2007 - 2011

Die Computeraufzeichnungen aus den Jahren 2001–2007 werden durch einen Crash vernichtet, erst ab dem 30. August 2007 sind erst wieder Eintragungen erhalten – vielleicht ein Glück für ihn, wie Reinhardt meint. Im Jahr 2007 wird der Wintergarten als Atelier ausgebaut, in dem er studiert und arbeitet. Im April 2008 glaubt er zu erkennen: „Das einzige, wo ich noch was werden kann, ist die Malerei.“ Er malt und arbeitet also weiter künstlerisch, besucht Ausstellungen und Museen, das Musikmachen ist nur am Rande ein Thema. Er reist im April 2008 nach Wien, im Oktober nach Paris.
Im September 2009 berichtet Reinhardt nach einer längeren Zeit ohne Einträge davon, dass er mit Birgit ihre Mutter, die mittlerweile unter Demenz leidet, nach Hamburg in ein Heim gebracht hat. Sie tyrannisiert die beiden mit täglichen, oft zornerfüllten Anrufen. Im Juni 2010 fahren die Reinhardts nach Bad Pyrmont zur Kur. Wenig später wird bei Walter ein Blasentumor entdeckt. Er wird im August 2010 operiert, das Verheilen der Wunde zieht sich hin. Reinhardt fühlt sich oft müde. Im November geht es auf eine Reise nach Wien, bei der sich ein Kunstbesuch an den anderen reiht, natürlich wird auch die kulinarische Erkundung der Stadt nicht vergessen. Im November wird er am Auge operiert (Star (welcher??)). Im Dezember folgt eine weitere OP. Doch seine Blutwerte sind und bleiben schlecht, Blutverlust macht ihm zu schaffen. Auch Epo und Eisenfusionen bringen nicht das gewünschte Ergebnis. Eine Magen- und eine Darmspiegelung bringen keine Erkenntnisse. Es geht ihm zunehmend schlechter, er bekommt eine Lungenentzündung, verbringt im Frühjahr 2011 fast 2 Monate im Krankenhaus. Am 6. Juni wird er erneut operiert, anschließend folgt eine Chemotherapie. Am 5. September beginnt die Bestrahlung, wie er am 9. September bei seinem letzten Eintrag notiert. Reinhardt weiß, dass nur noch der Tod auf ihn wartet – „perspektivlos“, wie er schreibt.



Ich kann nur sagen, die Ausschüttung des heiligen Geistes oder Scheiße, Scheiße, Scheiße.

Datum: 30. August 2007
Wetter: morgens schön, abends Regen
Blutdruck: 134/81/80
Zucker: 112
Gewicht: 99,99 kg
Gym: heute nicht

Bemerkenswertes: Jetzt geht’s mit dem Wintergarten vorwärts. Nächte Woche wird gemalert, anschließend gefliest und dann geht’s an den Umzug. Bis dahin muß ich alles abgebaut haben und alles aufgearbeitet. Die Einladungen müssen raus und zum Teil schon eingeräumt. Ende September geht’s nach Griechenland und anschließend der Geburtstag, Atelier fertigmachen und auf die Kündigung hinarbeiten.

Und jetzt kommt der Hammer, der Vertreter von Önal hat mir nach einem Computercrash die Partition D: Backup gelöscht. Alles futsch. Datenrettung hat mich Geld gekostet. Aber das Gute an der Geschichte: Ich muß wieder von vorne anfangen, und das ist evtl. mein Glück.
Ok.

Datum: 27. Oktober 2007
Wetter: kalt, trocken
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: no
Gym: no

Bemerkenswertes: Amador, Kindergeburtstag. Ideen aufschreiben, fortsetzen.
Atelier fertig einrichten.

Datum: 25. November 2007
Wetter: wechselhaft bei 3°
Blutdruck:
Zucker:
Gewicht: 99 kg
Gym: no

Bemerkenswertes: Fragen ausbauen! Gibt es universale Werte? Stiftet Religion Frieden? Soll man das Gute um jeden Preis wollen? Warum sprechen wir miteinander? Wer bin ich? Warum gibt es Tabus? Gibt es einen freien Willen?
Die Hirnforschung erklärt das Freudestrahlen des Lohnempfängers nach einer Extraprämie

Sind Interpretationen beweisbar? Bildet Sprache Wirklichkeit?
Warum und worüber lächelt die Mona Lisa? Warum ist Inzest ein Thema, das gerade die sogenannten Hochkulturen so fasziniert? Warum stört mich so vieles bei Neo Rauch?
Bilderrätsel. Rauch ist ein Schaufensterdekorateur.

Diese Sätze werden einige Male in identischer Fassung wiederholt.

Datum: 26. Dezember 2007
Wetter: 2°, bedeckt
Blutdruck: 130/69/75
Zucker: 161
Gewicht: 101 kg
Gym: no

Bemerkenswertes: Der Einfluss der Gastrokritik auf die Konsumenten ist augenscheinlich. Die Food-Autoren legen Wert darauf, den Lesern exotische Substanzen vorzustellen. Dabei geht es auch um gewagte Kombinationen. Die Beiträge bringen Überraschendes zusammen und erklären es dann zum Absolue.
Durch die vielen Kochbücher und die Flut von Rezepten in "essen und trinken" bis "Vogue" usw. wurde die einstige Hochküche demokratisiert. Und die Exotik macht aus dem Gourmet einen Fresstouristen, der immer wieder Neues haben will.
All das ist nicht nur positiv, sondern es werden Trends und Moden gemacht, die ihre Auswüchse im Fernsehen mit den Mälzers und Wieners feiern. Dabei spaltet sich das muntere Völkchen in Fürsprecher und Gegner z. B. der Stopfleber. Das Bresse-Huhn bekommt seine Mast die letzten 5 Wochen, bevor es geschlachtet wird. Die berühmten Bresse-Tauben werden flugunfähig gehalten, damit sich ja keine evtl. fester Muskelansatz in der Brust bildet. Von den Milchlämmern und den Milchkälbern wollen wir nicht reden, obwohl ich es selber nicht übers Herz bringen würde, so eine zarte Kreatur zu töten.
Es ist auch der Produktfetischismus, der den Konsumenten und auch die Köche nur bestimmte Produkte kaufen lässt, bei denen es auf den hohen Preis ankommt, um den stolzen Preis eines Menüs zu rechtfertigen oder gegenüber Gästen zu renommieren.


Datum: 30. Dezember 2007
Wetter: trüb
Blutdruck: 116/84/74 um 8.30 Uhr!
Zucker: 190 um 20.30
Gewicht: 102 kg
Gym: no

Bemerkenswertes: Morgen ist Silvester, und die Zeit der guten Vorsätze kommt. Ich habe in meinem neuen Atelier schon ein bisschen Ordnung gemacht, damit ich nicht überquelle am Anfang des Jahres. Große Hoffnung habe ich nicht, daß sich viel ändert im neuen Jahr. Obwohl man ja immer hofft.
Der Durchbruch in der Malerei. Der musikalische Knoten platzt. Wenn's denn so wäre, würd's mich freuen.
Und so fahre ich frohgemut nach Braudel, wo Gesinnungs- und Leidengenossen meiner harren. Hans, Klaus, Knut, Wolfgang und ich, alles Menschen, denen das Schicksal nicht gewogen ist.

Bis 1989 war die Bedrohung durch Ideologien identifizierbar. Die Bedrohung aus dem Osten war bekannt mit Gesichtern, Ämtern und Geheimdiensten.
Seither hat ein gründlicher Wandel stattgefunden. Die Bedrohung durch den Islam ist allgegenwärtig und anonym. Die Protagonisten sind zwar bekannt, aber dahinter steht eine fanatisierte Masse, die vor nichts zurückschreckt. Außerdem Ist es das Internet mit seinen Netzwerken, das eine umfassende Kommunikation mit allen und jeden erlaubt. Darin liegt eine große Gefahr verborgen.

Datum: Donnerstag, 3. Januar 2008
Wetter: kalt, bedeckt
Blutdruck: ganz gut
Zucker: 156
Gewicht: 101,5
Gym: no

Bemerkenswertes: Das Oblomov-Syndrom: Es ist mein ganz persönliches  Schicksal, diesem Syndrom aufgesessen und verfallen zu sein. Man braucht nichts mehr zu machen, man denkt alles und damit hat's sich's. Es ist funtastic, sich auszumalen, was man alles machen könnte. Oder man lebt sich in eine Geschichte hinein und hinterher, wenn man all diese Irrungen und Wirrungen hinter sich gebracht hat, schläft man beruhigt ein, um wieder neue Träume hervorzubringen, die man wiederum nicht in Prosa niederlegt, sondern einfach so sein lässt, wie im Traum. Hat man genügend Träume hervorgebracht? Man kann sie unterschiedlich titulieren, Rollenspiele usw., aber sie bleiben deshalb immer ein Stück dieser Realität. Warum sollte man sie verleugnen??
Wie viele unserer Spezies überleben nur in ihren Träumen? Die meisten bauen sich Kunstwelten auf, einfach gestrickt. Aber was macht ein Mensch, der nicht anders kann?? Ich habe mein langes Gedichtvorspiel wiedergefunden. Das ist sehr schön. Ich glaubte nicht mehr daran, daß ich es noch finde.


Datum: 21. Januar 2008
Wetter: trüb & regnerisch
Blutdruck:
Zucker:
Gewicht:
Gym:

Bemerkenswertes: Heute sind die Schwiegereltern umgezogen, d. H. sie ziehen um. Birgit ist seit 6 Uhr dreißig unterwegs und ich muß die Stellung halten.

Untersuchen, was mich so geprägt hat?


Datum: 8. März 2008
Wetter: der erste Frühlingstag
Blutdruck: morgens 111/60/82
Zucker:
Gewicht: 99 kg
Gym:

Bemerkenswertes: Sanspareil, das nordische Bomarzo. Ich habe so lange auf dem Computer gesucht, bis ich die Fotos wiedergefunden habe.

Man ist natürlich geneigt, nach einer gewissen Zeit, den Dingen eine größere Bedeutung zu geben, als sie sie direkt beim Erleben hatten. Vielleicht bin ich dem Mechanismus auf die Spur gekommen, der uns all die schlechten Zeiten in einem besseren Licht sehen lässt. Sei es, daß man milder gestimmt ist oder daß man sich nicht aufregen will über längst überlebte Dinge.
Wie dem auch sei, ich könnte dieses Sanspareil ausbauen zu einem untergründigen Theater, in dem Monster und Freaks ihren Platz haben und z.B. Pötze, aber auch Menschen. Fratzen in das Erdreich malen. Und ins Gemäuer, aus den Bäumen Geister machen und aus dem Gebüsch duckende Lebewesen, von denen man nicht weiß, ob sie friedlich oder aggressiv sind. Manches mal taucht im Halbschatten eine durchsichtige Domina auf.

Es ist schon merkwürdig, daß man erst später erkennt, was für ein gewaltiges Kunstwerk man gerade gesehen hat. Mir ist das mit Correggio so gegangen und mit vielen anderen. Irgendwann sieht man all die Putten und Engel im täglichen Gebrauch. Wie z. B. in dem Stoff von Versace, aber auch in den Abziehbildchen im Poesiealbum-Zeitalter.

Datum: 12. März 2008
Wetter: sehr stürmisch
Blutdruck:
Zucker:
Gewicht: 99 kg
Gym: no

Bemerkenswertes: Heut in Hamburg. Ausstellung "Lust und Schrecken – Die Versuchung des heiligen Antonius".
Max Ernst – da weiß man, wo der Fuchs herkommt.
Hieronymus Bosch, Jan Breughel, Félicien Rops,  Fantin-Latour, Corinth – sehr fleischig, Paolo Veronese – sehr dramatisch, Sebastiano Ricci schon verspielt mit Deko-Ruinen.
Anfänglich waren die Passion Christi und das Leben der heiligen die Inhalte. Später verflachte es
zum Dekor, um noch viel später ...

Félix Vallotton – die Akte waren nicht wirklich erotisch, Einflüsse von Toulouse-Lautrec, Rousseau, am eigenständigsten waren die Holzschnitte. Italienische Landschaften der Holländer.
K. u. G – japanische Plakate.

Datum: 20. März 2008
Wetter: trüb
Blutdruck: ok
Zucker: ok
Gewicht: ok
Gym: ok
Bemerkenswertes: Diese Nähe zu den digitalen Welten. Bis ich dahin komme, es dauert ewig. Jetzt will ich Animation. Dabei ist es einfach, mit den vorhandenen Mitteln eine eigene Geschichte zu schaffen. Kombinieren der Pötze mit Foto und einer Geschichte. Aber dieser schmale Grat, nicht in der Collage zu landen. Die elektronischen Games sind ein Hinweis, wohin es geht. Aber auch hier steht der herkömmliche Kunstanspruch im Weg.
Ich sollte wirklich alle Vorbehalte fallen lassen und anfangen. Das Düll (Idyll) im Walde ist ein Anfang. Ich denke, immer ich bin ausgebrannt. Weil ich hier sitze und etwas machen möchte und etwas hindert mich, etwas zu machen. Das ist wie eine Lähmung. Aber wenn ich am Computer sitze und einfach so herumspiele, da krieg ich eigentlich immer etwas zusammen. Also müsste doch etwas dran sein. Aber ich krieg's nicht zusammen.

Datum: 10. April 2008
Wetter: gemischt, überwiegend trocken
Blutdruck: 120/66/95
Zucker: no
Gewicht: 100
Gym: no

Bemerkenswertes: Ich beginne langsam zu verstehen, warum das alles bei mir so ewig lange braucht, bis ich etwas zustande bringe. Schon als Kind wollte ich, wenn jemand etwas Schönes machte, es auch machen. So mit 10 Jahren sträubte ich mich, etwas zu machen, was mit Arbeit verbunden war. Schnelle Erfolge waren mir am liebsten. Egofood ohne Ende. Bei den Vorträgen filterte ich aus den Büchern, die mir zugänglich waren, alles Wichtige heraus und konnte es mir dank meines guten Gedächtnisses auch weitergeben. Und benutzen.
Im Parkhotel mit Dosske und die Trompete. Da wollte ich Trompeter werden. Beim dicken Göring wollte ich Generalfeldmarschall werden. Und so ging es weiter. Den ersten Tiefschlag hat mir das Schwäble versetzt. Bei allem echten Interesse kam ich mir blöd vor und ich wollte genauso viel wissen wie die anderen. Wenn ich mich in einen Job eingesetzt habe, dann wurde auch etwas daraus. Bei Neckermann, auf dem Schiff, im Parkhotel. Ich war immer ein zuverlässiger Arbeiter. Und dann diese wunderbare Zeit in München.

Aber jetzt geht's um die Wurst. Ich habe nicht mehr so viel Zeit. Ich muß mich auf etwas konzentrieren. Das Einzige, wo ich noch was werden kann, ist in der Malerei. Die Musik ist Spaß. Und mit Lyrik kann man sich bestenfalls mit Ruhm bekleckern, aber es gibt keine Kohle. Also, was macht der Mensch. Er malt und designed, bis ihn der Tod oder Ruhm holt, oder beides. Na, gute Nacht.
Noch ist Polen nicht verloren.

12. April 2008
Montag geht's nach Wien.

2. Mai 2008
Schon wieder zurück, es war sehr schön. Obwohl ich mir die Füße ganz schön zugerichtet habe.
Wir waren dieses mal in Wiener Wirtschaften – war ganz gut, aber nichts Besonderes.
Museum der Stadt Wien, Maus gekauft.
Café Schwarzenberg. Heiner war enttäuschend. Die Fours waren grob und mit einer dicken Schicht Fondant gemauert. Der Stomach war enttäuschend. Aber der Ringel sitzt dort öfter. Wiener Werkstätten Backenhaus. Interessant. Textilien. Julius Meinl war sehr schön. Und viel größer geworden.
Dorotheum war wirklich gut. Art-Deco-Möbel – pleitekaufen. Trześniewski noch der alte. Aber das schwarze Kamel läuft ihm den Rang ab. Palais Kinski war eine alte Kruspelbude. Vom Waldmüller kaum etwa gesehen. Schottenstift wunderbar arrangiert. Ein sehr intimes Museum. Mal überlegt, was ich eigentlich machen will.
Auf jeden Fall Gitarre spielen, was mir gerade einfällt.
Malen, was mir Spaß macht. Und beim Dichten, was mir so gerade einfällt – und das war's.
 
3. Mai 2008
Der Garten geht weiter. Ansonsten viel Arbeit vor allem mit der Hausverwalter-Software.

Datum: 12. Mai 2008
Wetter: seit Tagen sonnig und warm
Blutdruck: 132/60/72
Zucker: 127 bis 160
Gewicht: 99,5 kg
Gym: Immer noch Fitness und 2-mal Gymnastik. Mittlerweile kann ich schon Einbeinstehen

Bemerkenswertes: Die Geschichte des Mannes, der völlig alleine ist in einer Wohnung, umgeben von Roboterspielzeug. Spielzeugtiere, die ihm artig das Pfötchen geben. Und eigentlich fühlt er sich ganz wohl in dieser Umgebung. Hin und wieder kommt ein Medicinalroboter und schaut nach dem Rechten. Obwohl das gar nicht nötig ist.
Nachdem ich die Quay Brothers gesehen habe, sind die Mangas nicht mehr so einflussreich. Es war eine schöne Episode und sie hat mir viel gegeben. Aber das gibt mir und meinen Pötzen Zukunft.

Datum: Donnerstag, 5. Juni 2008
Wetter: schön

Bemerkenswertes: Daß es für viele Menschen eine Zeit gibt, in der sie ihren Höhepunkt erreicht haben, ist eigentlich klar. Aber wie ist das mit Frauen und Mädchen? Da eine Verbindung zum l'art pour l'art herzustellen, halte ich für sehr reizvoll. Man könnte die Geschichte mit den griechischen Göttern, aber auch mit Baldur und Thor und Odin usw. in Verbindung bringen. Kunstvolle und schöne Dialoge oder wegen mir auch Monologe.

Wanderer, kommst du in eine fremde Küche, angelockt von Düften und Gerüchen
Und Birgit steht am Herd und wirbelt schnelle
Geh aus dem Weg, sonst bekommst Du eine Küchenschelle

Datum: 17. Juli 2008
Wetter: bedeckt

Bemerkenswertes: Wir sind nach Münster gefahren, um dort ein Lackmuseum zu besuchen. Dort wurde gerade ein moderner japanischer Lackmeister – Takahashi Setsuro – ausgestellt. Es waren Lacke in höchster Vollendung. Interessant war auch die Verwendung des trockenen Lacks, den er für Skulpturen verwendete.
Außerdem waren Lackarbeiten aus China, Japan, Birma, Thailand, Russland, Deutschland und Frankreich ausgestellt. Alles höchst originelle Werke von großer Schönheit. Anschließend fuhren wir in einen Vorort von Münster, um im Alexianer Krankenhaus die Abteilung für Outsider und Art brut zu besuchen. Das Kunsthaus Kannen. Dort war eine Dame, die sich um kümmerte. Sie war sehr beschlagen in Art brut. Aber einiges konnten wir ihr auch noch beibringen. Dann fuhren wir nach Rheine Mesum, um im alten Gasthaus Borcherding zu übernachten. Das Essen war sehr solide, wie bei Michael Wille. Joseph oder Joachim Borcherding war ein sehr engagierter Gastronom mit einem angenehmen Sinn für Humor. Wir hatten dort einen sehr schönen Abend.

Am anderen Tag machten wir uns auf den Heimweg. Waren im Kloster Bentlage. Ein großer Komplex von Gebäuden mit einer interessanten Ausstellung. Wilhelm Morgner (Egger-Linz), Paul Modersohn, August Macke, Christian Rohlfs u. v. a. In der Klostersammlung waren kirchliche Geräte und am Ende zwei Reliquienschreine, 1,50 x 1,50 groß, mit vielen Heiligen und Märtyrerknochen, allerliebst arrangiert und verziert.

Danach sind wir nach Osnabrück gefahren und haben das Diözesanmuseum besichtigt. Da war tatsächlich das Schachspiel aus Cordoba. Außerdem wertvolles und preziöses Kirchengerät und Kirchengewänder.
Danach nach Hause und kaputt.

Datum: 10. Oktober 2008
Wetter: schon im Pilz gewesen wenig gefunden
Blutdruck: morgen mal wieder
Zucker: morgen mal wieder
Gewicht: 105 kg – Sauerei
Gym: Wald

Bemerkenswertes: nachgedacht über das Verhältnis der ostasiatischen Religion und dem Christentum und dem Islam.
Für mich ist der Buddhismus, Shintoismus und  der Hinduismus attraktiver als das Christentum oder der Islam. Die letzteren sind mir zu ernsthaft und kommen meinem lustigen Naturell nicht entgegen. Lauter Vorschriften. Belohnung, Strafe, ewiges Leben oder Paradies mit den Weibern.
Das Pantheon der ostasiatischen Religionen ist genauso lustig wie die Götter Griechenlands. Da gibt es lustige Götter, die trunken von Wein oder sonstigen Genussmitteln fröhlich in den Tag leben und ihren Göttern opfern.
Mit waren die Bergpredigt oder die Paulusbriefe zu belehrend oder zu jenseitig.

25.10.08
Geburtstag von Hans Blahak war sehr lustik.  Die ganze Mischpoke.
Wir haben bei Hartmuth Fuhr übernachtet. Auch sehr schön.

26.10.08
Lange geschlafen. Am Nachmittag im Haus Langen-Esters, Ausstellung von Andreas Gurski. War sehr interessant. Teilweise aber auch banal. Man kennt nur die spektakulären Fotos von ihm – Boxenstop, Rennstrecke Bahrein.
Er führt den Menschen auf das rechte Maß zurück. Klein und in Massen auftretend. Diese Großraumbüros von ihm sind erschreckend. Termitenhaufen, in denen jeder seine Funktion hat. Nichts darüber hinaus. Keine Poesie, keine Meditation, kein Nachdenken. Nur gelebt werden.
Der Boxenstop – ein Gewusel von Kreaturen, die um ihren Anteil an ihrer Beute kämpfen. Jeder nur auf seine Funktion reduziert, nichts Menschliches.
Publikation über Haus Langen und Ester – Mies van der Rohe = Neue Nationalgalerie in Berlin

27.10.08
Aachen übernachtet. Jülich Zitadelle.
Dom. Fast vergessen. Die Mosaiken, die Marmorwände wie in San Vitale in Ravenna. Ganz gewaltig.

28.10.08
Um 8 Uhr nach Paris Nord – 11 Uhr Hotel Terminus. Zimmer noch nicht frei.
1 Chapelle Akademie des Beaux Art.
2 Musée du quai Branly
8 Uhr Hotel – Zimmer
9 Uhr 30 L'Atelier Joël Robuchon

29.10.08
Grand Palais – Nolde
Petit Palais – Zen + Kurosawa Crayons

30.10.08
1 Picasso und seine Lehrmeister
2 Raoul Dufy
3 Musée d'art moderne
4 Musée d'art decoratif
5 Gare de Lyon?

31.10.08
1 Japonaise noch zu
2 Institute du monde Arabe – Jean Nouvelle
3 Israel – Gewürze
4 Japonaise – Design
5 Pompidou
6 Benoit

1.11.08
1 Halle St. Pierre – Fred Deux, Cecilie Reims + Collection
2 Jaquemart André – van Dyck – gateaux très bien
3 Musée Guimet – Paravents Japonaise
4 Kuckuck – 125.-- €
5 Aux Lyonaise

2.11.08
1 Louvre – Mantegna – Bronce français
2 Musée d'art decoratif – Desiderio Monsu
3 Café du Nord

Ideen – Profiteroles mit Käse – Pillendosen mit Smarties – Aufstellschilder – Pelzjacke von Birgit, Weste zum Überziehen o. über Lederjacke – Sorbet von Fruchtpunch
Datum: 4. November 08
Wetter: neblig, trüb
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 102 kg
Gym: yes

Bemerkenswertes: Gestern von der Reise nach Paris zurückgekommen. War sehr schön. Ich habe mit dem Kuckuck Bekanntschaft gemacht – 125.-- €

Das Computer-Tagebuch wird erst im September 2009 fortgesetzt, die Eintragungen zwischen November 2008 und Oktober 2009 stammen aus dem handschriftlichen Tagebuch.
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Datum: 22. September 09
Wetter: erst bedeckt, später sonnig
Blutdruck:
Zucker:
Gewicht: 102
Gym: jein

Bemerkenswertes: Wir und Anke haben heute die Mutter Erika nach Hamburg-Flottbeck ins Seniorenheim für 4 Wochen gebracht. Sie war anfänglich irritiert, wahrscheinlich weil sie dachte, daß wir sie loswerden wollten. Dieses Sunrise ist wie ein Hotel.
Natürlich sind dort demente Damen und Herren, aber bei weitem nicht so weit wie im Heinemannhof. Wir haben dann gemeinsam Mittag gegessen und uns anschließend ins Café gesetzt und mit der Gouvernante die letzten Fragen erörtert.
Danach haben wir uns verabschiedet und sind nach Hamburg auf den Rathausplatz ins Bucerius Forum gegangen und haben die Ausstellung „Zwischen Himmel und Hölle", Dürer und Hans Baldung Grien und das Umfeld, angesehen. Den Hauptanteil hat das Diözesanmuseum in Freiburg beigesteuert. Leihgaben aus alles Welt und vor allem aus Augsburg. Bilder von Grien und Meistern und Schulen aus dem Raum Freiburg. Und dann Holzschnitte von Grien und Dürer, sie unterstrichen die Nähe der beginnenden Renaissance.
Ich mußte an die Grünewald-Ausstellung in Aschaffenburg und in ???? denken. Grünewald hat den Tod und die Verunstaltung bis zum Exzess getrieben. Sein toter Christus war wirklich tot. Durch seinen Realismus war ich erschüttert. Dieser Christus hatte im Tod eine stille Größe, ja einen Ausdruck, als wäre er wirklich für alle gestorben.

Anschließend zum MAK am Bahnhof. Dort die Jugendstil-Abteilung mit einigen neuen Exponaten angeschaut. Wir haben gemeinsam Anke die Ausstellung erklärt. Anschließend die Sammlung von Expressionisten von Rosa Schapire angeschaut.
Beeindruckend waren die Holzschnitte und Lithos von Schmitt-Rottluff. Vor allem auch die riesige  Postkarten-Sammlung. Danach die chinesische-japanische und Islam-Sammlung des MAK  angeschaut.
Es ist immer wieder eine Freude, diese schöne Sammlung in anderen Aspekten zu erforschen. Dieses Mal waren es Darstellungen von Schauspielern, Kabuki und No, von Takamura Hokuei und einigen anderen.
Abends um 18 Uhr nach Hause gefahren und dort gegessen. Spargelcrémesuppe, gebratenes Kalbsbries mit Champignons à la créme, grünen Bohnen, Lauchgemüse und Trüffelrisotto. Dazu Champagner.


Datum: 24. September 2009
Wetter: Regen, unbeständig

Bemerkenswertes: Gestern Abend Cioran gelesen. Er ähnelt Montaigne. Cioran ist nur direkter.
Eigentlich kam ich darauf, weil ich als Thema mir Improvisationen um den Tod vorgenommen habe. Als Illustration kann ich den Vesalius nehmen. Aber auch die Bilder vom Tod Che Guevaras. Und dann die Gedichte von Baudelaire, über Rimbaud bis zu Gottfried Benn. Trakel, Heim usw. Und dazu Illus.
Es fällt mir schwer, etwas Neues zu beginnen, weil ich am Anfang schon das Ende abschätze. Drum besser wär's, daß nichts entstünde.
All die Ideen, die man hat, sollte man schon umsetzen, aber nicht dabei die Umwelt und die Nachwelt im Auge haben. Eigentlich ist es bequem, nur für die Schublade zu arbeiten. Da braucht man keine Rücksicht zu nehmen. Wie so oft glaube ich auch dieses Mal den Stein der Weisen gefunden zu haben, und es endet im Oblomov-Syndrom.
Es ist immer so spannend zu verfolgen, wie ich eine Linie zu Ende denke und dann verwerfe. Der Gründe für so eine Makulatur sind viele.
Es ist wirklich die Kraft für einen neuen Beginn, die ich brauche. Dabei habe ich alle Möglichkeiten. Und die vielen Möglichkeiten sind es, durch die man sich durchkämpfen muß. Mein Leben wäre trostlos, wenn ich nicht immer wieder alle Möglichkeiten durchspielen würde. Der Ennui, die göttliche Langeweile ist etwas anderes. Stundenlang im Café sitzen und über das Drumherum sinnieren.
Das alles ist ja noch positiv. Öde wird´s vor der Glotze, da wird man gedacht. Und die Kommentare kann man sich schenken.

Datum: 4. Oktober 2009
Wetter: wechselhaft
Blutdruck: 168/67/75
Zucker: 236
Gewicht: 102
Gym: no

Bemerkenswertes: Erstens komme ich mit Kontakt 3 nicht klar. Außerdem hat Erika angerufen.
Zeit vergeht, Licht verbrennt.

Birgit hat vorgestern 8  Steinpilze, gestern 10  Steinpilze und Rotkappen und Hallimasch und heute ca. 9  Steinpilze, Birkenpilze, Rotkappen und Hallimasch gefunden. Sie ist sehr kaputt, aber glücklich.
Die Nebenkosten sind an Norbert raus. Jetzt kommt noch Goldmann dran. Und dann kommt mein Geburtstag, mal sehen, ob ich Albert einladen kann.

Gestern waren wir bei Kramskis eingeladen. Es gab Kalbbries, Krabbensuppe, Fasan mit Rosenkohl und Wirsing. Schmeckte ganz gut, aber der Vogel war ganz schön fest. Ich habe zwar einen Gelehrtenstein gemalt, aber es ist nicht so einfach. Ich muß mich damit beschäftigen. Außerdem habe ich noch ganz schön viel Material für Gedichte in der Datei.
Ich gehe bald ins Bett.

Datum: 11. Oktober 09
Wetter: sonnig, 1 Stunde auf der Terrasse gesessen
Blutdruck:
Zucker:
Gewicht: 104 kg
Gym: no

Bemerkenswertes: Heute morgen vor dem Aufwachen einen Traum gehabt.
Ich wohnte in einem Hotel, ob ich Geld hatte, weiß ich nicht. Ich ging dann zum Hauptbahnhof – Frankfurter. Ich ging in die Katakomben und fand dort eine riesige Diskothek vor. Mit Vorführungen und Live-Musik.
Rechts war eine riesige glitzernde, schräge, sich bewegende Wand, die mal mehr mal weniger in den Raum ragte. Die Leute standen da herum, ich sah auch einige Pötze. An der Wand hingen Kleidungsstücke mit Potzköpfen.
Ich ging weiter, alles war nicht beunruhigend, ich hatte einen  Ledermantel an und wanderte zwischen den Räumen hin und her, bis ich vor einem Raum stehen blieb, in dem hinten, alles in Bonbonrosa, ein Bett mit Baldachin aufgebaut war, eine hübsches Mädchen saß drauf und ein Mann oder Junge in schwarzer Kleidung stand daneben. Vor mir als Zuschauer standen Leute, die ich als Bandmitglieder erkannte.
Einen fetter Mexikaner mit Zopf fragte ich, ob er der Bassist sei. Er sagte, er kenne mich nicht, aber es würde stimmen. Es kam ein Gespräch zustande, an dessen Inhalt ich mich nicht mehr erinnere. Irgendwann ging ich den Gang weiter. Die Wände fluoreszierten und bewegten sich auch ein bisschen, wie ein Hologramm.
Ich kam dann auf den Bahnhofsvorplatz und wusste nicht mehr, wohin ich gehen sollte.

Datum: 12. Oktober 2009
Wetter: wechselhaft
Blutdruck: 135/77/81
Zucker: 19/30 – 20°° 266
Gewicht: 103
Gym: no

Bemerkenswertes: Am Freitag, den 9.10., in Hamburg gewesen und im Hyatt übernachtet. War sehr schön, aber das Ritz war komfortabler.
Am ersten Tag im Museum für Völkerkunde. Völlig neue Präsentation. Indianer, Masken in Bali. Masken der Südsee. Das Museum Baujahr 1902 bis 1908 ist eher im Art-Deco-Stil. Birgit hat Sorgenbeutel gekauft, und ich habe mir eine kleine Dorje „Dorje" heißt einer der bedeutendsten Kultgegenstände des Buddhismus.erlaubt. Bekomme ich wahrscheinlich zum
Geburtstag. Abends waren wir bei Henssler und Henssler. Beide nicht da. Das Essen war sehr gut. Japanisch international. Mit Sushi und Sashimi. Angetrunken ins Hotel und gut geschlafen.

Samstag gefrühstückt in der Rösterei und anschließend im Museum für Kunst und Gewerbe die Kabhoshi-Ausstellung noch einmal gründlich angeschaut. Die Korbflechtkunst der Japaner ist schon höchste Vollendung eines Handwerks. Die europäische Korbflechterei kann aber in ihren besten Erzeugnissen durchaus mithalten. Danach sind wird ins Altonaer Museum gefahren. Dort fanden wir Bauerhausmodelle, sehr viele Bauernstuben, eine Ausstellung von Papierdioramen, eine Vierländer Bauernkate mit einer interessanten Speisenkarte. Eine Ausstellung über das Meer mit Bildern von Pechstein, Radziwill, Heckel und vielen anderen. Danach waren wir in Spicys Gewürzmuseum, wo wir beide nicht mehr hinmüssen.

Am Sonntag waren wir zum Brunch bei Erika.  Sie saß auf gepacktem Koffer und war bösartig bis krötig. Wir brachten ihr schon einen Teil ihrer Habe, was Sie noch wütender machte. Nach einer Stunde  gingen wir essen, wo sie immer noch bösartig bis wütend war, weil sie ihren Willen nicht bekam.
Nach dem Essen gingen wir zum Reemtsma-Museum, wo sie Birgit auf dem Weg dahin immer noch beleidigte. Im Museum war sie friedlich, weil der Barlach sie wohl beruhigte. Ludwig Meidner, mit seinen fratzenhaften Gesichtern, beunruhigte sie und sie befaßte sich zum ersten Mal mit den Inhalten und der Technik der Bilder. Anschließend  machten wir uns auf dem Heimweg. Am Sunrise angekommen, war Ihr Pulver verschossen und sie weinte und entschuldigte sich für ihr Verhalten.
Wir fuhren mit eine kurzen Unterbrechung, für Pilze an der Oertze, nach Hause. Dort angekommen waren wir zum Abendessen bei Neumanns eingeladen. War sehr schön. Ich dann um 9 Uhr schlafen gegangen und morgens schlagkaputt um 8 Uhr aufgestanden. Jetzt ist es 8 Uhr dreißig und ich liebäugele schon wieder mit meinem Bett. Hoffentlich ist es morgen besser.


Datum: 16. Oktober 2009
Wetter: regnerisch und kalt
Blutdruck:
Zucker:
Gewicht:
Gym:

Bemerkenswertes: Montag hielten sich die Anrufe von Erika in Grenzen, aber sie hat Birgit mit Enterben gedroht und sonstigen Repressionen.
Am Dienstag kulminierte es, d.h. kochte sie auf zu großer Form. 16-mal rief sie an, jedesmal bösartiger an als das vorherige Mal, wobei ich bemerkenswert fand, daß sie immer wieder zu einer Steigerung fähig war.
Am Mittwoch unterhielten wir uns ca. 20 Minuten, wobei ich es durchs Telefon fertig brachte, sie etwas zu beruhigen. Sie hat sich dann noch verabschiedet und ging wohl schlafen. Heute, am Donnerstag, rief sie nicht an. Ich wage es nicht, diese Zeichen zu deuten. Ich bin mal gespannt, was am Mittwoch passiert. Da bekommt sie ihre Möbel und das neue Appartemento.

Datum: Dienstag, 20. Oktober 2009
Wetter: klar, Sonne, kalt:

Bemerkenswertes: Artikel in der FAZ/Bilder und Zeiten über Maryanne Wolf. Es ist verdienstvoll, sich mit dem Thema der vertieften Lesefähigkeit zu beschäftigen, zumal meine Erfahrung mit Leuten mir gezeigt hat, daß wirklich nur wenige Menschen in der Lage sind, ein Buch, Roman, Sachbuch oder Lyrik wirklich durchzulesen.
Frau Wolf schließt daraus, daß das Besondere am Lesen ist, daß es, wie z.B. die Sprachfähigkeit, nicht genetisch programmiert ist. Daß die Sprachfähigkeit genetisch programmiert ist, weil die Bildung von Organen, die das Aussprechen von Lauten komplexer Art ermöglichen, eben vererbt wird.
Die beiden Zentren für das Sprachverständnis – Brocca, Werneck – werden über das ZNS einfach vererbt. Bei Störungen tritt mal dies, mal das Unvermögen auf, sich mit anderen zu verständigen.
Beim Lesen wird z. B. die Sehfähigkeit vorrausgesetzt. Ohne Sehen ist es nicht möglich zu lesen. Durch das Sehen wird das Gehirn umgebildet und neue Nervenverbindungen geschaffen. Vertieftes Lesen hat ohne Zweifel einen gewaltigen Einfluss auf die Plastizität des Gehirns. Und so weiter.

Gestern mit dem Buch von Susan Sontag angefangen. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das mich so fasziniert hat. Ich werde berichten.

Das Warten mit dem Haus geht auf die Nerven. Roffka lässt warten, wahrscheinlich ist das mit der Kohle nicht so einfach. Dazu noch die Fördermittel. Ich bin mal gespannt, was dabei rauskommt.

Datum: 21. Oktober 2009
Wetter: trübe

Bemerkenswertes: Wenn ich in einem Museum bin und ich beschäftige mich mit einem Bild, dann kommt der Moment, wo ich mich von der umgebenden Realität löse und in das Bild eintauche. Ich versuche es zu ergründen, die Handlung oder das Rätsel des Bildes zu begreifen. Wenn ich dann einige Zeit im Bild verweilt habe und wieder zurück in die Gegenwart komme, dann bin ich verändert. Der Maler hat mich mit seinen Vorstellungen, die er im Bild verwirklicht hat, verzaubert. Ich komme in die Gegenwart zurück und denke und fühle anders, als wenn dieses Bild eine Veränderung mit mir vorgenommen hat.
Es gibt so viele Vorstellungen, Bronzinos "Sposalizio" in der Badia in Florenz war so ein Bild. Ich war wie betäubt von dieser Schönheit. So geht es mir mit vielen Bildern. In Sta. Felicitas die Vesper von Pontormo, ein Bild von dem man nicht weiß, ob die Farben oder der Inhalt mich betäubte.

Datum: 29. Oktober 2009
Wetter: bedeckt, trocken, ca. 10°

Bemerkenswertes: Am Montag war die Übergabe der Wohnung von Meyer. (Mietnomade in der Loccumer Str.) Es ging ruckzuck, das Schloß war ausgetauscht und schon konnte er nicht mehr in die Wohnung. Am Donnerstag kam Werner Bockwoldt und räumte die Wohnung aus. Ich ging in den Keller, was ich da sah, war wüst. Die Wohnung war noch einigermaßen sauber. Im Keller war Chaos und mittendrin hatte Meyer sein Lager aufgeschlagen. Jetzt muß ich die ganze Geschichte entsorgen. Das ist noch ein Haufen Arbeit. Aber ich werde auch das schaffen.  Dann muß die Wohnung renoviert werden und dann kann ich sie wieder vermieten.
Natürlich war nicht alles so einfach, dieser Meyer hat im Keller seine Notdurft verrichtet und nicht nur einmal. Ein Ferkel, eine alte Sau. Aber ich habe ein Voodoo gegen ihn gezeichnet, ebenso für Erika, die Zicke. Ich verlange nicht sofortige Wirkung, aber in den nächsten 14 Tagen könnte es richtig zuschlagen. Dabei will ich den Leuten nicht richtig übel, es ist eine Selbstverteidigung. Ich will nur nicht, daß sie zu nahe an meine Sphäre kommen. Daher ist es besser, der Voodoo vernichtet sie beide. I hope.


Datum: 24. Januar 2010
Wetter: eisebitter -10°
Blutdruck:
Zucker:
Gewicht: 99,5
Gym: no

Bemerkenswertes: Birgit hat sich entschlossen, daß wir für 3-4 Wochen in der Buchinger Klinik in Bad Pyrmont kuren. Ich heilfasten, sie fibrovegetarisch. Ich habe immer noch eine Blasenentzündung.  Ich überlege, was ich mitnehme, damit es mir nicht langweilig wird.

Eine Idee: Eine Inventur unserer Wohnungseinrichtung mit Bildern und Porzellan, und die dazugehörigen Geschichten. Es ist so, daß bei vielen Moslems die einst mächtigen moralischen Imperative des Islam nicht mehr lebendig sind. Viele trinken und essen Schweinefleisch. Und dennoch bezeichnen sie sich als Muslime, weil sie den Holocaust anzweifeln, Amerika und Israel hassen, die Hindus für schwach und feige halten und sich an der ruhmreichen Vergangenheit berauschen.

Datum: 13. März 2010
Wetter: Tauwetter + 5°
Blutdruck: 116/62/80 -
Zucker: 159
Gewicht: 95
Gym:

Bemerkenswertes: Die Ansammlung von Wissen im Internet bedarf der Umstellung einer Problemlösung. Feynman: Problem klar definieren – scharf nachdenken – Problemlösung aufschreiben geht nicht mehr.
Bruce Sterling hat in einem Artikel in der FAZ darüber geschrieben. Und nun kommt schon das Problem. Den Artikel aufheben und mit den vielen anderen im Untergrund schmoren lassen, bis sich alles von selbst erledigt hat? Oder wenigstens einmal ein Problem lösen. Wenn's denn so einfach wäre. Auch dieser Artikel  über die Depression,  alles aufheben, bis alles auf der Müllkippe ein seliges Ende findet.
Gothic Hightech und Favela-Chic.
Das Ende der alten Ordnung ist da, und sie war nicht in der Lage, die Probleme dieses Planeten im Ansatz zu lösen. Weil sich alles auflöste, Völkergemeinschaften, sogar der Contract social ist infrage gestellt. Und ich beobachte, ob sich aus diesem Chaos eine neue Ordnung  herauslöst.


Datum: 10. April 2010
Wetter: wechselhaft, einmal hat es sogar etwas gehagelt
Blutdruck: 124/65/85
Zucker: 236 - Trockenpflaumen
Gewicht: 96
Gym: ja

Bemerkenswertes:

Die Blume
Sie blühte nur kurze Zeit
Ihre strahlende Haut wurde durchsichtig
Man konnte die Äderchen sehen,
ein morbider Glanz überzog sie,
bis sie einen Fruchtkörper herauskatapultierte.
Danach wurde sie nicht mehr richtig gepflegt
Das Wasser fing an zu stinken
Auf dem Komposthaufen lag sie noch eine Weile,
nicht einmal die Schnecken wollten etwas von ihr wissen
Irgendwann erbarmte sich ein Pilzchen
Und zersetzte sie
Die einst eine strahlende Schönheit war.


Die Reise in Prag muß ich noch richtig verarbeiten. Ich werde mich äußern. Der, der mir die Kohle geklaut hat, das war der Schweijk.

Datum: 30. April 2010
Wetter: leichter Regen, könnte mehr sein

Bemerkenswertes: Gestern war ich im Garten, um etwas Ordnung zu schaffen. Da wurde es mir schwindelig, fast ohnmächtig, Ich legte mich hin. Am anderen Morgen war alles wieder in Ordnung.

Norbert ist aus dem Krankenhaus. 8 Wochen, abgemagert und kann immer noch nicht richtig essen.
Und ich? Sitze im Atelier und kriege nichts Richtiges zustande.

Datum: 8. Mai 2010
Wetter: vormittags wolkig mit Sprühregen, nachmittags sonnig bewölkt.
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 95
Gym: no

Bemerkenswertes: Heute war Klaus Wöldecke zu Besuch und er brachte 1,8  Mairitterlinge. Wir haben uns wieder gut unterhalten. Die Nachrichten von Peter Winter waren weniger schön. Helga hat Bandscheibenvorfall und Peter Krebs im Endstadium. Er will keinen Besuch haben, kann ich verstehen. Norbert Pimp geht es etwas besser. Hat immer noch Durchfall. Ich selber nächste Woche zum Augenarzt und Urologen.
Nachmittags bin ich nach Wolfsburg gefahren zu Inge Roths Geburtstag. Volkstanzvorführung und ein Vortrag über die Glashütte in Gifhorn. Danach wie zurück. Das Navi ausprobiert, geht gut.
Ein Gedicht für Marlies Kramski??

Datum: 7. Juni 2010
Wetter: wechselnd bewölkt, 15°°

Bemerkenswertes: Am Mittwoch war ich beim Urologen und der stellte fest, ein Tumor in der Blase, dort, wo ich seit Buchinger ziehende Schmerzen habe. Einmal hatte ich sogar Blut in der Unterhose. Ich habe aber beschlossen, dem nicht allzuviel Bedeutung  zuzumessen. Dann kam Dittschlag, der eine Anämie feststellte. Und Blut im Urin. Die Schmerzen kommen hauptsächlich, wenn der Urin auf die Blase drückt. Mit Hilfe von Pferdesalbe und Voltaren bin ich einigermaßen beschwerdefrei. Am 28.6. ist eine Operationsvorbesprechung.
Und ca. 7–10 Tage später wird operiert. Dann kann man feststellen, ob der Tumor invasiv oder weniger ist. Bis dahin lass ich es mir in Berlin, Dresden und Leipzig gutgehen.


Datum: 16. August 2010
Wetter: bedeckt, niesel-piesel

Bemerkenswertes: Am Freitag, den 13. bin ich aus dem Krankenhaus entlassen worden. Die Wunde am Unterbauch nässt noch. Birgit hat mir Windelhosen besorgt. Die trage ich jetzt jeden Tag, bis ich dicht bin. Am Bein und an Armen beginne ich jetzt Altersfalten und Altershaut anzulegen. Das macht mich alles etwas depressiv. Ich hoffe, daß mein alter Mut zum Leben wieder zurückkehrt. Wahrscheinlich, wenn die Wunde zu ist und eine Möglichkeit gefunden wird, das man den Harnausgang wenigstens für zwei Tage dicht bekommt, und  ich mich wieder bücken kann, traue. Die Spekulation, was wäre, wenn ich eine Neoblase bekommen hätte, ist müßig. Ich muß mit den realen Gegebenheiten leben oder untergehen.
Walter Reinhardt Tagebücher 06.08.2010
Datum: 18. August 2010
Wetter: regnerisch
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: no
Gym: no

Bemerkenswertes: Nichts Besonderes. Ich bin oft müde. Die Zeit rinnt, Birgit ist der Glücksfall in meinem Leben. Ohne sie – ich glaube, ich hätte schon Schluss gemacht.
Heute habe ich den Schriftverkehr mit Ewald Schäfer vernichtet. Es muß noch mehr raus. Ich habe eine unglaubliche Ansammlung unnützen Zeugs aufgehäuft. Ich werde Hans Manhart bestellen müssen. Und dann raus, was nicht notwendig ist. Inventur.

Datum: Dienstag, 14. September 2010
Wetter: trübe und regnerisch
Blutdruck:
Zucker:
Gewicht: 91
Gym: wenig
Walter Reinhardt Tagebücher 07.08.2010
Bemerkenswertes: Heute von der AHB zurückgekommen. Birgit ist schon am Freitag angekommen. Wir waren in Frankenberg, und in der Umgebung, und im Pilz. Birgit hat allerhand gefunden. U. a. Steinpilze, Rotkappen, Anistrichterlinge.
Das hat sie etwas in Stimmung gebracht.
Mir selber geht es einigermaßen gut. Es gelingt mir immer wieder, die Grundplatte abzudichten. Einmal ist der Beutel abgeplatzt, weil er zu voll war. Jetzt passe ich auf. Das muß nicht mehr passieren. Die Grundplatte hat aber dichtgehalten.
Die alten Klamotten passen wieder wie angegossen. Das macht schon Spatz. Ich glaube, langsam geht es auf und vorwärts. Am Sonntag fahren wir nach Wien. Die erste Reise nach der OP.

16. September 2010
Paul Valéry machte sich Gedanken um den 1895er Krieg Japans gegen China. 1898, der Krieg der Vereinigten Staaten gegen Spanien.
Ich muß das mal prüfen. Aber nach Hiroshima war nichts mehr, wie es war. Da ging es nicht um Marktkonflikte und Territorium, sondern seither steht der gesamte Planet zur Disposition. An die Islamisten und sonstigen Terroristen muß man denken.
Weil ihnen zur Erreichung ihres Zieles alles recht ist, auch die Zerstörung des Planeten.


28. September 2010
Ich war in Wien, über Bad Frankenhausen – Bauernkrieg-Panorama, mit Ausstellung Wiener Schule. Das erste Mal ein Original von Berzeviczy-Pallavicini gesehen, einen Paravent. Schöne Bilder von Lehmden.
Danach in Richtung Kirchberg am Wagram. Das Hotel war ganz schön, im Nachhinein war es gut, daß ich zwei Etagen hochlaufen mußte. Gutes Training. Am ersten Tag in der Albertina, Walton Ford und seine Tierbilder,  Danach von Redon bis Baselitz.
Im Museumsquartier, Sammlung Beyeler, Olbrich, Schiele und Klimt und zum Schluß Basquiat, sehr ergiebig. Schlafende Schönheiten im unteren Belvedere, und Palais Lichtenstein. Diese Sammlung muß ich mir das nächste Mal näher betrachten. Zwischendrin, in verschiedenen Lokalitäten, von ganz unten bis etwas höher.

Morgen früh zur Star-Operation. In 4 Wochen das andere Auge, dann noch zum Zahnarzt und dann habe ich für dieses Jahr die Schnauze voll von der Medizin. Und jetzt gehe ich ins Bett. Morgen früh um 5 Uhr 30 ist die Nacht rumlefum.

Datum: 12. Oktober 2010
Wetter: klar, kalt
Blutdruck:
Zucker:
Gewicht: 90
Gym: Garten

Bemerkenswertes: Das Gehirn ist ein Instrument, vergleichbar einem Klavier oder einer Gitarre. Ich kann zwar alles über diese Instrumente wissen, Bau, Spieltechnik, Rhythmus. Deshalb weiß ich noch lange nichts über eine Komposition von Mozart oder Ellington. Oder über eine Interpretation oder Improvisation.
Traum und Hardware.
Morgen früh Augenarzt. Mittags zu Hufenbachs, nachmittags zu Dieter Gerhardt und abends Treffen mit Bernd bei Michael Wille.

Datum: 16. Oktober 2010, 21.14 Uhr
Wetter: Regen
Blutdruck:
Zucker: 182
Gewicht: 90
Gym: no

Bemerkenswertes: Ich darf alles, sogar nachts. So der Augenarzt. Es geht etwas besser, aber es dauert so lange, bis mein alter Elan wieder da ist. Wenigstens kümmere ich mich schon ums Geschäft. Ich bin halt eben oft müde. Ich gehe jetzt schlafen.

Datum: Montag, 25. Oktober 2010, 10.13 Uhr
Wetter: klar, kalt

Bemerkenswertes:  Gestern eine kleine Geburtstagsfeier . Es war sehr kurzweilig, Alle, Pini, Hufi,  Manhardt, Kramskis, Neumanns, Gerdie C. waren guter Laune und steckten mich, der ich wieder mal etwas schwächelte, mit an.
Heute Termin bei Dr. Reimers. Vielleicht liegt die Müdigkeit an den Nieren.

Datum: 21. November 2010

Bemerkenswertes: Heute in Hamburg, Mutter besucht. Sie hat sich das Nasenbein gebrochen.
Mittags waren wir im Fischereihafenrestaurant. Am Anfang war sie moderat, aber danach wurde sie penetrant wie immer. Trotzdem haben wir sie gerne besucht, weil sie ja eigentlich arm dran ist. Ich habe dort Aal in Dill und nordische Bouillabaisse gegessen. Alles sehr gut. Das ist natürlich nichts für den Dollase, Aal in Dill ist nichts Spektakuläres, auch wenn es gut gemacht ist. Vor allem kann man über eine solche Küche keinen Schnickschnack schreiben. Irgendwie hat mich das alles an das Mühlenkamper Fährhaus erinnert. Dort waren auch die alten wohlerzogenen Kellner Hamburger Machart und auch ein ähnliches Publikum. So war´s auch im Parkhotel, im Kaiserkeller, im Frankfurter Hof.

Am Samstag waren wir bei Irmhild Scholz eingeladen. Fritze hat gekocht und es war eigentlich ganz gut. Manfred, Schratti, Marion waren auch da. Schratti ist wieder auf dem Teppich, Marion wie immer, Manfred ist ja immer umgänglich. Schratti hat Gewichtsprobleme wie wir alle. Hat zwei neue Knie und schlägt sich so durch. Über Gunther Fritz: Wenn er schon nicht intelligent ist, sollte er wenigstens witzig sein. Er ist beides nicht – also.
Mit der Malerei geht's auch nicht richtig vorwärts, ich müßte einfach anfangen und weitermachen, dann würd's schon werden wie mit den Gedichten. Aber ich habe so eine Anfangssperre und natürlich die Resignation – was soll's? Trotzdem fasse ich wieder Mut und will wieder anfangen. Die Karte für Weihnachten habe ich schon fertig, und so werde ich weitermachen, bis ich nicht mehr kann.


Datum: Mittwoch, 8. Dezember 2010, 17³° UhrWalter Reinhardt Tagebücher 10.12.2010
Wetter: Schnee den ganzen Tag
Blutdruck: 139/79
Zucker:
Gewicht: 92,5
Gym: no

Bemerkenswertes: Heute morgen um ½ 8 Uhr in die Klinik, um mir meine dritte Spritze und Infusion abzuholen. Elke war auch da und kümmerte sich um mich. Bis ich drankam, saß ich im Vorraum, gegenüber dem Fahrstuhl. Da war ein Plakat von Cy Twombly  Mit Kreide auf eine Tafel gemalt. Toll. Ich habe mir ein Buch von Jean Tinguely gekauft. Gemalte Briefe. Das werde ich auch mal wieder machen. Überhaupt, viele Ideen, aber mit der Ausführung hapert es. Aber ich merke, der Antrieb kommt wieder zurück. Erst kommt jetzt das Büro dran und dann alles andere.

Datum: 9. Januar 2011, 19.52 Uhr
Wetter: 10° Tauwetter
Blutdruck: no
Zucker: no
Gewicht: 91,5
Gym: no

Bemerkenswertes: Am Freitag rief mich Dr. Protte an und sagte mir, daß mein hb-Wert viel höher sein müßte. Bei den Mengen, die ich bekam, müßte der Wert bei 15 hb liegen, real liegt er bei 9.
Also muß ich zum Dr. Pauka – sowieso – und ihn an Dr. Reimer verweisen. Damit wir herausbekommen, wo das Blut bleibt. Wahrscheinlich läuft es auf eine Darmspiegelung von oben hinaus.
Das zieht mich ziemlich runter. Mit meinem Bein ist es etwas besser.

Außerdem ist der Wasserpegel ziemlich (der Keller war etwas überflutet nach Starkregen) hoch, daß ich anfangen mußte zu pumpen. Der Schacht ist zu klein, und so kann die Pumpe entweder nur abschalten oder nur anschalten. Wenn es wieder wärmer wird, werde ich den Schacht tiefer und größer machen lassen. Damit das Wasser abgepumpt werden kann.

Das Atelier habe ich aufgeräumt. Und morgen fange ich mit dem Büro an. Und dann jeden Tag,
Büro. Musik, malen, lesen, 2x die Woche Fitness. Ok.

Datum: 13. Januar 2011, 4.32 Uhr
Wetter: bedeckt, Niesel

Bemerkenswertes: Ludwig Zerull ist am Montag gestorben. Am 22.1.11 ist die Trauerfeier in der Marktkirche. Wie beim Mike Gehrke. Eigentlich ist es sehr traurig. Ludwig war ein Punkt in meinem Leben. Wir haben uns nicht so oft gesehen, vor allem 2010 wg. der OP. Aber wir haben uns immer gefreut, wenn wir uns sahen. Er wird mir fehlen. Hans Karl war perplex. Er hatte damit nicht gerechnet.

Enne Menne Vogelmist
Der Ludwig hat sich schnell verpisst

Enne Menn muh
Der nächste bist Du.

Datum: 21. Januar 2011, 16.52 Uhr
Wetter: bedeckt, es wird kälter
Blutdruck: 110/60/72
Zucker: 125
Gewicht: 92
Gym:

Bemerkenswertes: Mir ist es kalt, ich friere, ob von der Außentemperatur oder innerlich, ist nicht ganz klar. Außerdem wird mir ab und zu schwindelig. Ich habe Träume vom Sterben.
Gestern Nacht, ich war angezogen wie ein thailändischer Prinz, eine Linie überschreiten und das Schwert abgeben. Ein Mädchen war auch da, ich glaube, es war Birgit.

Ich glaube, ich muß mich langsam daran machen, meinen Nachruf zu schreiben. Wer soll's denn machen, ich hatte mir den Ludwig eingebildet, aber der hat sich verpisst. Also muß ich's selber machen.

22.1.2011
Heute Morgen in der Marktkirche Trauerfeier für Ludwig.
Die Kirche war voll. Ein paar bekannte Gesichter. Rischbieter war gut. Der Neffe war kurz und die Pastorin wie üblich. Nach der Kirche in der Markthalle, Kaffee und Mettbrötchen und nach Hause.
Abends im Theater am Aegi in der Harlem Gospel Show. War gut und unterhaltsam.

Datum: 23. Januar 2011, 19.42 Uhr
Wetter: nieselig, kalt

Bemerkenswertes:  Heute in der Ausstellungseröffnung im Sprengel Museum Richard Deacon. Skulpturen, Fotos, Zeichnungen. Einiges hat gefallen, manches ließ einen kalt. Otto Döll und Monika getroffen. Mir war's die ganze Zeit schwindelig und  ich war froh, als wir zu Hause waren. Danach hingesetzt und gedöst. So gegen Abend ging's mir etwas besser.
Ich versuche noch etwas zu machen. Und dann nichts wie ins Bett.

28. Januar 2011, 19.43 Uhr
Heute war ich beim Gastro-Entero wg. Blutverlust. Er macht noch eine Magenspiegelung und dann wahrscheinlich Darmspiegelung mit einem langen Endoskop. Hoffentlich findet man den Grund des Blutverlustes. Sonst geht's mir gut, ich komme mit dem Stoma gut zurecht.

29. Januar 2011 21.34 Uhr
Heute Abend mit Birgit unterhaltsam unterhalten. Wir machen Pläne, was wir im Laufe des Jahres anfangen können. Dabei geht es mir nicht besonders. Nächste Woche Magenspiegelung und danach eine Darmspiegelung. Ich verliere immer noch Blut, und Epo und Eiseninfusion bringen nicht das erwartete Ergebnis.

Manchesmal denke ich, bei der nächsten Operation werde ich nicht wieder aufwachen aus der Narkose.
Das wäre noch das Beste. Dabei möchte ich noch so viel wieder einmal ansehen. Siena – Die Kathedrale mit den Böden von Becafumi. Die Taufkapelle. Das Rathaus. Die 2 Privatsammlungen mit Sieneser Malerei. Oder Parma – die Steccata, Palazzo Pilota, Correggio.
Ich glaube, ich gehe zu dem Vortrag über Panofski am 11.2.11. Ich muß mal dieses Buch von ihm raussuchen.
Ausverkauft.

Datum: 2. Februar 2011, 20.36 Uhr
Wetter: heute morgen Schnee, ist wieder weg.
Blutdruck: 120/60

Bemerkenswertes:  Heute morgen Infusion, Epo. Abends hat mich Elke angerufen, es hat nichts gebracht. So wie sie es reinspritzen, so geht es wieder weg. Morgen früh zur Magenspiegelung. Dann wg. Ins Vinzenz zur Darmspiegelung. Damit man endlich weiß, wo es bleibt. Anschließend muß ich zum Diabetologen. Ich soll das Metformin absetzen. Dann zum Kügler. Ich renne nur noch von einem Arzt zum anderen. Das ist alles sehr ermüdend. Die Steuer drängt sich auf, und abgleichen. Mit dem Hausverkauf geht es auch nicht vorwärts. Ich gehe bald schlafen. Damit ich mich auf morgen vorbereite.
Die Para-Einfälle 2 sollte ich weiter bearbeiten. Auch sollte ich aquarellieren, damit ich wieder in Übung komme.

Datum: 6. Februar 2011, 11.44 Uhr
Wetter: trübe, Regen, stürmisch
Blutdruck: 126/68/74
Zucker:
Gewicht: 92
Gym: no, ich muß wieder ran!!!

Bemerkenswertes: Im Mittelalter hatte man die Folter, heute haben wir die den Terror der Minderheiten.
Politiker und Emanzen regieren die Welt, beides sind Langweiler.

Datum: Samstag, 26. März 2011
Wetter: Kalt, klar, trocken
Blutdruck: 160/77/89
Zucker: 144
Gewicht: 108,4 kg
Gym: no

Bemerkenswertes: Darmspiegelung und Dünndarm in Vinzenz, kein Befund.
Danach Frankfurt, gemaltes Haus, Liebighaus-Elfenbein, Städel Zeitschiene, Mus. Architekt-Paul Bonatz
MAK.
Abends im Lindner essen ohne Bewertung, schwuler Kellner. Darmstadt-Ausstellung zu Ende, Essen. Schüttelfrost. –
Lahr – Adler, Essen gut, Ambiente wie beim Katzenberger.
Basel – Segantini.
Krone in Herxheim – mir geht es sehr schlecht.
Sonntag nach Hause, gleich ins Bett.
Montag Vinzenz, sehr schlecht.

Drei Wochen, Lungenentzündung und Sepsis, seit Dienstag wieder draußen.
Heute auch nicht gut. Doxy genommen und hoffe, es wird wieder besser.

Datum: 30. März 2011, 11.15 Uhr
Wetter: schön, kühl
Blutdruck:
Zucker: 130
Gewicht: 107
Gym: ja, Richter (Therapeutin)

Bemerkenswertes: Eine Woche aus dem Krankenhaus. Ich kann schon ein paar Schritte ohne Stock laufen. Aber konditionell noch ziemlich runter. Es wird aber besser.

Donnerstag, 31. März 2011
Der Husten wird weniger, der Schleim auch. Erste Nacht seit 5 Wochen 4 Stunden geschlafen. So langsam bekomme ich wieder Mut. Norbert macht mir auch Mut.

Datum: Samstag, 30. April 2011, 15.29 Uhr
Wetter: heiter

Bemerkenswertes: Am 27.4.11 endlich aus dem Krankenhaus entlassen worden. Mit Unterbrechung fast 2 Monate. Zwischendurch hat mich auch der Mut verlassen. Aber so heute bin ich ganz gut drauf.
Demnächst mehr.

Samstag, 14. Mai 2011
Nun bin ich seit fast 14 Tagen zu Hause und habe wenig gearbeitet. Aber so langsam komme ich in Fahrt. Morgen gehe ich an die Steuer von der Mutter. Gemacht.

Sonntag, 15. Mai 2011
Im Katalog von Cabanel gelesen. Die Portraits – Gautier fand sie bezaubernd, natürlich die weiblichen. Sie entsprechen auch dem Schönheitsideal der Symbolisten. Moreau malte ähnlich entrückte Bildnisse. Bei ihm waren sie allerdings etwas beseelter. Als Kritiker bist du verurteilt, ein endgültiges Urteil zu statuieren.

Zerull und Winter fühlten sich als Antipoden. Dabei waren sie gar nicht so weit voneinander entfernt. Ludwig war in seinen Äußerungen etwas vorsichtiger und formulierter, Peter dagegen schmiß etwas in den Raum und duldete keinen Widerspruch.
Ich selber komme selten zu einem endgültigen Urteil, weil bei mir alles irgendwie im Fluss ist.

Datum: 15. Juni 2011
Wetter: behangen, kurzer Schauer, sonst Sonne

Bemerkenswertes: Am 6. Juni um 9 Uhr im Krankenhaus, 4-Bett-Zimmer, nichts passiert. Ultraschall am Mittwoch, Operation Klappe. Entlassung am Freitag, Donnerstag war der Brief fertig. Am Dienstag, rief Dr. Kügler an, das ct hatte einen Befund im Sitzbein (Hüftschmerzen). Muß wieder in Behandlung, wahrscheinlich Bestrahlung und Chemo. Das alles ist nicht gerade aufmunternd.

Datum: Freitag, 1. Juli 2011
Wetter: unbeständig
Blutdruck: 60/120
Zucker: 145
Gewicht:
Gym: no

Bemerkenswertes: Heute Krankenhaus, Blutkonserven, Zaneta 5 Stunden. Hinterher erschöpft, 2 Std. geschlafen. Ein bißchen aufgeräumt, ein bißchen depressiv. Das erste Mal Pallodon. Wirkt ganz gut, aber nicht bei Drehbewegungen. Morgen muß ich ans Büro, organisieren. Die Mieterhöhung komplettieren, und dann an die Kopie der Künstlerbücher. Anschließend Bilder fertigmachen und evtl. neue. Dann langsam ausmisten. Am Sonntag dann Besuch und ab Montag täglich aufarbeiten bis zum Schluß.

Gute Nacht
Zum Abschied ein Kuss
Und denke dran
Nur ein Kadaver
Doch nachts, kurz vor dem Einschlafen
erinnert man sich dieser wunderbaren
Momente der Gemeinsamkeit
Da waren wir eng umschlungen
 


Datum: 11. Juli 2011, 18.19 Uhr
Wetter: wolkenlos

Bemerkenswertes: Ich werde immer schwächer. Morgen die erste Bestrahlung. Mal sehen, wie lange ich noch durchhalte.
Heute war Anke da, das Haus in Wietze gefällt mir gut. Wenn ich Geld hätte und noch ein bißchen Zeit, würde ich sogar einsteigen. Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich Blut im Stuhl. Mal sehen, wie sich alles entwickelt.
Erst mal Schluß. In der Zwischenzeit war ich im Vinzenz und bekam 4 Blutkonserven bei einem hb-Wert von 5,2. Es geht etwas besser.
 
Datum: Samstag, 23. Juli 2011, 21.05 Uhr
Wetter: bedeckt

Bemerkenswertes: Heute über Kierkegaard nachgedacht. Die drei Stadien – Ästhetik, Ethik, religiös.
Vor allem über die Unerkennbarkeit Gottes oder des Schöpfers für den menschlichen Verstand. Im Grunde bedarf es eines Koan oder Shamadie, um Momente des Grundes der Schöpfung zu begreifen. Wobei im letzten Moment keine Begreifen nötig und möglich ist.
Was ich schon ich schon immer dachte: Die Schöpfung hat keinen Grund, keinen Bloomschen Zeitpfeil, es ist so und deshalb braucht es auch keinen Grund.
Unser menschliches Denken ist zu sehr in der Wirklichkeit verankert, als daß es mit dieser Begründung zufrieden ist.
Notwendig ist aber ein religiöses moralisch-soziales Fundament, welches ein verträgliches Auskommen der Menschen untereinander gewährleistet.
Vor Erfindung des Urheberrechts war es üblich, zu zitieren, ohne jede Quelle zu nennen. Bei den Philisophen wurden oft auch keine Quellen genannt, weil eigene Gedankengänge sich mit denen der Vorgänger vermischten. So gesehen, sollte man Platon bis heute alle relegieren.
 
Datum: 24. August 2011
Wetter: schwül

Bemerkenswertes: Langsam habe ich genug von der Quälerei. Ich habe keine Lust mehr.
Heute morgen gut aufgestanden und dann ging es schlecht weiter. Schon der falsche Termin beim Radiologen.
Ich bitte um einen kurzen und schnellen Tod.

Letzter Wunsch.
Drucker und ein Bild Roger.(ein alter Freund  aus der Jazz Galerie)
Alle anderen 1 Siebdruck
                      
Ansonsten möchte ich mich bei meinem Löffel für alles bedanken. Daß ich so einen lieben Menschen erobern durfte, ist meine größte Leistung. Also mach's gut und vielen Dank für alles.
                                                                                                                     Dein Woltaire. 

Datum: 9. September 2011
Wetter: trübe, kalt
Blutdruck: 130/70
Zucker: 115/165/
Gewicht: 95
Gym: wenig

Bemerkenswertes: Am Montag, 5. September, mit der Chemo angefangen. Der erste Tag ging ganz gut. Aber am Dienstag und Mittwoch und Donnerstag so beschissen, daß ich schon Selbstmordgedanken hatte.
Heute morgen war's anfänglich schlecht, danach ging es langsam aufwärts. Vorher hatte ich einen schlechten Lauf.
Ich hoffe ja, daß es nach der Chemo ein bißchen aufwärts geht und ich wenigstens noch ein bißchen Lebensqualität herausschinde. Und vor mir wartet perspektivlos der Tod, der durchaus willkommen sein kann.


Datum:
Wetter:
Blutdruck:
Zucker:
Gewicht:
Gym:
Bemerkenswertes: 

Datum:
Wetter:
Blutdruck:
Zucker:
Gewicht:
Gym:
Bemerkenswertes: 

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Wetter:
Blutdruck:
Zucker:
Gewicht:
Gym:
Bemerkenswertes: 

Datum:
Wetter:
Blutdruck:
Zucker:
Gewicht:
Gym:
Bemerkenswertes: 
 

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