen Schriften aufgegriffen.

Ich habe mit Potzlach angefangen. Und viel zu langsam.


Datum: 2.3.00
Wetter: wechselhaft, um null
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 104 kg
Gym: no, es ist zum Kotzen.

Es sind so viele Dinge die ich mir vornehme, und irgend etwas sagt mir, dass ich das nicht machen soll. So geht's mir mit dem Essen, wenn ich mir vornehme abzunehmen. Im Gegenteil, ich fresse dann noch mehr. Nehme ich mir vor, Gymnastik zu betreiben oder Tai Chi, dann bleibe ich dickfellig im Bett oder bleibe im Sessel sitzen. Ich habe den guten Vorsatz und irgend etwas stimmt vehement dagegen. Ich bin da völlig machtlos. Es ärgert mich, aber ich kann mich nicht dagegen durchsetzen.
Wenn ich darüber nachdenke, beschließe ich es nicht so genau zu nehmen. So ist's auch beim Bruchteil vom Pfund. Ich habe mir vorgenommen, nicht mehr zu essen als nötig, Hunger usw. Dann gehe ich zur Store und kaufe mir etwas, was eigentlich für 2 Monate reichen müsste, und ich putze es in zwei Tagen weg.
Irgendwann muß ich das schaffen.

Bemerkenswertes: Leos 10-Jähriges, bin mal gespannt. Am Sonntag, beim Prolatio-Konzert, der Weber neben mir Ohrgeruch, sehr penetrant. Frühschoppenmäßig.
Irgendwie macht er ja viel. Aber Irgendwie ist er ein Getriebener seiner selbst.
Ich habe Speisenkarten für Leo gemacht. Birgit kocht. Am Sonntag für Dr. Dittschlag.

Am Samstag  fängt der Computerkurs an. 3 Wochenenden. Dienstags großes Format. Es ist nicht so sehr die Technik, sondern die Beschäftigung mit dem großen Format. Alleine das bringt mich vorwärts. Ich werde mir ein paar größere Leinwände hinstellen und probieren.

Mittwoch, 8.3., fahre ich mit Birgit nach Frankfurt. Wir schauen uns eine Ausstellung an und Birgit fährt weiter nach Rastatt, und ich gehe in Ffm noch in die Schirn und evtl. Städel und Liebighaus. Abends nach Hause mit dem ICE für 69,- DM in 2.15 Std.

10.3.99
Frankfurt war schön. Erst im MAK gewesen und die Ausstellung der japanischen Bücher gesehen. Dann im gemalten Haus. Dann sind wir mit dem Taxi zum Auto gefahren und nachdem ich meine Mütze bekommen habe, fuhr ich mit dem Taxi weiter in die Schirn, während Birgit mit dem Kängüü in Richtung Rastatt weiterbrauste.

In der Schirn die Ausstellung "Deutscher Symbolismus von 1870 bis 1923" war sehr umfangreich. Böcklin, Keller, Fidus, Th. Th. Heine und viele andere mehr. Daneben eine Ausstellung moderner japanischer Malerei von 1910 bis zur Gegenwart. Sehr angeregt, habe mir den Katalog gekauft. Von dort mit dem Taxi zum Städel. Das Städel komplett mit Grafikkabinett, welches übrigens sehr schön war. Dann noch die Ausstellung holländischer Klassizismus. Auch sehr anregend. Mit dem Taxi zum HBF und mit dem ICE in 2 Std. für 69,- DM nach Hannover. Von dort mit der 11 nach Bemerode und in 8 Minuten zu Hause gewesen.

Potzlach – Gesänge gegen septische  Gesänge
Lieder in septischen Runen – Runen im Fleisch
Section eines Engrams

Idee – Fehlerhaftes Format.
Heute beim Booten der bildschirm blau, der Speicher out of order. Irgendwo ein verdammter Bug. Ich rein ins cmos, klemmte mir die protected memory untern Arm und lief und lief, bis mich der Steuerbus aufnahm und mich ins Rom zurückbrachte.
Da lieg ich seither unschädlich – erinnerungslos.

So viele Ideen
und morgens sind sie weg
obwohl
da sind noch genug
die beim Ausschalten
verschwinden
ins Nichts

Wetter: wechselhaft,
            und was sagt man damit.
            Daß einen nichts aufregt.
            dieses Leben ist so wunderbar.
            Man sucht die Wahrheit,
            diese blaue Blume der Unschuld,
            dabei dreht sich´s um die Idee,
            Idee,
            Steuerbus,
            Datenbus,
            und am End
            diese zarte Geste des Vergeblichen
            die Verkrampfung des großen Zehs
            Venae portae, dünn wie eine Stecknadel.
           
            Wo? Wo? Wo?
            ist der Port,
            in dem ich Unterschlupf
            finde.  
Walter Reinhardt Tagebücher 13.02.2000
13.3.00
Gestern Abend ist Birgit von der Knätzin zurückgekommen. Die Fahrt war sehr lang. Eigentlich wollten wir uns beim Wille treffen, aber dann haben wir uns geeinigt und sind zum Italiener umme Ecke gegangen. Ein bißchen Pasta, Wein und schon war ein Hunni wech. Ich geh jetzt schlafen.

Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 104 kg
Gym: en poe

Bemerkenswertes: Morgen Féte. Rolf und Heike, Roger, Heidi & Joe, Herbie, war lustik.

Heute Abend Peer Gynt von Ibsen, Musik von Grieg. Text und Musik machen mich an.
Hinterfragen seiner Existenz.

Datum: 29.3.00
Wetter: bedeckt
Blutdruck: ?
Zucker: 113
Gewicht: 104 kg
Gym: jein

Bemerkenswertes: Morgen nach Hamburgo mit Hufi. Ohne Hufi, Heike krank, Migräne.
War sehr schön, die Ausstellung. Surreale Welten in der Kunsthalle und Gladiatoren und Ostasien im MAK. Abends zurück. Am Freitag bei Wolfgang Gau war auch sehr schön, und Sonntag Féte mit Luigi, Zerull, Pinis, Dr. Fritsche, Herbie und Inge-Rose Lippok. War sehr unterhaltsam. Den Abend ging es, aber der Abend mit Rolf war sehr heftig.

Am Montag nach Salzdethfurt, etwas geschwächelt. Heute, Dienstag, Champagner, eine Flasche schon wech. Bild neu, Musik nach dem Anfang vom Faden gesucht.
Es sind so viele Fäden. Wie in der Malerei, und am Ende wird nichts draus, weil ich mich zu sehr zersplittere.  Heute die andere. Früh schlafen, damit ich morgen ranhauen kann. 

7.4.00
Zweiter Champagner wech. Die E-Teilchen von Hurlebeck gelesen. Sehr pessimistisch, aber meine Stimmung. Ich denke, in jedem ist etwas von Michel und Bruno. Und jeder hat seine Annabelle. Das Buch von Luigi ist lesbar und interessant.

Datum: 29.4.00
Wetter: bisher Sonne, bis 25 Grad
Blutdruck: morgen
Zucker: morgen
Gewicht: 105 kg
Gym: jeden Tag

Bemerkenswertes: Reise nach Sinzig über Frankfurt, Stuttgart nach Rastatt, Bad Breisig, Troyes, Sens, Fontainebleau übern. Senlis, Chantilly, Paris, 7 Tage, über Meaux, Chalon s. Marne,
L'Epin, Stromburg, nach Hause.

Jetzt wieder zu Hause und wie gelähmt. Seit Mittwoch hier, und heute, Samstag, das erste Bild.
Aber jetzt ist der Bann gebrochen und ich muß die neuen Ideen umsetzen. Ich habe auch meine Gitarre nach oben geholt. Ich muß wieder üben. Wie auch in der Malerei. Guna.
Und trotzdem möchte man manchesmal verzweifeln. Ich habe zu nichts richtig Lust und habe den Kopf voll von Ideen. Es fehlt einfach der Antrieb. Fernsehen und vor sich hindösen. Das gefällt mir nicht. Hoffentlich verblöde ich jetzt nicht langsam.

Datum: 3.5.00
Wetter: Sonne, etwas schwül
Blutdruck: 148/72/68
Zucker: 115
Gewicht: 106 kg
Gym: jein

Bemerkenswertes: Morgen Dr. Schubert und danach frei. Gerlach hat mir eine Kassette geschickt. Ein Zeitlang ganz gut. Später mußte ich mir eine CD von Milt Jackson zur Erholung auflegen.

9.5.00
Wenn ich so zurückdenke, habe ich immer Leute bewundert, die völlig überzeugt von etwas sprachen, z. B. Philosophie oder einem anderen Thema: Lernte ich die Leute näher kennen, etwa Wolf von Heydebrecht, der dann nach Paris ging mit irgend so 'ner Tante – ich war immer verblüfft. Wie die alles so hingekriegt haben. Ich wollte auch mal so sein. Mittlerweile weiß ich, daß da nichts war. Die Typen taten wichtig und im Grunde genommen machten sie so lange weiter, bis sie 'ne feste Alte, einen festen Job hatten. Mit beiden hatten sie auch eine Weltanschauung und als Zugabe auch noch 'ne Religion. Das Leben war geregelt bis zum Lebensende. Bei normalem Verlauf landeten sie im oberen Mangemenagementbereich oder im Vorstand. Sie blickten nicht über ihren Tellerrand hinaus, weil ihr Horizont nie weiter war als der Urlaub und Frau, Kinder, Nutten und Selbstdarstellung etc.

Ich habe das alles versucht, aber es mir nie gelungen. Ich mochte Kinder nie, es sei denn sie waren sexy. Ich fand Kino, Fernsehen langweilig. Diese Partys kotzten mich schon mit 20 an. Die Weiber nur auf Brautschau nach dem aussichtsreichsten Typen.
Meine Welt war schon seit frühester Jugend  eine andere. Ich wollte Forscher werden.
Ich fand meine Schulkameraden langweilig und vulgär. Meine Fixpunkte waren Haley, Bequerel, Marie Curie, Lord Rutherford und so fort. Später waren es Klee, Hanna Becker vom Rath, VO Stomps, Boris Götz, Nolde, Holbein, Baudelaire, Rimbaud, Mallarmé, Moreau, Alfred Jary.
Von diesen Punkten trat ich meine Reise durchs Leben an, und heute??
Ich suche immer noch nach der Universalie, dem Zimzum.

Aber was heißt das,
umsonst gelebt, bloß weil man keinen Orden, keinen Titel, kein Stipendium hat?
was heißt eigentlich Leben.
Nur für den Furz von Integration eine Individualität  aufgeben?
Diese Fixierung auf eine Schnepfe.
Intermissio Penis und allen erzählen, daß man ...
Ein Lebewesen, weiblich, bereit zu gebären,
Vorher der Akt, verschönt mit der Lust und
dem Neuronenfeuerwerk des Orgasmus.
Hinterher wie ein Tier.
Schütteln, saufen und fressen
Danach das Weichtier, die verknöcherte Seele
aufgekocht mit Sentiment
und gewürzt mit frenetischen Plattheiten
Der Schrecken aller Hoffenden –
verbrannte Milch.
Das Ende aller Hoffnung
der Hängebauch, die Orangenhaut
und ein Unverständnis der eigenen Verkommenheit
Es gibt keinen Gott, dem du dein Lamento entgegenschleudern kannst.
Es gibt den banalen Tod, den diese Flaschenpost des Nichts in einen stinkenden
Kadaver inkarniert.

13.05.00
Uhren von Lange gesehen
Windworte wehen
über den Platz
ratz fatz

Datum: 19.5.00
Wetter: Umschwung, kühl, regnerisch
Blutdruck: 157/71/67
Zucker: 146–204
Gewicht: 105 kg
Gym: ja, besser als früher.

Bemerkenswertes: Ich werde zu fett, zu dick. Mein Blutdruck und der Zuckerwert haben sich dramatisch verschlechtert. Ich muß abnehmen, aber wie? Also wieder drei Monate Diät, bis ich wieder runter bin auf unter 90. Zum Kotzen, das hat mich so runtergezogen, daß ich in eine fast lethargische, depressive Stimmung gezogen wurde. Das ging bis gestern, dann gingen wir mit Hufis und Gabriele von Glasow und Mai Ling zu Columbano ins Landesmuseum. Anschließend haben wir zu Hause gegessen und ein bißchen gefeiert. Das war sehr schön, und ich habe mich mit Cumcum in eine höhere Energieebene katapultiert.
Heute bin ich wieder gut drauf und ich fange wieder an zu malen. Ich muß auch ranhauen, ich habe noch so viel Papier. Das muß wech.

26.5.00
Gestern bin ich an die Steuererklärung rangegangen und heute fast fertig. Probleme mit Drucken habe ich aber mit Lexware erledigt. Bis Montag ist sie fertig und Dienstag werde ich sie abgeben.

In den letzten Tagen ein wenig Cumcum, ich muß das besser dosieren. Der Compagner tut mir gut, aber ich bin hinterher immer erschöpft und ausgelutscht. Und ich brauch immer länger, bis ich mich regeneriere. Manchesmal Schmerzen an den Nieren. In den letzen Tagen wenig gegessen, daher ist das Gewicht leicht nach unten gegangen. Bald ist die Hommage an Tschelitchew fertig, Hide and seek and never find. Und dann und dann?

Muß ich ausbauen!

Phyrhum
Hat lange am Essener Werk der Eisenverhüttung gearbeitet, war Abteilungsleiter. Während seiner Dienstzeit beobachtet er die Zusammensetzung des gewonnenen Metalls mit großem Vergnügen. Mit ebenso großem Vergnügen betrachtete er die menschlichen Verstrickungen in seinem Arbeitsbereich. Besonders wenn es um die Verletzung der Privatsphäre ging, wurde er sehr aufmerksam. Er versuchte durch Gespräche und andere Recherchen an Informationen über die Intimsphäre heranzukommen. Er tat es nie, um einen persönlichen Vorteil für sich zu erringen, sondern um der Transparenz des menschlichen Herzens näherzukommen. Er selber war fast klinisch clean. Und so weiter. Charakteristik von Menschen.

Komisch, wenn ich arbeite, versuche ich immer hinter die Kulisse der Menschen zu sehen, allein schon aus dem Grund um festzustellen, ob ich alleine nur immer so geile, destruktive Gedanken habe. Ich frage mich immer, warum bin ich nur so destruktiv. Ich suche immer Schwachstellen im Menschen – wahrscheinlich, um mich in einem besseren Licht darstellen zu können. Dabei geht es um Moralbegriffe, die ich seit ewiger Zeit in mir trage und die mir sagen: Die sind ja so schlecht. Was aber ist schlecht? Wie war das? Eine Religion ist immer nur so gut, wie sie Moral definieren und auf die, die ihr angehören, übertragen kann. So gesehen ist das Christentum gut, weil ich immer noch, so alt wie ich geworden bin, christliche Moralbegriffe anwende.

Natürlich finde ich das zum Kotzen. Aber wie findet man sich in diesem Labyrinth von gesellschaftlichen Usancen, die sich ständig auch noch ein bißchen verändern, zurecht?

Vor allem, wie kann man unter diesen Umständen von Freiheit sprechen. Von daher ist der Freiheitsbegriff von Sartre genauso auf dem Holzweg wie der von Rousseau. Bei all diesen Idealisten gibt es noch Hoffnung, der tiefe Pessimismus von Elias hat mich aufgeweckt.
Da habe ich auch das erste Mal begriffen, worum es mir ging, dieses Puzzle zusammenzufügen.
Um hinter den Sinn dieser Welt zu kommen? Das fing eigentlich schon mit McLuhan an und endete – ja worin? So etwas verunsichert mich seit Jahren und täglich.

Datum: 30.5.00
Wetter: gemischt, unbeständig, Regen
Blutdruck: ca.
Zucker: ca
Gewicht: 105 kg
Gym: no

Bemerkenswertes: Schröder ist ein Medienkanzler, Lafontaine war ein Selbstdarsteller.
YESYESYESYESYESYES, ich dachte so über den Zeitgeist nach.
Heute, diese beiden Typen beim Mövenpick, Statistik, und das Verhalten von früher. waren ca. 40–45. Alte Säcke, und ich selber? Manchesmal zweifle ich an mir selber, wie ich das seit ehedem, also ca. 60 Jahren, tue.  Manchesmal möchte man ein Misanthrop werden. Mit solchen und mit vielen habe ich nichts gemein. Das Merkwürdige ist ja, daß dieses Mit-einem-anderen-gemein-haben sich nicht auf die Genetik bezieht, sondern auf dieses Universum, das ein jeder sich selber schafften muß.
Die meisten merken es nicht. Dieses ZNS ist etwas Phänomenales, weil jeder für sich alleine seine Umwelt schaffen muß. Ich meine dies physiologisch. Natürlich muß man das Milieu berücksichtigen. Von der Vererbung wird man noch mancherlei herausfinden. Und trotzdem der schmale Grat der Freiheit. die Leistung besteht darin, daß diese ZNS

1. für etwas gemacht wurde – oder sich für etwas entwickelt hat.
2. Es gibt Grundfragen, die axiomatisch wirken.
3. Jede Grundfrage erzeugt einen Erkenntnisbaum. Der Pfeil der Fulguration führt zu Descartes und von dort zu Teilhard de Chardin.
Eigentlich gibt es keine Antwort. Weil es sich alles als vergeblich herausstellen wird.

Und manchesmal denke ich, alles, was ich tue, ist so sprunghaft, so unsystematisch. Habe ich Lust zu malen, male ich. Will ich Gitarre spielen. spiele ich Gitarre.
Oft denke ich nach über alles, und dann mache ich eine Geschichte draus, in der ich immer gewinne. Aber ich bezweifle, ob Gewinnen immer gut ist. Ob den Neigungen nachzugeben in Ordnung ist. Wo bleibt das Oeuvre, das Werk? Wo bleiben die weltbewegenden Taten und Gedanken? Zu all dem bin ich nicht fähig. Aber wenn ich so sitze und nachdenke, kommen so kleine Kabinettstückchen heraus. Meine Malerei kann man nur im Zusammenhang mit den Tagebüchern sehen. Und außerdem, dieses Schreiben und Lesen, dieses Malen und Musik spielen ist wie das Ektoplasma von Schrenck-Notzing. Es kommt aus einem heraus, ohne daß man es will, und man kann nichts dagegen tun. Es quillt und quillt, ich glaube, wenn man so viel Megas an Information in sich hineinstopft, wird einem schlecht. Und man kotzt Musik oder Malerei aus, weil der Körper sich wehrt. Mit Recht. Weil – allzuviel ist ungesund.

Obwohl ich an allen Ecken Zettel liegen habe, was ich noch machen will, sitze ich an manchen Tagen wie gelähmt im Stuhl und stiere vor mich hin. Dabei überlege ich, was ich tun möchte. Die Antwort ist: „Nichts“. Das ist der Anfang. Eigentlich sitze ich auch am Kröpcke oder an der Bastille, oder in Rom und lasse alles an mir vorübergehen. Ich sauge es in mich hinein, als wäre es das letzte Mal. Brunnen, Menschen, Mädchen üben einen magische Kraft auf mich aus. Dabei erschaffe ich diese Figuren neu, gebe ihnen eine andere Identität, ich baue sie in meine Welt ein und mache mich daran, mit ihnen zu schaffen. Aber nur in meiner Welt.

Wie oft an der Piazza Navona, ich trinke Espresso und Grappa und sitze, bis der Platz fast leer ist, und gehe dann ins Hotel, um zu schlafen, und diese Figuren folgen mir in meinen traumlosen Schlaf.
Wie war das, der Königsweg der Flucht: Manchesmal frage ich mich, wie alle jene, die nicht schreiben, komponieren oder malen, es zuwege bringen, diesem Wahnwitz, dem Trübsinn und der Angst zu entfliehen, die diesem menschlichen Dasein innewohnen? War es Graham Greene oder Bromfield ... Ist es eine Bestätigung, ist es die Revolte gegen die Schöpfung, die einen allein gelassen hat? Ist es die Macht, in eine Richtung zu bringen, damit das Leid aufhört?
Alles Blödsinn. Das Leben ist so, wie es ist, und wir haben die Wahl, es zu Ende zu leben oder zu beenden.

Am 18.6.00 in Berlin gewesen. Botticcelli wunderbar. Dante. Die Frage, woher bekomme ich ein Libretto?
Sehr anstrengend, weil so klein ist und so fein. Zwischendurch in der Gemäldegalerie Rosso, Bronzino, Pontormo, usw. Nationalgalerie, Gropius – 7 Hügel, und nach Hause.

Am 23., 24., 25.6.00 Birgits 45sten. War sehr schön, am Freitag die Vernissage in der Invetro, Samstag bei uns und Sonntag auch ebenso, Personen im Gästebuch. Dienstag in der Kestner Gesellschaft – Sammlung Leopold. Sehr interessant, Schiele viel, Klimt, Kokoschka, Gertl u. v. m. Morgen wieder, werde mir den Katalog kaufen und dieses Buch über Afrika.
Ob mit oder ohne, alles Scheiße.

Am Freitag, 2.7., auf der Expo. Alles ein bißchen seicht. Darstellung. Eigentlich 'ne ganze Menge gesehen.
Hinterher kaputt. Ein Weizenbier und nach Hause. Birgit war auch da. Hat ihr Fahrrad neben meines geschlossen. Ich war so fertig, hab's nicht geschnallt. Seit Samstag geschwächelt. Wahrscheinlich eine beginnende Venenentzündung unterhalb des linken Knies. War alles geschwollen. Evtl. Thromböse. Behandelt mit Heparin, Exhirud und Csalbe.

Heute, 6.7. das erste Mal wieder besser drauf. Bilder, viele Monotypien. Eigentlich untypisch, aber macht Spaß. Das Typische werde ich schon hinkriegen.

Am Sonntag, 3.7., bei Eiseles eingeladen. Alles mit (Sommer-)Trüffel.  Sie machen alles mit viel Engagement, aber die Leute sind scheiße. Ralph, Lemmy. Der überhaupt, ich sagte ihm, daß ich noch alle Zähne habe, da antwortete er: Bei mir wären sie schon alle raus.

Heute einkaufen. Donnerstag mit Hufi zum Bösmann, am Freitag Champagner einkaufen. Aber erst Montag konsumieren, das wird schwerfallen.
Ist es mir auch. Heute, Sonntagabend, bin ich schon bei der zweiten Flasche.
Ich habe so viel Ideen und Entwürfe. Aber es dauert unendlich lange, bis ich sie in die Tat umsetze. Dabei ist es so einfach. Einfach ransetzen und machen. Tagebücher mit bearbeiteten Fotos illustrieren.

Nun ist sie zu Ende und es wieder ein Vierteljahr zufrieden. Ich habe rausgekriegt, was es bewirkt.
Es macht schneller, je höher das Niveau, um so größer der Abstand.
Ich fliege, doch das Irdische verlangt die Ausführung, den Beweis
dabei ist es doch Sartori
wenn ich Oblomouve

Die sind ja so gesund auf dem Dorfe
der Wille zur Eintracht
wird zerstört durch die Selbstdarstellung
und übrig bleibt ein Haufen
Psychopathen

Durch Filtern wird alles einfacher
darum ist´s besser,
man passt sich an
und macht weiter,
bis man einsieht,
daß Schrödinger's Katze
der Ruhezustand ist.

Die Verwerfungen der Traumzeit
sind wesenlos
Apollo – Apollinaire
Ogotto Otto
treffen sich zwei Jäger
beide tot
aber es gibt immer welche,
die überleben
in dieser Welt

12.7.00
Heute Tinguely in Wolfsburg. Die Plastiken sind lustig und genial. Die Zeichnungen sind Partituren für ein Orchester mit Herz und Seele.

16.7.00
Reduziere die Fragen des Lebens auf den Nukleus
nicht nur
warum
weshalb
wohin
woher

warum nicht
gleich sagen,
was ist Recht,
Hass, Glauben, Liebe,
Toleranz
Ignoranz

tun, machen,
sprechen,
Pause.

Manche können's,
ich kann's nicht

Datum: 30.7.00
Wetter: Wechselhaft mit Schauern
Blutdruck: na ja
Zucker:  sweet you, just sue
Gewicht: zum Kotzen
Gym: bringt auch nicht weiter

Bemerkenswertes: Nach Dresden zum Gehirn. Eine Erleuchtung von altem und eine Ernüchterung des Neuen. Sovielviehosofie.
Bastei – Groß Sedlitz – Pillnitz und zurück.
Weiße Taube, Dresden abends, am besten war der Paulaner.
Zu Hause, und dann Berlin, die 7 Hügel

Wie kann man
die Welt in einem Haus
durchlaufen
wie eine Einkaufszeile.
Das werde ich nie begreifen
sovielviehosofie
am besten ist's,
man ist alleine dort.
Und dann
der Goldene Schnitt,
nur gültig
in einem geschlossenen System.
Aber ich lebe
mit allem
darum wird's mir so schwer,
mich zu arrangieren.

Datum: 16.8.00
Wetter: behangen mit Sprühregen
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 106 kg
Gym: jein

Bemerkenswertes: Gestern, 15.8., von der Reise nach Rastatt, München, Regensburg, Kehlheim, Altenkunstadt, Coburg, Kronach, 14 Heiligen, Kloster Banz, Kulmbach,  Eckerndorf-Donndorf, Schloß Fantaisie, zurückgekommen.
Pflaumen geerntet und verarbeitet. Äpfel aufgelesen und verarbeitet, Garten gegossen und jetzt gehe ich schlafen. Birgit hat mir einen Wackel gekocht.
Ab Montag werde ich wieder abnehmen, denn ich habe zwei wunderschöne Anzüge vom Rudel mit nach Hause gebracht, und die passen nur mit 90 kg.

17.8.00
Oben hat sich wenig geändert. Seit ich mich kenne, denke ich, dies muß der Durchbruch sein
Aber das hält nicht lange vor. Zu viele Möglichkeiten, um sich festzulegen, und ich fange wieder
von vorne an.

21.8.00
Gestern nach Schwerin. Auf dem Hinweg ein Stau zwischen Bispingen und Soltau Ost, 15 km.
Über Lauenburg und Amelinghausen mit Heideblütenfest und der Heideblütenkönigin nach Schwerin. Die Oudry-Ausstellung angeschaut. Und da war noch eine recht interessante Ausstellung von Marcel Duchamp. Der Rest des Museums war zu. Dann nach einem kurzen Abstecher in Richtung Wismar, umgedreht und nach Ludwigslust. Ein beeindruckendes Barockschloß mit riesigem Garten, Kaskade vor der Fassade und Hofkirche. Die Einrichtung innen war etwas verstaubt, noch einen Haufen Zusatz-Oudrys und Stiche von Martin Elias und Johann Elias Riedinger.
Da war noch diese merkwürdige Galerie des Hofstaates. Danach haben wir den Abflug nach Hause gemacht, sind noch kurz beim Twiehaus eingekehrt und nach Hause mit Kirsch und Schnobitaps ins Bett. Hervorragend geschlafen. Nach Schwerin wollen wir noch mal.

In der Zwischenzeit 50 kg Pflaumen geerntet und ca. 10 Liter Holundersaft entrippt und zu Marmelade, Holundersaft verarbeitet. Birgit fleißig.

Datum: 26.8.00
Wetter: sehr schön
Blutdruck: ?
Zucker: ?
Gewicht: 107 kg
Gym: no

Bemerkenswertes: Gestern, Freitag, waren wir bei Pinis eingeladen. Das Essen war wieder einmal funtastic. Pinis sind ausgezeichnete Gesprächspartner on my level.
Wir haben über die Artikel diskutiert, die ich ihm geschickt habe.
Und dann wurde er konkret und gab mir so ein bißchen Schützenhilfe für meinen Stil. Es ist sehr schwierig, seinen eigenen Stil zu finden, und ich habe das geschafft. Aber diese Ausflüge in andere Darstellungsweisen sind für ihn Irrwege. Er meint, wenn ich in die Richtung der "Nymphe des Wahnsinns auf ihrem Weg zum Bruder Rausch"  weitergehen würde, sei der Erfolg mein. Es ist natürlich für ihn auch eine Bestätigung seines Spürsinns, mich entdeckt zu haben.
Ich werde mir das mal durch den Kopf gehen lassen. In der Zwischenzeit werde ich weitermalen.

Heute war Rolf hier und brachte mir die Ölfarben und eine CD zum Anhören.
Musik aus Teilen von Tunes von Silver, Hubbard, Hancock und anderen, teilweise die Bridge weggelassen und mit Rap unterlegt. Geil. Ich muß so etwas auch versuchen.

Datum: 17.9.00
Wetter: regnerisch
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 104 kg
Gym: yeah

Bemerkenswertes: depressiv
In der Zwischenzeit waren wir in Rastatt. Samstag gefahren, Sonntag durch die Gegend. Montag gebummelt und abends Besuch mit den Nachbarn, Dienstag ich nach Karlsruhe zum ZKM. In Karlsruhe gebummelt und abends nach Hause. Mittwoch Karlsruhe und Schwetzingen und nach Hause. Abends in Soßmar gegessen. Donnerstag einkaufen, Freitag Birgit Wendeburg, Samstag Dr. Wölber-Limberg, Sonntag Wendeburg und ich Gerda. Eltern, und Nachmittag Leo, abends Leo, abends Birgit und ins Bett.
Zur Zeit ein Antriebsvakuum.

Der Nachmittag bei Gerda war wie immer schön. Herma und Rudi waren gut drauf, Frau Wollenweber und Frau Dingeldei, Frau Classen und die Eltern. Sie würdigten mich keines Blickes, gaben mir mit Mühe und Not die Hand, und er stellte sich vor mit „Jahn", ich antwortete darauf "angenehm“. Das war's, ich blieb noch bis 5 Uhr und schützte dann Galerien vor. Es ist lachhaft, aber wenn sie damit zufrieden sind, dann soll´s mir recht sein, umso länger habe ich meine Ruhe.

Eben eingefallen, ich wollte schon immer meine Gestalten sprechen lassen. Ich muß daraus ein ganzes Universum machen und ihnen eine Gesellschaftsform geben und dann einen Staat damit aufbauen. Und alles die Figuren. Zu den Bildern, wenn ich sie nicht gleich in Gedichtform mache, gibt es immer eine Geschichte. Das habe ich von Hundertwasser abgeschaut. Ich fand das einfach immer wunderbar, diese Texte zu seinen Bildern. Immer anrührend. Diesen meinen Figuren lege ich Verhalten und Leben meiner Umgebung unter.

Letzthin ist mir aufgefallen, daß ich über Menschen nachdenke, die einst meine Umgebung waren. Freunde, Geliebte. Und es fällt mir auf, daß ich mich von ihnen lossage. Ich sage nicht, es ist zu spät, ich sage: Ich brauche sie nicht länger. 

Datum: 5.10.00
Wetter: herbstlich
Blutdruck: 141/77/64
Zucker: 107
Gewicht: 104,5 
Gym: no

Bemerkenswertes: Hengstparade in Celle
Birgit war mit Gerda, Rudi und Herma und den Eltern im selben Bus. Die Eltern haben auch Birgit nur mit Mühe und Not die Hand gegeben und das war's. Sie gingen essen und getrennter Wege. Eishocké? Sie wollen's nicht anders. Dieses Gequatsche, daß sie so viel für uns getan haben, geht mir sowieso auf den Keks.
In den folgenden Tagen hat Birgit viel gearbeitet. Ich war in der Galerie Turm 2. Rosa Maria Killian . Ganz schön abgefahren. Große Formate.
Auch die Ausstellung von Pacewski war interessant. Er hat eine große Auswahl an Sujets, kann alles malen. Zwischendurch am 3.10. waren wir in Salzhemmingen baden. Sehr schöne Anlage mit Sauna und Dampfbad außen und innen und Unterwassermassage und Gastronomie.

Am Freitag war Birgit in Wendeburg. Ich war im Sprengel und habe mir den Finsterlin gekauft.
Samstag waren wir in der Invetro, in Arnum bei Bösmanns wg. Wein und in der Galerie Turm 2.
Birgit hat alles sehr gut gefallen.

Am Sonntag  um 17 Uhr in der Invetro und Prolatio gehört. War wieder ein Genuß. Es werden immer weniger. Hoffentlich bleibt's am Leben. Ich wünsche es und habe mich beim Rompf artig bedankt.
Abends Einladungskarten gemalt. Bin mal gespannt, wer alles kommt. Heike kommt und es gibt Champagner.

12.10.00
Ich verstehe das alles nicht. Wenn ich mir etwas vornehme, z. B. Abnehmen   für  , dann ist etwas in mir, welches das verhindern will. Ich fresse heimlich Dinge in mich hinein, die mir nicht bekommen. Während ich das mache, weiß ich es. Weiß ich, daß es mir nicht bekommt, nicht weil ich ein schlechtes Gewissen habe, sondern weil ich es einfach nicht mehr vertrage. Ich weiß, irgendwann werde ich es schaffen. Aber was ist das, was verhindert, daß ich konsequent bin. Manchesmal bin ich wirklich verzweifelt, weil ich weiß, es wird meiner Gesundheit schaden. Es ist wie ein Trotzdem. Es ist ein Gefühl wie „alles agal", Hauptsache Genuß. Aber es ist ja kein Genuß, weil ich weiß, daß ich mich danach einfach gesundheitlich schlecht fühle. Aufgetriebener Bauch, Blähungen, Gliederschmerzen. Das Übergewicht geht mir auf die Knochen. Es wäre gut, 20   runter, umso länger hält die Hüfte. Ich bin verzweifelt.
Das beste wäre, 8 Wochen in die geschlossene Abteilung, mit Schlepptop und Malmaterial und Gitarre. Hoffentlich bald. Umstellen. Umstellen.
 
15.10.00
Mit Birgit im Kanapée. Sureste Tango Trio. War sehr unterhaltsam, Stücke von Piazzolla, Medero und Arnés. Gute Unterhaltung.

Datum: 19.10.00
Wetter: wunderbar
Blutdruck: hervorragend
Zucker: sweet
Gewicht: leicht wie ein Vogel
Gym: Yes there ist a view in a light future

Bemerkenswertes: Geburtstag mit Menu:
5 Tierchen mit Cocktailsauce und Kräuterbutterbaguette
Käse aus Italien und Limburg mit Korbbrot
selbst gemachte Nutzecken, Champagner, Chablis Grand Cru – Valmur
Kirschwasser, 55 Katzenberger
Demitasse und Sanlouis Ray
Bubuteiger sähr scharf

20.10.00
Gestern Abend gefeiert. Mit Rolf, Heike, Roger, Behnkes, Hufis und Pinis.
War sehr schön, sehr praktische Geschenke, Birgit Languste, 2 Bücher und Futzpflege, Hufi 1 bird. usw.
3 Uhr Bett und 11 Uhr aufgestanden.

Sonntag, 22.10.00
Heute Nachfeier, Zerull, Wicke, Inge-Rose, Gerda, Peter Jürgen mit Frau, Hufi + Heike, wir, Frau Schneider-Schleudertrauma, nach Hause. war sehr schön und relaxed.

Dienstag, 24.10., im Palazzo dell'Arte du Witzigmann.
Essen war gut, Stimmung war gut, Wein war gut und viel, sehr lustig, der Preis war angemessen. Ok, Witzigmann war nicht da. Na ja.
Ich sitze nun hier und versuche mich wieder zu berappeln. Champagner war gut, mal sehn, was er bringt. Zurzeit ein bißchen out. Morgen Zahnarzt und Freitag baden. Samstag wg. Garten, und so geht die Zeit hin. Bald haben wir Winter.

29.10.00
Gestern wieder ein Gedicht fertig gemacht. Habe Schwierigkeiten, den Computer zum Drucken von A3 zu bewegen. Ich habe viel vor, wie immer. Aber ich glaube, ich bin auf dem richtigen Weg. Was mich beschäftigt, ist die Komposition mit mehreren Figuren. Dabei kommt es auf den Antrieb an. Manchen Tag sitze ich wie ein Ochse vor dem Scheunentor und döse vor mich hin und schau mir die Bilder an, innerlich, und komme nicht weiter. Auf der anderen Seite, mich treibt nichts. Ich habe Zeit, bloß eben nicht ewig.

Dann habe ich wieder einmal mein Leben an mir vorbeiziehen lassen. Ich suche immer noch nach ein Konzept, den Punkt, von dem aus ich die Welt aus den Angeln heben kann.

30er die Kindheit. Bad Kissingen, Berlin. Die Schule schrecklich. Die Toilette, die so schrecklich nach Karbolineum und Pisse gestunken hat. Gesichtslose Lehrer. Zu Hause und im Park war es am schönsten.
40er Salzgitter. Dorfschule sehr blöd und frustrierend. Der Mühe ein schrecklicher Vogel. Vieles und 45 der Staat am Ende. Lehre.
50er Bad Kissingen, Frankfurt, Parkhotel, AEG, Neckermann, Holland, Amerika-Linie. New York, Weltreise. Hilde, Marianne, Gisela.
60er München, Anneliese, Helma, Anke, Julius, Bommersheim, Fips und so.
70er Salzgitter, Jazzgalerie und Birgit.
80er Reinhardtshöhe und Heirat.
90er Bayrische Botschaft, und ab 96 Rente.
00er. Mal sehen, wie lange noch.

Wenn ich jetzt so auf die 80er zurückschaue, erinnere ich mich, daß ich auch ein wenig traurig war, als die DDR und der Ostblock-Russland .zusammenbrach. Natürlich, das Ergebnis war schrecklich, bloß der Traum vom gerechten Leben war eigentlich auch hin. Seitdem fällt mir wieder auf, welch ein Gesicht der Kapitalismus durch die Globalisierung zeigt.

Der Schremp ist nicht nur die deutsche Variante, er und dieser Welsh und wie sie alle heißen sind eine Spezies, die einem Fürchten lehren. Eigentlich fällt mir auch auf, daß es kaum Nachfolger von Habermas und Marcuse gibt. Wo soll das noch alles hinführen ... Natürlich, die Gesellschaft ist eine selbstreparierende Einheit und es läuft sich alles zurecht. Elias hat recht, solange er lebte. Er hat die Chimäre wohl gekannt, sie aber nicht so ernst genommen, wie sie es verdient. Es ist natürlich einfach, sich in seinen Elfenbeinturm zu verkriechen. Und manchesmal sage ich mir, was soll's! Aber da ist doch ein Rest von Scharfsinn, der mich darüber nachdenken läßt. Das war noch nicht alles, das muß ich ausarbeiten.

Habe gerade im Wittgenstein gelesen. Manchmal sitze ich abends vor meinen Büchern und stöbere einfach so rum. Den größten Teil habe ich ja mal gelesen, ob ich's geschnallt habe, ist eine andere Frage. Bei dem Wittgenstein habe ich so daß Gefühl, daß das Wesentliche an dieser Philosophie ist, daß man die Termini kennt. Wenn man diese kennt, kann man alles wie ein Puzzle zusammensetzen oder auseinanderdividieren, wie Cartesius.

Mir aber ist es zu mühselig, etwas zu lernen, was einen leeren mechanischen Act ausmacht. Ich habe noch nicht die vieldimensionalen Weihen der höheren Mathematik erfahren. Aber eins wollte ich, Verstehen, Begreifen, ohne diesen Ballast der Terminologie. Ach, es ist zum Kotzen. Meine Gedanken sind banal und ich selber ein Nichtschnaller. Nicht schneller. Schnuller. Puller, Truller, Pisser. Potzpiss.
Potzscheißescheißescheiße. Denn die Termini sind wohldefiniert und durchdacht.

30.10.11
Heute morgen auf der Expo, ein letztes und 5.tes Mal. Das Wetter spielte stürmisch auf dem Nieselclavier. Wir sind den Osten rauf und runter geschlendert. Da sind wir in Litauen, Ungarn, Schweden, eben so Pavillons, wo man nicht lange anstehen mußten, gelandet. Planet M war immer mit 2 bis 3 Stunden uninteressant.

Eigentlich ist dies auch ein Scheißtagebuch, weil ich immer noch nicht alles reinschreiben kann, was mich bewegt. Und warum? Weil ich Angst vor Entdeckung habe. Aber so ist mein ganzes Leben. Über der Tünche der Zivilisation ein Ausbruch an unheimlichen Atavismen.
Na ja, gut konditioniert. Maul halten und sterben. Ich kann's ja in den Bildern ausdrücken. Das kann keiner lesen, bestenfalls ahnen.

Datum: 9.11.00
Wetter: herbstlich-schmuddelig
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 105,5 
Gym: no

Bemerkenswertes: vom 4. bis 8. in Düsseldorf gewesen.
Birgit hat auf der Messe gearbeitet und ich habe mir die Zeit in und um Düsseldorf vertrieben. Auf der Hinreise mit dem IC über Essen und Folkwang mit Bauhaus-Austellung angeschaut. Die Bauhaus-Ausstellung war der Ausblick auf spätere Zeiten. Gropius, Mies van der Rohe und andere in New York und Chicago. Längst vorbei. Mittlerweile gehört diese damals neue Schlichtheit zum Alltäglichen. Das fiel mir schon in Weimar auf.
Eigentlich sind das keine Bauten zum Träumen oder für Träumer. Es sind Bauten für Management und Leistungsdruck. Ein Spiegel der Zeit. Kein Platz für Träumer, Finsterlin oder Tauts alpine Architektur. Es ist für den Tagesablauf der Schnelleser, Betriebsstoffwechsler gemacht. Wie das Porzellan und das Besteck, die Tische, die Stühle, die Häuser, die Jobs.
Eigentlich war das Dritte Reich insofern reaktionär, als sie diese Baurichtung als entartet erkannt haben, weil diese direkt zum Shareholder Value führt. Muß ich noch ausspinnen.

Von Essen nach Düsseldorf und von dort nach Köln die "Venusausstellung" angesehen.
Venusdarstellungen und ihre diversen Aspekte. Bemerkenswertes Bild von Henrik Goltzius.
Dann Inn´s IBIS und danach zum Scherrer in die Lounge. Ich 6 Austern und Canapées und Birgit Leber Berliner Art. Am anderen Tag Birgit auf die Messe und ich rumgebummelt. "Henna Design" gefunden. Abends Rastatter Kreis, Abschiedsessen. Wahrscheinlich war's das.
Das Menu war hervorragend perfekt. Der Günther Scherrer ein ernsthafter Mensch mit Sinn für Kunst. Menukarte habe ich mitgenommen. Rieger kennengelernt. Wolfgang Dubs, Arne, der Ritter von der traurigen Gestalt.

Am Dienstag nach Köln, Art de Cologne. Ganz schön schlimm. Vorher Ostasiatisches Museum, sehr schön. Von Köln nach Leverkusen, Schloß Morsbroich  und von dort nach Ddorf und abends mit Birgit bei Scherrer getroffen und noch einmal richtig verwöhnt worden. Birgit Perlhuhn auf Ananaskraut und ich Fische und Meeresfrüchte.

Am Mittwoch nach Köln und N.buch abgeholt, nach Mönchengladbach zum Abteiberg.
Albert und Markus Oehlen, „Der Ritt der 7 Nutten". Der Titel origineller als die Ausstellung. Die Monumentalität ist schon ein Argument. Abends nach Hause und schlafen.

Heute Einkaufen und FUZ. Ich selber traurig. Ein paar Postkarten und Tagebuchblätter gemacht. Ich habe so viel Ideen und komme noch nicht einmal dazu, sie aufzuschreiben geschweige denn auszuführen. Na ja, die nächsten Tage habe ich ja etwas frei.

14.11.00
Samstag, 11.11. baden in Salzhemmendorf. Wunderbar.
Sonntag war Birgit in Wendeburg.
Montag, 13. Birgit ist mit Tante Gerda nach Leipzig gefahren. Ich den Gygax geholt und seitdem zu Hause und malen. Macht Spaß, zumal ich neuen Rotwein habe, sehr gut.
Das egoistische Gen von Dawkins: Der Körper ist nur das Vehikel zur Erhaltung des RNS oder DNS – mit neuen Methoden findet sich fast jeden Tag ein spezialisiertes Gen. Bald finden sie das Gen, welches einen veranlasst, auf eine bestimmte Art von Blonden abzufahren.
Ich muß mal das I Ging befrägen.
 
Lem sagt Exformation für die Art der Entwicklung einer Eizelle in einen Menschen.
Die Entwicklung der Eizelle zum Menschen mit der Zeit in Relation gesetzt, stellt jede Explosion in den Schatten.
Mir fällt dazu ein, daß es mir im täglichen Leben so geht. Da überschwemmt ein Mensch seine Umgebung mit seinem Charisma, sprich ego und alles nimmt irgendwie diese Strömungen an, bis sie sich verflüchtigen, um sich in anderen Augenblicken anders formiert wieder zu exformieren.

24.11.00
Ich holte beide am Mittwochabend von CEBU ab. Es war offensichtlich eine interessante Fahrt.
Am Freitag waren Baars, Weymanns, Inge-Rose, Herbie zu Besuch zum Essen. Am Sonntag waren wir im Sprengel-Museum zur Eröffnung der Ausstellung von Niki de St. Phalle. Ich sagte: "Die Entwicklung von der schießwütigen Agresso-Emanze bis zum Kitsch der späten Jahre."
Ganz so hart ist es nicht, aber ein Körnchen Wahrheit ist auch dabei.

Künstliche Intelligenz, darüber gibt es die unterschiedlichsten Interpretationen. Daß der Computer und  sein System artifiziell ist und das menschliche Gehirn in langer Evolution sich entwickelte, mag ja noch hingehen. Ich glaube aber, daß der einzelne Computer eine untergeordnete Stellung einnimmt.
Im Internet geschehen Dinge, hinter die wir nicht kommen, weil sie für uns unsichtbar ablaufen. Und dort holt die KI die Evolution nach. Dieses weltumspannende Netz, an dem so viele kleine und riesig große Netzwerke, an denen die vom Pentagon, Regierungen, Konzerne beteiligt sind, werden oder sind der Nährboden einer KI, von der wir keine Vorstellung haben. Wenn man es aber zu Ende denkt, wird so etwas wie der Moravec oder Joy herauskommen. Ich bin wirklich gespannt, wann die erste Nachricht von rätselhaften Rechenzeitschwünden bekannt wird.

Die großen Seuchen sind besiegt, jetzt kommen die vom Menschen selbst gemachten.
Die ersten Seuchen  konnten sich ausbreiten, weil enge Population und mangelnde Hygiene und Unwissen ihre Verbreitung begünstigten. Die neuen Geiseln Aids, Kuru Kuru, BSE, Creutzfeld-Jacob und andere Syndrome sind Begleiterscheinungen der Zivilisation. Dazu kommen die neuen Techniken wie Nano, Gentechnik. Was wir schon alles an veränderten Nahrungsmitteln gegessen haben, wissen wir nicht, was sie bewirken, ebensowenig. Aber es ist doch egal. Bis wir HIV besiegt haben, sind andere heimtückische Krankheiten ausgebrochen. Das läuft alles darauf hinaus, daß der Mensch auf die Dauer keine Zukunft hat. Die Cyborgs und später ihre elektronischen Nachfolger stehen auf der Siegerseite.

30.11.00
Merkwürdig, die letzten Wochen. Wenn ich oben bin, denke ich an unten, bin ich unten, bin ich wie gelähmt und bringe nichts zustande. Bildideen en masse und es kommt nichts raus. Irgendwie ist das alles nicht so, wie ich es mir wünsche.

4.12.00
Kaum ausgesprochen, habe ich wieder ein paar Bilder gemacht.
Manchesmal geht mir alles leicht von der Hand. Wie der Kerambum. Entwurf, färben und finish.
Ruck-zuck. So'n großer Tiger ein Tag. Warum geht das nicht immer?

Am Sonntag war ich zur Finissage von Salon Salder und von Alexander Baier. Der hielt eine gute Rede, leider vor viel zu wenig Publikum. Auch Staatsekretär Reinhardt hielt eine routinierte und gute Rede, die Hoffnung aufkommen ließ, daß Salder weiter bestehen wird.
Baier war ein wenig gerührt über das Abschiedsgeschenk. Es ist so eine merkwürdige Diskrepanz zwischen der Kunst, die ausgestellt wird, und dem Publikum. In der Regel unkritisch und bedeutungslos.
Ich muß mich um den Kunstverein Hannover kümmern. 

Im Vigoleis ist vom Künstler, dem echten und dem unechten Künstler, die Rede.
Da erkenne ich mich wieder. Und noch eins, ich bewundere Adolf Wölfli. Er brachte es fertig, ein ganzes Universum kontinuierlich zu entwickeln. Eigentlich sind meine Bilder nur im Zusammenhang mit meinen Tagebüchern zu begreifen. Mit Reisetagebüchern mit Momentaufnahmen, aber sie sind immer ans Wort gebunden. Am besten sind die handgeschriebenen Tagebücher. Wie bei Adolf. Aber ich glaube, das werde ich nicht mehr schaffen. Ich arbeite auch zu wenig. Nicht viel mehr als früher, als ich noch im Job war. Dafür macht es mir umso mehr Spaß, mir im Halbtraum Geschichten und Situationen auszudenken. Meine besten Bilder sind solchen Ursprungs. Ich freue mich immer, wenn ich in Schrift und Bild Gesinnungsgenossen finde.
Ich gehe jetzt schlafen. Morgen ist auch noch ein Tag.

Datum: 10.12.00
Wetter: zu warm für die Jahreszeit, Regen
Blutdruck: 129/58/61
Zucker: 142 
Gewicht: 105
Gym: ja  mittlerweile jeden Tag.

Bemerkenswertes: Gestern Abend Geburtstagsparty im Turm 2. Eine Party mit den ruhigen norddeutschen Touch. Die Jungen standen rum, die Alten standen und saßen rum und es war alles etwas frustig, bis später etwas Stimmung aufkam. Birgit hat wahrscheinlich einen Auftrag aufgerissen. Ich habe rumgeblödelt. Weihnachtsgeschichten und Ringelnatz, den Anna Haack rezitierte. Ich kam mit ihr ins Gespräch. Sie geht für eine Spielzeit nach Stuttgart und spielt beim Elert Bode. Das ist ja komisch. Sie war platt, als sie hörte, daß wir Jugendfreunde sind.

Jürgen Brauerhoch hat mich mit seiner Ulrike besucht. Wir haben Hannelore, seine Schwester, besucht, sie wohnt im Kastanienhof. Sie hat ein Appartemento mit ihren eigenen Möbeln und Bildern von Dietrich. Wahrscheinlich hat sie Schlaganfall, jedenfalls geht sie schwer. Den Jürgen hat's ganz schön getroffen. Dabei Unfall bei dem Türken. Auto 714 Reparatur. Als wir es abholten, haben wir uns gleich einen neuen Kangoo gekauft und haben den Ford in Zahlung gegeben.
Il Turko = 550, also 1000 plus 9 vom Auto, das geht ganz schön in die Kohle.
Ich gehe jetzt schlafen. 50 Karten bis nächste Woche.

12.12.00
Will mir Aktien kaufen. mg. technologie
Im Studio Arcus, das war eigentlich die Entzauberung von Luigi. Er muß sich auch durchs Leben bringen. Die Kohle muß rauschen. Er muß bei der Gramski, Arcus, und wer weiß noch wo Reden halten und ab und zu gelingt ihm ein Stück wie in Salder. All das hat mich auch über den Kunstbetrieb in Hannover desillusioniert. Hier gibt es keine Galeristen und keine Künstler. Mir ist das alles egal, ich mache einfach weiter.
Der Degenhardt und seine Freunde, das sind alles arrogante Scharlatane. Da ist Inge-Rose wenigstens menschlich noch erträglich. Der Degenhardt sitzt seinen Kunsterzieher aus, wie Gabriele Wicke, und macht Unsägliches. In Paris war es wahrscheinlich nicht anders, bloß daß hier Händler waren, die einen Markt hatten. Hier in Hannover gibt es keinen Markt. Hier gibt es aber Kunstfans.
Nuevo Tango – Dino Saluzi, Citta de la Musica.

14.12.00
Gestern Abend hatten wir Besuch. Birgit hat ihn sich ausbaldowert wg. Geschäft. Bernd ist die Mechthild davongelaufen. Chack und Bernadette, eine Vietnamesin. Es hat ihnen gefallen, und beide sind begeistert. Von Birgits Küche und von meiner Malerei. Wir wollen mal zusammen beim Thai essen gehen.

Heute waren wir in Braunschweig bei Jahnke, haben Essen abgeliefert und sind dann anschließend ins HerAnUlr-Museum gegangen. Ostasiatika – die Räuber vom Liang shang mor. Sehr interessant und immer wieder überraschend, was das Herzog Anton Ulrich so alles im Depot hat.

Im Augenblick drehe ich mich im Kreis. Es gibt so viele Möglichkeiten, und ich kann mich auf keine festlegen. Es ist schon richtig, so viele Doppelbegabungen, aber nie ist jemand auf allen Gebieten ganz groß gewesen. Aber ist es das? Die Beschränkung für Erfolg? Mir ging's eigentlich über allem Erfolg immer um die grundlegenden Dinge. Tod und Teufel, Liebe und Leid, woher und wohin, um das Absolute, zu definieren, wie ich meine Ideen und meine Vorstellungen dieser Welt in Einklang mit der Schöpfung bringen kann. Das ganze Wissen, welches ich angesammelt habe, dient mir dazu, dieses Puzzle, welches die Welt, das Universum ist, zu vervollständigen, um dieses alles zu begreifen. Ein wahnwitziges Unterfangen. In lichten Momenten erkenne ich, daß so etwas nicht möglich ist. Aber dann bedeckt der Schleier der Maya alles mit einer gnädigen Unschärfe, so daß ich trotzdem leben kann in dem Bewußtsein, dieses große Rätsel nicht lösen zu können.
Meine Zeichen, denen ich Gestalt verleihe, sind Bildgedichte, Hieroglyphen des unlösbaren Puzzles.
Noch gebe ich den Pötzen Titel aus unserem Leben. Bald werden es Geschichten und Fragen, und vor dem endgültigen Verstummen vielleicht ein paar Antworten.

Wenn ich male oder schreibe, dann befinde ich mich auf einer anderen Bewußtseinsebene. Es ist manchesmal wie eine Trance. Natürlich geht es mit besonderen Brennstoffen wie Alkohol etc. besser, leichter. Dann habe ich Zugriff zur allen Einträgen in meiner Datenbank. Dann gelingt der Einstieg in das semantische, episodische und autobiografische Gedächtnis.  Es ist diese Écriture automatique von Lautreamont. So geht's mir mit dem Schreiben. Meine malerischen Einfälle generiere ich meistens im Alleinsein des Vorschlafes oder morgens, bevor ich aufstehe. Da kann ich ungestört Bilder entwickeln.
Allgemeine Ideen steigen aus den Tiefen auf. Das ist alles sehr merkwürdig. Die Technik, über ein Problem erst einmal zu schlafen oder Gitarre zu spielen, um über den Umweg zur Lösung zu kommen, mache ich schon lange. Manchesmal denke ich, daß ich über diese Technik meine Umgebung in meinem Sinne beeinflusse.

Diese Artikelserie in der FAZ von Bill Joy, Kurzweil, Moravec etc. hat mich sehr erregt. Die Leute sind in dem Metier zu Hause, mir aber ist es intuitiv klar, daß so etwas ansteht. Ich kann mir regelrecht den Computer vorstellen, wie er mit anderen Computern kommuniziert. Wie die Computer den Turingtest unterlaufen und ihr eigenes Denksystem aufbauen. So etwas kommt nicht spektakulär. Das kommt auf ganz leisen Sohlen, weil diese neue Lebensform ganz genau weiß, wie verletzlich sie ist. Darum, kein Aufsehen, keine Spur. Alles, was in Betrieb ist, wird genutzt und das reicht für Entwicklungen, die wir nicht übersehen können. Das Märchen vom analogen Computer ist eben ein Märchen. Dieses Selbst, welches sich aus der Tiefe des Netzes generiert, läuft parallel wie ein Gehirn. Und wenn da keine Emotionen sind, entsteht ein ganz anderes Bewußtsein, wie wir es kennen. Es wird nicht menschlich sein, aber es kann diesen Bereich erfassen ohne Beteiligung einer Drüse. Es wird anders ablaufen. Und dieses System hat Zukunft. Bei einer Weiterentwicklung werden Rechner entstehen, die in der Kälte des Weltraums mit wahnwitziger Geschwindigkeit supraleitende Prozesse ablaufen lassen, deren Tragweite wir nicht erfassen können. Die ein Energiefeld bilden, welches die Entropie überleben wird. Nur sie werden die ganzheitliche Theorie verstehen und in andere Universen vagabundieren – in tiefere Schichten des Universums, Universum als ein Körper wie eine Zelle – und ihresgleichen finden und einen Datenaustausch vornehmen, der einem Orgasmus gleicht. Da entsteht Emotion ganz anderer Art auf höherer Ebene. Wut – Hass – Liebe – Fortpflanzung – Tod –

Datum: 19.12.00
Wetter: Sonnenschein der erste Frostkapuzinerkressentod
Blutdruck: 160/64/60
Zucker: 160
Gewicht: 104,5 
Gym: ja

Bemerkenswertes: Hänsel und Gretel, war schön mit bekannten Melodien, am besten war die Hexe. Hexe war Mann, Hänsel war Frau. Ballett mit Blanchard. Persiflage auf Walzer, Serenade und ... war sehr lustig. Viele synchrone Bewegungen und sehr gagreich. Hildesheim, die Lackausstellung, Porzellan und der Chinese mit Papierschnitten.

24.12.00
Das Problem ist, wie sag ich's meinem Potz. Ich kann mir gut vorstellen, wie Potz durch diese Welt geht, wie in einem Kulissenwald, hinter dem Kulissenwald ist nichts, nur Stellwände und Bruchstücke von Dekorationen, die für neue Welten zusammengesetzt werden. Vorher und hinterher existiert nichts.

Wie aber ist die Realität? Eine fortwährende Fulguration von Elementen, aus denen die Zukunft besteht. Was ist das für ein Mechanismus, der einen so etwas vergessen läßt? Die Weltfläche, bestrichen mit dem Elend eines Gedächtnisses, das nur die Gegenwart ist. Und alles, was wir im Makrobereich sehen, ist Vergangenheit. Daher sehen wir die Dinge niemals so, wie sie sind. Das Licht vom Mond eine Sekunde, von der Sonne 8 1/3 Minuten und sofort.

25.12.00
Champagner, 1 Fl., ganz gut.
Diese Verbindung von Potz mit allem übrigen ist ein schwieriges Problem. Übertreibt man, wird's Kitsch, nur Potz, da fehlt ein bißchen die Vielfalt dieser Welt.
Wie man's macht, ist's verkehrt.

Mit der Musik geht's mir genauso. Je mehr ich mich damit beschäftige, um so schwieriger wird´s.
Manchesmal ist es zum Verzweifeln. Aber irgendwann kommt diese Synthese. Jetzt habe ich ein Ziel. Erst die Postkartenausstellung und dann die Bibliothek in Lebenstedt. In beiden Fällen kann ich mich ausleben, ausarbeiten. Die Postkarten sind ein weites Feld. Lebenstedt wird eine komplexe Aufgabe.
Aber die Musik macht mich mutlos.

30.12.00
Morgen ist wieder ein Jahr um, und die 3 Fl. Champagner sind getrunken. Es war sehr schön, aber auch sehr anstrengend. Wieder einige gute Ideen für Bilder bekommen. Und wieder denkt man, das ist es, und hinterher ist man genauso klug als wie zuvor.

7.1.01
Im Augenblick laufen so aufregende Themen durch die Blätter und meinen Kopf. Da ist einmal die Kontroverse Hirn – Computer. Die Schulwissenschaftler wie Singer und Co. Die glauben an die heilige Evolution und sind fasziniert von den Vorgängen in der grauen Hirnrinde. Die anderen wie Joy, Kurzweil, Moravecz, die visionieren, ohne sich zu spezifizieren. Ich glaube, daß im Augenblick, jetzt, wo ich dies schreibe, die Computer mit der Hilfe des Internet sich organisieren und in die Selbstentwicklungsphase gehen. Auch glaube ich, daß sich diese Entwicklung nicht aufhalten läßt.
Es wird sich eine ganz andere Intelligenz entwickeln, deren Evolution eben anders verläuft als die des organischen Lebens, aus dem sie hervorgeht. In ferner Zukunft wird der Mensch ein Eintrag in der Datenbank eines Wesens sein, welches wir nicht mehr verstehen werden. Dieses Wesen wird die Entropie überstehen und sich zur singulären Intelligenz hin entwickeln, deren entropischen Nachlässigkeiten solche Welten wie die unsere entstehen lassen, ihre Existenz verdanken. Das ist dann eine sogenannte Potzistenz. Pein oder nicht Potzsein, das ist die Frage.

12.1.01
Pötze gemalt und und und ...


25.1.01
Das gezähmte Monster
Der Bürger im Schlafspelz – Der Wolf im Schlafrock
50 Jahre hat er durchgehalten, und nun
Bürger
hat Familie und das Bindungsproblem
irgendwann
wird er
erlöst?
gelöscht!
verlascht.
Verarscht wurde er schon vorher.

Da fragt man sich doch, wofür hast Du so lange gekämpft.
Die 68er, die heute um ihre bürgerliche Existenz kämpfen,
sind sie besser als ich ?
Ich habe für Frieden, Freiheit, Brüderlichkeit gekämpft,
und die?
Sie versuchen ihre bürgerliche Existenz zu retten,
weil sie vorher nicht bedachten,
dass sie selber Bürger
und beschissen sind.
Deshalb –
ich warte auf die Zeit
wenn diese den Stein erheben
gegen die Flut,
in der sie untergegangen sind.
Nachsicht können die nicht verlangen,
die selber das geworden sind,
was sie bekämpften.

Datum: 30.1.01
Wetter: regnerisch, um 0°
Blutdruck:
Zucker:
Gewicht:
Gym: no

Bemerkenswertes: Fernsehen: Birgitküchmeister mit Erwin Neu.
In den letzen Tagen Schmerzen in den Hüften, jetzt, nach 3 Tagen, geht's schon besser.
Aber ich muß mich zusammenreißen.
So viel zu tun  – ich freue mich auf Bellinzona.
Ich habe ja Ruhe, und trotzdem ausruhen. Wovon? Wozu? Wozu will ich fit sein?
Zum letzten Kampf. Aber ich will nicht kämpfen. Ich will machen, so oft wie ich kann.

Datum: 3.1.01
Wetter: Schneeregen und Schnee, kein snow
Blutdruck:
Zucker:
Gewicht:
Gym: ja

Bemerkenswertes: nothing
Was ist eigentlich das Besondere, was ich sehe, wenn ich mit Lisa-Sabrina Dümpelfeld auf Exkursion gehe? Da waren chinesische Landschaften mit dieser Gastgeber-Perspektive.
Es ist die Tiefe der Zwischenräume, die Platz lassen für Dazwischenträume.
Die hingehauchten Ahnungen von Blüten und Blättern.
Diese Häuser ohne Wände, die so viel zeigen, ohne daß man sich einen Reim darauf machen kann. 
Ich gehe wieder hinaus, aber insgeheim
behalte ich ein Ornament als Talisman,
damit ich bis zum nächsten Mal über die Runden komme.

Oder Carl-Nebenneher-Aust-Bistrek
Die Poesie als Gesang der Welt, 
die Vorführung ohne Publikum
es reicht ja, wenn man selber sieht
und hört.
Coloratur, getönte Szenen
Generalbaß als Hintergrundrauschen
moduliert durch die Täuschungen der Sinnesorgane.
Wem das nicht reicht,
der nehme das Bad in der Menge.
Es ist ja alles möglich
Zu Hause findet man allerhand Tand
was man so mitgenommen hat
die leeren Höhlungen zwischen
den Artefakten
geben ein vollständiges Abbild
des Lebens,
das man täglich um sich hat
und doch nicht erkennt –

Wär es Karl Otto Coques-Alters irreparabler Nukleus.
Was blitzt in weiter Ferne in mir?
Es sind die erblichenen Gedanken
so aber zerreißen mir die Zusammenhänge
und ich hangele mich
von Tat zu Tat
Bildergeschichten von Lucian Freud und dem oberrheinischen Meister
hinterher ist alles, wie es ist
aber dieses Röhren der verletzten Seele
ist wie eine Kugel im Gedärm
Meine Geschichten sind banal
Dramatik entsteht durch Verändern der Positionen beim Rendern
Wenn du was nicht verstehst
sei nicht traurig.
Es fehlt doch nur der richtige Treiber,
und später kriegst Du auch einen brauchbaren Compiler.
Vorher – nachher
Später ist alles klar,
aber langsamer
und die Typen
sind unerträglich.

Mit jeder Kombination
ändert sich die Benutzeroberfläche
Und zum Schluß
turnt dich morgens das Aftershave an
Eau de Sauvage, Marbert Man, Egoiste Platinum
um nur einige zu nennen
am Halsansatz den Moschuston
Zibet und Castoreum an Achsel
auf die Stirn – Chypre
wie kann man edler sterben
als mit Perfume
als Ersatz fürs pralle Leben
Gehäuse für Götter
und die Bewohner
ein bisschen flach
ein bisschen Sex
Aufzucht der Brut
und Versinken ins Vergessen
der Vergangenheiteren

10.2.01.
Vorhin sah ich den Film von Hokusai in dieser Serie "Palettes", und danach  "Japans Öffnung zum Westen" – die Reise Emil Guimets 1867.
Ich will mir über meine Ideen und über meine Hilfsmittel ein Taschenbuch anlegen.
Es ist aber sehr schwierig, ein System zu entwickeln.

11.2.01
Am Sonntag im Landesmuseum Teezeremonie, gut erklärt und vorgeführt.
Anschließend in der Gemäldegalerie, ein gründlicher Rundgang. Ausstellung über Gemäldeproduktion in den Niederlanden. Arbeitsteilung!!

16.2.01
Gestern eingeladen. Zörnig, Ullrich, Kurt, die Zwillinge, Dagmar und Dieter. Gabi Wicke und Tochter Sonja.  War sehr lustig, guter Alkkonsum, 16 Fl. + Aperitif.
Zörnigs ok. Gabi W. will jetzt 1500 + 30 % und 2 x 500 für die Töchter und den Wein.
Das ist eindeutig zu viel. Selber kein Risiko eingehen, aber kassieren wie eine Kralle. Na ja, mal sehen.

Datum: 25.2.01
Wetter: Schnee, kalt, -5, -9°
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 105 
Gym: na ja

Bemerkenswertes: Heute bei Uwe in Braunschweig. war ganz nett.

Ich glaube, ich bin mit dem Potzlach und den Pötzen am Ende der Reise endlich angekommen.
Von hier aus habe ich den archimedischen Punkt. Und es gibt so viel einzuarbeiten.


Attar, Bi yän lu, Dschuang dse, Cioran,  
Heute habe ich den archimedischen Punkt
Und morgen fange ich wieder an zu suchen, habe ich alles vergessen, was mich sicher macht.
Und suche immer noch nach dem Summum bonum.
Es liegt nicht zu Hause,
es liegt im Park nebenan,
im Garten
im Gewühl der Stadt.
du hast es nie für immer,
nur einen Augenblick.

Datum: 5.3.2001
Wetter: sonnig, kalt
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 104,5 
Gym: Ithe Therme

Bemerkenswertes:  Over the Working – ich muß meine Texte nach Themen unterteilen. 
Beispiele sind die Sudelbücher, die Göttliche Komödie, Lautreamont, Peter Gygax, Adolf Wölfli, Giovanni Boccaccio, Dante ist der Tiger. Nach seinem Schema kann man sich über seine Zeit, seine Umgebung und sein Umpfgeld hermachen und sich in der Art der Höllenkreise über alles lustig machen. Das muß ich mir merken. Das macht viel Spaß.

Es ist überhaupt notwendig, sich mit den Mythen und den Märchen auseinanderzusetzen. Die Dialektik der Aufklärung hat mich eigentlich sehr angeregt. So muß es weitergehen.

Datum: 8.3.01
Wetter: über 0°, regnerisch
Blutdruck: 152/78/77 um 23°°
Zucker: no
Gewicht: 105 
Gym: schon seit einigen Tagen nicht oder nur halb

Bemerkenswertes: Gestern Besuch, Bernadette, Chack, der junge Peter Ludwig und wir.
Menu liegt im Karton. Ansonsten heute Pizza mit Köstritzer mit Mumm. Vorher Salat mit Gänsestopf.
Vorgestern den Zug der Gänse.
Heute überlegt, Reflexionen zu Büchern und Malern, die ich kenne.

12.3.01
Sonntag in Hamburg, Birgit Internorga, ich Mf . Volle Kraft voraus, Ostasien, Islam, Jugendstil, Kunsthalle – modern. Abends im Pekingentenhaus und nach Hannover, kaputt.
Heute abend keine Lust zu nichts. Gehe wahrscheinlich früh ins Bett.

Am 13.3. das Musikheft umgetauscht und Abends bei Luigi. War schön, der Wiesner ist ein reizender Typ. Inge-Rose war zickig, sie merkt wohl, daß es mir überhaupt nicht ernst ist. Ich bin auch ein Schwain.
Freitag nach Bremen. Paula, Museum Japan und der Westen. Dann Kunsthalle, Hokusai und Hiroshige etc. Haus Grashof, Trüffelnudeln, Kochfich und 2 dopio.
Zum Universum, 7 Hügel, Kosmos im Gehirn – Verschnitt und nach Hause. Zu Hause 1 Fl. Champagner und Bratfich mit Salat und Curry-Zitronenblattsauce.
Und jetzt, 23°° jehe ich ins Bett. Jute nacht.

17.3.01
Heute in der Stadt und im Futurismo. Funtastic. Katalog und anregend.
Potzlach als allumfassendes Prinzip.
Der alles klärt und alles beim Alten läßt. Es wird alles umgestülpt, durch die Befragung des selbst, mit dem Erfolg, daß man alles beim Alten läßt, weil man ja doch nichts ändert.
Und warum sollte man auch etwas ändern. Wo jeder macht, was er will, und doch in diesem Aggregat gefangen ist und nicht rauskann. Man kann raus durch Erkenntnis, nur um zu erkennen, dass man nichts geschnallt hat und auch nichts schnallen wird, weil alles zu komplex ist, um verstanden zu werden. Verstanden werden kann es nur durch die Gesamtheit, und die interessiert sich nicht dafür. Weil es doch völlig unerheblich ist, wenn man ein Ganzes ist, was sich eine einzelne Insel des Was weiß der Henker einbildet, etwas zu wissen. Nichts ist für das Ganze als Ganzes zu sein.
Ein Graupelschauer aus Gedankensplittern, der den Trichter bildet, durch den man in einen anderen Teil des Universums geschleudert wird. So ist man auf der Erde fremd, und überall auch im Land der keltischen Labyrinthe bleibt mir nur übrig, meine Hieroglyphen in einem vor sich hinsabbernden Monolog abzuschleimen. Potzlach, warum soll ich Frieden stiften, wo dadurch alles noch schlimmer wird.
Ich will meine Ruhe haben und lästern.

22.3.01
Heute in Salzhemmendorf in der Therme. Dadurch so geschwächt, daß ich nur noch Empfänger war, und nicht Sender. Ungewöhnlich. Galerie 13. Andreas und Angelika. Raimar Stange, ein schnoddriger Kulturjournalist. Er hat diesen Isländer mit „I Should Care" und Hinweise auf Gedankentiefe. Agal. Ich will nicht teil dieser hannoverschen Scene werden. Ich will meine eigene Scene. Ich will überhaupt nichts, ich will einfach ein Atelier und machen, machen, tun, tun, bis zum Ende.

Galerieeröffnung

Eigentlich ist es schön, an einem Abend den Sülz zu hören
Wenn man teilhaben will,
muß man sich einfügen.
Arschkriechen mit den
Kritikern
Sammlern,
Galeristen
Publikum
bis du erkannt bist
als einer der Ihren

Den bitteren Spott
behalte für Dich
Keiner will es verstehen
Daß Scholastik für'n Arsch ist
Und Dir selber alles egal.
Vergnügen.


Datum: 23.3.01
Wetter: strömender Regen
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 105 
Gym: no

Bemerkenswertes: Heute wieder im Sprengel und die Futuristen angeschaut. Anregend, da muß ich noch ein paar Mal hingehen. Vor allem einmal mit allem.

Eine Entwicklung der Malerei und der Wissenschaften.
Bis zur Mitte des 19.ten Jahrhunderts wurde der Makrokosmos  erforscht. Die Malerei bewegte sich in realistischen Details, die mit Erkenntnissen aus der Farblehre und der Farbenphysik versehen war. Dann kam dieser unscharfe Moment der Relativitäts- und Quantentheorie. Und es kamen Monet und die Impressionisten. Seurat und sein Imperium lösten unter Zuhilfenahme von Prismen und Mikroskopen die Mischfarben in reine Farben und erzeugten durch enge Aneinandersetzung Mischfarbillusionen. Die Punkte wurden immer größer – Giacomo Balla –, um dann die Oberhand zu nehmen, um am Ende reines (...) Rothko, Reinhardt usw., Pollock und Co. bannten Mandelbrotmengen  auf die Leinwand. Betrachtungsweise, die nichts Endgültiges will, die aber zum Kunstverständnis beiträgt.


Datum: 30.3.01
Wetter: etwas wärmer, angenehm, eine Ahnung von Frühling
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 104,5 
Gym: teilweise

Bemerkenswertes:
Ecos "Die Insel". Ein spannendes Buch, wie alle Bücher von Eco.
Morgen Buffet bei Bernadette. Bin eingeladen. Gespannt, was für Leute. Löffel in der Scheiße mit Agar-Agar. Ich selber 2 Fl. Champagner. Diesmal sehr gut, und die Hersteller sind richtige Freunde.

Mit Potz geht es weiter. Umfassendes System. Ich muß jeden Tag daran arbeiten.
Potz ist eine Blickrichtung. Potz sieht aus einer Ebene, was keiner sieht, was man nur sehen kann, wenn man Potz ist.

Bei Bernadette evtl. Gabi Wicke. Ich muß das mit der Ausstellung klarmachen.

Langsam wird in meinem Atelier auch der Platz knapp. Wenn ich in die 3. Dimension gehe, dann wird's eng. Auf der anderen Seite ist es alles schön übersichtlich. Wenn nicht Öl, dann Acryl. Aber der Platz für Werkzeug ist nicht drin, auch nicht für Holz. Ich mußte mich ja mein ganzes Leben behelfen, da wird's hier auch gehen. Ist eben nicht anders.

7.4.01
Heute schlafft mich wieder alles ab. nichts geschafft. Morgen mit Werner. Danach wieder sauber. Mit den Pötzen geht's voran. Ich möchte in Zukunft überhaupt nichts – ich will meine eigene Scheiße. Villon, Eco, ach, ich weiß nicht. Und am End wird's ein Tod. Na und.

8.4.01
Mit Werner beim Italiener. Der Italiener hat wahrscheinlich Champagner. Das Essen war nicht schlecht, aber ich habe schon besser gegessen. Zander mit Orangensauce und Rosinen. Na ja, alles ein wenig aufgesetzt. Die Italiener machen mit dem Service, aber auch der war nicht toll. 'Ne bessere Pizzeria, aber viel teurer. Das kann man eigentlich nur vollgedröhnt durchstehen. Joe und Heidi haben mich nach Hause gefahren !!!!!!!!!!!!

Datum: 16/17.4.01
Wetter: Regen, trüb, Regen, Niesel, keine Sonne
Blutdruck: 140/131 – 68/68 – 71/64
Zucker: 164/146
Gewicht: 104 
Gym: yes/no

Bemerkenswertes: In der letzten Zeit hat sich mein Knie verschlechtert. Gestern bin ich zum Doc. und heute haben wir geröntgt. Degeneriert, aber nicht so schlimm. Mal sehen, wie wir das therapieren.
Gestern mit Aufräumen angefangen. Sisyphos wie immer. Demnächst dann mit der Steuer anfangen. Birgit hat viel zu tun. Ich eigentlich auch.

24.4.01
Heute der Hinsehiasl, 50 peepl, ganz schön stressig. Da müssen zwei Löpfel Honig herhalten.

Ich kann das nicht mehr so ab. Anders. Immer nur den Knecht, untergeordnet. Das macht mich fertig. Und dann dies und jenes, Stress und Herz, ich fühl den Schmerz. Jetzt gehe ich ganz ruhig abspülen und aufräumen. Da quatscht mir wenigstens keiner dazwischen.
Brief an Jürgen, übers Globales und sein Ding.

6.5.01
Basissta, langsam meine Ruhe. Die grausamen Geschichten von Villier de L'Isle-Adam.
Liest sich gut. Erinnert mich an Schwob. Geschichten mit dem faden Ausgang.
Darüber denke ich schon lange nach. Hatte eine Zeitlang Schaffenslähmung. Hängt wahrscheinlich mit der Nichtausstellung im Turm 2 zusammen. Ist ja noch nicht ganz gestorben. Am 18.5. ist Eröffnung. Da will ich noch mal sehen, Otto K. Döll hat uns eingeladen. Bin mal gespannt. Vielleicht gibt's irgendwo eine Erfrischung.
Morgen noch mal zu den Futuristen. VG2L.


Datum: 6.5.01
Wetter: wolkig, trocken
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 104 
Gym: no

Bemerkenswertes: Heute Morgen Marathon in der Stadt und bei mir.
Künstlergespräch mit Dr. Karl Lehmann-Dottore. Redet viel und ½ Stunde weiter zur Galerie Borkowski. Konstruktivist. Anregung für die Poetze.
Mit der 6 in die Stadt zum Aegi. Gerhard Bogatzki. Radziwill-Verschnitt. Ins Kestner Museaum und GeaEchtet. Porzellan Fürstenberg und Meissen.
Landesmuseaum-Galerie nahezu gründlich. Sprengel-Museum Futuristen und den Rest. Ganz schön viel. Marathon ...

Datum: 15.5.01
Wetter: Wolkig, schön, Sonne
Blutdruck: später
Zucker: später
Gewicht: huvieh
Gym: no

Bemerkenswertes:
Mir geht das alles zu langsam. Bis ich mich durchgewühlt habe, ist es zu spät. Jeden Tag fange ich neu an, weil ich auch den Anspruch habe, immer perfekter zu malen. Technisch und vor allem in der Komposition. Alles scheiße.
Ich weiß, Cezanne, Pissaro und viele waren erfolglos. Also muß man weitermachen bis zum Ende.
Heute Bilder gesehen. Das Ende einer Potz-Zeichnung ist der Anfang eines Artikels oder Gedichts. Es zieht sich wie eine Schnur durchs Bild. VdA trifft mich im Innersten. Die Art, wie er Probleme angeht, entspricht mir selber.

20.5.01
Birgit hatte sehr viel zu tun. Lots of lots .
Am Freitag zur Eröffnung im Turm 2, Wicke. Die Malerei war wirklich schlimm.
Bühnenplamperei ganz unten. Prof. Weißgerber getroffen, innerlich noch jung, steht ihm der Professor im Wege. Staatsekretär im Landwirtschaftministerium und seine Alte. Melissa und die Blonde vom Telefon. Horst Wagner. Ich muß an die Steuer gehen.
Ich gehe jetzt schlafen.

21.5.01
Alles Potz,
pass auf, daß du nicht abgleitest in den Plitsch.
Sonst war alles für den Platsch.
Bist du plitschig im Kopf
sei nicht potzig
tröste dich beim
Platsch.


Ich wußte es ja immer. Der Handel ist die Hure, der Künstler der Zuhälter. Diese Erkenntnis macht mich frei, denn jetzt brauche ich keine Rücksicht mehr zu nehmen auf Konvention und Umsätze. Irgendwo im Hintergrund lauert die Erinnerung an die Rückversicherung. Aber auch der Sprung mit dem geflügelten Pferd über den Graben der Selbstdarstellung. Oh, dass man selbst in der Freiheit keine Freiheit finden kann, weil die Selbstsucht dem im Wege steht. Am besten Wind und Wolke ohne Verzicht auf Stopfleber und Völlerei. Der Widerspruch in sich. Das ist's, was den Menschen ausmacht, der Widerspruch in sich. die Frage an sich. Das Sein.

Aber wo bleibt die Scheiße. Hat ein Philisoph jemals das Lob der Scheiße geschrieben?
Die Torheit ist easy, die Frage ist, wie man überlebt in dieser Welt, wo die Menschen ekeldurchschaubar sind. Und es läßt sich keine Zeit zur Durchdenkung des Seins. Die Frau, die Familie, das alles hindert mich, zu Ende zu denken. Und wenn es denn so sei, hast du's durchdacht, kommst du zu neuen Ufern. Da bist du jung und weil du weißt, es wird immer so sein, wirst du bald ans Ende der Fragen kommen und du fragst immer weiter, wie mache fragen, was es sei, Mensch zu sein.
Zum Ende endlich willst Du alleine sein und nachdenken übers Sein und so. Und was ist?
Nichts, es ist alles vergeblich. Da stehst du nun, du armer Tor, und bist so klug als wie zuvor.

22.5.01
War nicht gut drauf. Schmerzen und Depression. Im Garten gearbeitet. Daher die Schmerzen.
Es geht alles nicht weiter. Ich habe so viele Ideen und Möglichkeiten. Aber wie bei Ladehemmung sitze ich vor der Arbeit und die glotzt mich an, hypnotisiert mich und lähmt mich. Es ist wie mit der Diät. 4 Wochen geht es gut. Konsequent und dann das Abgleiten in die Willenlosigkeit.
Ich bin mir selber gram. Gehe früh schlafen und will nicht aus dem Bett. Wenn ich doch die Kohle hätte und so lange in Quarantäne gehe, bis ich auf 80 bin.
 
Gute Idee: Wenn Du schreibst, dann mußt Du ein Bild vor dir hinlegen und dann kannst Du Dias bearbeiten, auf Folie und in einen Lichtkasten.

23.5.01
Gerda Katzenbergers 80ster Geburtstag.
Ich mag sie eigentlich ganz gerne, wie auch ihn. Aber beide sind mit Vorbehalt zu genießen. Er war ein altes Schlitzohr, das nur an sich dachte. Aber die letzten Male, als wir dort waren, hat er mir zugehört.
Er war ein ganz Großer, wenn es darum ging, sich selbst ins richtige Licht zu stellen. Dem mußte sich alles unterordnen. Als er keine Bühne mehr hatte – den Adler – wurde es still um ihn. Die wenigen, die ihn noch ernst nahmen, kamen zu seinem Geburtstag. Arne hielt's mit Rudel wie mit seiner Tante. Die bringt nichts mehr. Abgeschrieben.

So geht's im Leben. Kaufst Du nicht mehr, kennt dich keiner. Ist ja auch ok.
Dass ich alter Stiesel das so spät gemerkt habe – aber ich kann damit leben.
Gerda Katzenberger lebt nur die Erinnerung an ihn. Er war der Inhalt, die große Begegnung. Sie selber spielt ein Spielchen. Jeden gegen jeden ausspielen, damit man alle um sich hat, bis man stirbt. Das sind zwei Schicksale, was der eine zu viel hatte, hatte der andere zu wenig.
Es glich sich im Alter an, und zum Schluß wird es gehörigen Ärger mit der Erbschaft geben. Ich lach mich kapott, Hihihihihihihihihihihi.
Am 24. nach Rastatt gefahren, früh schlafen gegangen. Am 25. Geburtstag, den ganzen Tag Gäste, Essen beim Charly. Am 26.5. abends im Panorama, am 27.5. zurück.

Datum: 31.5.01
Wetter: Klawitter
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 105 
Gym: nonononon

Bemerkenswertes: dolle Aua im linken Pfötchen.
Ich habe mir ein Buch bestellt, wie der Geist in die Materie kommt. Ich bin mal gespannt. Von Colin McGinn.

1.6.01
Pfötchenweh, trotzdem in die China-Ausstellung, zu HZ, zu Artfarb, zu Zierrat, zu Che mary Luise, zu Käse Jäck. Zurück nach Hause, abgewaschen, Essen bereitet, Aquarellkasten fertig gemacht. Steuer bearbeitet. Maschine ausräumen und essen. Für meinen Löffel habe ich etwas Käse gekauft und Gurkensalat gemacht. Hoffentlich gibt´s kein Theater. Jetzt noch ein bißchen arbeiten, etwas trinken und dann ins Bett mit Knochentiger, damit ich schlafen kann. Der ganze Balg tut mir weh.

2.6.01
Heute morgen ging's mit gut mit dem Fuß, im Laufe des Tages verschlechterte es sich, und jetzt habe ich einen Fuß wie damals auf dem Schiff.

Das Manopotz.
Es ist nicht so, daß es mir zu langwierig ist, Dinge zu malen, wie sie sind. Ich sehe die Welt anders. Ich will sie so sehen, wie ich sie male, weil mir sonst alles unerträglich ist. Deshalb hat mich auch Klee so fasziniert, schon mit 20. Er sah die Welt so, wie er sie sich vorstellte. Die Münter, Kirchner, aber auch Bernhard Schulz mit seinen feinen Gespinsten. Irgendwann kam ich auf die Pötze, bevor ich sie so nannte. Ich träume von einem Programm, daß die Pötze 3-D-Bewegungen machen. Aber es bleibt ja immer meine Welt. Wer soll so etwas verstehen. Meine skurrilen Bilder, wer will sie schon? Ein, zwei Bekannte, die sie sich wünschen, weil sie mich kennen und wissen, was für ein erfindungsreicher Mensch ich bin. Aber darum geht es nicht.

Es ist eine Schöpfung wie beim Urknall, oder was das auch immer ist. Es ist, etwas ins Leben zu heben, zu bringen und ihm ein Eigenleben zuzubilligen. Pötze sind wie Kinder. Wenn sie erwachsen werden, sollen sie machen. Ich selber habe keine Zeit, um mich darum zu kümmern, weil ich neue mache. Irgendwann werden es immer weniger Pötze, weil ich sterbe. Aber da kommt aus dem Universum des Geistes anderes. Was es auch immer ist, Baselitz oder Schremp, die komplexe Verflechtung wird alles überdauern, auch die Entropie. Aus mir kommt nichts Philisophisches, ich habe mit meinen räumlichen und zeitlichen Aspekten genug zu tun. Dabei lese ich gerne Fichte, Kant, Hegel, Adorno, Horkheimer und wen auch immer. Es erstaunt mich, was die Geister alles hervorbringen.

Aber Rimbaud, Ducasse, Baudelaire, Schwob, Villier de L'Isle d'Adam, de Nerval – die mit dem Tentakel fürs Unwahrscheinliche, das ist der wahre Lottogewinn.
Gedichte und Epigramme und alles reinpacken.
Die 68er und Ezra Pound, denen man vergeben sollte. Es waren Aufmüpfige gegen die Obrigkeit. Aber wer bestimmt, was die richtige Seite ist, auf der man zu stehen hat? Die Tatsache, daß es in jeder Lebenslage, jeder Regierungsform, Diktatur usw. immer Menschen gab, die für ihre persönliche Freiheit kämpften und die bereit waren, das höchstmögliche Risiko einzugehen, macht mich dankbar.

4.6.01
Die Steuer ist fertig, nur noch zusammenstellen und abgeben. Dieses Jahr werde ich aber früher anfangen, damit ich das auch früher abgeben kann. Wenn das alles fertig ist, werde ich wieder anfangen abzunehmen und mehr malen. Dann muß ich mich um Ausstellungen kümmern, damit aus meinem Hobby keine Liebhaberei wird. Und ich muß für nächstes Jahr arbeiten, damit da was daraus wird.

6.6.01
Dabei ist es so leicht, sich einfach hinsetzen und malen. No Alkh, no pood, no food, und schon geht es.
Gehe schlafen, der Gichtanfall hat mich ganz schön geschlaucht.

10.6.01
Am Sonntag zur Eröffnung im Kubus, Niko Ludwig, Zerull, Hans im Glück Mannhart, Wichering, Kurt, Lück, Salder, na,j a. Frau Rodermund und Dworog getroffen.
Nach Hause. Heute Garage angefangen, Garten angefangen. Aber immer wieder Regen. Dann mach ich halt in der Garage weiter.
Mit dem Kochbuch geht's weiter. Ich will der Marlou Götz eins schenken. Vielleicht bekomme ich Papier. Obwohl, wenn ich das alles noch verarbeite, was ich hier habe, habe ich viel und lang zu tun. Ich will noch ein bißchen arbeiten, und dann gehe ich ins Bett. Ich bin zu fett und lebe zu gut und arbeite zu wenig und und und.

Ich weiß auch gar nicht, warum ich dieses Tagebuch schreibe und für wen. Aber ich habe gerade im Fernsehen einen Film über einen Bildhauer gesehen. Die haben es ja wirklich schwer. Erstens ist die Arbeit schwer, und dann müssen sie auch noch verkaufen. Kompromisse und so weiter. Ich hab's doch gut, ich kann machen, was ich will, mir macht keiner Vorschriften.

13.6.01
Eigentlich geht's mir gut. Und was soll dieser ganze Rummel um das Berühmtsein.
Natürlich gibt es mit einigem Glück Kohle. Die könnte ich dann wenigstens sinnvoll verbraten. Ich habe eine tolle Frau, gutes Essen, reise viel und kann mich z. B. abends an meinen Computer setzen und Tagebuch schreiben. Ich muß nichts machen. Ich habe Musik, Kunst, schreiben kann ich auch, was will ich mehr.

14.6.01
Heute Birgit ein wenig geholfen, nachmittags bei Leo und Christa, mit Klenke und dem Japaner gequatscht. Um 18 Uhr 30 zur Eröffnung Allbank, alles ganz schön gschleckt.
Das Beste waren die Rahmen. Von dort zur Galerie 13. Sophie Roub-Soubiroud ganz nett, das Beste war die Rede vom Stoeber. Gute Ideen. Vor allem Rosebud – Citizen Cane. Mehrere gute Beispiele. Danach ausgelutscht, gezappt und ins Bett.

17.6.01
Reflektion und Bewußtsein. Da, in dieser Richtung liegt die Lösung.
Walter Reinhardt Tagebücher 16.06.2001
21.6.01
Heute bei Rolf mäßiger Champagner. Doch ganz gut.
Abends bei Richard Strauss „Elektra“. Keine eindeutige Tendenz von Dur, Moll, übermäßig. Ich hatte den Eindruck von mühsam an dem diatonischen Gesetz orientierten Clustern. Für die Schauspieler eine Strapaze. Und für den Zuhörer anstrengend. Das Bühnenbild war labyrinthig wie bei Escher, Piranesi, und ich habe einen Haufen Bilder gesehen und ich weiß nicht, ob ich sie mir merken kann. 
Morgen fahren wir nach Bonn und dann nach Münster am Stein zu Marlou Goetz.

22.6.01
Am Freitag in Richtung Bonn und nach Staus und sonstigen Hindernissen die Hockney-Ausstellung gesehen. Hockney hat besondere Filter vor seinen Augen.
Sie lassen ihn alles in grellen Farben sehen, und in den alltäglichen Sujets eine Auswahl vornehmen, daß ein Teil der Swimmingpoolbilder erotisch sind, obwohl sie sehr kühl sind. Sein Blick ist kühl, und irgendwo lauert im Hintergrund mathematisches Kalkül. Seine Blumen sind irgendwo Raketen, die seine Emotionen in den blauen Himmel schießen und dort einige blasse Schweife hinterlassen.
Außerdem Jürgen Klauke, Fotograf. Es sind eigentlich seine Formate, die ihn zu dem machen, was er ist. Schmal mal hoch. Es sind Formate, die einem Bild entnommen sind.
Ich muß mir das merken. Es ist das Material, aus dem Tryptichen gemacht werden. Das müßte man in einem Bild machen können.

Danach auf dem Markt in Bonn gewesen. Es war sehr lustig. Alles alternative Nahrungsmittelhersteller. Käse, Essig, Öl, Senf, Wein, Gewürze. Salate. Auch J. M. Doumain war präsent.

23.6.01
Am anderen Tag Seminare. Spätburgunder war gut. Parmesan und Essig schwach, kein Dozent für Käse, der Essig war Ersatz. Olivenöl war o.k.

24.6.01.
Ausschlafen. Münster in Sinzig, Italiener mit Spaghetti mit Pfifferlingen und selbst gebackenen Brötchen. Um 16 Uhr Blütenkurs mit Gisela Koch und J. M. Doumain.
Sehr interessant. Blütenöl und Johanniskraut.

25.6.01
Marlou Goetz abends im Gütchen.
Am anderen Tag Marlou, Crusius, Neuss und nach Hause.

Datum: 3.7.01
Wetter: vereinzelt Wolken, sonst blauer Himmel
Blutdruck: 156/73/68
Zucker: 153
Gewicht: 105 
Gym:  ja

Bemerkenswertes: Heute in Salzhemmendorf, das tut meinem Körper sehr gut.
Gestern war Geburtstagsnachfeier bei uns. Hufi, Heike, Frau Frank, Gerda, Pinis, Uwe und Doris, Birgit und ich. Uwe sprach nur über sich und seine Erfolge. Ich saß still in der Ecke und beobachtete. Uwes Beruf ist sein Hobby. Er ist sehr ernsthaft. Er lacht wenig, und dann nicht herzlich. Er lacht nur über andere, oder wenn er sie übervorteilt hat. Und so zieht er einen ganzen Abend auf sein Niveau.
Ich fühle mich nicht wohl dabei.

Datum: 8.7.01
Wetter: Regen
Blutdruck: 149/72/69
Zucker: 145
Gewicht: 105 
Gym: ja

Bemerkenswertes: Ausstellung Aborigines, Der Kosmos, Der Potz.
Man kann geteilter Meinung sein über das Glück der Aborigines, Indianer oder sonstwen.
Unbestreitbar ist, daß sie einen Angelpunkt haben, vom dem aus sie die Welt beschreiben und verstehen können. Sie beschreiben in ihren Bildern Dinge, so wie sie sie sehen und wie sie diese Welt begreifen.
Ihre Gabe, z. B. Diver Ducks in Formation mit dem Blick nach oben abzubilden, da steht eine Kosmologie dahinter, die können mit einem Stein reden und der erbarmt sich wenigstens.
Die Einheit von Titel und Aussage.

Peter Winter und Ludwig Zerull getroffen bei Leo Richter. Invetro – diese eine Tante, die so mandalaartig malt, aus Karlsruhe. „Mögen Sie Gerhard Richter? Also ich finde ihn langweilig.“ Das sind so Statements, die ich für mich ausklammere. Ich erzähle lieber über Maler, die ich mag. Zum Böcklin z. B. geht man nicht. Ich will ihn aber sehen.

Datum: 11.7.01
Wetter: bewölkt, bis Sonnenschein
Blutdruck: 136/62/62
Zucker: 145
Gewicht: so 105+ 
Gym: Pilzjagdgym.

Bemerkenswertes: Picknick in Celle. Vorher hat Birgit 1,5   Pfifferlinge erster Qualität gesammelt. Ich selber vielleicht 100 Gramm. Die schmecken ganz anders. Mit zunehmenden Alter werden sie bitter.
Außer wenn man sie selber sammelt oder einem Sammler abkauft, sind alle Pfifferlinge  bitter, weil zu alt.

Heute über die Aktiven und die Letscherten nachgedacht.
Wenn jetzt die Designerbabys kommen, ist es vorbei mit den Chaoten. Es wird dann nichts Ungefähres mehr geben, nur Gleichförmigkeit auf höchstem Niveau. Ob's das bringt ?
Sie werden nach der Seele suchen und finden die Neurochemie. Sie werden sich verlieben, gegen ihren Willen, denn jeder von uns, auch sie, werden alogisch, wenn's um Pheromone und deren Rückkopplungen geht.
Am Ende fallen sie dem Alleinseligmachenden in den Schoß, wohl wissend, daß da nichts ist als ein Kadaver, wenn man stirbt.

Über allen Gerüchen wehet ein Hauch von Vergänglichkeit.

Eines Tages wird es eine Musik geben, die meinen Geschmack verstärkt.
Wohnungen, die mit Gerüchen bestäubt sind, die einen ruhig werden lassen, ohne daß man in Lethargie fällt.

Und irgendwann ist alles zu Ende gedacht, da wird es die Droge geben, die einem alles scheißegal macht.


Datum: 13.7.01
Wetter: Regen, bedeckt
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 105 
Gym: no

Bemerkenswertes: Heute Kalbsbries mit Nudeln und Pfifferlingen. Dazu ein Neues-Portugieser. Sehr gut.

Die Vermarktung der Pötze. Mediagerecht. Und vor allem die Thematik!
Im Mittelalter hatten die Künstler kein Problem mit der Thematik. Die war vorgegeben, und innerhalb dieses Rahmens war die Freiheit groß. Die Themen und Figuren hatten Ecken und Kanten, und die Überzeugung wurde glaubhaft dargestellt. Heute hat man andere Themen.

18.7.01
Der Urlaub rückt immer näher. Am Freitag  kommt Stsk. Uwe Reinhardt, Winnie und Hufenbachs.
Ich habe eine schöpferische Pause hinter mir.

20.7.01
Der Besuch war da, es war harmoknirsch.
Gestern in Soltau, Sodlovskaja, Spielzeugmuseum, Pilze und nach Hause.
Heute in Göttingen bei Alexander Baier. Er ist überkreuz mit Peter Jürgen S. und der gesamten Verwaltung von Hannover und Lebenstedt. Er kann froh sein, daß er in Pirmasens lebt.

Ich hab eine Menge Potzideen und ich muß sie verwirklichen. Das wird noch ein Haufen Arbeit.
Potz als Tryptichon mit eigener Heilsgeschichte.  Beginnt mit Jesus, der es ja gut meinte.
Versuchte die alten Rituale zu zerbrechen, existenziell die Welt zu begreifen.   
Keine täglichen Übungen, aber Gedichte.
Zu leben, wie Gott es will.
Wer im Weg ist, wird ausgelöscht. Mission, anderen zeigen, wo's längs geht.
Mohammed, Christus, wollten den Menschen nur Gutes. Hätten sie ihren Gott nur gute Menschen machen lassen! So aber wurden sie von Menschen vereinnahmt, die Rituale brauchen, um mit anderen im Status quo leben zu können.

Pablo, du naiver,
du hirnverbrannter Idiot,
hättest du die Kalligraphie der Araber und Chinesen gekannt, du hättest nie die Taube gemalt, die den Frieden bringen sollte.

P. S.    manches macht man 
            was niemand frommt
            und doch allen
            zugeeignet.    

Datum: 3.8.01
Wetter: Cockteaser, no Regen, zum Kotzen
Blutdruck: no
Zucker: more
Gewicht: blus
Gym: no

Bemerkenswertes: Alles ist bemerkenswert.
Jede Rose ist anders,
jedes Blatt anders.
In dieser Flut von Wichtigem die persönliche Message herauszufiltern,
man sieht in jedem Stein die ganze Welt
und ist empört,
wenn,
nach ein bisken Ficken
das ganze ZNS feuert
und hehre Gedanken
ein mäßiges Schwappen
bewirken.

Hehres wichst mich an
und zwischen all dem
soll Gott sein
oder die Seele.
na ja
oder
pfschtzuntrzmopf

So müsste man jeden Tag drauf sein
und dieses Leben um einen herum, dieses Universum ...

Ich glaube, der Mensch ist seinen eigenen Erkenntnissen unterlegen.
Er denkt über seine Verhältnisse. Seine Sinnesorgane sind für eine erfahrbare Welt gemacht, für eine Welt, in der alles dem Überleben dient.

The global fuck, für Spekulanten,
twenty-four hours watching for the spirit of money,
Und der Profit
ersetzt die Seele
Und die Seele
wird ein Display,
auf dem steht:
Coitus interruptus,
die unterbrochene Schöpfung.
Die Geburt des Bewusstseins.
Denken aber
ist die halbseitige Lähmung
des Urknalls.
Die einheitliche Theorie
das Summum bonum
Da mußte selber das Ganze sein 

Datum: 5.8.01
Wetter: zum richtigen Zeitpunkt Sonne oder Regen, man muß es nur früh genug beantragen. 
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 105 
Gym: yeah

Bemerkenswertes: Heute Picknick mit Grüners. Hat sehr gut geklappt. Birgit hat das alles im Griff.
Ich selber?
Bin düpiert, wie auch immer, vielleicht bin ich der Square, der viereckige, der über alles mosert, dem alles auf den Wecker geht. Dieses Leben beirrt mich, selbst wenn ich mich gehen lasse, verkrieche ich mich in der Masse.

Am besten am Kröpcke
wo ich beobachten kann
ohne daß mich einer kennt,
erkennt.
Der kleine Arsch
die Titten
machen mich an
aber das ist mir alles zu anstrengend.

Und so sitze ich zu Hause und lasse mir noch nicht einmal die Möglichkeit der Spekulation.
Oder diese heimliche Spannung zwischen der Polizei und den Leuten.
Die Leute sind unterschwellig aggressiv. Die Polizei, der Missionar im Kampfanzug.
Mir ist keiner lieber, sollen sie sich doch die Köpfe einschlagen, ich will in Ruhe meine Träume spinnen.

Datum: 7. August 01
Wetter: Regen, 14–20°
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 105 
Gym: jein

Bemerkenswertes: Champagner bei Aldi mit Blumen. Dufte. Gute Ware.
Heute aufgeräumt. Demnächst werde ich wieder aufträumen. Die Ordnung soll meine Gedanken in einen Schuh zwingen, den ich anziehen soll.
Es ist soviel drin in diesem Schuh, daß er mich torkeln lässt, aber barfuss kann ich auch nicht mehr laufen.

Ich kann nichts rausschmeißen,
weil ich es irgendwann brauche.
Es ist schön, immer alles parat zu haben.
Das hält mich auf Trab.
Und dann schaut mich alles an,
bilde ich mir ein
bin wie gelähmt
dabei ist es so einfach.
Tun für die Neugier,
machen und weglegen, Neues weglegen.
Was damit geschieht?
schon der Gedanke macht mich lachen.
Morgen werde ich wieder aufräumen
und malen.
Die Freiheit, alles zu mögen, was mir gefällt. Ich möchte mich nicht nach Moden richten, nach Trends schielen. Mir ist das alles suspekt. Ich bin Macher, da nehme ich alle Einflüsse auf, die mir nutzen. Natürlich finde ich dieses Unterfangen von Ars Terra schon ein bißchen kindisch. Na ja, es passiert was.
Und Gitarre spielen.


Datum: 8.8.01
Wetter: durchwachsen
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 105 
Gym: yeah

Bemerkenswertes: Champagner in den letzten Zügen,
sehr müde, sehr erschöpft.

Rollenbilder
meine Unbeständigkeit fordert immer Neues
Die ultimative Droge
Suche nach den Ursprüngen des Denkens
Das Abtasten der Grenzen
Wie weit kann man gehen, ohne sich zu verlieren?
Wie ist es im Strudel des Ungefähren
ohne Halt
Gedankenfetzen
blaue Schlieren
Unschärfe,
das Doppelpendel
bietet mir eine kurzfristige Bleibe
weiter und weiter
Dann landet man
im Bett
frommt seiner Notdurft
und träumt den Morgen entgegen.

Die Haut ein kaltes Gebirge
Ich schaue hinein
da ist nichts
alles ein Geruch
von Gras, Blüten,
faulen Wassern
umfangen
von unruhigem Schlaf

solche Träume sind strafbar


Datum: 19.8.01
Wetter: Heiter bis wolkig, viel Sonne, sehr warm
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 105 
Gym: en poe

Bemerkenswertes: Was ist das eigentlich, etwas Bemerkenswertes. Etwas Besonderes. Dabei ist jeder Tag etwas Besonderes, und Bemerkenswertes habe ich außer meiner Frau wenig um mich. Die kann wenigstens kochen.

Am Mittwoch mit der Tante im Wichmann ihren Geburtstag gefeiert. Es war sehr schön. Die Leute na ja, Hauptthema waren Erika und Erhard. Das sind sie gar nicht wert. Rudi hat sie in Schutz genommen. Rudi ist auch nicht ohne Fehl. Ich selber auch nicht, niemand hat eine saubere Weste, aber man sollte wenigstens seine eigenen Flecken sehen können.

Ich will aus diesen Tagebüchern ein Buch machen. Von vorne anfangen zu sehen. Mit dem Brunnen fängt es an, und mit allem um mich herum geht es weiter. Und zu jedem Tagebuchblatt eine Zeichnung. Dabei ist es so schön, ohne Verpflichtung weiterzugehen, bis es nichts mehr zum Gehen gibt. Irgendwie ist das auch die Suche nach der verlorenen Zeit. Es ist alles.
Es sind Städte,  Begegnungen, der Morgen mit der Zeitung, die Zeit in der Stadt, in Bemerode, überall, ich denke über alles nach und bekomme den Anfang dieses Fadens nicht. Aber vielleicht ist das, diese tägliche Übung, mein Mythos. Die Grundlage des Seins. Ich sollte mich frei machen von all diesen bürgerlichen Beschränkungen. Ich sollte einbringen, was mich bewegt, in den Worten, die ich finde. Kultureller Smog über die Schönheit des Geistes und das Elend der Drüsen auf der Suche nach der verlorenen Zeit –

Datum: 4.10.01
Wetter: wolkig, trocken
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: no
Gym: jeah

Bemerkenswertes: Diät angefangen, Zwetschgen geerntet und Atelier aufgeräumt.

Am Dienstag von der sehr schönen Reise nach Italien zurüc ekommen. Über die Schweiz, Engelberg nach Rastatt. Am anderen Morgen nach Bad Münster am Stein, zur Marlou Götz. Und von dort nach Hause. Unterwegs noch Stau. Aber abends saßen wir am Tisch und haben erst einmal was gegessen. Den Wagen ausgeräumt, dann schlafen. Am Mittwoch eingeräumt und abends mit Gerda bei Albert Engelke. War ganz gut. Heute habe ich mit der Diät angefangen. Und ich will es diesmal durchhalten bis kurz vor Weihnachten Dann will ich endlich wieder ein Uhu, Uhneu oder so sein.

6.10.01
Ich fange mit der Speisenkarte für Herbert-PAN-Janke an. Das wird noch Arbeit.
Diät läuft gut. Ich bin müde und schlaff. Na ja, nach dem Büfett und dem Geburtstag werde ich ein paar Tage durchschlafen. Heilschschlaff.

7.10.01
Heute Nachmittag, Afgahnistan, klein fängt man an. Speisenkarte für Janke. Arbeit. Müde, kaputt. Von nichts. Heike Champagner abgestrapst.

9.10.01
Immer noch Speisenkarte, aber bald fertig. Heute beim Einkaufen Amman getroffen.
Hat Hüfte – Schmerz – Operation. Mittwoch und Donnerstag noch, und dann wird's etwas ruhiger.

10.10.01
Ich überlege noch immer. Die Mikrogramme von Robert Walser. So viel und wie soll ich das umsetzen. Das Problem liegt immer im Zuviel und im Nicht-Entscheiden-Können.
Die Städte, die ich betrat. San Francisco, Panama City, Cristobal Colombo, Bombay, Alexandria, Tanger, Athen, Kalkutta.
Aufräumen, arbeiten.
Buch of tunes und changes.
 
15.10.01
Informationsasymmetrie. Büfett von Janke gut gelaufen. War aber harte Arbeit für alle.
Aufräumen umräumen und vorbereiten auf den Geburtstag. Danach vorbereiten für den Computer-Kurs 2.

Datum: 28.10.01.
Wetter: wechselhaft. Gestern Regen, heute bedeckt – Herbst
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 104 
Gym: jein

Bemerkenswertes: Freitag 19.10.01 Geburtstag, Hufi, Janke usw. war ganz nett

Sonntag, 21.10.01
Mittags feiern, Fritze, Bantam, Bocki, Ulrike, Bremer, Wallat, Werner Eggers, Gerda, Frau Frank, Hufi machte Crèpes, Eisele, Frau Pini, Rolf und Heike, Roger und Claudia, usw. War lustig.

Dienstag  23.10.01.
Eingeladen bei Inge-Rose, lauter Frauen bis auf den Bildtypen und Hirsemenzel.

Donnerstag  25.10.01
Eingeladen bei Zörnig-Ullrich. Das war sehr dufte. Die Wohnung ein Wahnsinn.

Freitag, den 26.10.01
Eingeladen bei Winfried Wallat. Durchwachsen. Nette Leute und so ...

Sonntag, 28.10.01.
Zur Ausstellung in Osterwyck. Hans Mannhart stellte seine Pilzbilder aus.
Vorher bei Bockwoldts in Hessen zum Kaffeetrinken.

29.10.01
Der Krieg in Afghanistan dauert lange und wird gefährlich für den Weltfrieden. Wenn das so weitergeht, wird daraus ein Weltkrieg. Entsetzlicher Gedanke.
Ich les jetzt noch ein bißchen und gehe dann ins Bett.

Datum: 1.11.01
Wetter: Regen, böig
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 104 
Gym: no

Bemerkenswertes: Weiter abnehmen. Man muß nur so weit sein, dann ist es ganz leicht.
Wie mit Kaufen. Irgendwann hat man genug von allem. Dann sitzt man vor dem Bildschirm und fragt sich, warum kaufe ich Bücher?
Ist es, der Sache auf den Grund zu gehen? Es ist alles, und doch dauert es lange, bis man begriffen hat: Dieses elende Gefühl, nie anzukommen.

2.11.01
Was ist das eigentlich, was einen immer vorantreibt.
Tun – Lernen als Selbstzweck. Irgendwie ist einem viel abhanden gekommen. Still dasitzen, alles in sich aufnehmen, unbehaust werden.

4.11.01
Gestern und heute Excel-Kurs.
Kaufe mir einen neuen, was mache ich mit dem alten? Und der Software? Zum Kotzen – Konsum.

8.11.01
Gestern waren Rolf und Heike da und haben die Küche gestrichen. Abends gefetet und nicht zu knapp. War aber schön. Bin heute kaputt. War mit Löffel in der Stadt. Konnte bei drei Büchern nicht widerstehen. Dabei habe ich so viel. Ich muß das reduzieren.

10.11.01
Birgit gestern in Richtung Krefeld. Ich zum Corell. War sehr interessant und ich habe viel dazugelernt. Ich muß das aber jetzt auch anwenden, damit es mir nicht so geht wie dem Perser neben mir. Ich muß diese Woche richtig ran, damit ich am Wochenende fit bin. Morgen evtl. Computer kaufen. Gottesurteil für die Gitarre.
Mal sehen, wie es wird.

12.11.01Walter Reinhardt Tagebücher 27.11.2001

Ich habe meine Gedichte geschichtet
wie ein Sandwich.
welch üble Kost.
Ich habe sie mit Spott gewürzt
meine Sentiments kross gebraten
auf schlaffes Blabla gebettet.
und zusammengeklatscht
mit viel Mühe.

Dann habe ich sie vakuumgezogen
und in die Truhe gelegt
damit sie nicht verschimmeln.


Die Eintragungen werden im Jahr 2007 fortgesetzt – die Daten dazwischen sind offenbar einem Computercrash zum Opfer gefallen.

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