Pötze

Der Potz ist überall
„Diese Pötze sind Dreamcatcher. In ihnen packe ich mein Unvermögen, mich in der Welt zurechtzufinden. Eigentlich bin ich ein Eremit. In meiner Höhle mutiert alles zum Potz. Dann kann ich ihn ablegen, ins Tagebuch oder im Ordner, dort sind sie unschädlich, aber jeden Tag windet sich ein neuer Potz ans Tageslicht, den ich unschädlich mache, indem ich ihn male, indem ich ihm Form gebe.“
Walter Reinhardt

„Pötze sind lustig und genießen ihre Freiheit, sich über alles zu mokieren. Sie sind Inseln der Ordnung in diesem Chaos der zwischenmenschlichen Beziehungen. Und sie freuen sich, wenn jemand über sie lacht oder sich freut. Zeigt das doch an, dass die Lage hoffnungslos, aber nicht ernst ist. Und da die Menschen im Allgemeinen nur über andere, aber nicht über sich selbst lachen können, wollen Pötze die unbeschwerte Heiterkeit zurückbringen, die viele im Laufe ihres Lebens verloren haben. Der Potz spendet Trost – oder der Trotz Prost – und hält seine breiten Schultern bereit zur Stütze für ein befreiendes Lachen und etwas Nachdenklichkeit. Und so stülpe ich die Pötze über meine Umgebung, sodass jeder meint, der Potz wäre ein Teil von ihm selber, und erfinde immer wieder neue Dazwischenräume, in denen sich Pötze ansiedeln können. Es gibt nichts, was man einem Potz nicht zuordnen kann. Auch wenn es nichts mehr gibt, gibt es trotzdem einen Potz des Nicht-mehr-Gebens. Wie der wohl aussehen mag? Spaß beiseite, Potz komm rein. Mittlerweile sind viele Pötze da, die sich von selbst vermehren. Und sie malen und zeichnen sich ihre eigene Welt.“
Walter Reinhardt

Pötze sind Mischexistenzen aus Figur und Ornament, Mensch, Tier und Pflanze, Fantasieobjekt. Als „Kopfgeburten“ sind sie Witz und Wortspiel zugleich. Wenige Striche markieren den Umriss, den Reinhardt anschließend koloriert und mit Titel oder Slogan sowie dem eigenen WR-Markenstempel versieht. Mit ihnen hat Reinhardt eine eigene, typenhafte Figurenwelt erschaffen, die er Potzlach nannte. Pötze sind der symbolhafte Ausdruck seiner Phantasie und seiner Gedanken. In unzähligen Variationen trudeln sie durch seine Bilder. Sie sind damit zu einer Art Markenzeichen seiner Kunst geworden. Reinhardt nutzte sie als Bildidee, dekorierte damit seine Speisekarten oder verschenkte sie  – um als Kartengruß, Augentröster oder einfach als Lesezeichen andere zu erfreuen. Im Potzlach-Museum haben sie eine Heimat gefunden.
„Letzthin sah ich durch eine Tür einen Raum, der mir sehr gefallen hat. Und wenn meine Zeit gekommen ist, werde ich durch diese Tür gehen mit einem Potzlach auf den Lippen, ich werde noch einmal zurückwinken und die Türe schließen – Potzlach –.“

 

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